Bekanntlich ist der Mensch das einzige Tier, das sein Leben bewusst beenden kann. Mit diesem Schritt fällt er einen moralischen Entscheid, mag dieser in seiner komplexen Konsequenz noch so umstritten sein. Dieses Werk beschäftigt sich vor diesem Hintergrund mit der Frage, inwieweit die philosophische Reflexion des Arztes und der sich möglicherweise daraus ergebende Diskurs mit seinem Patienten dazu beitragen können, einen Suizid abzuwenden.
Nicht selten steht ein praktizierender Arzt im Rahmen seiner Tätigkeit suizidalen Patienten gegenüber. Etwa 1000 Männer und 350 Frauen nehmen sich pro Jahr tatsächlich das Leben, 10 Prozent davon durch assistierte Suizide. Einleitend wird auf den aktuellen Stellenwert des Suizides in unserer modernen Gesellschaft hingewiesen, seine philosophische Bedeutung und moralische Wertung aus historischer Perspektive beleuchtet sowie vertieft auf die Suizidtheorien von Karl Jaspers, Albert Camus und Jean Améry eingegangen. Im Sinne eines vorsichtigen und vorläufigen Bilanzversuches werden die daraus gewonnen Erkenntnisse nach ihrem konstruktiven Potential und ihrer Praxistauglichkeit im Versuch einen Suizid abzuwenden aus ärztlicher Sicht kritisch diskutiert.
Aus dem Inhalt:
- Suizid;
- Selbstmord;
- Freitod;
- Existentialismus;
- Psychiatrie
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE HERAUSFORDERUNG FÜR DEN ARZT
- SELBSTMORD, FREITOD, SUIZID UND SELBSTTÖTUNG
- Eine Begriffsklärung
- DER SUIZID IN DER PHILOSOPHIEGESCHICHTE: Auswahl
- ANTIKE: Platon, Aristoteles, Seneca (Stoa)
- MITTELALTER: Augustinus, Thomas von Aquin
- AUFKLÄRUNG: Hume, Kant
- 19. JAHRHUNDERT: Schopenhauer, Nietzsche
- DER EXISTENTIALISMUS UND DER TOD ALS ABBRUCH DER EXISTENZ
- KARL JASPERS UND DER SUIZID: Philosophie II. Existenzerhellung
- ALBERT CAMUS UND DER SUIZID: Der Mythos von Sisyphos
- JEAN AMÉRY UND DER SUIZID: Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod
- REFLEXION DER DREI EXISTENTIALISTISCHEN POSITIONEN
- ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK AUF DIE ÄRZTLICHE PRAXIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Phänomen des Suizids aus medizinischer und philosophischer Perspektive. Der Autor, ein erfahrener Mediziner, analysiert die Herausforderung, die der suizidale Patient für den Arzt darstellt, und beleuchtet die ethischen und philosophischen Aspekte dieses komplexen Themas.
- Begriffliche Abgrenzung von Selbstmord, Freitod, Suizid und Selbsttötung
- Historische Betrachtung des Suizids in der Philosophie
- Die Rolle des Todes in der Philosophie des Existentialismus
- Analyse der Positionen von Karl Jaspers, Albert Camus und Jean Améry zum Suizid
- Reflexion der drei existentialistischen Positionen im Kontext der ärztlichen Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Suizids ein und beleuchtet die gesellschaftliche Relevanz des Themas. Sie stellt die statistische Entwicklung des Suizids in der Schweiz dar und betont die Bedeutung des Themas für die ärztliche Praxis. Kapitel 2 thematisiert die Herausforderungen, die der suizidale Patient für den Arzt darstellt, während Kapitel 3 eine Begriffsklärung von Selbstmord, Freitod, Suizid und Selbsttötung vornimmt. Kapitel 4 bietet einen Überblick über die philosophische Auseinandersetzung mit dem Suizid von der Antike bis zum 19. Jahrhundert. Kapitel 5 widmet sich dem Existentialismus und analysiert die Positionen von Karl Jaspers, Albert Camus und Jean Améry zum Suizid. In Kapitel 6 werden die drei existentialistischen Positionen kritisch reflektiert, während Kapitel 7 die Ergebnisse der Arbeit zusammenfasst und einen Ausblick auf die ärztliche Praxis bietet.
Schlüsselwörter
Suizid, Selbstmord, Freitod, Selbsttötung, Existentialismus, Karl Jaspers, Albert Camus, Jean Améry, Medizin, Philosophie, Ethik, ärztliche Praxis, Sterbehilfe.
- Quote paper
- Flavio Daniele Sepulcri (Author), 2015, Der suizidale Patient als Herausforderung für den Arzt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344509