Der 3. Teil des ersten Bandes der Chronik der Kirchengemeinde St. Maria-St. Josef berichtet aus den Jahren 1917 bis 1932: Im Juni 1917 müssen zur Waffenherstellung 2 Glocken der Marienkirche und alle Zinnpfeifen der Orgel abgegeben werden. Das Krankenhaus „Maria Hilf“ dient als Lazarett. Der neu gegründete Caritasverband Harburgs kämpft gemeinsam mit den städtischen Behörden gegen die allgemeine Not, ebenso der „Fürsorgeverein für Frauen, Mädchen und Kinder“ und der „Vinzenzverein“. Die ersten Jahre der Weimarer Republik sind auch in Harburg geprägt von politischen Unruhen und materieller Not. Sie findet in der Inflation ihren Höhepunkt. In der kurzen Phase wirtschaftlichen Aufschwungs im zweiten Teil der „Zwanziger Jahre“, bevor die Weltwirtschaftskrise im Jahre 1930 erneut Leid und Not bringt, werden in beiden katholischen Kirchen Baumaßnahmen durchgeführt. Neue katholische Gemeinden, die in Rotenburg / Wümme und Buchholz / Nordheide seit 1923 heranwachsen, werden weiterhin von den Harburger Geistlichen betreut. Die Vereinigung der Städte Harburg und Wilhelmsburg, die 1927 erfolgt, sieht der Pfarrer von St. Maria skeptisch. Nach seiner Überzeugung haben die atheistischen Kommunisten und Sozialdemokraten einen verderblichen Einfluss auf die Katholiken Harburgs. Er bemüht sich deswegen, nicht nur den Glauben und das religiöse Leben seiner Gemeinde zu stärken, sondern auch das politische Bewusstsein. Der Pfarrer stirbt im Mai 1932 an einer schweren Krankheit, die ihn schon jahrelang gequält hat.
Dem Text der Chronik sind Anmerkungen und Ergänzungen hinzugefügt. Sie erleichtern und vertiefen das Verständnis der Darstellung.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Originalseiten der Chronik, Abschriften der Seiten und Anmerkungen
1 a) Aufzeichnungen für 1917 / 1918
1 b) Aufzeichnungen für 1919 bis 1929
1 c) Aufzeichnungen für 1930 bis 1932
2. Ergänzungen
3. Abbildungsnachweis
4. Literaturverzeichnis
5. Sachregister
6. Personenregister
Vorwort
Im Archiv der katholischen Kirchengemeinde St. Maria - St. Josef in Hamburg-Harburg befindet sich unter anderen historischen Quellen auch der erste Band der Chronik der Kirchengemeinde St. Maria. Dies ist ein gebundenes Buch, das mit der Hand geschrieben[1] und in seinen ältesten Aufzeichnungen vor 148 Jahren angefertigt wurde. Die Aufzeichnungen des ersten Chronisten, des Pfarrers Meyer, beginnen mit Ereignissen des Jahres 1858. Pfarrer Wüstefeld, der letzte Autor dieses Chronikbandes, schließt seine Aufzeichnungen im Jahr 1943.
Viele Personen, die den ersten Band der Chronik von St. Maria in die Hand bekommen, finden dieses Buch schon deswegen reizvoll, weil es so alt ist und mit der Hand geschrieben. Allerdings ist es oft mühsam, handgeschriebene Texte zu entziffern. Im vorliegenden Fall kommt für den Lese-Interessenten erschwerend hinzu, dass die ersten drei Chronisten, Pfarrer Meyer, Pfarrer Stolte und Pfarrer Krell, ihre Aufzeichnungen in der Deutschen Kurrentschrift geschrieben haben und dass der vierte Chronist, Wüstefeld - bei einer sowieso eigenwilligen Handschrift - unter seine großenteils lateinische Schrift einzelne Buchstaben der Kurrentschrift mengt.
Die Mehrheit der heutigen Lese-Interessenten kann die Deutsche Kurrentschrift nicht lesen. So wird denn der erste Band der Chronik von St. Maria oft - nach einem interessierten ersten Blick - mit Bedauern beiseitegelegt und ungenutzt liegen gelassen. Um das zu ändern, habe ich die einzelnen Originalseiten dieses Chronikbandes digital fotografiert und der fotografierten Seite jeweils eine Abschrift des Textes in lateinischer Schrift folgen lassen.
Dadurch, und weil ich dem Originaltext Anmerkungen und Ergänzungen hinzugefügt habe, ist der Umfang des ersten Bandes der Chronik von St. Maria so erheblich gewachsen, dass es zum Zweck der Handlichkeit sinnvoll erschien, die Chronik zu unterteilen.
Ich habe den ersten Band der Chronik von St. Maria in fünf Teile gegliedert: Teil 1 umfasst die Aufzeichnungen des Pfarrers Johannes Meyer für die Jahre 1858 bis 1898. Teil 2 bringt die Aufzeichnungen des Pfarrers Joseph Stolte für die Jahre 1899 bis 1917. Der dritte Teil, von Pfarrer Robert Krell aufgezeichnet, berichtet aus den Jahren 1917 bis 1932. Die Aufzeichnungen des Pfarrers Alban Wüstefeld habe ich wegen ihres Umfanges zweigeteilt. Der Teil 4a berichtet aus den Jahren 1932 bis 1937, Teil 4b aus den Jahren 1938 bis 1943.
Die Anmerkungen, die ich den Abschrift-Seiten hinzugefügt habe, erläutern Begriffe aus der katholischen Liturgie (z.B. „Levitenamt“) und aus dem katholisch-religiösen Tun (z.B. „ den Rosenkranz beten“), sofern ich annehme, dass diese Begriffe und Bräuche bei Nichtkatholiken unbekannt sind. Vor allem erkläre ich in den Anmerkungen aber historische Begriffe und Sachverhalte, zum Beispiel „Magistrat der Stadt“, „Bürgervorsteherkollegium“ „Klosterkammer“ oder „Konsistorium“. Wo es nötig erscheint, weise ich auf politische Zusammenhänge hin, die in der Chronik unerwähnt bleiben, teils weil die Chronisten dieses Geschehen zu ihrer Zeit als nebensächlich empfunden haben, teils weil eine regimekritische Kommentierung des Zeitgeschehens in einem kirchlich-offiziösen Werk für den Chronisten riskant gewesen wäre (NS-Zeit).
Die Ergänzungen, die ich der Chronik beigegeben habe, bestehen zumeist aus Fotos von Personen und Gebäuden, aber auch aus der Widergabe bedeutsamer schriftlicher Zeugnisse der Zeit, zumindest in Auszügen.
Schließlich habe ich die fünf Teile des ersten Bandes der Chronik von St. Maria für das Nachschlagen leicht zugänglich gemacht: Jedem Teil ist ein Inhaltsverzeichnis, ein Personen- und ein Sachverzeichnis und ein Abbildungsnachweis hinzugefügt.
Ulrich Krieter, Juli 2016
Das Titelblatt der Chronik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 87 der Chronik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 87 in lateinischer Schrift: 1917
Am 1. Mai verließ Dechant Stolte Harburg. Ehre seinem Andenken.
An seine Stelle trat als Pfarrer am selben Tage der frühere Bischöfliche Registrator Robert Krell. Gebürtig aus Duderstadt (Eichsfeld), wurde er am 6. April 1906 zum Priester geweiht, war zunächst Kaplan in Goslar und Hannover-Linden in St. Benno und dann 10 Jahre Registrator am Bischöflichen Generalvikariate in Hildesheim. Gern ist der neue Pfarrer nicht vom trauten Hildesheim fortgegangen, wo der Boden durch die 1000-jährige Tradition geheiligt ist, nach einem aus Industrie und Fabriken erstandenen Harburg. Er unterwarf sich ungefragt dem Befehle seines Bischofs.[2] Am 1. Mai wurde er vom Kirchenvorstande am Bahnhof empfangen und am 6. Mai durch den Dechant Wenig aus Lüneburg in sein Amt eingeführt. Die Einführung fand vor der ganzen Gemeinde im Hochamt statt. In der Predigt führte der Dechant aus: Unter den denkbar schwierigsten Kriegsverhältnissen übernimmt der neue Pfarrer sein Amt. Seine erste Predigt hielt er am Feste Christi Himmelfahrt.
Wie im ganzen Reiche es heilige Pflicht geworden, musste auch die Marienkirche die zwei großen Glocken ihres herrlichen Geläutes an die Heeresverwaltung abgeben. Tiefstes Bedauern herrschte darüber in der ganzen Stadt. Eine Glocke blieb zurück, und dankbar empfinden alle, dass wenigstens sie noch den Sonntag einläuten, zum Gottesdienst rufen und mit ihrem Trauergesang die verstorbenen Gemeindemitglieder auf dem letzten Gang geleiten kann. Die beiden großen Glocken wurden auf dem Glockenstuhle am 30. Juni durch den Glockengießer Otto, ihren Meister, zerschlagen, um abtransportiert werden zu können. Als Erlös für die Glocken wurden durch den Magistrat der Stadt 12.202 Mark gezahlt; das Geld wurde zinslich angelegt, um hoffentlich bald neue Glocken beschaffen zu können. Die größte Glocke wog 2.502 kg, die kleinere 1.233 kg. Das Kilogramm zu 3 Mark. Gleichzeitig mussten auch die Zinnpfeifen aus dem Prospekt der großen und herrlichen Orgel, die erst vor wenigen Jahren durch den Orgelbauer Krell - Duderstadt - erbaut war, abgeliefert werden, um beim grausigen Kriegsspiel des Weltkrieges mitzuspielen, sonst berufen, die Gläubigen beim Gottesdienste in heilige Andacht zu versenken. Es ergab sich ein Gewicht von 140 kg, das mit 882 Mark bezahlt wurde. Auch dieser Betrag wurde der behördlichen Vorschrift gemäß zur baldigen Wiederbeschaffung der Pfeifen zinslich angelegt.
Am 4. Juni trat in der Pfarrgemeinde der katholische Caritasverband Harburg ins Leben. War die Not der Menschen in der Pfarrei Harburg schon immer …
Als Ergänzung siehe Seite 34 : Dechant Stolte Seite 34: Pfarrer Robert Krell und seine „Hilfsgeistlichen“ Seite 40: Bischof Dr. Joseph Ernst
Seite 88 der Chronik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der obere Teil von Seite 88 der Chronik in lateinischer Schrift: 1917
… groß, so stiegen infolge der Kriegsnot die caritativen Aufgaben in Ungemessene.[3] Auf Wunsch der Bischöflichen Behörde trat er ins Leben, um durch Umfassung aller caritativen Arbeiten eine Organisation zu schaffen, die alle Tätigkeit auf dem Gebiete der Caritas sammelt. Den Vorsitz übernahm Pfarrer Krell, zum Caritas-Sekretär wurde Kaplan Amelung, zum stellvertretenden Vorsitzenden Pastor Muth an der Franz-Josefkirche gewählt.[4] In den Vorstand traten sonst noch ein: Rechtsanwalt Muth, Rektor Stuke, Frau …rat Hempen, Schwester Oberin Irenäa vom St. Vinzenzhaus. Eine große Reihe von Gemeindemitgliedern trat bei. Am 25. Oktober, dem Donnerstag vor Allerheiligen wurde der Fürsorgeverein für Frauen, Mädchen und Kinder in Harburg gegründet. Frau Amtsgerichtsrat Neuhaus aus Dortmund hielt einen sehr erfassenden Vortrag, so dass alle anwesenden Frauen beitraten. Den Vorsitz übernahm Frau Viktoria Brinkmann, Frl. Lehrerin Pohlschröder wurde Schriftführerin und Frau Postinspektor Hartung die 2. Vorsitzende. Der Fürsorgeverein hat seine Tätigkeit sofort aufgenommen. Im ersten Augenblick wollten die städtischen Behörden wegen der konfessionellen Gestaltung nur ungern zu gemeinschaftlicher Arbeit schreiten. Bald aber erkannten sie die segensreiche Wirksamkeit und arbeiteten gern mit dem Fürsorgeverein. Am Mittwoch jeder Woche ist abends Kriegsbittandacht, deren Besuch infolge der Länge des Krieges immer mehr zurückgeht. Der Besuch der sonntäglichen Gottesdienste ist befriedigend; es ist ein Grundübel, dass viele es nicht genau nehmen mit dem Besuch der Sonntagsmesse.
Als Ergänzung siehe Seite 35: die Pastoren Georg Muth und Georg Nolte Seite 36: Pastor Karl-Andreas Krieter
Der untere Teil von Seite 88 der Chronik in lateinischer Schrift: 1917
Am 4. Oktober wurde ein vaterländischer Abend für die ganze Pfarrgemeinde veranstaltet. Es waren etwa 500 Gemeindemitglieder anwesend. Der Pfarrer Krell sprach über: „Deutschland und die wirtschaftliche Konkurrenz der Weltmächte“. Der Jünglingsverein spielte einige sehr schöne kleine Stücke. Der Abend fand allgemeinen Beifall.
Am 9. Dezember, dem Feste der Kirchenpatronin, am Tag der unbefleckten Empfängnis, wurde ein feierliches Levitenamt gehalten. Pater S.J. Mischler hielt die Festpredigt. Die Jungfrauenkongregation gab als Festspiel: „Fabiola“.
Der Vorwinter war neblig, und erst kurz vor Weihnachten fiel sehr hoher Schnee. Am Hl. Abend kam ein tiefer Temperatursturz, so dass die Straßen zunächst überschwemmt, dann aber durch plötzlichen Frost mit hohem Eis bedeckt waren. Im Pfarrhause ereignete sich ein Wasserrohrbruch, der zum Glück durch die Länge des Hl. Abends um Mitternacht gemerkt wurde.
Seite 89 der Chronik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der obere Teil von Seite 89 der Chronik in lateinischer Schrift: 1917 / 1918
Im Waisenhaussaale fand eine Weihnachtsfeier für die Verwundeten des Lazaretts „Stift Maria-Hilf“ statt. Der Pfarrer Krell hielt eine Festansprache, die ein anwesender Arzt - es sei zum Zeichen der bestehenden Gottlosigkeit aufgeschrieben - mit den Worten kritisierte: „Der hat ja nur von Christus gesprochen“. Auch für die Waisenkinder war eine schöne Weihnachtsfeier.
1918
Immer noch wütet der Weltkrieg mit seinem furchtbaren Blutvergießen.[5] Zum Feste der Apostelfürsten[6] wurde in der ganzen Welt eine hl. Messe gehalten, um die baldige Beendigung des Krieges zu erflehen. Die verschiedenen Vereine machten im Laufe des Sommers Ausflüge. Vom 16.-23. Juni wurden von Pater Zorell, S.J., der in Hamburg-Altona in der Seelsorge tätig ist, für die Gemeinde St. Maria für die Frauen, Jungfrauen und Jünglinge Exerzitien abgehalten. Durch einen Aufruf wurden alle eingeladen, der in ca. 800 Exemplaren verbreitet wurde. Die Vorträge waren sehr gut; vor allem mit vorzüglichen Beispielen wurde guter Erfolg erzielt. Die Beteiligung war im Allgemeinen befriedigend; es haben sich 450 Frauen und Jungfrauen beteiligt. Zu den Jünglingsvorträgen waren bis zu 100 Personen erschienen. Zu Pfingsten wurde die Organisation des Borromäusvereins eingeführt[7]. Die gesammelten Beträge erreichen eine angesehene Höhe. …
Als Ergänzung siehe Seite 36: genesende Soldaten auf dem Balkon des Stiftes „Maria-Hilf“
Der untere Teil von Seite 89 der Chronik in lateinischer Schrift: 1918
Zum Allerheiligenfeste wurde erneut hingewiesen auf eine Mess-Stiftung für die gefallenen Krieger. Demnächst wird die Genehmigung der Stiftung bei der Bischöflichen Behörde eingeholt werden können, da schon 300 Mark gesammelt sind. In den Exerzitien wurde auch ein Mütterverein ins Leben gerufen, der alle 8 Wochen seine Versammlungen mit entsprechender Predigt hält. 120 Frauen und Mütter meldeten sich zum Beitritt. Die Zahl vermehrt sich noch ständig. Der Weltkrieg nahm seinen grausamen Fortgang. Der Reichskanzler, Graf Hertling, legte sein Amt nieder, da er nicht mit den Sozialdemokraten regieren wollte.[8] An seine Stelle trat der Prinz Max von Baden. Eine demokratische Regierung wurde gebildet.[9] Unaufhaltsam rollte der Stein weiter, getrieben von dem Bolschewismus aus Russland. Plötzlich rissen die Soldaten und Arbeiter die öffentliche Gewalt an sich, ausgehend von einer Militärrevolte in Kiel. Überall wurde die rote Fahne aufgezogen, und Matrosen und Soldaten bildeten mit den Arbeitern so genannte Arbeiter- und Soldatenräte. In Harburg ging die Bewegung ohne Blutvergießen vor sich.[10] In vielen Städten ging es sehr blutig her, besonders in Hamburg, Kiel, Hannover und Berlin. Die unabhängige Sozialdemokratie zwang den …
Als Ergänzung siehe Seite 37: die OHL, Paul v. Hindenburg und Erich Ludendorff Seite 38: Reichskanzler Freiherr von Hertling Seite 39: Reichskanzler Prinz Max von Baden
Seite 90 der Chronik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1] Gelegentlich klebten die Chronisten neben ihre handschriftlichen Aufzeichnungen auch Zeitungsartikel in die Chronik. Leider haben durch den Klebstoff mehrere Seiten der Chronik so schweren Schaden genommen, dass die Digitalisierung und Abschrift dieser Seiten einer „Rettung in letzter Stunde“ gleichkommt.
[2] Dr. Joseph Ernst, Bischof von Hildesheim 1915 bis 1928
[3] Das größte Problem für die deutsche Zivilbevölkerung war der Hunger. Bis Kriegsbeginn war Deutschland der weltweit größte Importeur von Agrarprodukten gewesen. Die englische Handelsblockade zur See, der Wegfall der Importe aus Russland, dazu bürokratische Mängel in der Verteilungspolitik des Kriegsernährungsamtes und eine durch den verregneten Herbst 1916 bedingte Kartoffelfäule, die die Ernte auf die Hälfte des Vorjahres reduzierte, führten eine Hungersnot der deutschen Bevölkerung herbei. Ernährungswirtschaftlich war der Krieg für Deutschland schon 1916 verloren. Vgl. de.wikipedia.org /wiki/ Steckrübenwinter und Corni, Gustavo, Hunger in: Hirschfeld, Krumeich, Renz,(Hrsg.) Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Schöningh (UTB), Paderborn 2009, S. 565
[4] Georg Muth war von März 1914 bis Februar 1919 Pastor In St. Franz-Josef. Seine Amtsnachfolger Nolte (1919-1923) und Krieter (1923-1934) werden in den Aufzeichnungen des Pfarrers Krell nicht erwähnt, obwohl diese Pastoren von St. Franz-Josef offiziell seine „Hilfsgeistlichen“ waren und obwohl Pfarrer Krell mit diesen Pastoren erhebliche Schwierigkeiten hatte, weil diese Pastoren die Unabhängigkeit der Gemeinde St. Franz-Josef von der Muttergemeinde St. Maria anstrebten. Vgl. Krieter,Ulrich, Elf schwere Jahre in Harburg, Pastor Krieter und die Kirchengemeinde St. Franz-Josef in den Jahren 1923 bis 1934, disserta-Verlag, Hamburg, 2014, S.68 ff.
[5] Pfarrer Krell lässt den Diktatfrieden von Brest-Litowsk unerwähnt, den die deutsche Regierung unter dem katholischen Reichskanzler von Hertling der neuen russischen Führung am 3. 3.1918 aufgezwungen hat. (In Russland waren durch die Oktoberrevolution - 25.10. / 7.11.1917 - die Bolschewiki an die Macht gekommen.) Der „Siegfrieden“ von Brest-Litowsk brachte für Deutschland zwar das Kriegsende an der Ostfront, die maßlose Demütigung der Verlierer lieferte jedoch ein schlimmes Vorbild. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurden die Deutschen von den Siegern genauso rücksichtslos behandelt, wie sie selbst die Russen behandelt hatten. de.wikipedia.org / wiki / Friedensvertrag_von_Brest-Litowsk
[6] Apostelfürsten = Petrus und Paulus; das Fest „Peter und Paul“ wird am 29. Juni gefeiert.
[7] Ziel des 1845 in Köln gegründeten Vereins war die „Belebung christlicher Gesinnung" und der „Verbreitung guter Schriften". Dazu wurden Ortsvereine gegründet, deren zahlende Mitglieder in der Vereinsbibliothek kostenlos Bücher entleihen konnten. Vgl. de. wikipedia.org / wiki / Borromäusverein. Der Männerverein der Gemeinde St. Maria besaß allerdings schon zur Zeit des Pfarrers Meyer eine stattliche Bibliothek, die Jahr für Jahr ausgebaut wurde. Vgl. Chronik von St. Maria, Bd.1, S. 23, Aufzeichnungen zum Jahre 1888.
[8] Georg Friedrich Karl Freiherr (seit 1914: Graf) von Hertling (geb. am 31. August 1843, gestorben am 4. Januar 1919) war ein Politiker der Zentrumspartei und vom 1. November 1917 bis zum 30. September 1918 Reichskanzler. Unter dem Einfluss seiner frommen Mutter hat er in seiner Jugend mit dem Gedanken gespielt, katholischer Priester zu werden. Hertling war führend an der Gründung der „Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland“ beteiligt, deren Präsident er bis zu seinem Tode blieb. Hertling war ferner bekannt als Vordenker der Bewegung der katholischen Studentenverbindungen. Vgl. de.wikipedia.org /wiki /Georg_von_Hertling
[9] Am 29. 9. 1918 forderte die Oberste Heeresleitung (OHL) die Reichsregierung auf, den Alliierten sofort einen Waffenstillstand anzubieten. Reichskanzler v. Hertling trat zurück, damit die Verhandlungen durch eine Reichsregierung geführt werden könnten, die vom Reichstag gewählt und gebildet werden sollte. Kaiser, OHL und Reichskanzler wollten so der befürchteten "Revolution von unten“ mit einer "Revolution von oben“ zuvorkommen. Am 3. 10. bildete sich die neue Regierung unter Führung des Reichskanzlers Prinz Max von Baden. Ihr gehörten nun auch die SPD, das Zentrum und die FVP an. Einen Tag später bat die deutsche Regierung die Alliierten offiziell um einen Waffenstillstand. Diese lehnten jedoch ab. US-Präsident Woodrow Wilson verlangte als Voraussetzung von Waffenstillstandsverhandlungen die Entwaffnung und Demokratisierung des Deutschen Reiches, damit also ausdrücklich die Abdankung des Kaisers. Vgl. Sturm, Reinhard, Vom Kaiserreich zur Republik, Bundeszentrale für politische Bildung, Informationen zur politischen Bildung, Heft 261, 2011 und www.bpb.de /1735 Vor 95 Jahren: Kaiser Wilhelm II. dankt ab.
[10] Vgl. Hartwig, Michael, Rote Fahnen auf dem Rathaus, in: Hartwig, Michael, Großvaters Harburg, Ein Lesebuch für „kleine Leute“ über Harburg in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, M+K Hansa Verlag, Hamburg,1986, S. 6 bis 15
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- Ulrich Krieter (Autor:in), 2016, Die Chronik der Kirchengemeinde St. Maria-St. Josef zu Hamburg-Harburg [Band 1 - Teil 3], München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346573
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