Vor Jack und Rose gab es Romeo und Julia, aber noch einmal 400 Jahre davor entstand ein Text, der es mit seiner Dramatik und seiner literarischen Ausführung um ein Liebespaar ohne Weiteres mit Shakespeare oder der Verfilmung von Titanic aufnehmen kann.
Die Rede ist von „Tristan“, dem um 1200 entstandenen wichtigsten Werk von Gottfried von Straßburg. Zu vielen Besonderheiten des Werkes gibt es bereits eine Fülle an Forschungsliteratur. Angefangen vom Tabubruch des Ehebruches bis hin zu Spekulationen über das Ende des von Gottfrieds unvollendeten Werkes.
Doch diese Arbeit nimmt einen bisher weniger beachteten Bereich als Betrachtungsgegenstand. Hartman von Aue, ein Zeitgenosse Gottfrieds und ebenfalls einer der bedeutendsten Dichter seiner Zeit, schrieb zur ungefähr gleichen Zeit die wichtigsten deutschen Artusromane „Iwein“ und „Erec“. Nun könnten beide Autoren einzeln betrachtet werden, aber das genaue Gegenteil ist die Idee hinter dieser Arbeit. Wie viel Artusroman steckt in der Tristan-Erzählung von Gottfried von Straßburg?
Warum sich diese Frage überhaupt stellt, ist einleuchtend: So ist Tristan in allen Artusromanen ein Teil der Tafelrunde, er tritt dort als Ritter neben u.a. Lancelot auf. Daher ist im Umkehrschluss eigentlich zu erwarten, dass der Artushof auch im „Tristan“ eine entscheidende Rolle spielt; dem ist aber nicht so. Die zweite Begründung für die Fragestellung liefert Gottfried selbst, indem er Hartman als sein großes Vorbild bezeichnet und ihn über alle Maßen lobt.
Logisch wäre es dann, einen nach Hartmans Vorbild aufgebauten Artusroman zu erwarten, aber genau das liefert Gottfried nicht. Er hat die besten Voraussetzungen, seinem „Tristan“ etwas arthurisches zu verleihen, ja sein Werk scheint wie schon ausgeführt prädestiniert dafür. Da es auf den ersten Blick allerdings so wirkt, als würde sich der „Tristan“ vollkommen vom Artushof abwenden, möchte diese Arbeit untersuchen, ob es wirklich der Fall ist oder ob nicht doch etwas arthurischen im ‚Tristan‘ steckt. Um diese Frage zu beantworten, wird die Arbeit zunächst einen kurzen Blick auf die Dichter und ihre Texte werfen. Den Hauptteil bildet dann eine Gegenüberstellung der Handlungsstrukturmodelle des „Tristan“ und der Werke Hartmanns.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Dichter und seine Zeit
- Gottfried von Straßburg
- Hartman von Aue
- Der arthurische Tristan
- Das arthurische Handlungsstrukturmodell
- Tristans Entführung als erste âventiure?
- Die beiden Irlandfahrten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Integration arthurischer Elemente in Gottfried von Straßburgs "Tristan"-Erzählung im Vergleich zu den Werken Hartmanns von Aue, "Erec" und "lwein". Die Analyse konzentriert sich auf die Handlungsstrukturmodelle der Werke und zielt darauf ab, die Rolle des Artushofs und die Präsenz arthurischer Themen in Gottfrieds "Tristan" zu erforschen. Dabei werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Autoren hinsichtlich ihrer Darstellung des Artusromans aufgezeigt.
- Die Rolle des Artushofs in Gottfrieds "Tristan" im Vergleich zu Hartmanns Werken
- Die Integration arthurischer Motive und Handlungsstrukturen in Gottfrieds "Tristan"
- Der Einfluss Hartmanns von Aue auf Gottfrieds "Tristan"
- Die Unterschiede in der Darstellung des Artusromans bei Gottfried und Hartman
- Die Bedeutung der "âventiure" in den Werken beider Autoren
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über den historischen Kontext der beiden Autoren, Gottfried von Straßburg und Hartman von Aue, sowie einen kurzen Einblick in ihre Werke. Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse der Handlungsstrukturmodelle der drei Werke, "Tristan", "Erec" und "lwein". Dabei wird der sogenannte "Doppelweg" als gemeinsames Strukturprinzip in Hartmanns Werken vorgestellt und mit der Handlungsstruktur von Gottfrieds "Tristan" verglichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse der Arthursage im Kontext der deutschen Literatur des Mittelalters. Die Schlüsselwörter der Arbeit sind Gottfried von Straßburg, Hartman von Aue, Tristan, Artusroman, Handlungsstruktur, "âventiure", "êre", "Doppelweg".
- Arbeit zitieren
- Theresa Krien (Autor:in), 2015, Der arthurische Tristan. Vergleich der Werke Hartmanns von Aue mit der Tristan-Erzählung Gottfrieds von Straßburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343703