Das Leitthema dieses Buches ist die Erfassung und Ergründung des Wandels familaler Lebensformen im zuge der Entwicklung von modernen Gesellschaften. Hierfür wird zunächst die Struktur und Funktionsweise der bürgerlichen Kleinfamilie nachgezeichnet und als Ausgangspunkt für den zu beschreibenden Wandel begriffen. Kennzeichen der bürgerlichen Kleinfamilie ist die ‚institutionelle Kopplung‘ von liebesfundierter Ehe und Elternschaft. Hier wird die Elternschaft als die Vollendung der Ehe, die Familiengründung als der eigentliche Zweck der Heirat aufgefaßt.
Der eigentliche Wandel, der in der Forschung zu Theoremen wie 'Single-Gesellschaft' oder 'Entinstitutionalisierung der Ehe' geführt hat, vollzieht sich entlang der Entkopplung von Ehe und Familie zum einen und der Entwicklung bzw. der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptierung nichtehelicher Lebensformen (NEL) zum anderen. Unter der Betrachtung der maßgeblichen gesellschafts-historischen Einflußfaktoren (wie sexuelle Revolution, Emanzipation, usw.) wird die Struktur und Funktionsweise der Ehe analysiert und mit den NEL in Beziehung gesetzt. Es wird gezeigt, wie sich aufgrund der Einflußfaktoren die Wahrnehmung der Ehe verändert, welche Auswirkungen dies auf Biographie und Partnerschaft hat und welche Rolle die NEL dabei spielen.
Die dem Thema eingangs gestellte Frage, ob man von einer Entmachtung der Institution Ehe sprechen kann, wird schließlich negativ beantwortet. Vielmehr ist eine Verschiebung des Familienzyklus zu konstatieren, die sich aus der individuellen Anpassung an die Erfordernisse moderner Gesellschaften rekrutiert. Die Ehe als Lebensform, obwohl im Vergleich zur bürgerlichen Kleinfamilie stark modifiziert, hat ihren Status dabei nicht verloren.
Das Buch basiert auf der Auswertung der einschlägigen Forschungsliteratur. Verschiedene Strömungen werden systematisch gegenübergestellt, Essenzen miteinander verknüpft. Da diese Arbeit im Rahmen des Seminars „International Vergleichende Sozialstrukturanalyse“ an der TU-Dresden enstanden ist, wird der oben beschriebene Wandel einem internationalen Vergleich ausgesetzt. Hierfür wurden die Indikatoren von neun europäischen Ländern ausgewertet und die gemachten Aussagen einem internationalen Trend zugeordnet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Familienformen und Lebensformen im Wandel
- Familie aus „traditioneller“ Sicht
- Die Ehe als Familie, die „Ehe als Institution“
- Funktionswandel der Familie – Die bürgerliche Kleinfamilie
- Die Ehe selbst
- Wandel der „traditionellen“ Familie nsicht - Welche Bedeutung gewinnen Nichteheliche Lebensgemeinschaften (NEL)?
- „neue\" Lebensformen, „neue“ Familienformen
- Resümee und Ausblick
- Der Wandel im internationalen Vergleich
- Querschnittsbetrachtung ausgewählter europäischer Länder
- Gemeinsamkeiten
- Unterschiede
- Resümee
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Wandel von familialen Lebensformen, insbesondere der Rolle der Ehe in der modernen Gesellschaft. Sie untersucht die historische Entwicklung der Ehe und der Familie, analysiert den Wandel der traditionellen Familienform hin zu neuen Lebensformen und untersucht die Bedeutung von Nichtehelichen Lebensgemeinschaften.
- Die Entwicklung der Familie vom vorindustriellen Modell zur modernen Kleinfamilie.
- Der Funktionswandel der Ehe in modernen Gesellschaften.
- Die Bedeutung neuer Lebensformen wie Nichtehelichen Lebensgemeinschaften (NEL).
- Der internationale Vergleich des Wandels in europäischen Ländern.
- Der Stellenwert der Ehe in der heutigen Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt den Begriff „living apart together“ ein und erläutert das Problem der Definition von „Familie“ in der heutigen Zeit. Sie stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: die Veränderung der Ehe und ihre Auswirkungen auf andere Lebens- und Familienformen.
- Familienformen und Lebensformen im Wandel: Dieses Kapitel beschreibt den Wandel der familialen Lebensformen im Laufe der Geschichte. Es wird auf die Unterschiede zwischen der vorindustriellen Familie und der modernen bürgerlichen Kleinfamilie eingegangen, wobei die Bedeutung der Einheit von Arbeits- und Wohnstätte und die historischen gesellschaftlichen Einflussfaktoren berücksichtigt werden.
- Die Ehe als Familie, die „Ehe als Institution“: Dieses Unterkapitel analysiert die Ehe als Institution und ihren Funktionswandel. Es werden die unterschiedlichen Funktionen der Ehe in verschiedenen Epochen beleuchtet und der Wandel von der „traditionellen“ Ehe hin zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe diskutiert.
- Wandel der „traditionellen“ Familie nsicht - Welche Bedeutung gewinnen Nichteheliche Lebensgemeinschaften (NEL)?: Dieses Kapitel behandelt die Bedeutung von Nichtehelichen Lebensgemeinschaften (NEL) in modernen Gesellschaften. Es wird untersucht, welchen Einfluss der Wandel der traditionellen Familie auf die Entstehung und Verbreitung von NEL hat.
- „neue\" Lebensformen, „neue“ Familienformen: Dieses Kapitel beleuchtet die Vielfalt der neuen Lebensformen und Familienformen, die in modernen Gesellschaften entstanden sind. Es werden Beispiele für verschiedene Formen des Zusammenlebens und der Familienbildung vorgestellt, z.B. Patchworkfamilien oder Ein-Eltern-Familien.
- Der Wandel im internationalen Vergleich: Dieses Kapitel stellt den Wandel der familialen Lebensformen in einem internationalen Vergleich dar. Es werden neun europäische Länder untersucht und Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Wandelprozess herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Bereiche Familienformen, Lebensformen, Ehe, Wandel, Nichteheliche Lebensgemeinschaften (NEL), internationale Vergleiche, moderne Gesellschaft, Funktionswandel, und die Rolle der Familie im gesellschaftlichen Kontext. Sie untersucht die Veränderung der traditionellen Familienform und deren Auswirkungen auf die verschiedenen Lebensformen in modernen Gesellschaften. Dabei werden wichtige Konzepte wie das „living apart together“ und der Funktionswandel der Ehe beleuchtet.
- Citation du texte
- Bastian Wienrich (Auteur), 2001, 'Ehe-', 'living apart together-' oder 'Single-Gesellschaft'? - wo bleibt die Familie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34684