Für die gesellschaftlichen Eliten des Römischen Reiches spielte Bildung eine herausragende Rolle. Im Gegensatz zu den teilweise vererbten Statussymbolen wie Reichtum oder Macht
wurde umfangreiches Wissen unter den Zeitgenossen eher als eine Errungenschaft betrachtet, die das Ergebnis eines langen und anstrengenden Ausbildungsprozesses darstellte und nicht ohne Weiteres erlangt oder weitergegeben werden konnte. Somit war Bildung, neben Reichtum und Macht, ein wichtiger Faktor zur sozialen Abgrenzung der römischen
Oberschicht. Entsprechend hohes Ansehen genossen demnach auch die jeweiligen Bildungsdisziplinen. Allerdings rangierten nicht alle auf demselben Stand und zwischen den
einzelnen Bildungsbereichen gab es unterschiedliche Ansichten darüber, welche Disziplin die wichtigste und bedeutendste darstellte. Diese Konkurrenzsituation trat besonders zwischen der Philosophie und der Rhetorik zu Tage. Mit dieser Arbeit soll untersucht werden, wie sich das Verhältnis zwischen diesen beiden Professionen in der Hohen Kaiserzeit gestaltete und ob man für diese Zeit von einem Konflikt sprechen kann. Eine ähnliche Fragestellung wurde bereits von Karadimas und Kasulke bearbeitet. Sie bezogen sich vor allem auf die Überlieferungen von Sextus Empericus, Aelius Aristides, Fronto sowie Marc Aurel, kamen dabei allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen. Aus diesem Grund soll jene Thematik hier noch einmal anhand einer weiteren Quelle der Hohen Kaiserzeit, an Aulus Gellius‘ Noctes Atticae, bearbeitet werden.
Dabei sollen vor allem drei Personendarstellungen genauer untersucht werden. Herodes Atticus dient dabei als Repräsentant der Rhetorik, da er, als Rhetoriklehrer sowie erfolgreicher und gefeierter Vertreter der Zweiten Sophistik, dieser Bildungsdisziplin zuzurechnen ist. Als Vertreter der Philosophie bietet sich Lukios Kalbenos Tauros an. Bei ihm ist davon auszugehen, dass er aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Akademie in der Tradition Platons steht und die Rhetorik dementsprechend zu kritisierten weiß. Hinzu kommt Favorinus von Arelate, welcher sich auf der Schwelle zwischen beiden Disziplinen befindet. Der Untersuchung der Personendarstellungen wird eine kurze Abhandlung über die bisherigen Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik in der Hohen Kaiserzeit vorangestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenkapitel
- Das Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik in der Hohen Kaiserzeit
- Die Darstellung des Favorinus von Arelate
- Die Darstellung des Lukios Kalbenos Tauros
- Die Darstellung des Herodes Atticus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik in der Hohen Kaiserzeit am Beispiel der Darstellung in Aulus Gellius' Noctes Atticae. Die Analyse zielt darauf ab, die jeweiligen Positionen der beiden Disziplinen in der damaligen Gesellschaft aufzuzeigen und zu prüfen, ob von einem Konflikt zwischen ihnen gesprochen werden kann.
- Die Bedeutung von Bildung für die römischen Eliten
- Die Rivalität zwischen Philosophie und Rhetorik in der Hohen Kaiserzeit
- Die Darstellung des Verhältnisses zwischen den beiden Disziplinen in den Noctes Atticae
- Die Personendarstellungen von Herodes Atticus, Lukios Kalbenos Tauros und Favorinus von Arelate als Repräsentanten der Rhetorik, Philosophie und eines Zwischenbereichs
- Die Intention und der Zweck des Werkes von Aulus Gellius
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor, erläutert die Relevanz von Bildung für die römischen Eliten und skizziert die Rivalität zwischen Philosophie und Rhetorik. Zudem werden die bereits bestehenden Arbeiten von Karadimas und Kasulke zu diesem Thema erwähnt und die Forschungslücke, die diese Arbeit schließen soll, hervorgehoben.
- Quellenkapitel: Dieses Kapitel stellt die Hauptquelle der Arbeit, Aulus Gellius' Noctes Atticae, vor. Es wird auf den Inhalt, die Gattung und den Zweck des Werkes eingegangen, sowie auf die Glaubwürdigkeit der darin enthaltenen Personendarstellungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Bildung, Philosophie, Rhetorik, Hohe Kaiserzeit, Aulus Gellius, Noctes Atticae, Herodes Atticus, Lukios Kalbenos Tauros, Favorinus von Arelate und enkyklios paideia.
- Citar trabajo
- Sebastian Flock (Autor), 2016, Die Darstellung in Aulus Gellius‘ "Noctes Atticae". Das Verhältnis zwischen Philosophie und Rhetorik in der Hohen Kaiserzeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346868