Ekkehard Martens und seine Methodik im Philosophieunterricht

Wie können Martens Methoden im Unterricht angewandt werden?


Trabajo Escrito, 2016

25 Páginas, Calificación: 11 Punkte


Extracto


Inhalt

Einleitung

1. Martens` Methodenkompetenzen
1.1. Verbindung zu den Kompetenzbereichen im Kerncurriculum

2. Martens` Methodik im Unterricht.
2.1. Die Frage nach der Vorstellung von Moral - Kants und Benthams Moralbegründungen
2.1.1. Begründung des Themas
2.1.2. Mögliche Lernziele
2.1.3. Anwendung der Methodenkompetenzen am Text
2.2. Die Frage nach der Verantwortung beim moralischen Werten - Nagels Antwort auf Kant
2.2.1. Begründung des Themas
2.2.2. Mögliche Lernziele
2.2.3. Textfreie Anwendung der Methodenkompetenzen als sokratisches Gespräch.

Fazit

Anhang

Literaturangaben

Einleitung

In der deutschen Schulbildungslandschaft wird spätestens seit dem PISA - Schock eine Debatte um den Kompetenzerwerb geführt, welcher nicht zuletzt mit den Kerncurricula in den Vordergrund rückte. Der Schulunterricht soll sich stärker als bisher an messbaren Ergebnissen orientieren. Die Rolle der Schule ist dabei im Wandel, sie ist nicht mehr nur als eine Institution der reinen Wissensvermittlung anzusehen. Den Lernenden sollen zudem grundlegende Kompetenzen vermittelt werden. Diese sollen die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, sich in einer demokratischen Gesellschaft zurechtzufinden und aktiv zu beteiligen.

Die neuen Kerncurricula benennen in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Kompetenzen, wie Empathiefähigkeit, Sozialkompetenz, oder interkulturelle Kompetenz. Dabei wird mehr und mehr angenommen, dass der Ethik- bzw. Philosophieunterricht, aufgrund seiner strukturellen und thematischen Konzeption, diese gut vermitteln kann, unter anderem, weil er offen für alltägliche Problemstellungen und schülerorientiert ausgerichtet ist.1 Heutige Kompetenzen zielen darauf ab, dass die Lernenden in die Lage versetzt werden, Probleme zu diskutieren, mit gegebenen Argumenten zu arbeiten und eigene zu entwickeln, eine Fähigkeit, die sich viele Fächer zum Ziel setzen. Hierbei leistet Ekkehard Martens einen Beitrag. Dieser bezieht sich auf die konkreten Arbeitsmethoden des Philosophieunterrichts. Martens spricht von fünf Methoden als Kompetenzen des Philosophierens: der phänomenologischen, hermeneutischen, analytischen, dialektischen und spekulativen Methode, die dem Philosophieunterricht eigens seien. Nach Martens sei Philosophieren eine lehr- und lernbare „Kulturtechnik".2 Der Autor erkennt damit, wie auch die Schulpolitik, Methoden als wichtigen Bestandteil einer Förderung zur Reflexionsfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung an. Daher begründet er das Philosophieren als notwendige Kulturtechnik in Schulen wie folgt: „a) Wenn Reflexionsfähigkeit und Persönlichkeitsbildung in der Schule sein sollen (normative Prämisse) und b) wenn Philosophieren als Kulturtechnik hierfür tatsächlich ein wirksames Mittel ist (deskriptive Prämisse), c) soll Philosophieren in der Schule unterrichtet werden.“3

In dieser Arbeit soll versucht werden, zwei Möglichkeiten zu präsentieren, wie Martens` Methoden im Unterricht angewandt werden könnten. Dabei soll sich erstere an einer Thematik orientieren, die mit Hilfe von Texten bearbeitet werden soll, letztere soll einem freieren Philosophieren gewidmet sein.

1. Martens` Methodenkompetenzen

Martens gründet sein Konzept der Methodenkompetenz des Philosophierens auf die sokratischen Frühdialoge, die allerdings „(…) weit mehr als die Methode des mündlichen <sokratischen Dialogs> (…) ein umfassendes methodisches, im weiteren Sinne sokratisches Philosophieren“ exemplifizieren.4 Als Beispiel bringt Martens den Dialog Laches über die Tapferkeit an, um die im Folgenden aufgelisteten fünf Methodenkompetenzen begreiflich zu machen.

Die phänomenologische Methode widmet sich den Erscheinungsbildern unserer Umwelt und fragt nach der Beschreibung der Sachverhalte und Umstände, die von uns wahrgenommen und beobachtet werden. Sokrates erinnert beispielsweise damalige Feldherren an ihre Erfahrungen von Tapferkeit. Er verweist seinen Gesprächspartner im nächsten Schritt auf die vorgeprägten militärischen Deutungsmuster von Tapferkeit. Die Vorgehensweise, das eigene Vorverständnis bewusst zu machen, fasst Martens als hermeneutische Methode auf. Für ihn zählt hierzu auch das Lesen und Verstehen von Texten. Schlägt man den Begriff der <Hermeneutik> nach, wird hierbei also neben dem Reflektieren des eigenen Vorwissens auch die Untersuchung von Wörtern und Zeichen in einem Zusammenhang gesehen, um Sinn und Bedeutung daraus zu gewinnen. Unter der analytischen Methode versteht Martens das Vorgehen, Begriffe oder Sachverhalte genau zu prüfen. Wenn man, wie im Beispiel des Dialogs von Sokrates, den Begriff der <Tapferkeit> prüft, könne man zu dem Ergebnis kommen, dass damit assoziierte militärische Erfahrungen für eine Begriffsdefinition gar nicht genügen. Die vierte Methode, die dialektische, liefert für Martens ein Streitgespräch, einen argumentativen Dialog, bei welchem gewisse Argumente zu einer These aufgeführt und ihnen eine Antithese mit Argumenten entgegengesetzt wird. Das Gespräch soll auf Dilemmata oder Gegensätze zugespitzt werden, so könne unter Tapferkeit einerseits Beharrlichkeit, andererseits eine Art Wissen oder Einsicht verstanden werden. Sokratisches Philosophieren äußere durch die spekulative Methode in eigenen Einfällen und Gedankenexperimenten, wie beispielsweise den Begriff der <Tapferkeit> zu klären, indem gegensätzliche Positionen miteinander verbunden werden.5

Relevant zu nennen ist, dass Martens seine elementaren Denkmethoden als nicht unbedingt isoliert voneinander betrachtet, sondern vielmehr als miteinander vernetzt und sich gegenseitig ergänzend, wie der sokratische Dialog zeigt. Durch fünf aufeinanderfolgende Methoden wird hierbei ein neues Verständnis von Tapferkeit gewonnen und der Begriff neu beschrieben.6

1.1. Verbindung zu den Kompetenzbereichen im Kerncurriculum

Wirft man einen Blick in das Kerncurriculum der gymnasialen Oberstufe für das Fach Ethik, findet man spätestens beim Ausformulieren der Kompetenzbereiche eine Verbindung zu Martens` Methodenkompetenzen. Die Kompetenzbereiche Wahrnehmen und Deuten, Analysieren und Reflektieren und Argumentieren und Urteilen lehnen sich an die ersten vier Methoden von Martens an. Die phänomenologische Methode wird im Kompetenzbereich Wahrnehmen und Deuten und die hermeneutische und analytische Methode im Kompetenzbereich Analysieren und Reflektieren eingebracht, bei welchem es sich um das Prüfen von Begriffen und gleichzeitig um den angemessenen Umgang mit Texten handelt.7 Im Kompetenzbereich Argumentieren und Urteilen wird gefordert, dass Lernende ethische Argumente analysieren und prüfen sowie eigene Argumente begründen und entwickeln können.8 Die Dialogfähigkeit hierbei steht im Gegensatz zu Martens` dialektischer Methode noch nicht konkret im Vordergrund, könnte aber im Kompetenzbereich Interagieren und Sich-Mitteilen Anklang finden, welcher u.a. vernunft- und sachbezogene Auseinandersetzungen beinhaltet.9 Die fünfte Methode Martens`, die spekulative, wird im Kerncurriculum für Ethik außer Acht gelassen.

Die Kompetenzbereiche im Fach Philosophie sind auf den ersten Blick von Martens` fünf Methodenkompetenzen übernommen. Das Wahrnehmen, das Deuten, das Analysieren, das Kritisieren (als dialektische Fähigkeit) und das Spekulieren decken alle fünf Methoden in der Reihenfolge ab. Im Kompetenzbereich Deuten wird allerdings im Gegensatz zur hermeneutischen Kompetenz von Martens nicht auf das eigene Vorverständnis wert gelegt, welches beim Interpretieren und Deuten von Texten einen großen Einfluss hat. Vielmehr geht es darum, mit dem Text einen Bezug zur eigenen Wirklichkeit herzustellen und in ein Gespräch über die jeweilige Tradition einzutreten. Das philosophische Lesen von Texten wird hier deshalb als eigenes Philosophieren angesehen.10

2. Martens` Methodik im Unterricht

Da das philosophische Lesen und Umgang mit Texten aus verschiedenen Traditionen und Themengebieten im Kerncurriculum selbst als Philosophieren betrachtet wird, Philosophieren sich laut Martens aber auch durch die eigenen gedanklichen Vorgänge zu einem Begriff oder Problem gestalte, sollen Martens` Methoden im weiteren Vorgehen auf zwei unterschiedliche Weisen eingesetzt werden, wofür man zwei Doppelstunden einrechnen könnte. Bei der ersten Problematik soll mit Hilfe der Kompetenzen nahe am Text gearbeitet werden, um ein Verständnis für Kants und Benthams Moralbegründungen zu schaffen und diese auf Beispiele anzuwenden und zu reflektieren. Bei letzterer Problematik, welche inhaltlich auf erstere folgen kann, soll eher ein freieres Philosophieren ermöglicht werden, welches den zum Thema passenden Text nur als Stütze, aber nicht als Grundlage annimmt. Ausgehend vom Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe des Faches Philosophie wählte ich das Themengebiet „Grundlagen der Moralphilosophie“, welches für die Einführungsphase 2 vorgesehen ist, aus. Meine gewählten Texte und Problematiken können der Unterrichtseinheit „Klassische und moderne ethische Begründungsweisen“ zugeordnet werden. Eine gesamte Unterrichtseinheit zu konzipieren, wäre in diesem Rahmen jedoch zu umfangreich, daher wird nicht auf alle Inhalte und Kompetenzen eingegangen, die im Rahmen der Unterrichtseinheit behandelt und gewonnen werden sollten.

2.1. Die Frage nach der Vorstellung von Moral - Kants und Benthams Moralbegründungen

Für Kant gilt als absolut und uneingeschränkt gut der gute Wille des Menschen. Er setzt sich hierbei von der damalig noch populären religiösen Moral ab und widmet sich der Bedienung des eigenen Verstandes.

[...]


1 Vgl. http://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/philosophie/philosophie- didaktik/Didaktikwerkstatt/Material/SoSe2013/martens (Stand: 05.03.2016)

2 Martens, Ekkehard: Wozu Philosophie in der Schule? In: Meyer, Kirsten (Hrsg.): Texte zur Didaktik der Philosophie. Stuttgart: Reclam 2010, S. 167

3 Martens, Ekkehard: Wozu Philosophie in der Schule? S. 170 2

4 Martens, Ekkehard: Wozu Philosophie in der Schule? S. 161

5 Vgl. ebd. S.162

6 Martens, Ekkehard: Wozu Philosophie in der Schule? S. 163

7 Vgl. https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/kcgo-et_0.pdf - Hessisches Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe des Faches Ethik - S. 11 (Stand: 04.03.2016)

8 Vgl. ebd. S. 16

9 Vgl. ebd.

10 Vgl. https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/kcgo-phi.pdf pdf - Hessisches Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe des Faches Philosophie - S. 11 (Stand: 04.03.2016)

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
Ekkehard Martens und seine Methodik im Philosophieunterricht
Subtítulo
Wie können Martens Methoden im Unterricht angewandt werden?
Universidad
University of Kassel  (Fachbereich Philosophie)
Curso
Das Böse im Philosophieunterricht
Calificación
11 Punkte
Autor
Año
2016
Páginas
25
No. de catálogo
V345333
ISBN (Ebook)
9783668351813
ISBN (Libro)
9783668351820
Tamaño de fichero
656 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
ekkehard, martens, methodik, philosophieunterricht, didaktik, philosophie
Citar trabajo
Anika Mehner (Autor), 2016, Ekkehard Martens und seine Methodik im Philosophieunterricht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345333

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