Der Text ist eine Zusammenfassung zum Thema Geschichte der spanischen Literatur. Es wird die Zeit vom Mittelalter bis zum Barock behandelt. Auf ausgewählte Werke der jeweilgen Epoche wird intensiver eingegangen. Zunächst gibt es eine allgemeine Einführung zum Thema "Was ist spanische Literatur?".
Geschichte der Spanischen Literatur
(vgl. Neuschäfer 2006)
1. Zweck von Literaturgeschichte
- Kenntnis in zeitlicher Dimension
- Kulturelles Kontextwissen
- Fiktionaler Text ist kein Abbild der Realität (also nicht referentiell zur Realität!)
- Was wurde in anderen Epochen gedacht > Wiedererkennen des Bekannten im Historischen.
- Relativierung d. Einschätzung u. Beurteilung auch der eigenen Kultur.
2. Epoche und Epochenbegriff (nicht = Periode od. Zeitabschnitt!)
- Überschneidung ist möglich
- Modellhaftes semantisches Konstrukt, im Sinne eines Merkmalbündels von zentralem rekurrenten Charakteristika mit einem zeitlichen Index
- der Weg des Forschers entscheidet über allg. Verständnis d. Epoche
- Merkmal(bündel) immer wieder in vielen Texten ähnlich, typisch
- Zeitraum! Einordnung mit Überschneidungen
3. Was ist spanische Literatur?
- Nur spanische Sprache?
- Nur aus Spanien? Kolonien auch?
- Beispiel: arabische Muwaššah: mit 2zeiligem Sp. Schlussvers, der Jarcha
ڛڜڞ > tnt amary > tanto amare
ڡڥڙ > enfrmyrm whyws > enfermeron olhios (ojos)
1) Mittelalter
1.1. Reconquista & Convivencia (Neuschäfer S. 11)
Islamische Herrschaft/Expansion 3 Kultursprachen
622 n. Chr. Auszug des Propheten Muhamad aus Mekka nach Medina zunächst keine Islamisierung der Eroberten
711 n. Chr. Târiq gabal at Tariq > Gibraltar
Al Andaluz( Herrschaftsbereich): Emirat – Sitz in Cordoba, untergeordnet dem Kalifat Darmaskus. Später ist auch Al Andaluz ein unabhängiges Kalifat.
Höhepunkt der Herrschaft 10 Jhd. Errichtung der Alhambra. Schriften von Ibn Rushd (Averroёs– Aristoteles Kommentare) Neuschäfer S. 15
Die Rückeroberung erfolgt (ab dem Jahr 722 ab Covadonga bei Oviedo) die tarifas (zersplitterte Teilkönigreiche) können nicht mehr standhalten. (Neuschäfer S.9)
Christliche Rückeroberung
Aus 2 Kernen: Kantabrien/Asturien (Cast.León) und Pyrenäen/Katalonien (Aragon)
Jaume el Conqueridor: (http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_I._(Aragón))
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wirtschaftlicher und Kultureller Austausch > Hybridität durch Austausch Kulturelles Zentrum: Toledo. Escuela de Traductores. Alfonso X el Sabio.
Literaturbeispiele, zugeteilt den Begriffen Reconquista und Convivencia:
1.2. Literatur der Reconquista zugeordnet (Neuschäfer S.24)
Cantar de Mio Cid (1207 oder bereits 150 Jahre früher durch mündl. Überlieferung)
Ältestes Heldenepos. Gattung: Cantar de gesta. Sprechgesang durch Spielmann 'juglares'
Ähnlich dem Rolandslied (fr.) oder dem Nibelungen (dt)
„El que en buena hora cinxo espada“ Der Cid ist Herrführer( kein christl. Glaubensführer!)
Konflikt: Cid vs. Alfons v. Kastillien, seinen Lehnsherren.
Libre dels fets Jaume I (Jakob der Eroberer), Buch der Taten
evtl vom König selbst geschrieben/diktiert – ält. Autobiographischer Text Europas
84. Kapitel: Eroberung Mallorcas: Weißer Ritter auf Weißem Pferd. HL Georg
Christliche Eroberung/Mission. Jaume I Vorkämpfer d. Chr. Glaubens
1.3. Literatur der Convivencia zugeordnet (Neuschäfer S.16)
Ramon Llull (Geb. Mallorca 1236) ,
Libre del gentil 1270. Buch des Heiden.
Seine Lehre beruht auf seinem Erleuchtungserlebnis.
4 Sprecher: Muslim, Christ, Jude, Heide. Disputation: gleiche Bedingungen
Aber: Christ spricht überzeugender bei seiner Paradies Konzeption. (etwas Christliche Überlegenheit)
1.2. Analogia entis – Mittelalterliches Denken
Epistemologie (Grundgedanke, wie, warum entsteht Wissen zu bestimmten Zeiten)
1.2.1. Alfonso el Sabio 1.2.2. Ramon Llull 1.2.3. Enrique de Villena
Sphähren nach Sacrobosco, Abbild der Welt. 4 Elemente im inneren Dynamik/Veränderung,
Reibung erzeugt Musik: Sphärische Klänge.
Analogisches Denken des Mittelalters
↓ (Michel Fouccault, Geschichte der Denksysteme)
Erkenntnis: Ähnlichkeitsrelation der Dinge
Natur/Vergänglichkeit ↔ Bauer/ Beständigkeit
menschl. Gesicht ↔ Himmelsgestirn
(Turmbau v. Babel Zerfall der urspr. Bennenung v. Gott. Wörter waren nicht abiträr.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: Neuschäfer 2006: Spanische Literaturgeschichte
2.1.1. Analogisches Denken bei Alfonso el Sabio
Buch über Gesteine. 360 versch. Steine = Winkelgrad d. 8. Himmel alles unsumgebene wird von den Himmelskörpern/Sternen beeinflusst Ordnungsprinzip j. Stein ist Winkelgrad u. Tier zugeordnet. Steine entsprechen Gestirnen. (Text aus dem Arabischen)
2.1.2. Ars Lluliana (Llull)
Wahrheit des Glaubens und Vernunft in Einklang!
Glaube durch Vernunft (libre del gentil)
Rationale Beweisbarkeit des Glaubens
Ars generalis ultima
Begrifsreihe aus 9 Elementen:
Eigenschaften Gottes (produktiva): Größe, Ewigkeit, Macht, Weißheit, etc.
Alles umgibt uns – 9 Begrifsreihen in Kombination
Elefant manifestiert die Göttliche Größe
Frage und Antwort kominatorisch generieren
zusammengestellte Sätze anwenden – erklärt Phämonene.
Kombinatorik – nicht willkürlich sondern Glaubensbeweis!
(Neuschäfer 2006: Spanische Literaturgeschichte)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(vgl. Neuschäfer 2006)
Enrique de Villena Mytheninterpretation
Los doze trabajos de Hercúles (Die taten des Herkules)
Lehren und Handlungsweisungen in 12 Kapiteln
1. Kapitel/1.Tat:
Gigant verliebt sich in Junio (dann Verwechlung mit einer Wolke) – Zentauren
aus Irrtum (Gigant = Gier) entstehen die Zentauren, Bestialische Tiere/Sitten
(Hermeneutische Technik als Neuanwendung merfacher Schriftsinn.)
Antike – heidnische Mythologie nach christilcher Interpretation durch Übertragung wieder fruchtbar und anwendbar! (Vgl. Neuschäfer 2006)
Oralität in der mittelalterlichen Literatur
Einstieg
- Gemälde: Lull im Disput mit den muslimischen Gelehrten, im Hintergrund Gebäude mit katalanischen Fahne, Bildmitte: Turm mit Fahne des Tunis
- Paul Zumthor legt seine Betrachtung zur mittelalterlichen Literatur nicht einfach in aneinander gereihte Buchstaben, sondern ins Werk
- Ihn interessiert auch seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte
- Er unterscheidet 5 Arten von Zugriffen:
1. Phase: Produktion
2. Phase: Übermittlung ( an z.B. Kollegen)
3. Phase: Rezeption (Vortrag ans Publikum)
4. Phase: Bewahrung
5. Phase: Repetition (Wiederholung des Werkes, z.B. in die Bib gehen und es lesen)
- Vorher mündliche Transición, das gilt nicht nur für Heldenepen à Medialitätswechsel zur Schriftlichkeit
- Trobador liegt erst schriftlich vor, dann mündlich à Medialitätswechsel zur Mündlichkeit
- Zumthor interessiert sich für die Dichtung bei der die Rezeption mündlich erfolgt
- Zw. Text und Werk liegen unterschiede vor Sprachl. Abfolge d. Wörter Rezipient u. Vortragender stehen sich ,,live‘‘ gegenüber
- Zumthor hat Mediävistik voran gebracht
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Vgl. Neuschäfer 2006)
1.3.2. Trobadorlyrik und die Auswirkung auf die iberische Halbinsel
- Frühste Lyrik im Mittelalter in rom. Sprache war Trobadorlyrik (1150- 1190 auf okzitanisch)
- Okzitanisch wird zu einer Dichtungssprache
- Trobadorlyrik ist Ausgangspunkt für die Lyrik als Wissenschaft
- Vor allem im Königreich Leon und Arragon hat die T. Lyrik ihre Wirkung gezeigt
- Kastilischer Königshof zweisprachig: galizisch/ portugiesisch
- Es gibt Trobadorlyrik und Lyrik der iber. Halbinsel
- Auf Spanisch gibt es 3 Handschriften (s. BB cancineros)
- Einige der cancineros sind auch mit Musik überliefert worden
- Hofleute die T. Lyrik verleugnen (Name??)
- Beziehungsdreieck
Die Herrin Die Eifersüchtige
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Gedichttyp
Gedichte über soziale Fragen (Lob des eigenen Ich, soziale Missständeà cantiga de escribio y maldizer
2. Gedichttyp
Zwei Personen wechseln sich ab, Dichten im selben Metrum, eine Strophe für den einen, eine für den anderen à cantiga de amigo
3. Gedichttyp
Es spricht eine weibliche Stimme, die klagt. Es ist trotzdem nicht klar, ob das Gedicht von einem weiblichen oder männlichen Autor geschrieben wurde à cantiga de amor
- Die, die Gedichte verfassen sind Trobador
- Spielleute führen Gedichte auf oder machen die Musik
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Abbildung: 2 Musiker, der linke ist ein islamischer, der rechte ein christlicher Musiker (Neuschäfer, 2006)
1.3.4. Text und Aufführung
- Kritische Edition mit Varianten
- Kommentierte Edition
- Weibliche Stimme spricht über Geliebten (Ach ihr Blüten am grünen Zweig, wenn ihr doch Nachrichten wisst von meinem Geliebten.. )
- Auffällige Strophenform, von den 8 Strophen enden alle gleich, Gedicht ist für den mündlich, musikalischen Vortrag konzipiert
Cancinero de la Colombia (1451- 1506)
Más me querria dos setas
Mi curron mi camarron
Mi cayada y mi almarada
Y mi yesca y mi eslabón à Silben bestimmen (8 Silber)
(Vgl. Neuschäfer 2006)
2. RENAISSANCE
Renacimiento
Vom Spätmittelalter zu Humanismus und Renaissance
BB. Fresco: Valencia http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/3840659.stm Beispiel für Renaissance Malerei im Stil Italiens
1. Convivencia
2. Analogiedenken
3. Oralität
Fernando de Rojas; La Celestina Untersuchung der Gattungsproblematik. Ein Drama? Ha. BB.
Siehe z.B. Neuschäfer: S. 65ff. Das Werk der Krise: die Celestina. Dialog, Komödie & Tragödie. Genus: Theater, zu derzeit aber noch nicht vorhanden. Anlehnung an ital. Neulateinische Humanistenkomödie. Einzuordnen als novela dialogada Vorläufer des span. Romans (zwischen Theater und Roman)
- parodistische Replik auf die idealisierende novela sentimental.
- Weist Innovationen auf, die im Humanismus aufgegriffen werden
Epochenübergang - Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen!
Kulturelle Bewegung von Gelehrten und Universellen: HUMANISMUS
Entsteht aus einzelnen Individuen (nicht die Masse) (Soziologische) Impulse wirken epochenmarkierend für die Renaissance.
2.1. Zentrale Merkmale des Humanismus die Sprache: Neue Bewusstseinsbeimessung
- korrekte Sprache fundamental für Erkenntnis (Technizismus überlagert Erkentnis)
- rethorisch glänzende Sprache für Überzeugung des Zuschauers. man spricht von der Verfinsterung der Sprache (der Künste, durch Übersetzungen)
- Suche in der klass. Latein. Sprache zb. Bei Cicero. Imitation des Antiken Sprachideals [imitatio]
- Lichtmetaphorik ist im Humanistischen Diskurs immer present. (Verfinsterung)
- Reinigung der Sprache, Texte sollen im Original gelesen werden (‚ad fontes’) nicht im Exzerpt
- Neuer Umgang mit Texten: Handschriftenvergleich. Fehlerbeseitigung.
- Geschärftes Bewusstsein für Sprache und Text zB. Nebrijas Grammatik 1492
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Vgl. Neuschäfer 2006)
2.1.1. Aufwertung der Volkssprache – Juán de Valdéz – Diálogo de la lengua
Volkssprache ist Objekt der Reflektion und der Grammatikschreibung.
Gesprächsteilnehmer: Valdéz, Marcio, Coriolano, Torres (hist. Figuren)
1. Ursprung. 2. Grammatik. 3. Bevorzugung v. Lauten/Buchstaben 4. Auslassung von Lauten
5. Vokabular. 6. Stilistische Leitlinien (durch zB. Latein) 7. consolatio philosophie als Vorbildcharakter 8. Vergleich zum Italienischen/Latein dadurch reicher/edler
- 2.1.2. Aktualisierung des antiken Gattungssystems (das) Epos antiker Prägung: Vergil: Aeneis
- Ode, Tragödie, Miszelle, Komödie z.B. Villalón: Viaje de Turquia
- Wiedereinführung der antiken Gattungen durch Humanisten
-
- 2.1.3. Historisierung
- triadisch/3Phasen Modell
- glänzende Antike
- ‚Verfinsterung’ v. Sprache und Bildung durch Barbaren aus dem Norden (Germanen) und Osten (Türken)
- ‚Neuerleuchtung’
- Historisierung des Wissenschaftsbegriffs. Humanismus ist durch historisches Denken geprägt!
-
- 2.1.4. Pluralisierung
- Erweiterung des Textbestandes. Z.B. Wiederentdeckung der Dialoge des Platon u. Quintilias Rhetorik
- Pluralisierung der Autoritäten: Aristoteles nun nicht mehr der Papst/einzige sondern er wird durch nun möglichen Vergleich kritisiert und verglichen mit anderen Autoritäten und:
- Der ‚eigenen Experiencia’ eigene Erfahrung vs. Aussagen der Autoritäten. Konform? Widerspruch? (Vgl. Neuschäfer 2006)
-
- 2.1.5. dignitas hominis – Die Würde des Menschen
- Neues Vertrauen in eigene Entscheidungsfähigkeit. ’Irdisches Leben ist Tal der Tränen’
- F. Pérez de Oliva (Diálogo de la dignidad del hombre [1546] Aurelio vs. Antonio
-
- Aurelio : berichtet über menschliches Elend
- Verstand ist erst gereift wenn Mensch kurz vor seinem Tod, dann aber Sinne schwach
- Viele Laster
- ‚fama’ ist nichts wert. Alles ist vergänglich.
- Wenn Erkenntnis erlangt – Memoria vergisst wieder. Prozess. Sisyphus
-
- Antonio: ‚Der Mensch ist das größte Werk Gottes’, das Resumee der Schöpfung!
- Menschliche Hände schaffen großes. Ebenso der menschliche Wille
- Leben ist Weg zum Ziel. Himmel ist das Ziel. Es geht nicht um ‚fama’
- Mensch hat Würde und Möglichkeit den Himmel zu erreichen (seine ist die bessere Rede, kaum Widerspruch.
-
-
- Kernbereich des Humanismus
- Art der Überzeugung. Nicht ‚ob’ sondern ‚wie’ der Argumentation. Glänzende Argumentation.
- Rhetorik wird zur Leitwissenschaft.
-
2.3. Der Roman der Frühen Neuzeit
2.3.1. Ritterroman/ libro de caballerias
{- ist eine Gattung. Jedoch nicht höfisch wie die Arthusliteratur zB. In Frankreich: Chrétien de Troyes, Perceval, in Versform.}
Neuschäfer S. 39/40
Amadís de Gaula (großer Erfolg)
Titelheld ist ritterlicher Protagonist, es gibt ähnliche Elemente wie bei höfischer Literatur: Zauber, Geheimnisse etc.
Höfisches Liebeskonzept ist unterlaufen von einer Reihe von Liebesabenteuern
Die Geographie ist real und fiktiv zB. Konstantinopel, verzauberte Inseln
Joanot Matronell: Trant lo Blanc (1490)
Publikum: höfisch und Bürgerlich, weiblich, es wird oft öffentlich vorgelesen.
Zeitgenössische Kritik (> von Klerus und Humanisten): oft zu zügellose Abenteuer der Liebe, Vergnügen im Vordergrund
{García de Rodríguez de Montalvo, Neuschäfer S.39.}
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- Arbeit zitieren
- Erika Wießner (Autor:in), 2015, Geschichte der spanischen Literatur vom Mittelalter bis zum Barock, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344669
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