Betrachtet man die Reihe der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, so fällt auf, dass Ferdinand II. nicht gerade zu den schillerndsten Figuren dieser Herrscher gehört. Dies schlägt sich vor allem in der geschichtswissenschaftlichen Literatur nieder. Thomas Brockmann merkte 2009 an, dass in der neueren geschichtswissenschaftlichen Literatur nach wie vor umfassende Arbeiten zum Leben und Wirken Ferdinands II. fehlten und dieses Urteil hat bis zum heutigen Tage Bestand. Dies ist verwunderlich, da Ferdinand während des bedeutenden Dreißigjährigen Krieges regierte und eine Politik vertrat, die durchaus kritisch gesehen wurde.
Stößt man in geschichtswissenschaftlicher Fachliteratur auf Texte über Ferdinand II., so finden sich nämlich in der Regel auch Verweise zu seinen absolutistischen Tendenzen. In eben jener Perspektive wird auch der Prager Frieden von 1635 gesehen, der einen wichtigen Wendepunkt im Dreißigjährigen Krieg darstellte. Ferdinand II. wurde sowohl von Zeitgenossen als auch von Historikern vorgeworfen, mit diesem Vertrag den
Absolutismus im Reich etablieren zu wollen.
Auf den folgenden Seiten soll daher untersucht werden, inwiefern Ferdinand II. mit den Bestimmungen des Prager Friedens versucht hat, eine absolutistische Monarchie im Reich zu etablieren. Dafür soll zunächst auf Ferdinands absolutistische Tendenzen im Allgemeinen eingegangen werden, in deren Tradition der Prager Frieden oft gesehen wird. Im Anschluss wird der Prager Frieden an sich einer genaueren Untersuchung unterzogen. Dazu erfolgt zunächst eine kurze Darstellung der Vorgeschichte des Prager Friedens, um dieses Ereignis historisch besser einordnen zu können. Im Anschluss daran werden die Inhalte des Vertragstextes erläutert und auf ihren absolutistischen Gehalt hin geprüft. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Aufhebung des Restitutionsediktes und der Heeresreform, da erstgenannte im starken Gegensatz zu Ferdinands bisheriger Politik stand und letztgenannte in geschichtswissenschaftlicher Literatur oft mit der Etablierung einer absolutistischen Herrschaft in Verbindung gebracht wird. Der Aufsatz wird am Ende mit einem Fazit geschlossen, in welchem der absolutistische Gehalt des Vertragstextes zusammenfassend bewertet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die absolutistischen Tendenzen Ferdinands II.
- Der Prager Frieden von 1635
- Ausgangslage für Friedensverhandlungen
- Die Inhalte des Prager Friedens
- Restitutionsedikt und Amnestieregelung
- Bündnisverbot und Heeresreform
- Der absolutistische Gehalt des Prager Friedens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert den Prager Frieden von 1635 im Kontext der absolutistischen Tendenzen Ferdinands II. und bewertet dessen Einfluss auf die politische Ordnung des Heiligen Römischen Reiches.
- Absolutistische Tendenzen Ferdinands II. in seinen Erblanden
- Die Vorgeschichte des Prager Friedens
- Die Inhalte des Prager Friedensvertrages
- Die Rolle der Heeresreform und der Aufhebung des Restitutionsediktes
- Bewertung des absolutistischen Gehalts des Friedensvertrages
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung Ferdinands II. im Dreißigjährigen Krieg und stellt die Frage nach seinem Streben nach einer absolutistischen Herrschaft im Reich.
- Die absolutistischen Tendenzen Ferdinands II.: Dieses Kapitel beschreibt die absolutistischen Tendenzen Ferdinands II. in seinen Erblanden, insbesondere in Böhmen und den Habsburgischen Erblanden, und zeigt, wie er seine Macht durch militärische Erfolge festigte.
- Der Prager Frieden von 1635: Dieses Kapitel erläutert die Ausgangslage für die Friedensverhandlungen und analysiert die Inhalte des Prager Friedens, insbesondere die Aufhebung des Restitutionsediktes und die Heeresreform.
Schlüsselwörter
Der Prager Frieden von 1635, Ferdinand II., Absolutismus, Heeresreform, Restitutionsedikt, Dreißigjähriger Krieg, Habsburgische Erblande, Böhmen, Reich, Reichsfreiheit.
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- Sebastian Flock (Autor:in), 2014, Der Prager Frieden von 1635 und sein absolutistischer Gehalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346925