Manipulation durch Sprache in der politischen Rede des Nationalsozialismus. Parallelen zur politischen Rede von AfD und PEGIDA


Trabajo de Investigación (Colegio), 2016

17 Páginas, Calificación: 1,2


Extracto


INHALT

1. Einführung in die Thematik der Arbeit

2. Allgemeines
2.1 Definitionen der Wörter Manipulation und Sprache
2.1.1 Definition des Wortes Manipulation
2.1.2 Definition des Wortes Sprache
2.2 Formen und Einsatzgebiete der Manipulation durch Sprache
2.3 Die Funktion der politischen Rede im Nationalsozialismus

3. nalyse: „Die Verkündung des totalen Krieges“- Die Sportpalastrede von Joseph Goebbels am 18. Februar 1943

4. Manipulation durch Sprache in AfD und PEGIDA anhand von Beispielen und eventuelle Parallelen zum Nationalsozialismus
4.1 Historisch geprägte Begrifflichkeiten1
4.2 Kriegsvokabular
4.3 Naturkatastrophenmetaphorik
4.4 Manipulation durch Sprache in den sozialen Netzwerken
4.5 Direkter Vergleich von Redeabschnitten von Björn Höcke und Dr. Joseph Goebbels

5. Abschließendes Fazit, Meinung, Appell

6. Literaturverzeichnis:

7. Anhang

1. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK DER ARBEIT

„Diese Reden (Reden im Nationalsozialismus) [ nm. d. Verf.΁ bereiten weder ästhetisches noch ethisches Vergnügen, sie verzaubern nicht durch intelligent- anspielungsreiche Sprachakrobatik, sie bieten keine den Wissenshorizont bereichernden Inhalte und rufen beim heutigen Leser keine Emotionen hervor. Kurz: Die politischen Reden im NS waren erfolgreiche, aber keine guten Reden.“1

Wieso also sollte man die Lektüre auf sich nehmen? Welchen Grund gibt es, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen? Zum einen hilft eine hinreichende Analyse ihrer politischen Reden selbstverständlich dabei das NS- Regime zu „verstehen“. ls „originäre Existenzweise des Politischen“2 ist die politische Rede „stets Teil der politischen Kommunikation innerhalb einer politischen Ordnung“3. Somit kann sie Aufschluss geben über die Funktionsweisen und Wirkungen innerhalb dieser Ordnung.

Doch vor allem sollten diese Reden eine Warnung darstellen.

Ein genaues Befassen mit den Propagandamethoden des NS-Regimes, zu denen natürlich auch die rhetorischen Methoden der politischen Rede gehören und die das Fundament der folgenden Gräueltaten mitbegründeten, sollte dafür sorgen es nie wieder so weit kommen zu lassen.

„Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.”4

Eine Wiederholung der Geschichte muss in diesem Fall also unbedingt verhindert werden.

Doch eine Betrachtung der aktuellen Entwicklungstendenzen der Politik in Europa resultiert in der Feststellung eines deutlichen Rechtsrucks, ausgelöst durch Faktoren wie die Flüchtlingskrise. Die erst 2013 gegründete rechtspopulistische Partei AfD, mit der sich im weiteren Verlauf der Arbeit noch genauer befasst wird, beispielsweise zog bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt 2016 mit 24,2% der Wählerstimmen als zweitstärkste Partei in den Landtag einBetrachtet man nun weiterhin die sprachlichen Mittel der rechtsorientierten Parteien, stößt man meiner Meinung nach vermehrt auf stark rechtspopulistische Aussagen, die manchmal sogar Parallelen zu nationalsozialistischen Ideen aufweisen und nichtsdestotrotz auf stetig wachsende Zustimmung der Bevölkerung treffen. In Bezug auf diese These werden an späterer Stelle Parallelen zur Sprache des Nationalsozialismus an konkreten Beispielen von AfD und PEGIDA aufgezeigt.

Die Sprache stellt wohl eines der effektivsten Mittel zur Manipulation und Beeinflussung von Menschen dar. In der Politik wird häufig der semantische Kontext eines Wortes verschleiert um den Begriff unter der Absicht der Täuschung umzudeuten und somit den Zuhörer oder Leser zu beeinflussen und um dessen Bewusstsein zu manipulieren. Der Einsatz von Stilmitteln zu diesem Sinne und Zweck im Allgemeinen führt nur zum Erfolg, wenn er nicht bemerkt wird, weshalb man in diesem Fall von Manipulation spricht.

Zur Verdeutlichung wird Joseph Goebbels berühmte Sportpalastrede analysiert. Vorab muss an diesem Punkt angebracht werden, dass man sich bei der wissenschaftlichen Betrachtung der Reden des Nationalsozialismus einigen Problematiken konfrontiert sieht. Ich orientiere mich hierbei an Janin Taubert.1

Meist steht die Frage nach der Wirkung einer Rede im Fokus der Forschung, dieser Forschung liegt die sogenannte Manipulationsthese zugrunde („Macht des Wortes“). Oft werden Kontext und sogar Inhalt der Reden vernachlässigt, viele Studien gehen implizit von der Prämisse aus, dass alleine die sprachlichen Methoden über die Wirkungsweise und Überzeugungskraft einer Rede entscheiden.

Dem ist meiner Meinung nach nicht so. Da das Ziel dieser Arbeit aber die Auseinandersetzung mit der Manipulation durch Sprache in der politischen Rede ist, werde ich fast ausschließlich auf die sprachlichen Methoden eingehen.

2. ALLGEMEINES

2.1 DEFINITIONEN DER WÖRTER MANIPULATION UND SPRACHE

2.1.1 Definition des Wortes Manipulation

„Manipulation (lateinisch manus: Hand), nicht klar definierter Begriff für das „Handhaben“, d. h. im übertragenen Sinn das Beeinflussen von Geschehnissen oder Zusammenhängen. Die Psychologie befasst sich in diesem Sinne vor allem mit den Mechanismen der Manipulation anderer Menschen zur Erreichung eigener Zwecke und Ziele mit Hilfe von Desinformation, Übertreibung und Suggestion. In der Sozialpsychologie wird der Begriff zumeist zur Kennzeichnung bestimmter Strategien und Machenschaften zur Beeinflussung der allgemeinen öffentlichen Meinung beispielsweise durch die Werbeindustrie, die Massenmedien sowie politische Parteien gebraucht. Gegenwärtig gewinnt auch die kriminelle Manipulation von Informationen im Internet an Bedeutung. (͙)“1

2.1.2 Definition des Wortes Sprache

„Sprache, usdruck und Darstellung von Gedanken, Gefühlen, Willensregungen durch Zeichen (Zeichensprache), Gebärden (Gebärdensprache), besonders durch Laute. Die Lautsprache ist die vollendetste aller Formen menschlicher Kommunikation.

Natürliche Sprachen (historisch gewachsene Sprachen wie Deutsch, Englisch) sind Ausdruck menschlichen Denkens, Fühlens und Wollens. Künstl. [sic!] Sprachen (Welthilfssprachen) sind Vereinfachungen von Sprachen zur Erleichterung der internationalen sprachlichen Verständigung. Die auch zu den künstlichen Sprachen gehörenden formalisierten Sprachen sollen für exakt definierte Zwecke Aussagen präzisieren und Missverständnisse und Mehrdeutigkeiten ausschalten, (͙). Die Gesamtheit der einer Menschengruppe gemeinsamen sprachlichen Möglichkeiten heißt Sprachbesitz (Muttersprache). Eine Menschengruppe mit wesentlich gleichem Sprachbesitz heißt Sprachgemeinschaft. Sie ist vielfach gegliedert, u. a. nach Mundarten, Dialekten oder Berufsgruppen. Diesen Besonderheiten steht die Gemeinsprache als gemeinsames Kommunikationsmittel gegenüber. Nach dem Zweck des Sprechens unterscheidet man die situationsgebundene Umgangssprache des täglichen Lebens von der Hochsprache (Standardsprache) der Literatur, der Wissenschaft, der Verwaltung, der feierlichen Rede.“2

2.2 FORMEN UND EINSATZGEBIETE DER MANIPULATION DURCH SPRACHE

Im Folgenden orientiere ich mich teilweise an Muders, Katharina: Manipulation durch Sprache insbesondere am Beispiel politischer Rede. Düsseldorf 2007.

Die Wahrnehmung von Sinneseindrücken unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Als Instrument zum Ausdruck besagter Wahrnehmungen dient die Sprachkompetenz, etwa durch Belegung diverser Gegenstände, Emotionen, Geschehnisse etc. mit Worten und Namen. Dies sorgt dafür, dass jene greif- und erfassbar gemacht werden.

Zur Prophylaxe eines gegenteiligen Resultats des Beabsichtigten ist die jeweilige Wortwahl essentiell.

Ist die Wortwahl allerdings darauf ausgerichtet Menschen von etwas zu überzeugen, was nicht ihren Werten oder Ansichten entspricht, so bezeichnet man dies als Manipulation. Diese unterteilt sich in verschiedene Formen, die jedoch alle darauf abzielen das Bewusstsein des Zuhörers oder Gesprächspartners zu beeinflussen.

Betrachtet man den Alltag, werden viele Begriffe durch Metonymien verschönert und entfalten somit eine manipulative Wirkung. Einige Beispiele:

- Müllkippe- Entsorgungspark (Park assoziiert positive Emotionen, die eigentlich in direktem Widerspruch zum Begriff des Mülls stehen)
- Arbeiter entlassen/ feuern- Arbeitskräfte freisetzen (Freiheit)
- Kriegsminister- Verteidigungsminister (Bezug auf das Grundrecht der Verteidigung)

Manipulation ist bei den meisten Menschen mit klar negativer Konnotation behaftet, wobei es hier zu differenzieren und nicht zu verallgemeinern gilt, wie unter anderem oben genannte Beispiele zeigen.

Nichtsdestotrotz lässt sich feststellen, dass sie die heutige Kommunikation, vor allem in den

Medien dominiert. Am Beispiel des Bereichs der Werbung soll sie zum Kauf anregen und somit zu einer Verkaufs- und Umsatzsteigerung durch den Umworbenen führen. Hierbei wird eine simple Methode angewandt, nur die positiven Aspekte werden betont und angesprochen, negative Seiten des Produkts existieren scheinbar nicht. Es kann sich daraus resultierend um Unwahrheiten handeln, wesentliche Punkte können unter Umständen ausgelassen werden. Die Beeinflussung geschieht in diesem konkreten Fall also durch Auslassung. Eine weitere, extreme Form der Manipulation ist die Propaganda, die in dieser Arbeit noch behandelt wird.1

2.3 DIE FUNKTION DER POLITISCHEN REDE IM NATIONALSOZIALISMUS

Die Funktion der politischen Rede im Nationalsozialismus lässt sich im Wesentlichen in vier Ansätze aufteilen. Ich halte mich im Folgenden teilweise erneut eng an Janin Taubert, die ihre Ausführungen wiederum auf Ralf Sluzalek, Johann Volmert und Detlef Grieswelle aufbaut. Als erste Funktion wird die emotionale Überwältigung des Auditoriums genannt. Mittels dieser sollen Ideologien und Ansichten aufgezwungen werden. So äußert Adolf Hitler in seinem Werk Mein Kampf, die Rede diene der „Beeinträchtigung1, die durch den „ ppell an diese geheimnisvollen Kräfte [Gefühle΁“[2] nicht den Verstand, sondern das „Herz des Volkes“3 gewinnen solle. Im Sinne der rhetorischen Affektenlehre sollen also Ethos und Pathos als Instrumente zur Emotionsevokation benutzt werden um die rationale Denkfähigkeit zu vermindern.

Die zweite Funktion stellt die Legitimierung von Herrschaft dar. Da sich ein Herrschaftsanspruch laut Grieswelle nicht aufgrund eines Amtes, sondern vielmehr aufgrund persönlicher Qualitäten und Alleinstellungsmerkmale rechtfertigen lasse, zielt die Rhetorik in der politischen Rede darauf ab eben jene Attribute zum Ausdruck zu bringen und hervorzuheben um somit eine Herrschaft zu legitimieren.4 Diese Legitimierung wird insofern unterstützt, da „das uditorium während des Redeaktes zum freiwilligen und gläubigen Helfer des Systems stilisiert wird.“5

Die dritte Funktion zielt auf die Harmonisierung objektiv bestehender sozialer und ethischer Widersprüche. Zum einen sollen hier bereits bestehende Problematiken wie die Schere zwischen Arm und Reich durch scheinbar essentiellere, wichtigere, bedeutendere Konflikte wie beispielsweise den Differenzen zwischen der deutschen Herrenrasse und den niederen Rassen verdrängt werden (Rassenkampf statt Klassenkampf). Zum anderen soll durch die Rhetorik ein Szenario, eine Welt konstruiert werden, in der der Widerspruch zwischen der eigenen, anscheinenden moralischen Anständigkeit und dem tatsächlichen Handeln, d.h. dem Mitwirken an den Gräueltaten des NS- Regimes, vereinbar ist.

Die vierte Funktion wird in der Erzeugung von Massen gesehen. Es soll also eine „Volksgemeinschaft“, bzw. eine kollektive Gefolgschaft konstituiert werden. Das uditorium wird durch das gezielte Ansprechen unterbewusster Wünsche und Fantasien, sowie das Integrieren der politischen Rede in passende Massenveranstaltungen zu einer gehorsamen Einheit zusammengefügt.

[...]


1 Taubert, Janin: Politische Rhetorik im Nationalsozialismus- Die außen- und innenpolitische Funktion von Joseph Goebbels Sportpalastrede „Wollt ihr den totalen Krieg?“, Berlin 2006, S.2

2 Kopperschmidt, Josef: Zwischen politischer Rhetorik und rhetorischer Politik. Thematisch einleitende Bemerkungen, in: Ders. (Hrsg.): Politik und Rhetorik: Funktionsmodelle politischer Rede. Opladen, 1995: Westdeutscher Verlag in: Taubert, Janine: Politische Rhetorik im Nationalsozialismus, S.2

3 Taubert, Janine: Politische Rhetorik im Nationalsozialismus, S.2

4 Santayana, George: The Life of Reason, Volume 1, 1905

1 Taubert, Janin: Politische Rhetorik im Nationalsozialismus- Die außen- und innenpolitische Funktion von Joseph Goebbels Sportpalastrede „Wollt ih3 den totalen Krieg?“, Berlin 2006

1 Microsoft Encarta Enzyklopädie 2002 in Muders, Katharina: Manipulation durch Sprache insbesondere am Beispiel politischer Rede. Düsseldorf 2007, S.4

2 Bibliographisches Institut F. A. Brockhaus AG, Mannheim in Muders, Katharina: Manipulation durch Sprache insbesondere am Beispiel politischer Rede. Düsseldorf 4

1 vgl. Muders, Katharina: Manipulation durch Sprache insbesondere am Beispiel politischer Rede. Düsseldorf 2007, S.5f. 5

1 Hitler, Adolf: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Buch. Ungekürzte Ausgabe. München, 1933. S.531 in: Taubert, Janin: Politische Rhetorik im Nationalsozialismus

2 ebd., S. 527

3 ebd., S. 534

4 vgl. Grieswelle, Detlef: Politische Rhetorik: Macht der Rede, öffentliche Legitimation, Stiftung von Konsens. Wiesbaden, 2000. Deutscher Universitätsverlag. S. 94-120 in: Taubert, Janin: Politische Rhetorik im Nationalsozialismus, S. 6

5 Sluzalek, Ralf: Die Funktion der Rede im Faschismus. Oldenburg, 1987. S. 49-50 in: Taubert, Janin: Politische Rhetorik Im Nationalsozialismus. S. 6 6

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Manipulation durch Sprache in der politischen Rede des Nationalsozialismus. Parallelen zur politischen Rede von AfD und PEGIDA
Calificación
1,2
Autor
Año
2016
Páginas
17
No. de catálogo
V344359
ISBN (Ebook)
9783668341623
ISBN (Libro)
9783668341630
Tamaño de fichero
1265 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Manipulation, Sprache, Rhetorik, Politik, NS, Nazi, Nationalsozialismus, Goebbels, Sportpalastrede, politische Rede, PEGIDA, rechts, Rede, AfD, Rechtspopulismus, Populismus, stilmittel, Adolf Hitler
Citar trabajo
Sebastian Obermüller (Autor), 2016, Manipulation durch Sprache in der politischen Rede des Nationalsozialismus. Parallelen zur politischen Rede von AfD und PEGIDA, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344359

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