Ökologische Bildung in Kinder- und Jugendliteratur. Der Zukunftsroman "Somniavero" von Anja Stürzer


Trabajo, 2012

17 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhalt

Einleitung

Kapitel 1: Didaktische Ziele der Kinder- und Jugendliteratur
1.1. Kinderliteratur im Unterricht
1.2. Ökologische Bildung im Kinderbuch

Kapitel 2: Somniavero
2.1. Raumgestaltung
2.2. Umweltsituation
2.3. Weltrettungsszenario

Kapitel 3: Anwendungsbeispiele für den Deutschunterricht
3.1 Erarbeitung
3.2. Methodisches Vorgehen
3.3 Ergebnissicherung

Kapitel 4: Resümee

Literatur- und Quellenverzeichnis

Einleitung

Kinderliteratur spielt für Kinder und Heranwachsende in der Entwicklung und Herausbildung eines Welt- und Gesellschaftsbildes eine bedeutende Rolle.

Aus heutiger Sicht bleibt zu berücksichtigen, dass das Lesen von Büchern im Verhältnis zu anderen Medien, wie z. B. dem Fernsehen, nur noch eine untergeordnete Rolle als Sozialisierungsfaktor spielt. Da Jugendlichen in Kinder- und Jugendbüchern jedoch Anreize und Denkanstöße gegeben werden, mit deren Hilfe sie sich Wertvorstellungen (z.B. ökologisches Bewusstsein) aneignen können, nehmen sie immer noch eine sozialisierende Funktion im Wachstumsprozess von Jugendlichen ein.

Im Rahmen der Sozialisierung junger Menschen können Bücher unterschiedliche Auswirkungen haben.

Untersuchungsgegenstand meiner Arbeit ist die Frage, welchen Einfluss Kinder- und Jugendliteratur auf die Sozialisation eines jungen Menschen hat und wie man im Schulunterricht ein ökologisches Bewusstsein bei Schülern bilden kann. Dafür habe ich den 2011 erschienenen Roman „Somniavero“ von Anja Stürzer gewählt.

Diese Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte. Das erste Kapitel befasst sich mit didaktischen Zielen und Methoden der Lesesozialisation, sowie der Möglichkeit ökologisches Bildung im Kinderbuch. Im zweiten Kapitel widme ich mich den zentralen Motiven des Romans „Somniavero“, die das Thema Umwelt und Natur behandeln. Anschließend sollen Anwendungsbeispiele für den Unterricht, Herangehensweisen und Möglichkeiten für die Unterrichtspraxis vorgestellt werden.

Ziel ist es, die verschiedenen Motive des Romans herauszuarbeiten und zu überlegen, wie das Thema Nachhaltigkeit im Deutschunterricht sinnvoll eingesetzt werden könnte.

Kapitel 1: Didaktische Ziele der Kinder- und Jugendliteratur

Seit etwa 30 Jahren gehört die Kinder- und Jugendliteratur zum festen literarischen Bestand des Deutschunterrichts. Zu den wichtigsten Wegbereiterinnen gehört unter anderem Anna Krüger, die entgegen der Kritik, Kinder- und Jugendliteratur mangele es an Schülerorientierung und gesellschaftlicher Einbindung von Schule, letztendlich Kinderbücher als Klassenlektüre durchsetzte. Gerade hinsichtlich ihrer Bausteine und Formen des Erzählens, so Krüger, weist sie starke Parallelen zur klassischen Literaturwissenschaft auf und sei daher geeignet, um literarische Bildung zu vermitteln. Krüger verweist ebenfalls auf die Möglichkeit einer kritisch - reflektorischen Funktion, da Kinder- und Jugendliteratur die Schüler nicht überfordere.[1]

Einer der Gründe, weswegen das Kinderbuch literaturdidaktisch eine große Bedeutung besitzt, liegt darin, dass es sich speziell an Jugendliche eines bestimmten Alters richtet und daher direkter und einfühlsamer auf Erlebnisse und Erfahrungen Heranwachsender eingeht. Die Autoren verfassen oftmals sowohl Literatur für Erwachsene, als auch für Kinder und beschäftigen sich auf ernste Weise mit Fragen und Problemen Jugendlicher, die sich deutlich von denen Erwachsener unterscheiden.[2]

Hauptfunktion der Kinder- und Jugendliteratur ist ihr Freizeit- und Unterhaltungswert, da sie ihren Lesern in erster Linie, Spaß, Freude und Ablenkung bieten soll. Die Didaktik erkennt jedoch noch weitere wichtige Funktionen:

In bereits erwähnter kritisch- reflektorischer Hinsicht eignet Kinder- und Jugendliteratur sich, um soziale, historische und politische Zusammenhänge zu demonstrieren.

Indem sie gewisse Handlungsmuster vorstellt, gibt sie Denkanstöße und regt dazu an, bestehende Muster zu hinterfragen oder auf andere Situationen zu übertragen.[3] Dadurch können sich Leser leicht in die ebenfalls jugendlichen Protagonisten hineinversetzen. „Sie können deren Handlungen gedanklich unmittelbar nachvollziehen und auf sich selbst übertragen. Daher können Reflexionen in Gang gesetzt und Anstöße für Verhaltensänderungen initiiert werden.“[4] Kinder- und Jugendliteratur nimmt somit eine entwicklungs- und sozialpsychologische Funktion ein.

Dies deckt sich mit Hurrelmanns Forschung zur „sozialisatorischen Funktion“ der Kinder- und Jugendliteratur, wobei Hurrelmann konkret den Prozess der Lesesozialisation untersucht. Dabei geben sogenannte „Mitgliedschaftsentwürfe“, eine Mischung aus notwendigen Vorstellungen, Wünschen und Projektionen zur Erhaltung einer Gesellschaft, Anregungen für die Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden.

Es werden nicht nur sozial - emotionale Kompetenzen ausgebildet, sondern auch Kommunikationsinteressen und kulturelle Haltungen erworben.[5]

Zudem sollte man ihre informatorische Funktion nicht unterschätzen, da sie zum Teil geographische, historische oder kulturelle Themen behandeln (z.B. Abenteuerbücher) und zur Aufklärung beitragen.[6]

Laut empirischen Studien in Nordrhein - Westfalen orientiert sich die Auswahl der Kinder- und Jugendbüchern an Schulen an Literatur aus den 70er und frühen 80er Jahren. Obwohl sich die Literatur der Gegenwart thematisch und ästhetisch stark entwickelt hat, greifen dennoch viele Lehrer auf Lektüre aus den 70ern zurück, weil diese sich ihrer Meinung nach bewährt hat und dafür bereits Unterrichtsvorbereitungen vorhanden sind.

Dabei zählt ab der fünften Klasse die „realistisch - problemorientierte Kinder- und Jugendliteratur“ mit 83% zur meistgewählten Gattung, wohingegen Lektüre mit spannend - abenteuerlichen Inhalten eher im Grundschulunterricht zum Einsatz kommt.[7]

Ab der achten Klasse wird die klassische Literatur eingeführt, die zwar als literarisches Bildungsgut gilt, jedoch wenig mit der Lebenswirklichkeit der Schüler zu tun hat. An dieser Stelle könnte laut Dahrendorf die moderne Kinder- und Jugendliteratur greifen und einen Wandel vollziehen, so dass auch tatsächliche Leseförderung stattfindet. Da die Unterrichtsvorschläge oft allein aufs Methodische reduziert werden, fordert er, den Fokus nicht nur im literarischen, sondern auch auf pädagogischem und didaktischem Gebiet zu setzen.[8]

1.1. Kinderliteratur im Unterricht

Erstes Ziel muss es sein, den Schülerinnen und Schülern die literarische Qualität von Kinder- und Jugendbüchern bewusst zu machen. Solange Kinder- und Jugendliteratur nur als Pausenfüller vor den Ferien, wenn die Noten lange schon geschrieben sind, im Unterricht eingesetzt wird, nehmen wenige Schülerinnen und Schüler den Text richtig ernst. Vielmehr gilt es, Kinderliteratur als festen Bestandteil des Lektürekanons zu etablieren und dies kann nur über die Einbindung in den Unterrichtsalltag erfolgen.

Um den Zusammenhang zwischen Schüler und Ganzschrift herzustellen, unterscheidet die didaktische Analyse zwischen Zielfragen kognitiver, affektiver und instrumentaler Art.

Ein Lernziel kognitiver Art ist in unserem Beispiel der Umstand, dass in jedem Buch als Ganztext immer auch ein gewisses Gesellschaftsbild und ein dazugehöriges Rollenverständnis vermittelt werden.

Das affektive Lernziel besteht darin, die Freude am Lesen zu fördern und den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Verhalten mit den handelnden Figuren zu vergleichen und gegebenenfalls ihre Meinungen und Haltungen zu hinterfragen.

Die zu erwerbenden Fähigkeiten und Fertigkeiten sind Lernziele instrumentaler Art. Zu diesen Fähigkeiten zählen das sinnerfassende und das klanggestaltende Lesen, als auch die Fähigkeit, sich an einer Diskussion zu beteiligen.[9]

Das literaturdidaktische Ziel ist die Vermittlung von Analyseverfahren in Verbindung mit einer konkreten Fragestellung.

So ermöglicht man den Schülerinnen und Schülern eine Mehrwegkommunikation untereinander und bietet ihnen darüber hinaus die Gelegenheit, ihre eigenen Gedanken auszuformulieren und zu diskutieren.[10]

Die Arbeitsform der Gruppenarbeit ist bei schwierigen Fragen einzusetzen. Zum einen erhöht sich die Motivation der Schülerinnen und Schüler durch die Abwechslung zum normalerweise vorherrschenden Frontalunterricht und zum anderen dient es ihnen als Vorbereitung und Absicherung für eine fundierte Besprechung im späteren Unterrichtsgespräch.

Auch das Weiterspinnen oder Umschreiben der Handlung hat mehrere Vorteile. Der kreative Schreibprozess wird gefördert, die Schülerinnen und Schüler werden zur Lektüre des Buches motiviert und das Buch wird nicht als abgeschlossenes Produkt betrachtet. Insofern sehen die Schülerinnen und Schüler das Buch als etwas Produziertes, was sie auch selber als „Autoren“ weiter mitgestalten können.[11]

Kreativität und Vorstellungsvermögen der Schülerinnen und Schüler werden somit deutlich gefördert.[12] Da in diesem Zusammenhang auch die Kritikfähigkeit der Schülerinnen und Schüler ausgebildet wird, ist davon auszugehen, dass sie das dargestellte Gesellschaftsbild und dessen Rollenverständnis zumindest hinterfragen.

1.2. Ökologische Bildung im Kinderbuch

In der Vergangenheit stieß Kinder- und Jugendliteratur immer wieder auf Ablehnung, da sie als ästhetisch minderwertig eingestuft wurde, zumal Autoren ökologischer Texte oftmals das Prinzip der Abschreckung anwendeten. Dennoch besteht die Berechtigung, ökologische Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht anzuwenden, denn eine Bewusstseinsveränderung findet nicht durch trockene Sachbücher, oder indem Kindern das Denken und Handeln vorgeschrieben wird, statt. Vielmehr gelingt dies durch imaginative und spielerische Literatur.[13]

Ökologischer Lernerfolg findet nur dann statt, wenn Kinder- und Jugendliteratur einem gewissen Anforderungsprofil entspricht. Vermenschlichung oder Verniedlichungen von Tieren, Darstellung von idyllischen Ferienlandschaften und deplatzierte Vereinfachungen entstellen die Sicht auf Naturbeziehungen.

Ebenso wenig sinnvoll ist es, Umweltschutz zu postulieren, indem man Kindern ein schlechtes Gewissen suggeriert oder auf Schuldzuweisungen setzt. Einen Ansatz, um ökologische Probleme zu erklären, liefert Lindenpütz, indem sie auf das literarische Verfahren der Verfremdung setzt. Der „fremde Blick“ von Außenstehenden oder Angehörigen einer Kultur zeigt Lesern deren Umgang mit ihrer Umwelt.[14]

„Somniavero“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Kinder- und Jugendliteratur diesen Ansatz umsetzt und den Wert der Natur vermittelt, indem sie Kindern vor Augen führt, „was wir verlieren, falls der Raubbau an der Natur ungehindert weitergeht.“[15]

Lindenpütz sieht hinsichtlich der Umweltbildung im Kinderbuch das ideale Medium, da die Narrationen unterschiedliche Sichtweisen auf die Natur bieten, die teils kontrovers sind, jedoch auch Analogien bilden.[16] Dabei werden folgende Erwartungen an die Umwelterziehung betont:

die jeweiligen ökologischen, sozialen und kulturellen Gesichtspunkte müssen eine vollständige Ganzheit bilden, ferner sollte sie „als Katalysator oder als gemeinsamer Nenner bei der Erneuerung des Bildungssystems dienen.“[17]

Helmut Mikelskis stellt ähnliche Forderungen an das Schulwesen: ökologische Bildung besteht aus Erkennen - Erleben – Handeln. Er appelliert an die kognitive - emotionale - pragmatische Dimension des Lernens und fordert ebenfalls eine Einheitlichkeit, mit der folgende drei Grundsätze einhergehen:

„Ökologische Bildung heißt Entwicklung der Sinne und Schulung der Wahrnehmung

Ökologische Bildung heißt ganzheitliches Lernen

Ökologische Bildung heißt Handeln lernen“[18]

[...]


[1] Vgl. Lange, S. 942 f.

[2] Vgl. Lange, S. 948 f.

[3] Vgl. Lange, S. 950

[4] Lange, S. 950

[5] Vgl. Hurrelmann 2002, S. 904.

[6] Vgl. ebd.

[7] Vgl. Lange, S. 960 f.

[8] Vgl. Lange, S. 964

[9] Vgl.: Landherr, S. 51f.

[10] Vgl.: Vohland, S. 24f.

[11] Vgl.: Vohland, S. 25.

[12] Vgl.: Becker: Durchführung von Unterricht, S. 27f.

[13] Vgl.. Lindenpütz, 2002, S. 736

[14] Vgl. Lindenpütz, 2002, S. 737.

[15] Lindenpütz, 2002, S. 738.

[16] Vgl. Lindenpütz, 1999, S. 229.

[17] Lindenpütz, 1999, S. 38.

[18] Lindenpütz, 1999, S. 40.

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Ökologische Bildung in Kinder- und Jugendliteratur. Der Zukunftsroman "Somniavero" von Anja Stürzer
Universidad
University of Siegen
Calificación
1,7
Autor
Año
2012
Páginas
17
No. de catálogo
V345305
ISBN (Ebook)
9783668350878
ISBN (Libro)
9783668350885
Tamaño de fichero
547 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Umweltschutz, Ökologie, Kinderliteratur, Kinderbuch, Jugendbuch, Jugendliteratur, Umwelt, Anja Stürzer, Somniavero, Hurrelmann, ökologische Bildung, Weltrettungsszenario, Didaktik, Schulunterricht, Leseförderung, Lesesozialisation, Deutschunterricht, Natur, Naturschutz, Unterrichtsmodelle, Lindenpütz.
Citar trabajo
Laura Puglisi (Autor), 2012, Ökologische Bildung in Kinder- und Jugendliteratur. Der Zukunftsroman "Somniavero" von Anja Stürzer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345305

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