Thomas Bernhards Apollinische Trilogie, bestehend aus "Holzfällen", "Der Untergeher" und "Alte Meister", weist Struktur- und Themenparallelen auf. Im Mittelpunkt steht ein Konflikt, welcher von einer erzählenden Instanz rückblickend in einem quasi Monolog verarbeitet und für sich gelöst wird.
Die drei Kulturbereiche Musik, Malerei und Literatur bilden das geistige Umfeld der Protagonisten und werden nicht von „außen“ gestört. Alle handelnden Figuren bewegen sich in diesem Kosmos, Verbindungen, seien sie sozialer oder wirtschaftlicher Natur, gibt es keine. Dementsprechend eng ist der Horizont, in dem menschliches Handeln und Denken betrachtet wird. Fehlentscheidungen auf künstlerischer oder geistiger Ebene haben einen direkten Einfluss auf die gesamte Lebensrealität aller Figuren, ein Versagen in der Kunst ist ein Versagen im Leben. Wie sich dieser Anspruch an die Relevanz aller künstlerischen Tätigkeiten auf die sozialen Beziehungen der Figuren auswirkt, soll diese Arbeit beleuchten.
Wie können menschliche Bedürfnisse wie Freundschaft oder Liebe aufgebaut werden, wenn sich ein Mensch weniger durch seinen Charakter als durch sein Talent auszeichnet? Und welche alternativen Beziehungsmodelle werden gebildet, um diese Ansprüche zu verwirklichen? Um diese Fragen zu beantworten, muss zunächst betrachtet werden, wie der Mann und wie die Frau als Solche/r von Bernhard positioniert wird. Nur mit diesem Verständnis kann analysiert werden, wie Beziehungen aufgebaut und wieder beendet werden.
Ob es wirklich „wurscht“ ist, ob es Frau oder Mann ist, wie von Bernhard im eingangs erwähnten Zitat behauptet, wird sich ebenso zeigen wie die Antwort auf die Frage nach der Relevanz des Titels Holzfällen. Eine Erregung, wenn der Begriff des Holzfällens doch nur ein einziges Mal und betont beiläufig im Gespräch einer Nebenfigur auftritt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Frau
- Der Mann
- Geistesfreundschaften
- Geistesfreundschaft zwischen Männern
- Geistesfreundschaft zwischen Mann und Frau
- Beziehungsmodelle
- Heterosexuelle Beziehungen
- Homosexuelle Beziehungen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Darstellung von Frauen- und Männerbeziehungen in Thomas Bernhards Romanen „Der Untergeher“ und „Holzfällen. Eine Erregung“. Das Hauptziel ist es, die Positionierung von Frauen und Männern in Bernhards Werken zu analysieren und zu verstehen, wie diese Positionierung die Gestaltung von Beziehungen beeinflusst. Dabei werden alternative Beziehungsmodelle im Kontext des künstlerischen Anspruchs der Protagonisten beleuchtet.
- Die Rolle der Frau in Bernhards Romanen
- Die Darstellung des Mannes und seine Beziehungen
- Geistesfreundschaften als alternatives Beziehungsmodell
- Hetero- und homosexuelle Beziehungen bei Bernhard
- Der Einfluss des künstlerischen Anspruchs auf zwischenmenschliche Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor: Wie werden Frauen und Männer in Thomas Bernhards Romanen „Der Untergeher“ und „Holzfällen. Eine Erregung“ dargestellt? Wie beeinflussen diese Darstellungen die Beziehungen der Protagonisten? Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Beziehungsmodelle im Kontext des künstlerischen Anspruchs der Figuren und untersucht, ob und wie menschliche Bedürfnisse wie Freundschaft und Liebe in diesem Rahmen aufgebaut werden können. Der Titel "Holzfällen. Eine Erregung" wird hinterfragt, da der Begriff "Holzfällen" nur beiläufig im Text auftritt.
Die Frau: In Bernhards apollinischer Trilogie, zu der auch "Der Untergeher" und "Holzfällen" gehören, steht die Kunst im Mittelpunkt. Sexuelle Beziehungen treten in den Hintergrund, und die Protagonisten werden oft asexuell dargestellt. In "Der Untergeher" fehlt eine wirklich präsente Frauenfigur. Die Wirtin, eine wiederkehrende Figur in Bernhards Werk, wird als abstoßend und abjekt dargestellt, dennoch sucht der Protagonist Wertheimer Zuflucht bei ihr, was ihn in den Augen des Erzählers disqualifiziert. Auch in "Holzfällen" werden Frauenfiguren, anfänglich als geistig anregende Mentoren dargestellt, letztendlich als stagnierend und negativ bewertet. Sie werden als Opfer dargestellt, die ihr Leben an andere gegeben haben oder als Schatten ihrer selbst existieren. Bernhard zeichnet ein Bild von Frauen, die geistig nicht mit den männlichen Protagonisten mithalten können und letztendlich an ihren Erfahrungen zugrunde gehen.
Schlüsselwörter
Thomas Bernhard, Der Untergeher, Holzfällen. Eine Erregung, Apollinische Trilogie, Frauen- und Männerbeziehungen, Geistesfreundschaft, Beziehungsmodelle, Kunst, Existenz, Abjekt, Männerfreundschaft, künstlerischer Anspruch, Psychologie.
Thomas Bernhard: "Der Untergeher" und "Holzfällen. Eine Erregung" - Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert die Darstellung von Frauen- und Männerbeziehungen in Thomas Bernhards Romanen "Der Untergeher" und "Holzfällen. Eine Erregung". Im Mittelpunkt steht die Untersuchung der Positionierung von Frauen und Männern und deren Einfluss auf die Gestaltung der Beziehungen. Alternative Beziehungsmodelle im Kontext des künstlerischen Anspruchs der Protagonisten werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle der Frau in Bernhards Romanen, die Darstellung des Mannes und seiner Beziehungen, Geistesfreundschaften als alternatives Beziehungsmodell, hetero- und homosexuelle Beziehungen bei Bernhard und den Einfluss des künstlerischen Anspruchs auf zwischenmenschliche Beziehungen.
Wie werden Frauen in Bernhards Romanen dargestellt?
Frauenfiguren werden in Bernhards apollinischer Trilogie, zu der auch "Der Untergeher" und "Holzfällen" gehören, oft als geistig den männlichen Protagonisten unterlegen dargestellt. Sie werden als stagnierend, negativ, als Opfer oder als Schatten ihrer selbst beschrieben. Sexuelle Beziehungen treten in den Hintergrund, und die Protagonisten werden oft asexuell dargestellt. Beispiele hierfür sind die abstoßend dargestellte Wirtin in "Der Untergeher" oder die anfänglich als geistig anregende Mentoren dargestellten Frauen in "Holzfällen", die letztendlich negativ bewertet werden.
Wie werden Männer und ihre Beziehungen dargestellt?
Die Männerfiguren stehen im Mittelpunkt der apollinischen Trilogie, mit dem Fokus auf Kunst und oft asexueller Darstellung. Ihre Beziehungen werden im Kontext ihres künstlerischen Anspruchs analysiert. Die Arbeit untersucht, wie dieser Anspruch die Gestaltung ihrer Beziehungen beeinflusst und ob und wie menschliche Bedürfnisse wie Freundschaft und Liebe in diesem Rahmen aufgebaut werden können. Die Männerfreundschaft wird als ein alternatives Beziehungsmodell untersucht.
Welche Rolle spielen Geistesfreundschaften?
Geistesfreundschaften werden als alternatives Beziehungsmodell untersucht. Die Arbeit analysiert, ob und inwiefern diese Form der Beziehung in Bernhards Romanen eine Rolle spielt und wie sie sich von anderen Beziehungsformen unterscheidet.
Welche Beziehungsmodelle werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Beziehungen, um ein umfassendes Bild der Beziehungsmuster in Bernhards Werk zu liefern.
Wie wird der Titel "Holzfällen. Eine Erregung" interpretiert?
Der Titel "Holzfällen. Eine Erregung" wird hinterfragt, da der Begriff "Holzfällen" nur beiläufig im Text auftritt. Die Arbeit untersucht die Bedeutung des Titels im Kontext des Gesamtwerks.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Thomas Bernhard, Der Untergeher, Holzfällen. Eine Erregung, Apollinische Trilogie, Frauen- und Männerbeziehungen, Geistesfreundschaft, Beziehungsmodelle, Kunst, Existenz, Abjekt, Männerfreundschaft, Künstlerischer Anspruch, Psychologie.
- Citar trabajo
- Katharina Reber (Autor), 2016, Die Frauen- und Männerbeziehungen der Protagonisten in Thomas Bernhards Romanen „Der Untergeher“ und „Holzfällen. Eine Erregung“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346947