Inwieweit können Individuen Einfluss auf die organisationale Realität nehmen? Mit dem Neoinstitutionalismus lässt sich diese Frage nur schwer beantworten, da er den Akteursinteressen und Strategien (auf Individualebene) kaum eine Bedeutung beimisst: Die Organisation strebt nahezu ausschließlich nach Stabilität und Legitimität. In der Akteur-Netzwerk-Theorie ist hingegen die Organisation als solche auch immer wandelbar, sie ändert sich mit den organisationalen Diskursen. Die vorliegende Arbeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, die beiden Theorien anhand ihres Akteursverständnisses zu vergleichen. Dazu werden zunächst beide Theorien in ihren Grundzügen vorgestellt. In einem weiteren Schritt werden beide Ansätze auf jenen Aspekt hin verglichen. Zum Schluss erfolgen eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und eine kritische Würdigung der Theorien.
Der Neoinstitutionalismus ist in den vergangenen Jahren vor allem in den USA zu dem führenden Ansatz innerhalb der Organisationstheorie avanciert. Entstanden ist die neoinstitutionalistische Organisationstheorie Ende der 1970er Jahre.
Zentrales Erkenntnisinteresse ist die Untersuchung des Einflusses der institutionellen Umwelt auf die Organisation.Des Weiteren versuchen die (meisten) Neoinsitutionalisten, die Gleichheit von Organisationen und deren irrationales Verhalten zu erklären. Das akteur-netzwerk-theoretische Denken wurde hingegen von (post-)strukturalistischen Vorstellungen und machtphilosophischen Überlegungen Foucaults inspiriert.
Außerdem vereint es Methoden der Anthropologie und der Ethnomethodologie und weist Bezüge zur verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie auf. Zu den Vertretern gehören u.a. Bruno Latour, Michel Callon und John Law. Hauptanliegen der Theorie in Bezug auf Organisationen ist es, deren Wandel und Veränderungsprozesse zu erklären. Im Gegensatz zur neoinstitutionalistischen Perspektive wird Organisation nicht auf seine Stabilität hin untersucht, sondern der Vorgang des Organisierens wird genauer ins Blickfeld genommen. Die Netzwerk-Akteur-Theorie (ANT) bietet den Vorteil, auch auf neuere ökonomische Entwicklungen reagieren zu können. So spielt heutzutage auch immer mehr die organisationale Flexibilität für einen etwaigen Erfolg der Organisation eine Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Neoinstitutionalismus: Stabilität, Homogenität, Umweltanpassung
- Institution, Institutionalisierung, organisationales Feld
- Organisation-Umwelt Beziehung
- Isomorphie und Entkopplung
- Akteur-Netzwerk-Theorie: Wandel, Heterogenität, Prozess
- Netzwerke und Ordnung
- Veränderung durch dominante Diskurse
- Koalitionen
- Akteursverständnis- ein Vergleich
- Irrationalität und Determiniertheit
- Fazit
- Etablierung von Innovationen- Durchsetzung vs. Anpassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Vergleich des Neoinstitutionalismus und der Akteur-Netzwerk-Theorie im Hinblick auf ihr Akteursverständnis. Die Arbeit analysiert die beiden Theorien in ihren Grundzügen und untersucht, wie sie die Rolle von Akteuren in Organisationen begreifen. Dabei werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Ansätze herausgearbeitet.
- Die Stabilität und Homogenität von Organisationen im Neoinstitutionalismus
- Die Rolle der institutionellen Umwelt im Neoinstitutionalismus
- Der Wandel und die Heterogenität von Organisationen in der Akteur-Netzwerk-Theorie
- Die Bedeutung von Netzwerken und Diskursen in der Akteur-Netzwerk-Theorie
- Der Vergleich des Akteursverständnisses im Neoinstitutionalismus und der Akteur-Netzwerk-Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Neoinstitutionalismus und der Akteur-Netzwerk-Theorie ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Der Abschnitt über den Neoinstitutionalismus beschreibt die zentralen Konzepte der Theorie, wie z.B. die institutionelle Umwelt, Isomorphie und Entkopplung. Der Teil über die Akteur-Netzwerk-Theorie erklärt die Bedeutung von Netzwerken, Diskursen und Koalitionen für die Organisation. Im Vergleich der beiden Theorien wird das Akteursverständnis im Neoinstitutionalismus und der Akteur-Netzwerk-Theorie gegenübergestellt. Abschließend werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und die Theorien kritisch gewürdigt.
Schlüsselwörter
Neoinstitutionalismus, Akteur-Netzwerk-Theorie, Organisationstheorie, Akteursverständnis, Stabilität, Wandel, Homogenität, Heterogenität, institutionelle Umwelt, Netzwerke, Diskurse, Koalitionen, Legitimität, Rationalitätsmythen, Isomorphie, Entkopplung.
- Arbeit zitieren
- Selina Thal (Autor:in), 2010, Neoinstitutionalismus vs. Akteur-Netzwerk Theorie. Das Akteursverständnis im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343955