Inwiefern kann sich eine Stadt wie Hamburg auf die Entstehung von Kunst und im Speziellen auf die Entstehung von Theater - und Opernproduktionen auswirken? Nicht bloß in unserer heutigen Zeit stehen die Kultur- und Opernlandschaft in Hamburg unter großem Einfluss der Politik und deren rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen, ihren öffentlichen Institutionen und privaten Kulturschaffenden. Auch schon zu Barockzeiten wurden das Hamburger Kulturwesen und für die Oper bestimmend, die Gänsemarktoper, in großen Teilen durch Politik, Diplomatie und weitere Faktoren der Stadt Hamburg beeinflusst.
Inwiefern die Bereiche Kunst, Politik und Diplomatie zusammenhingen und welche weiteren Faktoren im Stadtbild und deren Kulturlandschaft zur Entstehung, Konzeption und Aufführung einer Produktion beigetragen haben, soll folgende Arbeit untersuchen. Zur Verdeutlichung wird hierbei das Beispiel der Oper „Boris Goudenow“ von Johann Mattheson dienen, einem Komponisten, der sich sehr mit Hamburg verbunden fühlte und bei dessen Kompositionen ebenfalls der Einfluss der Stadt, in der er lebte und arbeitete, abzulesen ist.
1710 entstanden, wurde die Oper „Boris Goudenow“ aus politischen Gründen von der Aufführung zurückgenommen und erst im Jahre 2005 im Bucerius Kunstforum in Hamburg konzertant welturaufgeführt, 2007 dann im St. Pauli Theater auch szenisch. Es sind zu dem Werk zwei unterschiedliche Titel vermerkt: „Der durch Verschlagenheit erlangte Thron“ in der Partitur und „Die durch Neigung glücklich Verknüpfte Ehre“ im Libretto. Sowohl Musik und Text der Oper sind von Mattheson selbst verfasst und John Wich, dem damaligen englischen Gesandten der Britischen Krone, gewidmet.
Die Handlung der Oper spielt zum Ende des 16. Jahrhunderts, zur Zeit des Zaren und Großfürsten Boris Goudenow, der von 1598 – 1605 Russland regierte, Komposition und Textschreibung erfolgten also erst 100 Jahre später. Zur Erarbeitung soll zunächst ein kurzer Überblick über den historischen Kontext der Hansestadt, die Problematik zwischen den Fronten im Nordischen Krieg, das aufkommende Gesandtenwesen und den besonderen Status von Mattheson als Gesandtschaftssekretär im Englischen Dienst gegeben werden. Diese Punkte sollen darauf hinarbeiten, dass Kunst in Hamburg keinesfalls nur um ihrer selbst existierte, sondern in großem Maße der Förderung persönlicher Zwecke, Interessen und Verbindungen diente.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext Hamburgs
- Politik und Diplomatie
- Zum Gesandtenwesen Hamburgs
- Diplomatische Verbindungen Matthesons
- Zurücknahme der Aufführung 1710
- Gänsemarktoper und Hamburger Stilelemente
- Über die Institution als Politikum
- Festoperntradition und kulturelle Infrastruktur Hamburgs
- Weitere Elemente eines Hamburger Stils
- Historische Sujets und historische Personen
- Volksfiguren
- Zum deutschen Libretto/ zur deutschen Sprache
- Zum Nachlass
- Zusammenfassung/ Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Kunst, Politik und Diplomatie in Hamburg während des Barock, am Beispiel der Oper Boris Goudenow von Johann Mattheson. Sie analysiert, wie die Stadt und ihre Kulturlandschaft zur Entstehung, Konzeption und Aufführung von Opernproduktionen beigetragen haben und beleuchtet die Rolle der Politik und Diplomatie bei der Entstehung und Rücknahme der Oper Boris Goudenow.
- Der Einfluss der Stadt Hamburg auf die Entstehung von Kunst und Opernproduktionen im Barock
- Die Verflechtung von Politik, Diplomatie und Kunst im Hamburger Kulturwesen
- Die Rolle der Gänsemarktoper und der Festoperntradition in der Hamburger Kulturlandschaft
- Die Bedeutung von historischen Sujets, Volksfiguren und der deutschen Sprache in Hamburger Opern
- Die politische Dimension der Oper Boris Goudenow und die Gründe für ihre Rücknahme im Jahr 1710
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Fragestellung der Arbeit vor und gibt eine Einführung in den historischen Kontext der Oper Boris Goudenow. Das zweite Kapitel beleuchtet den historischen Kontext Hamburgs während des Barock und beschreibt die politische und diplomatische Situation der Stadt. Kapitel drei konzentriert sich auf die politische und diplomatische Rolle von Johann Mattheson und die Gründe für die Zurücknahme der Aufführung von Boris Goudenow im Jahr 1710. Kapitel vier widmet sich der Gänsemarktoper und der Hamburger Operntradition und analysiert die Rolle der Festoperntradition und die kulturelle Infrastruktur der Stadt. Kapitel fünf untersucht die Verwendung von historischen Sujets, Volksfiguren und der deutschen Sprache in Hamburger Opernproduktionen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Verflechtung von Kunst, Politik und Diplomatie in Hamburg während des Barock, insbesondere am Beispiel der Oper Boris Goudenow von Johann Mattheson. Die Arbeit befasst sich mit Themen wie der Gänsemarktoper, der Festoperntradition, der kulturellen Infrastruktur Hamburgs, historischen Sujets, Volksfiguren und der Rolle der deutschen Sprache in der Oper. Weiterhin werden die politischen und diplomatischen Verbindungen Matthesons und die Gründe für die Rücknahme der Aufführung der Oper Boris Goudenow im Jahr 1710 untersucht.
- Arbeit zitieren
- Marta Denker (Autor:in), 2015, Kultur und Pfeffersäcke. Zum Verhältnis von Diplomatie und Kunst in Hamburg am Beispiel der Oper "Boris Goudenow" von 1710, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344695