In der ADHS-Diagnostik gehören Kinder mit starken Symptomen, die mitten in einer Testdurchführung plötzlich einem Verhaltensimpuls nachgeben und aus dem Setting aussteigen wollen, zum klinischen Alltag, so dass sich der klinische Diagnostiker oft besonderen Herausforderungen bei der Testdurchführung gegenübersieht und in ein Spannungsfeld von Psychometrie und durchführungstechnischer Zumutbar- wie Machbarkeit gerät.
Die vorliegende Studie prüft anhand einer primär qualitativen und ergänzend quantitativen Analyse die Testdurchführung von KiTAP und HAWIK IV von 11 Testleitern einer kinderpsychiatrischen Gemeinschaftspraxis daraufhin, ob und inwieweit sich die testpsychologische Erfassung von Aufmerksamkeit und Intelligenz im Rahmen der ADHS-Diagnostik bei Kindern in einem Spannungsfeld zwischen Standardgewährleistung und kindgerechter Anpassung bewegt, ob es bei den Testleitern diesbezüglich persönliche Durchführungsstile gibt und ob sie sich zudem bestimmbaren Durchführungstypen zuordnen lassen.
Die Testleiter werden nach Kategorien, die vorher aus dem Feld induktiv hergeleitet wurden, jeweils über alle Testphasen des KiTAP und HAWIK IV hinweg rotierend beobachtet und dementsprechend auch nach ihrer Selbsteinschätzung befragt. Da die intervallskalierten Messinstrumente für jede Kategorie mehrere Schätzwerte erfassen, lässt sich das jeweilige Durchführungsverhalten ergänzend auch quantitativ beschreiben. Die qualitative Bildung von Durchführungstypen wird clusteranalytisch untermauert, die Beschreibung von Durchführungsstilen und -typen kommunikativ validiert.
Im Ergebnis der Studie hat jeder Testleiter seinen persönlich verantworteten Durchführungsstil, der selbst bei so unterschiedlichen Tests wie KiTAP und HAWIK IV relativ stabil ist, der der Testdurchführung auch unter herausfordernden klinischen Bedingungen Sicherheit und Linie gibt und der ein besonderes Regulationsverhalten repräsentiert. Reguliert wird ein für notwendig gehaltenes Entgegenkommen an die Situation und Symptomatik der kindlichen Testperson im klinischen Kontext.
Die Testleiter sind sich des Spannungsfeldes von testtheoretischen und klinischen Anforderungen bewusst. Sie suchen beide Anforderungen reflektiert und systematisch in Ausgleich zu bringen. Um den mittleren Raum zwischen den Polen testdiagnostische Funktionalität einerseits und psychosozial-diagnostische Beziehungsgestaltung andererseits verteilen sich drei distinkte Durchführungstypen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung und theoretischer Hintergrund
- 1.1 Einleitung
- 1.2 Anpassung
- 1.3 Testpsychologie in der ADHS-Diagnostik von Kindern
- 1.3.1 Klinisches Störungsbild der ADHS im Kindesalter
- 1.3.2 Komplexität der Diagnostik
- 1.3.3 Anforderungen der klinisch-psychologischen Diagnostik bei Kindern
- 1.3.4 Neuropsychologische Testung von Aufmerksamkeit mit KiTAP
- 1.3.5 Erfassung von Intelligenz mit HAWIK IV bei der ADHS-Diagnostik von Kindern
- 1.3.6 Zusammenfassende Ableitung der Fragestellung
- 2 Methode
- 2.1 Beschreibung der Stichprobe
- 2.2 Erhebungsinstrumente
- 2.2.1 Untersuchungsvariablen
- 2.2.2 Qualitativ-induktive Kategorienbildung
- 2.2.3 Beschreibung der Erhebungsinstrumente
- 2.3 „Mixed Methods“ in der Analyse von Durchführungsstilen und -typen: Ergänzung der qualitativen Analyse durch quantitative Schritte
- 3 Ergebnisse
- 3.1 Individuelle Durchführungsstile
- 3.2 Typen von Durchführungsstilen
- 4 Zusammenfassung und Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Testdurchführungspraxis von KiTAP und HAWIK IV bei der ADHS-Diagnostik von Kindern. Ziel ist es, das Spannungsfeld zwischen standardisierten Testverfahren und kindgerechter Anpassung in der klinischen Praxis zu analysieren und die individuellen Durchführungsstile der Testleiter zu beschreiben und zu kategorisieren.
- Analyse des Spannungsfeldes zwischen Standardisierung und Anpassung in der ADHS-Diagnostik
- Beschreibung individueller Durchführungsstile der Testleiter
- Kategorisierung von Durchführungsstilen in distinkte Typen
- Qualitative und quantitative Analyse der Testdurchführung
- Implikationen für die Qualitätssicherung in der Testdurchführung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung und theoretischer Hintergrund: Dieses Kapitel legt den theoretischen Rahmen der Arbeit fest. Es beschreibt das klinische Störungsbild der ADHS, die Komplexität der Diagnostik bei Kindern und die spezifischen Anforderungen der klinisch-psychologischen Diagnostik in diesem Kontext. Besonderes Augenmerk wird auf die neuropsychologische Testung von Aufmerksamkeit mit dem KiTAP und die Erfassung von Intelligenz mit dem HAWIK IV gelegt. Die Kapitel gipfeln in der Ableitung der Forschungsfragen, die die Studie leiten.
2 Methode: Das Methodenkapitel beschreibt detailliert die Stichprobe, die verwendeten Erhebungsinstrumente (KiTAP und HAWIK IV), und die gewählte Vorgehensweise ("Mixed Methods"). Es erläutert die qualitative, induktiv hergeleitete Kategorienbildung für die Beobachtung der Testleiter und die ergänzende quantitative Analyse der erhobenen Daten. Die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden wird begründet und detailliert dargelegt.
3 Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie. Es beschreibt sowohl die individuellen Durchführungsstile der einzelnen Testleiter als auch die Bildung von distinkten Durchführungstypen durch Clusteranalyse. Die Ergebnisse werden anhand von quantitativen Daten und qualitativen Beobachtungen illustriert, die das Spannungsfeld zwischen Standard und Anpassung belegen.
Schlüsselwörter
ADHS-Diagnostik, Kinder, Testpsychologie, KiTAP, HAWIK IV, Aufmerksamkeit, Intelligenz, Standardisierung, Anpassung, Durchführungsstil, Durchführungstyp, Qualitative Forschung, Quantitative Forschung, Mixed Methods, Klinische Praxis.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: ADHS-Diagnostik bei Kindern mit KiTAP und HAWIK IV
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Testdurchführungspraxis der neuropsychologischen Tests KiTAP (Kinder-Test zur Aufmerksamkeitsprüfung) und HAWIK IV (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder) in der ADHS-Diagnostik bei Kindern. Der Fokus liegt auf der Analyse des Spannungsfelds zwischen standardisierten Testverfahren und der notwendigen kindgerechten Anpassung in der klinischen Praxis.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die individuellen Durchführungsstile der Testleiter zu beschreiben und zu kategorisieren. Sie analysiert das Spannungsfeld zwischen Standardisierung und Anpassung bei der ADHS-Diagnostik und untersucht die Implikationen für die Qualitätssicherung in der Testdurchführung. Qualitative und quantitative Methoden werden kombiniert, um ein umfassendes Bild zu erhalten.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Studie verwendet einen "Mixed Methods"-Ansatz. Es werden sowohl qualitative (induktive Kategorienbildung zur Beschreibung individueller Durchführungsstile) als auch quantitative Methoden (Clusteranalyse zur Bildung von Durchführungstypen) eingesetzt. Die Daten wurden durch Beobachtung der Testleiter während der Durchführung von KiTAP und HAWIK IV erhoben.
Welche Tests wurden verwendet?
Die Arbeit verwendet den KiTAP (Kinder-Test zur Aufmerksamkeitsprüfung) zur Erfassung der Aufmerksamkeit und den HAWIK IV (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder) zur Erfassung der Intelligenz. Beide Tests sind standardisierte Verfahren, deren Anwendung im Kontext der ADHS-Diagnostik bei Kindern untersucht wird.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel 1 legt den theoretischen Hintergrund dar (ADHS, Diagnostik, KiTAP, HAWIK IV). Kapitel 2 beschreibt die Methodik (Stichprobe, Erhebungsinstrumente, Mixed Methods-Ansatz). Kapitel 3 präsentiert die Ergebnisse (individuelle Durchführungsstile und -typen). Kapitel 4 fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert deren Bedeutung.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse beschreiben sowohl individuelle Durchführungsstile der Testleiter als auch die Bildung von distinkten Durchführungstypen. Quantitative Daten und qualitative Beobachtungen belegen das Spannungsfeld zwischen Standardisierung und Anpassung in der Praxis. Die genauen Ergebnisse sind im Kapitel 3 der Arbeit detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
ADHS-Diagnostik, Kinder, Testpsychologie, KiTAP, HAWIK IV, Aufmerksamkeit, Intelligenz, Standardisierung, Anpassung, Durchführungsstil, Durchführungstyp, Qualitative Forschung, Quantitative Forschung, Mixed Methods, Klinische Praxis.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Klinische Psychologen, Kinderpsychologen, Testpsychologen und alle, die sich mit der Diagnostik von ADHS bei Kindern beschäftigen. Sie bietet wertvolle Einblicke in die Praxis der Testdurchführung und die Herausforderungen der Standardisierung im Kontext kindlicher Besonderheiten.
- Quote paper
- Christian Keck (Author), 2016, Testpsychologische Erfassung von Aufmerksamkeit und Intelligenz im Rahmen der ADHS-Diagnostik bei Kindern zwischen Standard und Anpassung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343768