Vom literarisch-künstlerischen Standpunkt aus betrachtet scheint der Roman The Lord of the Rings nach Meinung einiger Literaturkritiker kaum von Bedeutung zu sein. Edmund Wilson unterstellt dem Autor sogar „wenig erzählerisches Geschick und keinen Instinkt für literarische Form“ [Wilson 1984, 54], als er sich ziemlich vernichtend über das Buch äußerte. Dass es Tolkien jedoch zum Beispiel gelungen ist, vor allem die Perspektiven der in diesem Roman vorkommenden Charaktere durch sprachliche Besonderheiten deutlich zu machen, werde ich im Folgenden aufzeigen.
Auch existieren sehr unterschiedliche Meinungen zu den beiden auf dem deutschen Markt veröffentlichten Übersetzungen. Es soll jedoch nicht Sinn dieser Arbeit sein, zu bestimmen, welche besser gelungen ist, sondern nur darzulegen, inwiefern sich die eine von der anderen unterscheidet. Bevor ich jedoch zu meiner Analyse komme, werde ich des Verständnisses wegen so kurz wie möglich – es sind immerhin mehr als 1300 Seiten Text – beschreiben, worum es sich in The Lord of the Rings handelt.
Es ist ein Fantasy-Roman, dessen Geschichte sich im Dritten Zeitalter in Mittelerde abspielt, wo viele verschiedene Völker von Sauron, dem Dunklen Herrscher, bedroht werden. Seine Macht ist durch einen Ring begründet, der vernichtet werden muss, um Sauron endgültig zu besiegen. Diesen einen Ring verlor Sauron in einem Gefecht, das in einem früheren Zeitalter stattfand. Nun besitzt ihn Bilbo, ein Hobbit aus dem Auenland, der jedoch zu alt geworden ist, um zu den Schicksalsklüften des Vulkans im Herzen von Saurons Land Mordor zu reisen und den Ring dort zu zerstören. Sein Neffe Frodo übernimmt also diese Aufgabe und wird bei dieser Reise von einer gemischten Gesellschaft begleitet: drei andere Hobbits (Sam, Merry und Pippin), zwei Menschen (Boromir, Sohn Denethors, der das Land Gondor regiert, und Aragorn, sein noch unerkannter rechtmäßiger König), ein Zwerg (Gimli), ein Elb (Legolas) und der Zauberer Gandalf als Anführer. Nahe Mordor werden Frodo und Sam von den anderen Gefährten getrennt und setzen den Weg allein fort, wobei sie auf das Geschöpf Gollum treffen, das den Ring früher einmal besaß und ihm seitdem verfallen ist. Die anderen betreiben inzwischen zusammen mit dem Baumvolk der Ents und den Menschen von Rohan den Sturz Sarumans, eines Zauberers, der die Macht des Ringes für sich vereinnahmen will.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- LITERARISCHE ANALYSE - THE LORD OF THE RINGS
- KLÄRUNG DES BEGRIFFS “LITERARISCH” IN LITERARISCHER PROSA
- ZUSAMMENWIRKEN VON SPRACHE UND LITERARISCHEM EFFEKT
- Die Grundstimmung des Romans
- Gollum
- Elrond
- Saruman
- Die Orks
- Die Zwerge
- Die Ents
- Die Hobbits
- FAZIT
- ÜBERSETZUNGSVERGLEICH
- ÜBERSETZBARKEIT DER LITERARISCHEN EFFEKTE
- VERGLEICH DES ORIGINALS MIT DEN ÜBERSETZUNGEN VON MARGARET CARROUX UND WOLFGANG KREGE
- Gollums Naivität und Schizophrenie
- Elronds archaischer Charakter
- Sarumans Sinn für Fortschritt
- Die primitiven Orks
- Die „abgebrochenen“ Zwerge
- Die langsamen Ents
- Die einfachen und merkwürdigen Hobbits
- SCHLUSSBEMERKUNG
- BIBLIOGRAFIE
- SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG
- ANHANG-AUSSCHNITTE DES ORIGINALS UND DER ÜBERSETZUNGEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit einer literarischen Analyse und einem Übersetzungsvergleich von J.R.R. Tolkiens "The Lord of the Rings". Die Zielsetzung besteht darin, die sprachlichen Besonderheiten des Romans zu untersuchen und deren Beitrag zu bestimmten literarischen Effekten zu analysieren. Darüber hinaus wird der Einfluss der Sprache auf die Charakterisierung der Figuren beleuchtet. Des Weiteren wird der Originaltext mit zwei deutschen Übersetzungen verglichen, um die Übersetzbarkeit der identifizierten literarischen Effekte zu erörtern und die Unterschiede zwischen den Übersetzungen aufzuzeigen.
- Der Einsatz sprachlicher Mittel zur Erzeugung von literarischen Effekten
- Die Rolle der Sprache in der Charakterisierung der Figuren
- Der Übersetzungsvergleich von "The Lord of the Rings" in Bezug auf literarische Effekte
- Die Unterschiede zwischen den beiden deutschen Übersetzungen
- Die Übersetzbarkeit von literarischen Texten und deren Herausforderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich einer literarischen Analyse von "The Lord of the Rings". Der Begriff "literarisch" wird in Bezug auf literarische Prosa geklärt. Anschließend wird untersucht, wie die Sprache in dem Roman zu bestimmten literarischen Effekten führt, indem verschiedene stilistische Mittel analysiert werden. Im Fokus steht dabei die Erzeugung der düsteren Grundstimmung, die sich durch den Kampf zwischen Gut und Böse und die Bedrohung durch Saurons Macht ergibt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit einem Übersetzungsvergleich zwischen dem Originaltext und den beiden deutschen Übersetzungen von Margaret Carroux und Wolfgang Krege. Der Schwerpunkt liegt auf der Übersetzbarkeit der im ersten Kapitel beschriebenen literarischen Effekte. Dabei wird festgestellt, inwiefern sich die beiden Übersetzungen hinsichtlich der Wiedergabe dieser Effekte unterscheiden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: literarische Analyse, literarische Effekte, Übersetzungsvergleich, Sprachliche Besonderheiten, Figurencharakterisierung, "The Lord of the Rings", J.R.R. Tolkien, Margaret Carroux, Wolfgang Krege, Übersetzungsprobleme, Übersetzbarkeit.
- Arbeit zitieren
- Diana Bading (Autor:in), 2003, Literarische Analyse und Übersetzungsvergleich - J.R.R. Tolkien: The Lord of the Rings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34515