In einer glücklichen Paarbeziehung sollten sich zwei Menschen eigentlich sicher und geborgen fühlen. Dennoch kommt es in Partnerschaften immer wieder zu Grenzüberschreitungen und Übergriffen, die die Integrität des/der PartnersIn verletzen oder gefährden. Man spricht in diesem Zusammenhang von häuslicher Gewalt. Häusliche Gewalt ist kein neuartiges Phänomen. Betrachtet man die gesellschaftliche Entwicklung, so stellt man fest, dass es das Problem häuslicher Gewalt schon immer gab. Lange Zeit galt Gewalt im sozialen Nahraum jedoch als selbstverständlich oder zählte zu den privaten Angelegenheiten, über die man nicht sprach. Erst mit der Frauenbewegung in den 1970ern wurde häusliche Gewalt öffentlich thematisiert (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2008). Der Fokus der Aufmerksamkeit lag dabei vorwiegend auf den weiblichen Opfern häuslicher Gewalt (vgl. ebd.). Auch heutzutage noch wird das Thema 'Häusliche Gewalt' meist im Kontext weiblicher Opfererfahrung diskutiert. Männliche Opfer von häuslicher Gewalt bleiben sowohl im gesellschaftlichen, als auch im politischen und wissenschaftlichen Diskurs weitgehend unberücksichtigt. Wird männliche Opfererfahrung behandelt, dann meist in Verbindung mit der strittigen Frage, ob es in Bezug auf das Vorkommen häuslicher Gewalt eine Gender-Symmetrie oder -Asymmetrie gibt. In der wissenschaftlichen Literatur lassen sich beide Thesen oftmals in Extrempositionen wiederfinden. So gibt es einige Autoren, die ein Patriarchatsmodell propagieren, bei dem männliche Opfererfahrung übersehen wird, während andere Autoren sich so sehr über die Verharmlosung männlicher Gewalterfahrung empören, dass sie weibliche Opfererfahrung bagatellisieren (vgl. Jungnitz et al., 2007).
Die vorliegende Arbeit versucht sich von der emotional hoch aufgeladenen Geschlechterdebatte zu distanzieren und häusliche Gewalt an Männern möglichst neutral zu thematisieren. Zu Beginn der Arbeit wird erst einmal erläutert, was unter häuslicher Gewalt in heterosexuellen Paarbeziehungen verstanden wird. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Männer in Deutschland von häuslicher Gewalt durch ihre Partnerin betroffen sind, werden anschließend Hell- und Dunkelfeldstudien vorgestellt, die sich mit männlicher Opfererfahrung beschäftigen. Danach werden Hürden aufgezeigt, mit denen männliche Opfer von Gewalt zu kämpfen haben. Zu guter Letzt wird das Hilfesystem in Deutschland näher beleuchtet und auch kritisch reflektiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmung
- Hell- vs. Dunkelfeld
- Hürden für männliche Opfer
- Soziale Repräsentationen
- Psychologische Faktoren
- Hilfesystem
- Prävention
- Intervention
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen häuslicher Gewalt an Männern in heterosexuellen Paarbeziehungen und zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis für die Problematik zu schaffen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Hürden, mit denen männliche Opfer zu kämpfen haben, sowie der Betrachtung des bestehenden Hilfesystems in Deutschland.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs "häusliche Gewalt"
- Analyse des Hell- und Dunkelfelds häuslicher Gewalt an Männern
- Untersuchung der sozialen und psychologischen Hindernisse, die männliche Opfer erfahren
- Bewertung des Hilfesystems für männliche Opfer von häuslicher Gewalt
- Diskussion der Bedeutung der geschlechterspezifischen Perspektive auf häusliche Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung bietet einen Überblick über die Problematik der häuslichen Gewalt, mit besonderem Fokus auf die häufig vernachlässigte Perspektive männlicher Opfer. Sie beleuchtet die geschichtliche Entwicklung des Themas und die Herausforderungen, die die Auseinandersetzung mit männlicher Opfererfahrung mit sich bringt.
- Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel definiert den Begriff "häusliche Gewalt" anhand verschiedener wissenschaftlicher Ansätze und widmet sich verschiedenen Formen der Gewalt, wie z.B. körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt. Die Abgrenzung auf heterosexuelle Paarbeziehungen wird klargestellt.
- Hell- vs. Dunkelfeld: Dieses Kapitel beleuchtet die Schwierigkeiten, verlässliche Daten über häusliche Gewalt an Männern zu gewinnen, da die Dunkelziffer aufgrund von Untererfassung und Scham hoch ist. Es analysiert verschiedene Studienergebnisse und stellt die Bedeutung der Unterscheidung zwischen dem Hellfeld (erfasste Fälle) und dem Dunkelfeld (nicht erfasste Fälle) heraus.
- Hürden für männliche Opfer: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den zahlreichen Hindernissen, die männliche Opfer häuslicher Gewalt in ihrem Alltag erleben. Die Analyse fokussiert auf soziale Repräsentationen, die die Bereitschaft zur Offenlegung erschweren, sowie auf die spezifischen psychologischen Faktoren, die zu einem Schweigen führen können.
Schlüsselwörter
Häusliche Gewalt, männliche Opfer, heterosexuelle Paarbeziehungen, Dunkelfeld, soziale Repräsentationen, psychologische Faktoren, Hilfesystem, Prävention, Intervention, Gender-Perspektive.
- Citar trabajo
- Janine Robert (Autor), 2016, Häusliche Gewalt an Männern in heterosexuellen Paarbeziehungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344652