Pestalozzis religiöse Anschauung und deren Einfluss auf seine Anthropologie


Dossier / Travail de Séminaire, 2004

18 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biografische und gesellschaftliche Einflüsse auf Pestalozzis Religiosität
2.1. Der Einfluss des Pietismus
2.2. Der Einfluss des Philosophen Rousseau

3. Pestalozzis theologische Grundgedanken
3.1. Gottesbild
3.2. Der Glaube an Gott
3.3. Gott der Vater
3.4. Der Mensch
3.5. Dualistisches Fundament
3.6. Der Geist
3.7. Der Wille des Menschen
3.8. Das Gewissen
3.9. Das Leben nach dem Tod
3.10. Die Bibel

4. Drei Stufen der Religiosität
4.1. Naturzustand
4.2. Gesellschaftliche Stufe
4.3. Sittlicher Zustand
4.4. Persönliches Glaubensverständnis

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Mein einziges Buch, das ich seit Jahren studiere, ist der Mensch; auf ihn und auf Erfahrung über ihn und von ihm gründe ich all meine Philosophie.“[1]

Dieses Zitat schrieb Pestalozzi in einen Brief an Pfarrer Mieg als er 36 Jahre alt war und ausgehend von diesem Zitat Pestalozzis, hebe ich in dieser Hausarbeit hervor, aus welchem Blickwinkel er den Menschen betrachtet.

Da auch Pestalozzi ein Mann seiner Zeit war und so auch von dieser beeinflusst wurde, werde ich den Haupteinfluss, nämlich die damalige Religiosität mit seiner Anthropologie vergleichen.

Beim durchlesen seiner Thesen, ist mir wieder und wieder aufgefallen, wie diese mit grundlegenden christlichen Überzeugungen übereinstimmen.

Der christliche Pietismus und Rousseau, auf deren Lehre ich kurz eingehen werde, sind die beiden Grundpfeiler, auf denen Pestalozzis Anschauungen ruhen.

So werde ich anhand der Anlehnung Pestalozzis an Rousseaus Theologie seine Glaubensüberzeugungen herausarbeiten und mit seinen Thesen über die Stufen der Religiosität, die Verbindung zwischen seinem Menschenbild und seinen Glaubensüberzeugungen herstellen.

Ich werde mich bei dieser Hausarbeit, was das Christentum betrifft, hauptsächlich auf meine eigenen theologischen Vorkenntnisse stützen, sowie an die Ausarbeitungen von Doktor Arthur Brühlmeier, mit dem ich mich auch im schriftlichen Austausch über Pestalozzi befinde.

Ich verzichte bewusst auf eine biografische Übersicht von Pestalozzis Leben, da diese im Kurs besprochen wurde.

Auch würde es den Rahmen dieser Hausarbeit überschreiten, wenn ich die Einflüsse die die folgenden Ausführungen auf seine Erziehungsidee haben, ausführlich bearbeiten wollte. Im Kurs stellte ich bereits seine Erziehungsidee vor und beschränke mich daher hier auf einige wenige Kommentare dazu.

2. Biografische und gesellschaftliche Einflüsse auf Pestalozzis Religiosität

Johann Heinrich Pestalozzi wurde 1746 in der Schweiz, in streng religiösem, pietistischem Elternhaus erzogen und wurde zudem noch von seinem Großvater der in Höngg Pfarrer war, beeinflusst.

Auch die schulische Erziehung war zu Pestalozzis Jungenzeit noch streng religiös geprägt. So ist es auch nachzuvollziehen, dass es Pestalozzis ursprünglicher Plan war, selbst Pfarrer zu werden.

Diese Pläne erfüllten sich nicht, jedoch war er zeitlebens ein religiöser Mensch und stets überzeugt, dass der Mensch sein Leben vor Gott verantworten muss.

Obwohl Pestalozzi heute eher als Pädagoge und Philosoph bekannt ist, hat er nie aufgehört über das Wesen der Religion und die Bedeutung des religiösen Lebens nachzudenken. So hat er diese Gedanken auch immer stark in seine philosophischen Erwägungen mit einbezogen.

Pestalozzi selbst war seinerzeit Symbol für die deutsch – preußische, protestantische Erneuerung, die durch die neue Reformadministration geführt werden sollte[2].

Seine Religiosität spielte vor allem in der Zeit um 1799, als er der Leiter der Waisenanstalt in Stans war, eine große Rolle.

Die tiefsten religiösen Erfahrungen aber, machte er am Ende seines Lebens, wo er eine geradezu mystische Beziehung zu Jesus Christus entwickelte, den er in seinen Lehren zuvor nie wirklich zu unterstreichen schien.

2.1. Der Einfluss des Pietismus

Pestalozzis theologische Überzeugungen waren stark pietistisch geprägt.

Der Pietismus ist eine auf individualistische, subjektive Frömmigkeit orientierte religiöse Bewegung des deutschen Protestantismus. Er prägte die innerkirchliche und theologische, sowie auch die geistesgeschichtliche, politische und pädagogische Entwicklung der Gesellschaft vom späten 17. Jahrhundert an bis ins 18. Jahrhundert wesentlich.

Im Mittelpunkt stand nicht mehr die Rechtfertigung aus Werken, sondern die Wiedergeburt, also die Bekehrung hin zu Jesus Christus und zu der Glaubensgerechtigkeit in ihm. Die Sünde wird als Natur des Alten, als altes Sein, weniger als Schuld des Menschen verstanden, eine Art über den Menschen herrschende Macht. Die Gnade wird entsprechend ebenfalls als Natur, als neues Sein gesehen und erfahren.[3]

Die Pietisten lehnen rationalistische Auseinandersetzungen mit der Bibel ab und betrachten die Religion als eine Sache des Herzens und nicht des Kopfes.

Das Streben geht hin zum Leben in Einfachheit, das aus dem Geiste der Bibel geführt wird und sich in den Dienst des Nächsten stellt. Die Zugehörigkeit zu einer allumfassenden Kirche ist anders als im Katholizismus unwichtig, wesentlich für sie ist das von Liebe geprägte Zusammenleben in überschaubaren, persönlichen Gemeinschaften.

Beim betrachten der hier genannten Aspekte des Pietismus, wird schon deutlich wie viele parallelen Pestalozzis Leben zu den pietistischen Grundüberzeugungen und deren Lebensweise aufweist.

2.2. Der Einfluss des Philosophen Rousseau

Neben dem Pietismus beeinflusste vor allem Rousseau, der französische Moralphilosoph, der auch von schweizer Herkunft war, Pestalozzi.

Rousseau, der nur etwa dreißig Jahre vor Pestalozzi geboren wurde, war anders als viele Aufklärer seiner Zeit, kein Atheist, sondern ein gläubiger Mensch. Er stützte aber seinen Glauben nicht auf die biblische Offenbarung und akzeptierte auch die Kirche nicht als Autorität. Vielmehr wurzelten seine Überzeugungen in seiner eigenen Gefühlsgewissheit und im eigenen vernünftigen Denken.

Die Heilsgewissheit aus dem Christentum, mit der dies in etwa zu vergleichen ist, ist zwar auch Grundlegend für das orthodox christliche Denken, jedoch begründet Pestalozzi sie nicht auf die Bibel, sondern eher auf das eigene Denken und Fühlen. Rousseau stellte damit der pietistischen Offenbarungsreligion die Natürliche entgegen. Vor allem in seinem Erziehungsroman „Emil“[4] begegnet Pestalozzi Rousseaus Gedanken. In diesem Roman kommen seine grundlegenden philosophischen und theologischen Anschauungen durch den savoyischen Vikar klar zur Geltung.

Durch den moralischen Begriff der Tugend, der für Rousseau die Übereinstimmung des individuellen Willens mit dem allgemeinen Willen ist, wird in diesem Roman seine Staatstheorie in Verbindung mit seiner Erziehungstheorie dargelegt. Rousseau beeinflusste mit dieser Erziehungstheorie die Nachwelt ebenso nachhaltig, wie mit seinen politischen Gedanken.[5]

3. Pestalozzis theologische Grundgedanken

Im Folgenden werden Pestalozzis theologische Grundgedanken in Thesen aufgestellt und kurz erläutert. Der Einfluss dieser Gedanken auf sein Menschenbild, zeigt sich unweigerlich. Dies geht vor allem aus Pestalozzis Werk von 1797 „Nachforschungen“ hervor.

3.1. Gottesbild

Pestalozzi vertrat die Überzeugung das ein intelligenter Wille existiert, der das Universum bewegt und die Natur belebt und nannte diesen Willen Gott. Dieses Gottesverständnis erinnert stark an das von Aristoteles, der den Anfang aller Dinge in dem ersten unbewegten Beweger, von dem alle Welt ihren Ursprung hat und von dem alles unaufhörliche streben ausgeht, sah.[6] Pestalozzi, der selbst ohne Vater aufwuchs, sah im persönlichen Gott vor allem den Vater. Im weiteren Sinne sah er Gott jedoch als den Ursprung und Schöpfer der Welt und der Menschheit an sich. Pestalozzi staunte über die Schöpfung und sieht in dieser den Gottesbeweis. Für ihn ist die Bildung der Natur zum Glauben an Gott. So sieht er auch das Forschen der Wissenschaft außerhalb des Gottesglaubens als „irres umhertreiben, ferne von der Quelle der unergründlichen Meere.“[7] Deutlich wird hier, dass sich Pestalozzi jedoch nicht strickt an die Formulierungen des christlichen Gottesbildes hält, sondern sich mit einer für die damalige Christenheit eher untypischen Freiheit, an den Gedanken der Philosophen vor ihm bedient. Mit dem Willen, der das Universum lenkt, verband Pestalozzi Intelligenz und Macht, den Willen an sich und die Güte.

3.2. Der Glaube an Gott

Pestalozzi war davon überzeugt, dass es letztlich stets der wirklich tief im Herzen gefühlte Glaube an Gott ist, der den Menschen davon abhält, seinen ungehemmten Lebensgenuss auf Kosten seiner Mitmenschen aus zu leben. Für Pestalozzi, wie für Rousseau ist Gott nicht erkennbar, aber durch den Glauben erfahrbar. Gott ist durch seine Werke wahrnehmbar und im Herzen spürbar. Die Grundfrage, ob Gott als Wesen zu verstehen ist, welches unabhängig von den Menschen in einem Jenseits existiert oder ob dieses Wesen als ein im innersten des Menschen wirkendes Prinzip zu verstehen ist, hat Pestalozzi für sich nicht geklärt. In seinen Werken begleiten einem beide Ansätze immer wieder, das transzendente, sowie das immanente.

[...]


[1] Pestalozzi sämtliche Briefe 1927, Bd.3, S. 154

[2] Osterwalder 1996, S. 91

[3] Meyers 1992, Bd.17, S.124 f.

[4] Rousseau 1762

[5] Meyers 1992, Bd.19, S.18 f.

[6] Meyers 1992, Bd.2, S.116

[7] Dietrich 1962, S.11

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Pestalozzis religiöse Anschauung und deren Einfluss auf seine Anthropologie
Université
Protestant University of Applied Sciences Berlin
Cours
Geschichte der Pädagogik
Note
1,3
Auteur
Année
2004
Pages
18
N° de catalogue
V34447
ISBN (ebook)
9783638346641
ISBN (Livre)
9783638826815
Taille d'un fichier
580 KB
Langue
allemand
Mots clés
Pestalozzis, Anschauung, Einfluss, Anthropologie, Geschichte, Pädagogik
Citation du texte
Tanja Manthey-Gutenberger (Auteur), 2004, Pestalozzis religiöse Anschauung und deren Einfluss auf seine Anthropologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34447

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