Max Weber hat sich in seinem Werk hauptsächlich mit dem Rationalisierungsprozess von sozialem Handeln und allen davon ausgehenden sozialen Gebilden befasst. Besonders stellte er sich die Frage, warum „gerade auf dem Boden des Okzident, und nur hier, Kulturerscheinungen auftraten, welche doch – wie wenigstens wir uns gerne vorstellen – in einer Entwicklungsrichtung von universeller Bedeutung und Gültigkeit lagen“. Dazu gehört auch die spezielle Entwicklung des westlichen Staates und der christlichen Kirche, die wiederum erst die Grundlage boten für die Idee einer „Trennung von Staat und Kirche“.
Ich werde versuchen die Entwicklung dieser Institutionen an Hand von Max Webers Herrschaftssoziologie nachzuzeichnen. Was jedoch auch nicht ohne eine Betrachtung seines Konzepts der Rationalisierung von staatlichem und vor allem religiösen Handelns als eine „bestimmte Art von Gemeinschaftshandeln“ auskommt. Eine Betrachtung der Geschichte des Christentums liefert einen weiteren Zugang zu dem Verständnis, warum in Deutschland Staat und Kirche formal getrennt sein sollen. Dazu bietet Max Webers Analyse der „Protestantischen Ethik“ noch eine weitere Herangehensweise an die Frage, warum die Autorität der Kirche nachgelassen haben könnte.
Zuletzt möchte ich die Idee der „Trennung von Staat und Kirche“ an sich versuchen zu analysieren. Dabei werde ich mich weiterhin vorrangig mit der Situation in Deutschland befassen. Denn im deutschen Staat ist die „Trennung von Staat und Kirche“ seit der Weimarer Verfassung von 1919 ein fest im Grundgesetz verankertes Menschenrecht. Im Artikel 4 des Grundgesetzes wird jeder und jedem die Freiheit des Gewissens, des Glaubens und der Weltanschauung garantiert. Eigentlich soll es die Chance bieten, verschiedene Weltanschauungen und Religionen nebeneinander existieren zu lassen. Doch einerseits stellt sich die Frage, ob dies damit wirklich ermöglicht wird, ob die persönlichen Werte dadurch nicht eher ins Private zurückgedrängt werden. Andererseits kann dies auch mit der Zunahme wirtschaftlicher Freiheiten einhergehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die christliche Kirche
- Die Rationalisierung religiösen Handelns
- Die Institution der christlichen Kirche
- Die Rationalisierung der Herrschaft der christliche Kirche
- Die christliche Kirche und der deutsche Staat
- Die historische Entwicklung der Situation der christlichen Kirche im deutschen Staat
- Die Auflösung der Kirche in der protestantische Ethik
- Die Bürokratisierung von Kirche und Staat
- Der Neutralitätsanspruch des deutschen Staates
- Die moderne westliche Berufskonzeption
- Der Neutralitätsanspruch und die Interessen der Wirtschaft
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Trennung von Staat und Kirche im Kontext von Max Webers Werk. Sie untersucht die Entwicklung von Staat und Kirche im Westen, insbesondere in Deutschland, unter dem Aspekt der Rationalisierung und Bürokratisierung sozialer Institutionen. Die Arbeit analysiert Webers Konzepte von Herrschaft und Rationalisierung, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung der christlichen Kirche und ihre Rolle im deutschen Staat.
- Die Rationalisierung religiösen Handelns
- Die Entwicklung der christlichen Kirche als Institution
- Die Rolle der protestantischen Ethik in der Entwicklung der Trennung von Staat und Kirche
- Der Neutralitätsanspruch des deutschen Staates im Kontext der modernen Gesellschaft
- Die Bedeutung der Trennung von Staat und Kirche für die individuelle Freiheit und die gesellschaftliche Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Trennung von Staat und Kirche ein und erläutert die Relevanz von Max Webers Werk für die Untersuchung dieses Phänomens. Sie stellt den Fokus auf die Rationalisierungsprozesse in Staat und Kirche und die Entstehung der Idee einer Trennung von beiden.
Kapitel 2 beleuchtet die christliche Kirche als Institution und ihre Entwicklung im Hinblick auf Rationalisierung und Bürokratisierung. Es geht dabei insbesondere um die Entwicklung der Herrschaftsstruktur der Kirche und die Suche nach Lösungen für das Theodizeeproblem.
Kapitel 3 analysiert die historische Entwicklung der Beziehung zwischen der christlichen Kirche und dem deutschen Staat. Es untersucht die Auswirkungen der protestantischen Ethik auf die Autorität der Kirche und die zunehmende Bürokratisierung von Staat und Kirche.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Neutralitätsanspruch des deutschen Staates im Kontext der modernen Gesellschaft. Es analysiert die Rolle der modernen Berufskonzeption und die Interessen der Wirtschaft im Hinblick auf die Trennung von Staat und Kirche.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themengebiete: Max Weber, Rationalisierung, Trennung von Staat und Kirche, christliche Kirche, protestantische Ethik, Bürokratisierung, Neutralitätsanspruch, deutsche Geschichte, moderne Gesellschaft, individuelle Freiheit.
- Quote paper
- Carmen Weber (Author), 2007, Die Trennung von Staat und Kirche bei Max Weber, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343814