Die Schweiz bietet mit ihrer sprachlichen Situation ein besonders interessantes Erforschungsgebiet für Sprachwissenschaftler. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind ihre Landessprachen Italienisch, Deutsch, Französisch und Rätoromanisch. Hinzu kommen noch verschiedene Minderheitssprachen und Dialekte die dort zusätzlich gesprochen werden, von denen 4 in den Verzeichnis des UNESCO Atlas of the World's Languages in Danger aufgelistet sind.
Eine davon ist das Frankoprovenzalische, das in der Schweiz hauptsächlich in den französischsprachigen Kantonen und von nur noch rund 100.000 Sprecher verwendet wird. In früheren Zeiten wurde diese Sprache jedoch in der Suisse romande von der großen Mehrheit der Bevölkerung gesprochen und koexistierte parallel zum Französischen. Als Ergebnis dieses Koexistierens haben sich das Französische und das Frankoprovenzalische im Laufe der Zeit bis heute gegenseitig beeinflusst, sodass man im Fall der Suisse romande von einen Französisch spricht, der von den lokalen patois beeinflusst wurde.
Um Sprachdynamik zwischen zwei oder mehrere Sprachen – wie zum Beispiel in der Suisse romande – in einen Gebiet zu beschreiben, hat Thomas Stehl, Inhaber des Lehrstuhls für Romanische Philologie an der Universität Potsdam, einen variationslinguistischen Ansatz entwickelt. An den Beispielen vom Okzitanischen in Paunat und Ste. Alvère und vom Apulischen in Canosa di Puglia hat er Daten zum metasprachlichen und sprachlichen Wissen der Sprecher, zu ihrer selektiven Sprachverwendung in der zweisprachigen Redetätigkeit sowie die daraus resultierenden sprachlichen Strukturen der Interferenz und Konvergenz erhoben und analysiert.
In dieser Hausarbeit wird Stehls Ansatz näher erläutert und erklärt. Dabei wird anhand bereits vorhandenem Material versucht diesen Ansatz auf den Sprachkontakt in der Suisse romande anzuwenden. Zuerst jedoch wird ein Einblick in die Geschichte der Entwicklung der Sprachen gewährt um die heutige sprachliche Situation in der Schweiz besser verstehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von der Latinisierung bis zum français régional in der Suisse romande
- Thomas Stehl
- Der variationslinguistische Ansatz von Thomas Stehl
- Interferenz im vertikalen Sprachkontakt
- Die drei Beschreibungsebenen der sprachlichen Variation
- Kompetenz der Variation
- Pragmatik der Variation
- Linguistik der Variation
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert den variationslinguistischen Ansatz von Thomas Stehl und untersucht, inwieweit dieser Ansatz auf die sprachliche Situation in der Suisse romande angewendet werden kann. Die Arbeit beleuchtet die historische Entwicklung der Sprachen in der Suisse romande, um den heutigen Sprachkontakt besser zu verstehen.
- Die Entwicklung des Französischen in der Suisse romande
- Der Einfluss des Frankoprovenzalischen auf das Französische
- Der variationslinguistische Ansatz von Thomas Stehl
- Die Anwendung des Ansatzes auf die Suisse romande
- Sprachliche Interferenz und Konvergenz in der Suisse romande
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Schweiz als interessantes Forschungsgebiet für Sprachwissenschaftler vor und beleuchtet die sprachliche Situation in der Schweiz. Sie führt das Frankoprovenzalische als eine Minderheitensprache in der Suisse romande ein und erklärt die Entstehung des heutigen Sprachkontakts zwischen Französisch und Frankoprovenzalisch.
- Von der Latinisierung bis zum français régional in der Suisse romande: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung der Sprachen in der Suisse romande, beginnend mit der römischen Eroberung und der Entwicklung des Vulgärlateins. Es zeigt die Herausbildung des Frankoprovenzalischen und seine Koexistenz mit dem Französischen. Außerdem werden die verschiedenen Varietäten des Regionalfranzösischen in der Suisse romande erläutert.
- Thomas Stehl: Dieses Kapitel stellt den Sprachwissenschaftler Thomas Stehl vor und beschreibt seine Expertise in der empirischen Kontaktlinguistik. Es beleuchtet seine Forschungsarbeit zur Sprachvariation, Interferenz und Konvergenz in der Romania.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Sprachvariation, variationslinguistischer Ansatz, Sprachkontakt, Interferenz, Konvergenz, Frankoprovenzalisch, Französisch, Suisse romande, Thomas Stehl, Romanische Sprachwissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Alexia Soraia Pimenta Gomes Zonca (Autor:in), 2014, Inwieweit lässt sich Stehls Ansatz einer funktionalen Variationslinguistik auf die "Suisse romande" anwenden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346491