In der vorliegenden Arbeit soll ein Konzept von Ideologie stark gemacht werden, welches Ideologie als Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse selbst begreift. Ideologie soll hier verstanden werden als notwendig verkehrtes Bewusstsein, dass aus der Struktur kapitalistischer Vergesellschaftung entspringt.
Zu diesem Zweck soll im ersten Teil dieser Arbeit die marxsche Theorie des Fetischcharakters der Ware als Quelle einer solchen Ideologietheorie erörtert werden. Daran anschließend soll die Frage beantwortet werden, wie diese Ideologie, das notwendig verkehrte Bewusstsein, zu überwinden ist. Hierzu sollen Georg Lukàcs Überlegungen zu einer privilegierten Erkenntnisposition des Proletariats herangezogen werden.
Der Begriff der Ideologie ist wohl einer der schillerndsten und gleichzeitig unklarsten Begriffe neuerer Gesellschaftstheorien. Je nach Verwendung und Definition des jeweiligen Ideologiebegriffes variiert auch der Ansatzpunkt von
Ideologiekritik und das Konzept zur Überwindung von Ideologie stark. So kann Ideologie im neutralen Sinne als Wissens- beziehungsweise Glaubenssystem verstanden werden, welches für die jeweilige soziale Gruppe handlungsleitend ist. Ideologie wäre so zu übersetzen mit einem bloßen Weltbild. Als etwas
allgemein menschliches wäre Ideologie hier nicht eine bestimmte Form falschen Bewusstseins, sondern jeder Standpunkt wäre ein ideologischer. So ein neutraler Ideologiebegriff allerdings bleibt rein deskriptiv und verliert so sein negativ-kritisches Moment. Von anderer Seite wurde Ideologie aufgefasst als bloßer Schein, ausgelöst durch bewusste Verschleierung der eigentlichen Wirklichkeit durch eine bestimmte gesellschaftlichen Gruppe.
In diesem Sinne wäre Ideologie als falsches Bewusstsein einer bestimmten Gruppe zu verstehen, die durch eine andere Gruppe, welche die „eigentliche“ Wahrheit kennt, in böswilliger Absicht manipuliert wird. Dieses Konzept von Ideologie kann allerdings weder die Genese dieses falschen Bewusstsein erklären, noch kann es aufzeigen wieso dieses falsche Bewusstsein gesellschaftlich Geltung hat. Es ist nicht im Stande, das Verhältnis von Ideologie zu den jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnissen zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Notwendig verkehrtes Bewusstsein bei Marx
- Der Fetischcharakter der Ware
- Marx Fetischtheorie als Ideologietheorie
- Wie ist verkehrtes Bewusstsein zu durchdringen?
- Lukács Theorie einer privilegierten Erkenntnisposition des Proletariats
- Die Überwindung des verkehrten Bewusstseins als Einheit von Theorie und Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept des „verkehrten Bewusstseins“ und dessen Überwindung im Kontext der Marx’schen Ideologietheorie. Die Analyse untersucht die Entstehung des verkehrten Bewusstseins aus der Struktur des Kapitalismus, insbesondere durch den Fetischcharakter der Ware. Es wird erörtert, wie dieses verkehrte Bewusstsein durchdrungen und überwunden werden kann, wobei die Theorie Georg Lukács’ von einer privilegierten Erkenntnisposition des Proletariats im Fokus steht.
- Marx’sche Theorie des Fetischcharakters der Ware als Quelle einer Ideologietheorie
- Das „notwendig verkehrte Bewusstsein“ als Produkt kapitalistischer Vergesellschaftung
- Die Überwindung des verkehrten Bewusstseins als Einheit von Theorie und Praxis
- Lukács’ Theorie einer privilegierten Erkenntnisposition des Proletariats
- Ideologie als falsches Bewusstsein im Sinne von gesellschaftlich bedingter Verkehrung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung erörtert den vielschichtigen Begriff der Ideologie und beleuchtet unterschiedliche Interpretationsansätze. Sie argumentiert für ein Verständnis von Ideologie als einem notwendigen verkehrten Bewusstsein, das aus den gesellschaftlichen Verhältnissen entsteht, im Gegensatz zu bloßen Schein oder manipulativer Verschleierung.
Notwendig verkehrtes Bewusstsein bei Marx
Der Fetischcharakter der Ware
Dieser Abschnitt untersucht Marx’ Analyse des „Fetischcharakters der Ware“ als Ausgangspunkt für die Ideologiekritik. Es wird die Besonderheit der Warenform und ihre „mystische“ Natur beleuchtet, die zu einer verkehrten Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verhältnisse führt.
Wie ist verkehrtes Bewusstsein zu durchdringen?
Lukács Theorie einer privilegierten Erkenntnisposition des Proletariats
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit Georg Lukács’ Theorie, die dem Proletariat eine privilegierte Erkenntnisposition in der Analyse der kapitalistischen Gesellschaft zuschreibt. Lukács argumentiert, dass das Proletariat aufgrund seiner objektiven Stellung in der Produktion eine klarere Sicht auf die Herrschaftsverhältnisse und die zugrundeliegenden Mechanismen des Kapitalismus besitzt.
Schlüsselwörter
Verkehrtes Bewusstsein, Ideologie, Fetischcharakter der Ware, Kapitalismus, Marx, Lukács, Proletariat, Erkenntnisposition, Einheit von Theorie und Praxis.
- Citar trabajo
- Kolja Buchmeier (Autor), 2016, Ideologie bei Karl Marx und Georg Lukács. Zum verkehrten Bewusstsein und der Möglichkeit seiner Überwindung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344804