Es gibt eine Vielzahl von Untersuchungen über Arbeitslosigkeit. Dabei geht es zum einen um die Erfassung von Faktoren der Erwerbsarbeit, die menschliche Grundbedürfnisse befriedigen. Andere Studien versuchen zwischen Faktoren zu unterscheiden, inwiefern jene mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit zum Eintreten von Arbeitslosigkeit beitragen. Solche Untersuchungen beziehen sich nicht nur auf Qualifikationen und Berufswahl, sondern auch auf soziale und psychische Erfahrungen und Persönlichkeitsmerkmale.
Nun existiert vermehrt die Erfahrung von Arbeitslosigkeit und wenn es immer weniger bezahlte Arbeitsplätze gibt und die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung keine starken Veränderungen erfährt, werden auch in Zukunft weniger von jenen vorhanden sein. Auch wenn jede Person ihre Qualifikationen optimiert, ihre Berufswahl streng nach einer drohenden Arbeitslosigkeit ausrichtet und soziale und psychische Problematiken zu überwinden versucht, um die möglichst optimalen Voraussetzungen für einen Arbeitsplatz zu erreichen. Vielmehr besteht bei dieser Betrachtungsweise eventuell die Gefahr, dass aus der Zuschreibung von Faktoren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Arbeitslosigkeit führen, letztlich Schuldzuschreibungen werden könnten, die die Verantwortung für das Nichtvorhandensein eines Arbeitsplatzes dem arbeitssuchenden Individuum zuschieben. Dies soll weder bedeuten, dass die Untersuchung der Faktoren einen solchen Zusammenhang zwingend herstellt noch, dass gegen die individuelle Ausrichtung nach solchen Wissensbeständen etwas einzuwenden wäre. Auf diesem Weg kann schlicht die Nachfrage nach Arbeitsplätzen nicht gesteigert werden.
Mutz et al. kritisierten 1995, dass „praktisch alle Untersuchungen zur Arbeitslosigkeit [...] [jene] als Abweichung, als Herausfallen aus der gesellschaftlichen Normalität [bestimmen]. [...] Wie aber, wenn man sich damit abfinden müsste, dass der (männlich geprägte) normative Bezugspunkt für die individuelle Lebenslaufsgestaltung, das auf lebenslanger, kontinuierlicher, sozialrechtlich abgesicherter Vollzeitbeschäftigung basierende Normalarbeitsverhältnis, auf absehbare Zeit seine empirische Relevanz verloren hat?“ Insofern Arbeitslosigkeitserfahrung in einer Gesellschaft weit verbreitet ist, stellt sich also die Frage, ob jene Erfahrung im Anschluss an die Idee der Vergesellschaftung über Erwerbsarbeit die soziale Integration und das politische beziehungsweise demokratische Selbstbewusstsein beeinflussen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 0 Einleitung
- 1 Theoretischer Hintergrund
- 1.1 Arbeitslosigkeit aus lebenslaufsoziologischer Perspektive
- 1.2 Arbeitslosigkeitserfahrung und gesellschaftliche Integration
- 1.3 Konzepte zur gesellschaftlichen Integration von Arbeitslosigkeit
- 2 Operationalisierung der Fragestellung
- 2.1 Arbeitslosigkeit als Erfahrung im Lebenslauf
- 2.2 Operationalisierung theoretischer Überlegungen über Zusammenhänge von Arbeitslosigkeitserfahrung und gesellschaftlicher Integration
- 3 Analysemethode
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Dimensionen der Arbeitslosigkeitserfahrung in der LifE-Studie
- 4.2 Ergebnisse zu den theoretischen Überlegungen über Zusammenhänge von Arbeitslosigkeitserfahrung und gesellschaftlicher Integration
- 5 Interpretation der Ergebnisse
- 6 Schlussbemerkung
- 7 Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen von Arbeitslosigkeitserfahrungen auf den Lebenslauf und die gesellschaftliche Integration. Sie beleuchtet die Bedeutung von Arbeitslosigkeit aus einer lebenslaufsoziologischen Perspektive und analysiert die Beziehung zwischen Arbeitslosigkeitserfahrung und gesellschaftlicher Integration im Kontext der LifE-Studie.
- Arbeitslosigkeit aus lebenslaufsoziologischer Perspektive
- Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeitserfahrung und gesellschaftlicher Integration
- Konzepte zur gesellschaftlichen Integration von Arbeitslosigkeit
- Quantitative Analyse der LifE-Studie
- Potenzielle Auswirkungen von Arbeitslosigkeitserfahrung auf die gesellschaftliche Integration
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit behandelt die Relevanz von Arbeitslosigkeitserfahrungen im Lebenslauf. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf Arbeitslosigkeit und deren Folgen, insbesondere im Kontext der Veränderungen des Erwerbssystems in westlichen Gesellschaften.
- Theoretischer Hintergrund: Das Kapitel erörtert die Bedeutung von Arbeitslosigkeit aus lebenslaufsoziologischer Perspektive. Es werden Konzepte und Theorien zur Institutionalisierung des Lebenslaufs und der Rolle der Erwerbsarbeit in der Vergesellschaftung vorgestellt.
- Operationalisierung der Fragestellung: Dieses Kapitel beschreibt die Methode zur Operationalisierung der Forschung anhand der LifE-Studie. Es werden die relevanten Variablen und Datenquellen definiert, die für die Analyse der Arbeitslosigkeitserfahrungen und der gesellschaftlichen Integration verwendet werden.
- Analysemethode: Der Abschnitt stellt die gewählte Analysemethode für die Daten der LifE-Studie vor.
- Ergebnisse: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der quantitativen Analyse präsentiert. Es werden die Dimensionen der Arbeitslosigkeitserfahrung in der LifE-Studie beschrieben und die Ergebnisse im Hinblick auf die theoretischen Überlegungen über Zusammenhänge von Arbeitslosigkeitserfahrung und gesellschaftlicher Integration analysiert.
Schlüsselwörter
Arbeitslosigkeit, Lebenslauf, gesellschaftliche Integration, LifE-Studie, Erwerbsarbeit, Vergesellschaftung, quantitative Analyse, sozialer Status, Arbeitsmarktpolitik.
- Citation du texte
- Carmen Weber (Auteur), 2010, Arbeitslosigkeitserfahrungen im Lebenslauf und gesellschaftliche Integration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343817