Cassirer zufolge entsteht das Bemühen der Aufklärung um ein neues erkenntnistheoretisches Modell aus einer dringenden historischen Notwendigkeit: der Ausrottung des Mythos (oder positive Religion), aus welchem gefährlicher religiöser Fanatismus und Intoleranz, Dogmatismus und politische Tyrannei geboren wurden. Um den Mythos zu bekämpfen, verwendet die Aufklärung das Arsenal des empirischen und logischen Denkens, der Verbreitung der Wissenschaft und der Bildung. Trotz der Bemühungen der Aufklärung, die Welt verständlich zu machen, alle Finsternis des magischen Denkens zu löschen und die sozialen Beziehungen auf einem soliden Fundament zu gründen, kam es im 20. Jahrhundert zur ebenso unerwarteten wie triumphalen Rückkehr des (politischen) Mythos.
Diese Rückkehr wurde, wie Cassirer in The Myth of the State (1946) erläutert, durch folgenden Umstand begünstigt. Cassirer beklagte sich angesichts der Machtübernahme der Nationalsozialisten, dass die systematische „Verformung” der Aufklärung in den Händen der fatalistischen und irrationalistischen Philosophien, schließlich die fundamentalen Einsichten des 18. Jahrhunderts - über das Wesen des Menschen, den Sinn der Wissenschaften und der Geschichte und vor allem die Idee unveräußerlicher, natürlicher Rechtsprinzipien schwächen würde.
In diesem Sinne ist Foucaults Bemerkung ganz richtig: Philosophie der Aufklärung war eigentlich ein „Manifeste“, insofern als Cassirer in ihr in Erinnerung rufen wollte, dass die rationelle Tradition der Menschenrechte, der Republik und der Demokratie inmitten des Aufstiegs der modernen politischen Mythologien zu Deutschland gehörten.
Inhaltsverzeichnis
- Aufklärung und Zivilisation
- Die Rückkehr des Mythos: der Ursprung der Barberei
- Abschluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ernst Cassirers "Philosophie der Aufklärung" (1932) widmet sich einer eingehenden Untersuchung der Aufklärungsepoche und ihrer Auswirkungen auf die Philosophie. Das Werk analysiert die zentralen Gedanken und Denkbewegungen der Aufklärung und beleuchtet die Entwicklung der Vernunft und ihre Rolle in der Erkenntnis. Cassirer zielt darauf ab, die Aufklärung von gängigen Missverständnissen und Vorurteilen zu befreien und ihre wahre Bedeutung aufzuzeigen.
- Die philosophische Kontinuität und Differenz zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert
- Die Rolle der Vernunft in der Erkenntnis und die Transformation ihrer Konzeption
- Die Entdeckung der „Dinge as sich“ und die Abkehr von der Offenbarung des Wesens der Dinge
- Die Entwicklung von einer deduktiven und rationalistischen Vernunft zu einer induktiven und empiristischen Denkweise
- Die Übertragung der Vernunft von der reinen Theorie in die Bereiche von Wissenschaft, Politik und Moral
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel "Aufklärung und Zivilisation" beleuchtet die Philosophie der Aufklärung und ihre zentralen Themen. Cassirer befasst sich mit der Entwicklung der Vernunft von einem Instrument zur Erlangung vorgegebener Wahrheiten hin zu einer dynamischen Kraft, die sich der Realität zu bemächtigen sucht. Dabei zeigt er, dass die Vernunft der Aufklärung nicht instrumental ist, sondern pragmatisch und eng mit der sensorischen Erfahrung verbunden ist.
Das zweite Kapitel "Die Rückkehr des Mythos: der Ursprung der Barberei" behandelt die Rolle des Mythos in der Aufklärung. Dieses Kapitel wird in der Vorschau nicht behandelt, um Spoiler zu vermeiden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselbegriffe in Cassirers Werk sind: Aufklärung, Vernunft, Erkenntnis, Philosophie, Geschichte, Dialektik, Mythos, Zivilisation, Barberei, Transzendentaler Idealismus, Kant, Descartes, Spinoza, Grotius, Hobbes, Newton, Adorno, Horkheimer.
- Quote paper
- Jonathan Arriola (Author), 2015, Aufklärung und Mythos in Ernst Cassirers "Philosophie der Aufklärung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346949