San Basilio de Palenque. Geschichte, Kultur und Sprache der Nachfahren der Negros Cimarrones in Kolumbien


Bachelorarbeit, 2011

40 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vom Krieg der Cimarrones zum Frieden in den Palenques
2.1 Zur Geschichte des Dorfes San Basilio de Palenque
2.2 Wie die Wissenschaft auf das Dorf aufmerksam wurde

3. La Lengua Palenquera - Die Sprache der Bewohner von San Basilio de Palenque
3.1 Exkurs
3.1.1 Definition Code-Switching
3.1.2 Code-Switching in der Sprachgemeinschaft der Palenqueros

4. Kultur der Palenqueros
4.1 Tradición Oral
4.2 Die gesellschaftlichen Strukturen innerhalb des Dorfes
4.3 El Lumbal ú - Bestattungsritual der Palenqueros
4.4 Die Bedeutung der Musik

5. Die Diskriminierung der Comunidades Negras in Kolumbien

6. Das Programm der Etnoeducación.
6.1 Ziele der Etnoeducación
6.2 Reaktion der Bewohner von San Basilio de Palenque

7. Schlussbetrachtung

8. Bibliographie

1. Einleitung

San Basilio de Palenque ist ein Dorf in Nordkolumbien, welches im Vorgebirge der Montes de Mar í a ca. 50 km von der Stadt Cartagena de Indias entfernt liegt. Im 17. Jahrhundert von Sklavenflüchtlingen gegründet, bekam es als eine der ersten Siedlungen den Autonomiestatus von der spanischen Kolonialmacht zugesprochen. Die aufgrund von fehlender infrastruktureller Anbindung bis in die Siebzigerjahre zwangsläufig bestehende isolierte Lage des Dorfes unterstützte den Prozess der Wahrung der in Kolumbien einzigartigen Traditionen dieser Gemeinschaft. Derzeit leben um die 3500 Einwohner vor Ort.1

Durch die Isolation begünstigt, erhielt sich die Kreolsprache Palenquero, welche eine der drei weltweit existierenden spanisch basierten Kreolsprachen verkörpert. Weiterhin zählen dazu das Papiamentu, das auf den ABC-Inseln gesprochen wird und das Chabacano, das als Oberbegriff für die auf den Philippinen verwendeten Varietäten dient. Das Palenquero gilt als Sprachinsel, auch Enklave genannt, da es sich um eine so genannte geschlossene Sprachgemeinschaft handelt, die von einer anderen Sprachgemeinschaft umgeben wird, dem Kastilischen Kolumbiens.

Bis in das 20. Jahrhundert hinein war die Geschichte der Palenqueros geprägt von der Diskriminierung durch die wei ß e Gesellschaft, denn seit Beginn des transatlantischen Sklavenhandels wurden die Comunidades Negras als eine der spanischen Kolonialmacht untergeordnete Ethnie betrachtet, deren Versklavung sich durch ihre Ungläubigkeit rechtfertigen ließ. Erst im Jahre 1991 wurden die Comunidades Negras als ethnische Minderheiten in der kolumbianischen Verfassung anerkannt und bekamen erstmalig das „Recht auf [die] Bewahrung ihrer kulturellen Identität“2 zugesprochen.

Aus dieser Entwicklung heraus entstand das Programm der Etnoeducación Afrocolombiana, dessen Vertreter sich dafür aussprachen, dass neben der Vermittlung der kastilischen Sprache, der Geschichte und der Kultur Kolumbiens auch die Geschichte, Sprache und Kultur der ethnischen Minderheiten in der Schule gelehrt werden sollten. Das Ziel dieses Programms ist bis heute die Wahrung der kulturellen Identität dieser Gemeinschaften.

In der folgenden Arbeit soll nun dargestellt werden, aus welchen Gründen die überwiegende Anzahl der Palenqueros trotz der starken Identifizierung mit ihrer eigenen Kultur anfangs eine sehr kritische Haltung gegenüber dem Programm der Etnoeducación eingenommen hat. In diesem Rahmen soll zu Beginn kurz auf die Geschichte der Negros Cimarrones3 und die Entstehung des Dorfes San Basilio de Palenque eingegangen werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit soll die Entstehung sowie das Vorhandensein von für die Bildung einer kulturellen Identität wichtigen gesellschaftlichen Parametern, wie der Sprache, der Tradition der mündlichen Überlieferung, der gesellschaftlichen Strukturen im Dorf, der Lumbal ú als traditionelles Bestattungsritual und die Bedeutung der Musik näher untersucht werden. Zusätzlich wird auf das Programm der Etnoeducación eingegangen, um aufzeigen zu können, inwiefern die kolumbianische Regierung den Prozess der Integration von sprachlichen und kulturellen Minderheiten, im Besonderen den Palenqueros, unterstützt und vorangetrieben hat und in welchem Maße dies tatsächlich realisiert werden konnte.

Ein weiterer wichtiger und bereits benannter Aspekt in der Geschichte der Palenqueros ist die seit Jahrhunderten andauernde Diskriminierung. An diesen Gesichtspunkt anknüpfend, soll geklärt werden, wie sich diese Diffamierung der Minoritäten in Kolumbien auswirkte und inwieweit sie die Gemeinschaft der Palenqueros beeinflusst hat. Allgemein übergeordnetes Ziel der Arbeit soll sein, den Balanceakt zwischen der Assimilation und Integration einer Minderheitenkultur in eine sprachlich sowie gesellschaftlich dominantere Gesellschaft im Kontrast zum Wunsch und der Aufgabe, die eigene Kultur und Tradition beibehalten zu wollen, darzustellen. Das Beispiel San Basilio de Palenque eignet sich im besonderen Maße für eine Analyse der oben benannten Parameter, da es sowohl auf sozio-linguistischer als auch sozio-kultureller Ebene einen einzigartigen Status aufweist.

Die Quellenlage zur Untersuchung des Themas dieser Arbeit ist sehr ergiebig. Sowohl das Iberoamerikanische Institut als auch die weiteren Bibliotheken von Berlin und Brandenburg bieten einen weit gefächerten Korpus an Literatur an. Als nachteilig lässt sich allerdings ansehen, dass die Darstellung der Geschichte, Sprache und Kultur der Bewohner von San Basilio de Palenque recht einseitig ist, da sie hauptsächlich aus der Sicht der Wissenschaftler und nicht aus der der Palenqueros stattfindet. Allerdings wurde die für die Analyse zusätzlich ein Video herangezogen, um auch die Ansichten der Palenqueros darzulegen. Eine vollständige Auswertung der existierenden Quellen wäre im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht möglich.

Grundlegend für die Bearbeitung des Themas ist der im Jahre 1954 veröffentlichte Artikel Notas Sobre el Palenque de San Basilio, una Comunidad Negra en Colombia von Aquiles Escalante, da dieser eine der ersten wissenschaftlichen Publikationen darstellt, die die Bedeutung der Erinnerung an die Geschichte der Palenqueros und den Erhalt ihrer Kultur in den Vordergrund rückte. Selbiges gilt für das Werk Palenque de San Basilio, Obra Maestra del Patrimonio Intangible de la Humanidad, das vom Ministerium für Kultur und vom Kolumbianischen Institut für Anthropologie und Geschichte herausgegeben wurde.

Ein weiterer wichtiger Beitrag ist das von Roberto Arrázola 1970 veröffentlichte Werk Palenque, Primer Pueblo Libre de Am é rica, durch das der Prozess eines vermehrten wissenschaftlichen Interesses seinen Anfang fand.

Zusätzlich wurden beispielsweise auch die Werke der auf diesem Gebiet unter anderen bekannten Linguisten Armin Schwegler und Yves Moñino verwendet, die mit ihren Veröffentlichungen die Hoffnung verbinden, dass diese der Minderheitensprache in den Kreisen der Linguistik mehr Prestige verleihen können.4

Die Verwendung des Werkes Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición des Historikers Rubén Hernández Cassiani, der Ethnologin Clara Inés Guerrero García und des Anthropologen Jesús N. Pérez Palomino begründet sich unter anderem darin, dass es sich hierbei um eines der neuesten und vollständigsten Publikationen zur Cultura Palenquera unserer Zeit handelt. Das Heranziehen der Informationen aus der Magisterarbeit von Bettina Pfleiderer für das Kapitel über das Programm der Etnoeducación begründet sich darin, dass die Arbeit eine der wenigen mir zur Verfügung stehenden Quellen bezüglich dieses Gebietes darstellt, in denen empirisch vorgegangen wurde.

2. Vom Krieg der Cimarrones zum Frieden in den Palenques

Die Ausführungen des folgenden Kapitels beziehen sich vorrangig auf das Werk Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición des Historikers Rubén Hernández Cassiani, der Ethnologin Clara Inés Guerrero García und des Anthropologen Jesús N. Pérez Palomino, da es einen aktuellen Forschungsstand zu allen im Folgenden untersuchten historischen Parametern darstellt.5

Mit Beginn der Aufstände der Sklavenflüchtlinge gab es im heutigen Territorium von Kolumbien zwei Gesellschaftsformen. Zum einen die offizielle koloniale Gesellschaft, die der Herrschaft der spanischen Krone unterlag und die marginale inoffizielle Gesellschaft der Cimarrones.6 Die Vereinigung der Sklavenflüchtlinge zu einer gemeinsamen Revolte gegen die spanische Kolonialherrschaft legte jedoch den Grundstein für ihren Kampf gegen ihre Unterdrückung. Mit der Zusammenkunft der Negros Cimarrones bestand die Notwendigkeit der Gründung von provisorischen Lagern, in denen sich die Flüchtlinge zusammen finden konnten. Am Anfang der Bewegung handelte es sich bei diesen Niederlassungen um temporäre Ansiedlungen an einem Ort, da sie aus taktischen Gründen immer wieder verlegt wurden, um sich vor einem Angriff und die daraus resultierende Zerstörung durch die Kolonialherren zu schützen. Mit der Zeit wurden aus den provisorischen Lagern feste Dörfer, die so genannten Palenques, die von ihren Bewohnern als ein Ort des Friedens und der Freiheit betrachtet wurden. Die Gründung der ersten festen Siedlung geht auf das Jahr 16067 zurück. Außerhalb der Dörfer sahen sich die Flüchtlinge als Cimarrones und innerhalb der Palenques bezeichneten sie sich als so genannte Palenqueros: „Una misma persona tenía esa doble característica: hacia adentro palenquero, hacía afuera cimarrón”.8 Der Cimarrón verfügte über die Attribute eines Kriegers, der sich und seine Rechte gegenüber der spanischen Kolonialmacht verteidigen musste. Der Palenquero wiederum wurde als eine friedliebende Person verstanden, die im Palenque einen Ort des Friedens und der Freiheit suchte. Bevor sich die Sklavenflüchtlinge in den Palenques niederließen, waren sie bewaffnete Gruppierungen, die durch die undurchdringlichen Wälder Kolumbiens zogen. Mit der Gründung der Palenques erfüllten sie sich den Wunsch nach einem eigenen Territorium, auf dem sie sich niederlassen konnten. Somit hatten sie die Möglichkeit, Familien zu gründen und ein soziales Gesellschaftssystem aufzubauen.

Erklärtes Ziel des langwidrigen Kampfes der Cimarrones war die Anerkennung der Dörfer als eigenständige Gemeinschaft, welche ihre Unabhängigkeit erreichen wollte. Diese Entwicklung wurde von den spanischen Kolonialherren nicht geduldet. Folglich griffen diese die Gemeinden immer wieder an, zerstörten sie und töteten ihre Bewohner. Dahingegen versuchten die Cimarrones, ihre Dörfer zu verteidigen und aufrecht zu erhalten, um ihr erklärtes Ziel zu erreichen.

Während der Widerstände der Negros Cimarrones gegen die spanischen Kolonialherren erreichte der ehemalige afrikanische Sklave Benkos Biohó als Freiheitskämpfer große Anerkennung. Cassiani, Guerrero García und Pérez Palomino zufolge wurde er als „gran cimarrón, el guía que conduce la libertad, el héroe fundador, para los palenqueros, el rey de arcabuco9 para la leyenda, Domingo Biohó para las autoridades coloniales“10 bezeichnet. Benkos Biohó wurde Ende des 16. Jahrhunderts von den kolonialen Autoritäten nach Cartagena de Indias verbracht.11 Nach seiner Flucht organisierte er viele der Aufstände der Sklavenflüchtlinge und kümmerte sich um die Kommunikation mit den spanischen Autoritäten.

Biohó und seine Anhänger schafften es, innerhalb von fünf Jahren die spanische Kolonialmacht davon zu überzeugen, den Krieg zwischen den Negros Cimarrones und ihren eigenen Reihen zu beenden. So schrieb der Gouverneur von Cartagena de Indias Don Gerónimo de Suazo y Casasola am 18. Juli 1605 folgende Worte an den spanischen König: „...me ynbiaron a pedir la paz y por considerar las dificultades que avía para acabarlos con ser tan pocos y ser necesario hacer tanta costa para ello como si fueran muchos me resolví en concederles paz por un año según de la manera que se capituló con ellos”.12 Diese Nachricht war die Voraussetzung für die weitere Entwicklung der Palenques und somit auch für die Gründung des Dorfes San Basilio de Palenque.

Diesem Schreiben folgend wurde den Sklavenflüchtlingen das Recht zugesprochen, sich frei bewegen zu können, Waffen zu tragen und respektvoll von den Kolonialherren behandelt zu werden. Der durch Biohós Bemühungen ausgelöste Frieden hielt 16 Jahre an, bis die spanische Autorität brutal zurück schlug, indem sie jegliche Versuche der Unabhängigkeitsbewegung der Cimarrones mit Gewalt unterdrückte. Erst am 23. August 1691 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, welches mit den folgenden Worten begründete wurde: „siendo innegable que sin el presupuesto infalible de su libertad general y absoluta, no vendrán a reducirse“.13 In diesem wurden die anschließenden Rechte den Cimarrones zugesprochen:

- Reconocimiento de la libertad, sin ser castigos por su fuga, ni ejercer ningún tipo de represalias.
- Demarcación del territorio con el derecho de uso productivo.
- Trato jurídico y fiscal igual a la población libre.
- Autonomía de gobierno.
- En el caso de levantamiento, serían tratados como vasallos alzados.
- Por su parte, se comprometían a no guerrear, y a no recibir cimarrones en el Palenque.14

Allerdings wurde die Rechtsprechung des spanischen Königs in Kolumbien nicht umgesetzt, da die Sklavenhalter seine Entscheidung nicht akzeptierten. Somit wurde der Krieg weitergeführt. Lediglich die Umsetzung des Beschlusses vom 31. Mai 1693 fand statt. Dieser bewirkte, dass diejenigen Cimarrones, die in den Palenques geboren wurden und somit keinen Herren hatten, ihre Freiheit erhielten. Denjenigen unter ihnen, die einen Besitzer hatten, wurde keine Autonomie zugesprochen, da die spanische Krone sie nicht freikaufen wollte. Für die Cimarrones war diese Entscheidung nicht akzeptabel, da diese die Rechte, die sie sich bis dahin bereits erkämpft hatten, nahezu komplett ignorierte. Des Weiteren hätte es den Zerfall der in den Palenques bestehenden Gesellschaftsstrukturen bedeutet. Folglich kam es wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen und viele der Palenques wurden nahezu komplett zerstört.

Nach den Unruhen kam es zur erneuten Gründungen von Palenques. Weiterhin gab es wieder Verhandlungen, die die gewünschte Unabhängigkeit vorantreiben sollten. 1713 hatten die Cimarrones dann ihr Ziel erreicht und der Gouverneur Francisco Baloco Leigrave erließ den so genannten Entente Cordiale, welcher ein Pakt des Friedens war, der den Palenqueros die endgültige Autonomie zusprach. Die Inhalte dieses Vertrages waren die gleichen wie die zuvor benannten. Damit wurden die Sklavenflüchtlinge endgültig als eigenständige Gesellschaft anerkannt. Auch heute noch wird der Freiheitskämpfer Benkos Biohó von den Palenqueros heroisiert und dient ihnen als traditionelles Freiheitssymbol.

2.1 Zur Geschichte des Dorfes San Basilio de Palenque

Das Dorf San Basilio de Palenque wurde in der Nähe von Cartagena de Indias, dem ehemaligen Zentrum des Sklavenhandels in Kolumbien, von den Cimerrones errichtet. „[It] derives its name from the “palenques” (fences made of palos “sticks”) that were driven into the ground to defend against possible military attacks”.15 Die Palenques16 verkörperten dabei einen friedlichen Ort, in dem die entlaufenen Sklaven Zuflucht fanden. Bezüglich der Namensgebung sind sich die Bewohner und die Wissenschaftler etwas uneinig. Die ältere Generation der Palenqueros bevorzugt die Bezeichnung San Basilio de Palenque: „[A]rgumentan que el pueblo no es del santo sino el santo del pueblo, por eso se le de llamar San Basilio de Palenque y no Palenque de San Basilio“.17 In der Literatur sind daher beide Bezeichnungen gängig.

Die erste namentliche Erwähnung des Dorfes und dem Palenquero als Sprache der Bewohner lässt sich auf das Jahr 1772 zurückführen.18 Der Bischof von Cartagena de Indias Diego de Peredo beschrieb in seiner Noticia Historial de Cartagena de Indias die Gemeinde und deren Bewohner mit den folgenden Worten:

San Basilio de Palenque, población de negros en lo interior del monte, tuvo su origen en muchos esclavos fugitivos de varias personas de esta ciudad, que abrigados de la asperosidad de la Montaña de María entre su ciénaga y sitio de Mahates establecieron su palenque. No se pudieron reducir a servidumbre aunque se entró varias veces con fuerza de armas en se derramó mucha sangre.19

Trotz dessen, dass die Bewohner des Dorfes einen Autonomiestatus innehatten, wurden sie wiederholt von den spanischen Kolonialherren angegriffen. Allerdings verlief ihr Leben seit dem 18. Jahrhundert, im Gegensatz zu dem von den in den anderen Regionen Kolumbiens lebenden Cimarrones, relativ friedlich:

Para los palenqueros de los Montes de María los siglos XVI y XVII fueron los años de la construcción del espacio de la libertad en el tiempo de la guerra. Para los palenqueros de San Basilio el siglo XVIII fue el asentamiento en el tiempo de la paz hacia adentro, porque en el resto de la geografía colombiana se había agudizado la lucha contra los cimarrones.20

Die Unabhängigkeit der Bewohner von San Basilio de Palenque blieb ihnen bis zum Ende des Sklavenhandels erhalten. Somit hatten die Sklavenfreilassungen im Jahre 1821 und die Abschaffung des Sklavenhandels im Jahre 1851 keinen großen ihr Leben verändernden Effekt. Auch die vorhergehende Gründung der Republik Kolumbiens im Jahre 1810 blieb von den Bewohnern des Dorfes weitgehend unbemerkt. Lediglich der Anschluss an den wirtschaftlichen Handel brachte Veränderungen, da er für die Verbesserung der Lebensumstände der Palenqueros sorgte.21

2.2 Wie die Wissenschaft auf das Dorf aufmerksam wurde

Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert existierten in Kolumbien unzählige Palenques, doch den Linguisten Yves Moñino und Armin Schwegler zufolge blieb nur das Dorf San Basilio de Palenque erhalten: „De los numerosos palenques de cimarrones que conoció Colombia […], sólo ha sobrevivido el de San Basilio, lo que confiere a este pueblo de 4000 personas un interés prodigioso para el conocimiento histórico, antropológico y lingüístico de toda el área afrocaribeña”.22 Mit seinem einzigartigen kulturellen Erbe erlangte das Dorf somit das Interesse der Wissenschaftler.

[...]


1 Vgl. UNESCO: The Cultural Space of Palenque de San Basilio. URL: http://www.unesco.org/culture/ ich/index.php?pg=00011&RL=00102.

2 Fischer, Thomas (1996): Staat und ethnische Gemeinschaften Kolumbiens in historischer Perspektive. In: Karlen, Stefan und Andreas Wimmer (Hrsg.): „ Integration und Transformation “ : Ethnische Gemeinschaften, Staat und Weltwirtschaft in Lateinamerika seit ca. 1850. Stuttgart: Heinz, S. 135.

3 Die spanischen Kolonialherren verwendeten unterschiedliche Bezeichnungen für die ihnen entlaufenen Sklaven. Diejenigen unter ihnen, die zwischen zwei und zehn Tagen von ihren Herren entlaufen waren, wurden als Huidos bezeichnet. Waren sie jedoch länger als zwei Wochen entflohen, so nannte man sie Cimarrones. Vgl. Guerrero García, Clara Inés: Memorias Palenqueras de la Libertad. URL: www.bdigital.unal.edu.co/1237/13/12CAPI11.pdf, S. 364. Weiterhin bezog sich die Bezeichnung ursprünglich auf entlaufenes Vieh und wurde später für die indigenen Sklavenflüchtlinge genutzt. Ab dem Jahre 1530 fand die Bezeichnung dann auch für die schwarzen Sklavenflüchtlinge Verwendung. Vgl. Navarrette, María Cristina (2003): Cimarrones y Palenques en el Siglo XVII. Cali: Universidad de Valle, S. 9.

4 Vgl. Bartens, Angela (2004): Kongressakten. In: Zeitschrift f ü r romanische Philologie. Bd. 120, Heft 4, Berlin: Walter de Gruyter, S. 707.

5 Vgl. Cassiani, Rubén Hernández; Guerrero García, Clara Inés und Jesús N. Pérez Palomino (2008): Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. Cartagena de Indias: Casa Editorial, S. 21-28.

6 Vgl. Ministerio de Cultura / Instituto Colombiano de Antropología e Historia (Hrsg.) (2002): Palenque de San Basilio, Obra Maestra del Patrimonio Intangible de la Humanidad. Bogotá D.C., S. 26.

7 Vgl. Gassmann, Gerald (2007): San Basilio de Palenque und die Palenqueras. In: DKF Deutschland (Hrsg.): Kolumbien Aktuell. (Stuttgart), Heft 73 (März), S. 26.

8 Cassiani; Guerrero García; Pérez Palomino: Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. S. 21.

9 Als Arcabuco wird ein Berg oder eine bergige, undurchdringliche Region bezeichnet. Vgl. Cassiani; Guerrero García; Pérez Palomino: Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. S. 21.

10 Ebd . S. 24.

11 Cassiani; Guerrero García und Pérez Palomino geben an dieser Stelle keine weiteren Auskünfte über die Dauer der Gefangenschaft von Benkos Biohó.

12 Pedro Simón, Fray (1958): Noticias Historiales de las Conquistas de Tierra Firme en las Indias Occidentales. Bogotá, Tomo VI, Biblioteca Banco Popular, S. 235, zitiert nach Cassiani; Guerrero García; Pérez Palomino: Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. S. 25.

13 Cassiani; Guerrero García; Pérez Palomino: Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. S. 28.

14 Arrázola, Roberto (1970 ): Palenque, Primer Pueblo Libre de América, Historia de las Sublevaciones de los Esclavos de Cartagena. Cartagena: Edición Hernández, S. 105 ff., zitiert nach Cassiani; Guerrero García; Pérez Palomino: Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. S. 28.

15 Schwegler, Armin und Thomas Morton (2003): Vernacular Spanish in a Microcosm: "Kateyano" in El Palenque de San Basilio (Colombia). In: Revista Internacional de Ling üí stica Iberoamericana. Madrid y Francfort, Vol. 1, Nr. 1, S. 98.

16 Es existieren weitere Bezeichnungen wie etwa Cumbe und Quilombo. Letztere wird jedoch für die Benennung von Dörfern von Sklavenflüchtlingen in Brasilien verwendet. Vgl. Navarrette: Cimarrones y Palenques en el Siglo XVII. S. 9.

17 Corporación Festival de Tambores de San Basilio de Palenque (2006): Palenque de San Basilio. Obra Maestra del Patrimonio Intangible de la Humanidad. URL: http://palenquedesanbasilio.master impresores.com/secciones/quienes_somos.htm.

18 Vgl. Gröll, Ilse (2003): Sprachen in Kolumbien, Ihre Wahrnehmung in der Verfassung von 1991. Wien: Edition Praesens, Verlag für Literatur- und Sprachwissenschaft, S. 39. und Cassiani; Guerrero García; Pérez Palomino: Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. S. 31.

19 Peredo, Diego de (1971-72): Noticia Historial de la Provincia de Cartagena de las Indias, Año de 1772. In: Anuario Colombiano de Historia Social y de la Cultura. Bogotá: Universidad Nacional de Colombia, S. 140, zitiert nach Cassiani; Guerrero García; Pérez Palomino: Palenque: Historia Libertaria, Cultura y Tradición. S. 32.

20 Ebd. S. 31.

21 Vgl. ebd. S. 34.

22 Moñino, Yves und Armin Schwegler (2002): Aportes de la Lingüística a la Historia Afrocaribeña: Contribuciones y Controversias. In: Moñino, Yves und Armin Schwegler (Hrsg.): Palenque, Cartagena y Afro-Caribe: Historia y Lengua. (Beihefte zur Iberoromania, Bd. 18), Tübingen: Niemeyer, S. XI.

Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
San Basilio de Palenque. Geschichte, Kultur und Sprache der Nachfahren der Negros Cimarrones in Kolumbien
Hochschule
Universität Potsdam  (Romanistik)
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
40
Katalognummer
V345095
ISBN (eBook)
9783668348776
ISBN (Buch)
9783668348783
Dateigröße
846 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
basilio, palenque, geschichte, kultur, sprache, nachfahren, negros, cimarrones, kolumbien
Arbeit zitieren
Anne Lipp (Autor:in), 2011, San Basilio de Palenque. Geschichte, Kultur und Sprache der Nachfahren der Negros Cimarrones in Kolumbien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345095

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