Obwohl Sylvia Plath 1963 im Alter von 30 Jahren Selbstmord beging, ist sie bis heute im Gegensatz zu Anne Sexton lebendiger als je zuvor – vermeintlich weil Sexton bereits zu Lebzeiten literarische Anerkennung und Erfolge feierte, zudem im Gegensatz zu Plath etliche Auszeichnungen erhielt, und erst im Alter von 46 Jahren Selbstmord beging.
Was beide Autorinnen miteinander verbindet, geht weit über das Offensichtliche hinaus: In beinahe allen Literaturanalysen und -kritiken zeigt sich schnell der scheinbar offenbare Bezug ihrer psychischen Störungen und Suizide auf ihre Werke. Als würde man das Pferd von hinten aufziehen, suchen Kritiker und Analysten in ihren Biografien seit jeher Anhaltspunkte für ihrer geistigen Erkrankungen aufgrund schwieriger Lebensumstände, setzen diese dann in Verbindung mit Zeitgeschichte und erfahren so die eigentliche Interpretation der Gedichte, der Autorinnen, der Mütter und Ehe-Frauen, als Menschen und als Selbstmörderinnen.
Sie nehmen sich in ihren (Be)Funden ernst genug, um die Leben der Autorinnen akkurat zu sezieren, um ihre Suizidabsichten aufzudecken. Ihre Kreativität erscheint als Abfallprodukt. Versteht man ihre Gedichte, versteht man sie, und ihren Tod. Auch begeisterte Leser und fanatische Anhänger setzten Sextons und Plaths Werke gleich mit den lyrischen Subjekten ihrer Gedichte (im Folgenden I und Ich genannt).
Auch sie verfielen dem Glauben grundsätzlich offensichtlicher Parallelen, die ihr Schaffen vor dem Hintergrund einzelner Lebensgeschehnisse erklären: „But each one tasted separate flesh…/ Insisted on being the one/ Who knew best,/ Who had the right recipe.” schrieb Plaths Tochter Frieda Hughes. Dabei existieren, neben rein sprachlich stilistischen Betrachtungsweisen, auch biografische, feministische und psychologische Ansätze. Doch lassen sich die Disziplinen kaum Raum genug, um sich einander in ihren Interpretationen nicht ausschließen zu wollen.
Diese Arbeit wird daher nicht versuchen, die wahre Sylvia Plath und Anne Sexton in ihren Werken und durch bekannte Lebensumstände, Gefühle, Gedanken und Ziele zu finden, die sich dann – als implizite Logik – irgendwo in ihren Schriften wiedererkennen lassen. Stattdessen muss fokussiert und objektiv auf ihre Leben und ihr literarisches Wirken geblickt werden.
Inhaltsverzeichnis
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- 1. EINLEITUNG
- 2. SYLVIA PLATH UND ANNE SEXTON - LEBEN, WERK UND MOTIVATION ZWISCHEN TRUISMUS UND WIRKLICHKEIT
- 2.1. Sylvia Plath – „Let me live, love and say it well in good sentences.”
- 2.2 Anne Sexton - „Since you ask…..“
- 2.3 Posthume Veröffentlichungen
- 3. PLATHS UND SEXTONS ARBEITSWEISE
- 3.1 Zwischen Anerkennung, Selbstzweifel und „symptomatischem Perfektionismus“
- 3.2 Subjektivität versus Objektivität bei Plath
- 3.3 Kreative Synergien
- 4. ICH, SYLVIA PLATH - ICH, ANNE SEXTON: DER AUTOR ALS SUBJEKT
- 4.1 Frau Sylvia Plath, Frau Anne Sexton
- 4.2 Plath und Sexton zwischen confessional, autobiografisch und persönlich
- 4.3 Biografische Lesbarkeit
- 5. POETRY AND AUDIENCE
- 5.1 Ikonisierung durch die Öffentlichkeit
- 5.2 Die letzten Gedichte
- 6. DER,SYLVIA PLATH'- &, ANNE SEXTON' EFFEKT: PSYCHOLOGISCHE ERKLÄRUNGSVERSUCHE
- 6.1 „Is there no way out of mind?“ – Zwischen Kunst und Krankheit
- 6.2 Der Tod im Schreiben als Heilung und Therapie – Depressed Writing
- 7. ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Werk und die Lebensumstände von Sylvia Plath und Anne Sexton, um die Motivation und die Arbeitsweise dieser beiden Autorinnen zu beleuchten. Sie befasst sich mit ihrer literarischen Entwicklung, ihren persönlichen Erfahrungen und dem Einfluss ihrer psychischen Erkrankungen auf ihr Schaffen.
- Die literarische Entwicklung von Sylvia Plath und Anne Sexton
- Der Einfluss der persönlichen Erfahrungen auf das Werk der beiden Autorinnen
- Die Rolle der psychischen Erkrankungen im Schaffen von Plath und Sexton
- Die Rezeption der Werke von Plath und Sexton in der Öffentlichkeit
- Die Verwendung von autobiografischen Elementen in den Gedichten von Plath und Sexton
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die beiden Autorinnen Sylvia Plath und Anne Sexton vor. Sie beleuchtet die Rezeption ihrer Werke und die Herausforderungen, die sich bei der Interpretation ihrer Gedichte stellen. Kapitel 2 widmet sich den Lebensläufen von Sylvia Plath und Anne Sexton. Es geht auf ihre frühen Jahre, ihre literarischen Anfänge und ihre persönlichen Erfahrungen ein. In Kapitel 3 wird die Arbeitsweise der beiden Autorinnen untersucht. Es werden ihre literarischen Techniken, ihre Schreibprozesse und ihre Inspirationen beleuchtet. Kapitel 4 analysiert die Beziehung zwischen der Autorenschaft und dem lyrischen Subjekt in den Gedichten von Plath und Sexton. Es geht auf den autobiografischen Charakter ihrer Werke und die Frage nach der Authentizität ihrer Gedichte ein. Kapitel 5 befasst sich mit der Rezeption der Werke von Plath und Sexton in der Öffentlichkeit. Es geht auf die Ikonisierung der beiden Autorinnen als Vertreterinnen der "confessional poetry" und auf den Einfluss ihrer Werke auf die zeitgenössische Literatur ein. Kapitel 6 untersucht die psychologischen Aspekte im Werk von Plath und Sexton. Es werden verschiedene Interpretationsansätze vorgestellt und die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Krankheit diskutiert.
Schlüsselwörter
Sylvia Plath, Anne Sexton, confessional poetry, autobiografische Elemente, psychische Erkrankungen, Selbstmord, Frauenliteratur, amerikanische Literatur, Schreibtherapie, literarische Rezeption, literarische Analyse, Biografie, Psychoanalyse.
- Citar trabajo
- M.A. Janett Menzel (Autor), 2012, Auf den Spuren von Sylvia Plath und Anne Sexton. Zwischen Autobiografie, Schreibtherapie und lyrischer Kreativität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344419