Die Evangelische Kirche und der Antisemitismus im 19. Jahrhundert

Inwieweit trug Adolf Stoecker zur Verbreitung des Antisemitismus in der Gesellschaft des Deutschen Kaiserreichs bei?


Hausarbeit, 2014

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Antisemitismus und die Evangelische Kirche
2.1. Das Aufkommen des „modernen“ Antisemitismus
2.2. Der Antisemitismus im Protestantismus
2.3. Adolf Stoecker und die Christlich-Soziale Partei

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Antisemitismus zieht sich wie ein negativer roter Faden durch die mitteleuropäische Geschichte. Beginnend in der Antike, vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis zum Deutschen Kaiserreich und schließlich der „Shoah“ im Nationalsozialismus lassen sich immer wieder „negative Vorgehensweisen“ gegenüber den dem Judentum angehörigen Menschen nachweisen. Dies geschah auf den verschiedensten Ebenen, sei es wirtschaftlich, kulturell, politisch, theologisch oder rassistisch. Seinen grausamen Höhepunkt erhielt der Antisemitismus mit dem Aufstieg der NSDAP im 20. Jahrhundert, welche diesem nochmal eine zuvor nie dagewesene Dimension verliehen und zur „Beinahevernichtung“ des mitteleuropäischen Judentums führte. Besonders prägende Entwicklungen und Wegbereiter dafür vollzogen sich im 19. Jahrhundert, vor allem zur Zeit des Kaiserreichs. Der zuvor existierende religiöse Antijudaismus wandelte sich nun zum „modernen“ rassistischen Antisemitismus.

Die vorliegende Hausarbeit widmet sich im ersten Teil dieser Entwicklung zum „modernen“ Antisemitismus und welche gesellschaftlichen Verhältnisse hierfür gegeben waren. Da das Hauptthema dieser Arbeit der Beitrag der Evangelischen Kirche zur Ausbreitung des Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich ist, soll als zweiter Punkt ein grober Abriss der Geschichte des Antisemitismus im Protestantismus gegeben werden, wobei hier wiederum der Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts liegt. Um ein Beispiel für die Verbreitung des Antisemitismus durch den Protestantismus zu geben, habe ich mich für den deutschen Theologen und Politiker Adolf Stoecker entschieden, der von 1835 bis 1909 lebte und von vielen als „Wegbereiter“ für den Nationalsozialismus gesehen wird.

2. Der Antisemitismus und die Evangelische Kirche

2.1. Das Aufkommen des „modernen“ Antisemitismus

Wie bereits in der Einleitung dieser Arbeit erwähnt, zieht sich der Antisemitismus durch einen großen Teil der Geschichte. Nach dem heutigen Forschungsstand jedoch ist man sich einig, dass „die Judenfeindschaft der vorbürgerlich abendländisch-christlichen Welt deutlich vom Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhundert unterschieden werden muss“. Die Entstehung der „Judenfrage“ im späten 18. Jahrhundert und der damit einhergehende Antisemitismus haben ihre Wurzeln im Wandel von der ständisch-feudalen hin zu einer bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft. Betrachtet man die vorhergehende Zeit, ist zu erkennen, dass sich die Beziehung zwischen den Juden und ihrer nicht-jüdischen Umwelt rein auf den ökonomischen Bereich beschränkte: das Handwerk und der ordentliche Handel waren den Juden untersagt, stattdessen wurden sie hauptsächlich den Geld- und Kreditgeschäften zugewiesen, was sie durchaus in eine minderwertige Lage versetzen konnte, hält man sich vor Augen, dass dies in einer nicht auf Gewinn ausgerichteten Gesellschaft geschah. Mit dem bereits erwähnten gesellschaftlichen Wandel setzten Versuche ein, „die Verhältnisse der Juden grundlegend neu zu ordnen“. Das Zeitalter der „Judenfrage“ und somit des Emanzipationsprozesses hatte begonnen, d.h., es wurde nach einer neuen Stellung und Funktion der Juden gesucht, was gleichzeitig wiederum auch mit Problemen verbunden war: Aufgrund ihrer praktischen Erfahrung im finanziellen Bereich hatten die Juden klare Startvorteile beim Übergang zur kapitalistischen Wirtschaft. Die Bevölkerungsschichten, die dadurch nun in Not gerieten, schoben die Schuld letztlich auf die Emanzipation der Juden, nicht auf die Durchsetzung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, und das Bild des jüdischen „Wucherers“ war somit geboren. Die Juden wurden nun als „permanente Bedrohung“ gesehen und waren von da an die „Sündenböcke“ für kommende wirtschaftliche Krisen. So eben auch in der „Gründerkrise“ 1873, die, nach den „Boom – Jahren“ der vorherigen Jahre, einen großen Schock für die Bevölkerung darstellte. Dies hatte auch zur Folge, dass ein politischer Umschwung gegen den Liberalismus einsetzte und dadurch der Nationalismus eine neue Funktion einnahm. „Der aggressive konservative Nationalismus war die Reaktion auf eine nationale Identitätskrise der siebziger Jahre“ und aufgrund dieser Gesamtentwicklung kam es zu einem erneuten Aufkommen der „Judenfrage“. Der politische und soziale Wandel dieser krisenreichen Zeit veranlasste die Menschen nun nach Schuldigen zu suchen, um das Geschehene verständlich zu machen und diese fanden sie u.a. bei den Juden. Die langwierige Dauer des vorherigen Emanzipationsprozesses wirkte einer festen, stabilen Lösung entgegen und somit fand der Antisemitismus Mitte bis Ende der Siebziger Jahre des 19.Jahrhunderts immer mehr Zuspruch. Das Jahr 1879 stellte einen Höhepunkt der neuen Judenfeindlichkeit dar, unterstützt u.a. durch die rassistische Publizistik Wilhelm Marrs, bei dem der Begriff „Antisemitismus“ wahrscheinlich zum ersten Mal verwendet wurde, sowie auch durch die Massenversammlungen des evangelischen Hofpredigers Adolf Stoecker, auf den in dieser Arbeit später noch genauer eingegangen wird. Dieser moderne Antisemitismus kann als ein „postemanzipatorisches Phänomen“ angesehen werden, das sich bewusst gegen das emanzipierte Judentum richtete. Von nun an wurde die „Judenfrage“ als ein Instrument in politischen Konflikten eingesetzt und der Antisemitismus nahm eine neue Funktion ein: er ermöglichte starke Kritik an den gegeben Umständen, ohne das eigentliche Problem in Frage zu stellen. Der „moderne“ Antisemitismus gewann besonders im Deutschen Kaiserreich an Zulauf, dieses Phänomen basierte auf der Überzeugung von der „konstitutionellen Andersartigkeit der Juden als Rasse“. Dies war ein grundlegender Unterschied zum vorhergehenden Antijudaismus, der eine religiöse Motivation beinhaltete und dessen Ziel die Taufe war. Die aufgekommenen Rassentheorien, vor allem der Sozialdarwinismus, wurden in Deutschland verstärkt in die Auseinandersetzungen mit der dort lebenden jüdischen Minderheit eingebracht und ein neuer, großer Inhalt des Antisemitismus. Der „moderne“ Antisemitismus wurde von einer vielfältigen Anti-Bewegung verkörpert, die antiliberal und antisozialistisch, ohne dabei konservativ zu sein, war. Bei der Betrachtung all dieser verschiedenen Faktoren, kann festgestellt werden, dass der „moderne“ Antisemitismus vor allem aufgrund der unruhigen, krisenreichen Zeit sich gut ausbreiten konnte, Anklang bei der Bevölkerung fand und sich dadurch fest in das Gedankengut der Menschen setzten konnte.

2.2. Der Antisemitismus im Protestantismus

Der Antijudaismus kann als ein Teil des Protestantismus seit dessen Beginn im 16.Jahrhundert gesehen werden. Der Reformator Martin Luther verbreitete in seiner späten Wirkungszeit die ersten antisemitischen Schriften, die einige hundert Jahre später auch zur NS-Propaganda dienen sollten. War seine Schrift „Dass Jesus ein geborener Jude sei“ von 1523 noch für viele damals nicht akzeptierten Juden ein Hoffnungsschimmer, da nun erstmals ein europäischer Theologe Jesus als Juden betrachtete, so änderte sich dies 1543 mit seiner Schrift „Die Juden und ihre Lügen“. Hierbei spricht sich Luther offensichtlich gegen das Judentum aus, seiner Ansicht nach sei kein Volk so geldgierig wie die Juden. Er rief die Christen dazu auf, wenn sie einen Juden sehen, sich zu bekreuzigen, da ein Teufel vor ihnen stand. Des Weiteren „empfahl“ er, die Synagogen zu Ehren Gottes zu verbrennen. Den einzigen Ausweg zur „Rettung“ sah er in der Taufe oder in der Vertreibung. So antijudaistisch Luthers Aussagen auch sind, können sie jedoch noch nicht als rassistisch gesehen werden, da er „nur“ den religiösen Aspekt anspricht. Im 19. Jahrhundert, zu Beginn des Deutschen Kaiserreichs, ist das Judenbild in protestantischen Kreisen noch von einer großen missionarischen Hoffnung geprägt. Es herrschte ein außergewöhnlicher Optimismus, „dass sich die Juden bald und in größerer Zahl »bekehren« würden“. Die Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung (AELKZ) berichtete über große Erfolge der Missionsarbeit, vor allem in Südrussland, was für die gesamte Evangelische Kirche belebend und reformierend wirkte, „denn, wenn sich sogar Juden bekehren, so wird mit einem alten Klischee argumentiert, die sich doch von ihrer Natur aus durch Starrsinn und Fanatismus auszeichneten, müsse dies auch für die in Unglauben gefallenen Christenheit möglich sein und einen allgemeinen Aufbruch zur Buße markieren“. Für einen Großteil der Protestanten war dies ein vielversprechender Anfang und sie sahen in den Judenbekehrungen „eine Wende anzeigende Signale gegen den Trend einer sich säkularisierenden bzw. entkirchlichenden Gesellschaft“. Anfang der 1870er Jahre wird sogar davon gesprochen, die Vorurteile den Juden gegenüber abzulegen, um sie für das Evangelium zu gewinnen. Von den Protestanten wird ebenso zugestanden, „dass ein fehlerhaftes, auf Unkenntnis beruhendes Judenbild die Mission blockiere“. Jedoch herrschte mit der Missionsintention von Beginn an ein ambivalentes Bild: Von den Juden wurde eine starke Demutshaltung erwartet, denn „ein Jude der sich nicht bekehrt, sondern seine eigene Identität bewahren will,(…), muss aus einer solchen Sicht zwangsläufig starrsinnig, undankbar und anmaßend erscheinen“. Zu dieser Zeit besteht bereits eine gewisse Furcht, das Judentum stehe im Begriff als gesellschaftliche Kraft eine Konkurrenz für den Protestantismus zu werden. Seit 1873 und der „Gründerkrise“ begann es nun, dass sich gegenüber dem liberalen Judentum ein festes Feindbild strukturierte, das immer mehr deutlich rassistische Komponenten miteinbezog und somit dem „modernen“ Antisemitismus immer näher kam. Vom konservativen Luthertum wird das Judentum nun zur Interpretation für den katastrophalen Umbruch der Werte und der Krise der Moderne herangezogen. In diesem Wandel der Zeit und der neuen Lebensart, die für viele schwer zu fassen war, wird das Motiv hierfür religiös gedeutet und verarbeitet. Somit „mischt sich die traditionelle religiöse Judenfeindschaft permanent mit den in der antisemitischen Bewegung fortlaufend propagierten rassistischen Elementen“. Die Offenheit des konservativen Luthertums für antijüdische Klischees in den „Gründerjahren“ trägt also zur gesellschaftlichen Etablierung des Antisemitismus bei und wird somit auch ein Wegbereiter für die Nationalsozialisten. Zu Beginn der Herrschaft des Nationalsozialismus 1933 war die Bereitschaft der Evangelischen Kirche, mit dem NS-Regime eine Verbindung einzugehen, groß. Hierbei erhofften sich vor allem die nationalkonservativen Kirchenvorstände Hilfe, um gegen den Marxismus und den allgemein befürchteten Sittenverfall anzukämpfen. Die Protestanten sahen sich und Hitler zu dieser Zeit auf gleicher Linie in Bezug auf den Antisemitismus und die Weimarer Republik und begrüßten die Wahl des neuen Reichskanzlers.

2.3. Adolf Stoecker und die Christlich-Soziale Partei

Als ein Beispiel für die Ausbreitung des Antisemitismus durch die protestantische Kirche soll hier nun der deutsche evangelische Theologe und Politiker Adolf Stoecker aufgeführt werden, der von 1835 – 1909 lebte und vor allem seit 1878 politisch engagiert war.

Stoecker war seit 1874 als Hof- und Domprediger in Berlin tätig, wohin er aufgrund seiner nationalistischen Predigten von Kaiser Wilhelm I. berufen wurde. Er war 1878 Gründer der Christlich-Sozialen Arbeiterpartei (CSAP). In diesen beiden Bereichen ist das judenfeindliche Gedankengut jedoch zu Beginn weitgehend unverbreitet, wie Hans Engelmann in seiner Studie „Kirche am Abgrund – Adolf Stoecker und seine antijüdische Bewegung“ darlegt: seinen Forschungen nach ist Stoecker „von seinen Anhängern in die Rolle des Antisemiten gedrängt worden“. Doch wie kam es, dass er zu einem solch bedeutenden Antisemit aufgestiegen ist? Bereits in früheren Reden kam er auf die Juden zu sprechen, in denen jedoch „nur“ die immer wiederkehrenden Vorwürfe zur Sprache kamen wie die „ Gier nach Gold“ oder „die Versuche, den christlichen Glauben zu zerstören und den eigenen zu konservieren“. Man kann hierbei also noch von einem rein religiös motivierten Antijudaismus sprechen. Nachdem jedoch die von ihm ins Leben gerufene CSAP, die eine politische und sozialpolitische Alternative zur Sozialdemokratie darstellen sollte, 1878 nur wenige Stimmen erhielt, beschloss Stoecker die Schuldfrage für die aufgekommenen gesellschaftlichen Missstände in den Mittelpunkt zu stellen. Als Antwort darauf galten ihm die Juden und somit formte sich die CSAP 1879 in die antisemitisch ausgerichtete Christlich – Soziale Partei um, die ihre Anhängerschaft nun im Kleinbürgertum fand. Im gleichen Jahr hielt Adolf Stoecker seine erste judenfeindliche Rede: „Unsere Forderungen an das moderne Judenthum“, in der er den Unmut und den Neid verschiedener Bevölkerungsschichten weiter anschürte: „ Früher hieß es, die Emanzipation werde die Juden mehr in andere Erwerbszweige treiben. Nun sind sie emanzipiert; es ist das Gegenteil eingetreten. Noch mehr als früher cultivieren sie die Erwerbszweige, in denen leicht und viel verdient wird. … An der Arbeit der Handwerker sind sie fast gar nicht, an der Fabrikation wenig beteiligt. Daraus folgt, dass sie an der Arbeit keine Freude, für die deutsche Arbeitsehre keine Sympathie haben…. Sie sind überall da, wo es Not und Spekulationslust zu benutzen gilt.“ Und weiter: „Die Juden sind und bleiben ein Volk im Volke, ein Staat im Staat, ein Stamm für sich unter einer fremden Rasse. Alle Einwanderer gehen zuletzt in dem Volke auf, unter welchem sie wohnen; die Juden nicht. Dem germanischen Wesen setzen sie ihr ungebrochenes Semitentum, dem Christentum ihren starren Gesetzeskult oder ihre Christenfeindschaft entgegen.(…) Israel muss den Anspruch aufgeben, der Herr Deutschlands werden zu wollen.“ Somit machte Stoecker den Antisemitismus in protestantischen Milieus heimisch und wollte ihn im politischen Kampf gegen die Sozialdemokratie und den liberalen Fortschritt nutzen. Er stieg zum ersten erfolgreichen antisemitischen Politiker auf, wobei in der Forschung (Hans Engelmann) davon ausgegangen wird, dass er mehr Aufsehen durch seine gewandte Rhetorik erlangte, als aufgrund des Inhalts seiner Reden, denn dieser war nichts neues. Seiner Zeit hatte er den Ruf, ein Tumulte auslösender Demagoge zu sein und trug somit stark zur Verbreitung des Antisemitismus in Politik, Kirche und Gesellschaft bei. Unter dem gemeinsamen Nenner der Judenfeindschaft fanden sich nun viele Personengruppen zusammen, die die „Berliner Bewegung“ bildeten und sonst „vielleicht wenig gemeinsam hatten“. Kern dieser Bewegung bildete Adolf Stoeckers Christlich-Soziale Partei. Bestärkt wurde diese Gruppierung auch durch die konservative Wende Bismarcks 1878/79 und dieser setzte sie auch bis in die frühen 1880er Jahre zur Schwächung des Liberalismus ein. Auch wenn die „Berliner Bewegung“ und Stoeckers Christlich-Soziale Partei keinen dauerhaften Erfolg in der Öffentlichkeit hatten, trugen sie dennoch enorm zur Verbreitung des Antisemitismus in Deutschland bei. Für Stoecker war die christliche Weltanschauung von enorm großer Bedeutung und somit auch seine politische Überzeugung. Den Kampf gegen den existierenden Sozialismus war für ihn ein Kampf gegen politische Lügen und um diese besiegen zu können, sah er als einzigen Ausweg eine religiös-moralische Erneuerung des Ganzen: „Der christliche Geist muss wieder anfangen, die gesamte Nation zu durchströmen“. Hinter all diesen Erscheinungen, die seiner Ansicht nach für die Auflösungserscheinungen des „Vaterlandes“ verantwortlich waren, stand das Judentum als Hauptfeind. Das Judentum „trage das liberal-kapitalistische Wirtschaftssystem und dirigiere die Sozialdemokratie“. Daraus ist nach heutiger Erkenntnis klar zu sehen, dass Stoeckers Kampf gegen Kapitalismus, Sozialismus und Liberalismus Hand in Hand mit einem antijüdischen Kampf ging, wie auch Werner Jochmann in „Protestantismus und Politik“ feststellt: „Jede politische Artikulation wurde bei Stoecker offen oder verhüllt zu einer massiven Kampfansage an den herrschenden »Judengeist«“ und wurde von einer aggressiven und militanten Rhetorik begleitet. Seine Hauptfeiler waren also der Antisozialismus und Antisemitismus, wobei das eine dem anderen seine verstärkende Aggressivität verlieh. Ebenfalls Empörung verursachte bei ihm die Tatsache, dass Juden in den Parlamenten saßen, in der Wissenschaft und im öffentlichen Leben tätig waren und in der Wirtschaft zu viel geachteten Stellungen aufgestiegen waren - Dinge, die bei Deutschen als kraftvoller Einsatz für den Staat und das Gemeinwohl anerkannt wurden und bei den Juden jedoch nur als reines Machtstreben gedeutet wurden. Hans-Ulrich Wehler bezeichnete Stoecker als „das Sprachrohr des Radauantisemitismus“, der „bedenkenlos jene bösartigen Klischees aufgriff“, die dazu beitrugen, „die verhängnisvolle Entwicklung voranzutreiben, durch die der moderne Antisemitismus gesellschaftsfähig gemacht wurde“ und der „die Politik der Gosse“ präsentierte.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Evangelische Kirche und der Antisemitismus im 19. Jahrhundert
Untertitel
Inwieweit trug Adolf Stoecker zur Verbreitung des Antisemitismus in der Gesellschaft des Deutschen Kaiserreichs bei?
Hochschule
Universität Leipzig  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Gesellschaftsgeschichte 19. und 20. Jahrhundert
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V344685
ISBN (eBook)
9783668344099
ISBN (Buch)
9783668344105
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
evangelische, kirche, antisemitismus, jahrhundert, inwieweit, adolf, stoecker, verbreitung, gesellschaft, deutschen, kaiserreichs
Arbeit zitieren
Sara Bogner (Autor:in), 2014, Die Evangelische Kirche und der Antisemitismus im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344685

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