Jahrzehntelang bildete die europäische Integration den zentralen Schwerpunkt der Europaforschung. Der wissenschaftliche Fokus richtete sich auf die Entwicklungen der EU-Ebene. Die Wissenschaftler befassten sich mit der Fragestellung, aus welchen Gründen der immer engere Zusammenschluss von autonomen Staaten und die Schaffung eines supranationalen Institutions- und Politikgefüges erfolgt. Die Rückwirkungen der europäischen Politik auf die Mitgliedsstaaten waren hingegen nur wenig erforscht. Der Umstand, dass die Politikgestaltung der EU auch Einfluss auf die Politik der nationalen Ebene nimmt, ließ sich spätestens mit der Einheitlichen Europäischen Akte 1986 (EEA) nicht länger vernachlässigen. Zu Beginn der 1990er Jahren folgte ein grundlegender Perspektivwechsel, wodurch der Begriff der Europäisierung verstärkt thematisiert wurde.
Auch das Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland (BRD) wird zunehmend von unionsrechtlichen Vorgaben geprägt und ist infolge von inhaltlichen und strukturellen Veränderungen betroffen. Exemplarisch hierfür steht die Flüchtlingspolitik, die bereits in den Römischen Verträgen von 1957 verwurzelt war. In diesem Bereich waren die europäischen Einflüsse für die Nationalstaaten schon von Beginn an spürbar. Mit dem Vertrag von Amsterdam wurde im Jahre 1997 schließlich der Grundstein zur Harmonisierung der Flüchtlingspolitik gelegt (Art. 63 EGV) und dadurch die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen.
Doch wie definiert sich Europäisierung, was ist deren Auslöser und welche Auswirkungen haben die europäischen Vorgaben auf die nationale Ebene? In dieser Hinsicht lassen sich die folgenden Hypothesen formulieren: H1: Europäische Vorgaben verändern die nationale Politik. H2: Inkompatibilität zwischen europäischen Vorgaben und nationalen Rahmenbedingungen erzeugen einen Anpassungsdruck auf nationaler Ebene. Ausgehend von diesen Hypothesen, werden die Auswirkungen auf die deutsche Flüchtlingspolitik am Beispiel der Qualifikationsrichtlinie aufgezeigt und deren Implementierung in die deutsche Rechtsordnung dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzept der Europäisierung
- Begriff der Europäisierung
- Dimensionen der Europäisierung
- Impulse der Europäisierung
- Vertikale und horizontale Impulse
- Positive Integration (Anpassung durch Zwang)
- Negative Integration (Anpassung durch mimetische Prozesse)
- Framing Integration (Anpassung durch normativen Druck)
- Goodness of fit - Der klassische Erklärungsansatz
- Grad der Europäisierung
- Die Qualifikationsrichtlinie und ihre Umsetzung in Deutschland
- Flüchtlingspolitik vor der Qualifikationsrichtlinie
- Wesentlicher Inhalt der Qualifikationsrichtlinie
- Goodness-of-fit-Ansatz
- Problemfelder der Umsetzungspraxis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Europäisierung der deutschen Flüchtlingspolitik am Beispiel der Qualifikationsrichtlinie. Ziel ist es, die Auswirkungen europäischer Vorgaben auf die nationale Politik aufzuzeigen und den Anpassungsdruck auf nationaler Ebene zu analysieren, der durch Inkompatibilitäten zwischen europäischen Vorgaben und nationalen Rahmenbedingungen entsteht.
- Der Begriff der Europäisierung und seine verschiedenen Definitionsansätze
- Die Analyse der Impulse und Mechanismen der Europäisierung, insbesondere der Goodness-of-fit-Ansatz
- Die Untersuchung der deutschen Flüchtlingspolitik vor und nach der Einführung der Qualifikationsrichtlinie
- Die Analyse des wesentlichen Inhalts der Qualifikationsrichtlinie und deren Umsetzung in der deutschen Rechtsordnung
- Die Herausarbeitung von Problemfeldern in der Umsetzungspraxis
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert den Wandel in der Europaforschung, vom Fokus auf die europäische Integration hin zur Betrachtung der Rückwirkungen auf die Mitgliedsstaaten. Sie führt den Begriff der Europäisierung ein und formuliert zwei zentrale Hypothesen: Europäische Vorgaben verändern die nationale Politik, und Inkompatibilitäten zwischen europäischen Vorgaben und nationalen Rahmenbedingungen erzeugen Anpassungsdruck. Die Arbeit wird als theoretischer und empirischer Teil strukturiert, wobei Kapitel 2 das Konzept der Europäisierung und Kapitel 3 die Qualifikationsrichtlinie im Kontext der deutschen Flüchtlingspolitik behandelt.
Konzept der Europäisierung: Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff der Europäisierung anhand verschiedener Definitionsansätze, insbesondere die von Ladrech und Radaelli. Es werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet, wobei der Fokus auf den Einfluss europäischer Vorgaben auf die nationale Ebene gelegt wird. Zusätzlich werden Impulse und Mechanismen der Europäisierung sowie der Goodness-of-fit-Ansatz und der Grad der Europäisierung erörtert. Die verschiedenen Ansätze werden verglichen und kritisch hinterfragt, um ein umfassendes Verständnis des Begriffs zu ermöglichen.
Die Qualifikationsrichtlinie und ihre Umsetzung in Deutschland: Dieses Kapitel untersucht die deutsche Flüchtlingspolitik vor dem Hintergrund der Qualifikationsrichtlinie. Zunächst wird die Ausgangssituation vor der Richtlinie analysiert, gefolgt von einer detaillierten Darstellung des Inhalts der Richtlinie selbst. Der Goodness-of-fit-Ansatz wird angewendet, um die Kompatibilität zwischen der Richtlinie und dem deutschen Kontext zu prüfen. Schließlich werden die Herausforderungen und Problemfelder bei der Umsetzung der Richtlinie in die deutsche Rechtsordnung, insbesondere hinsichtlich des subsidiären Schutzstatus, ausführlich beschrieben und analysiert. Der Fokus liegt auf der Synthese der verschiedenen Aspekte, um ein vollständiges Bild der Implementierung und deren Herausforderungen zu liefern.
Schlüsselwörter
Europäisierung, Flüchtlingspolitik, Qualifikationsrichtlinie, Goodness-of-fit-Ansatz, nationale Umsetzung, deutsche Rechtsordnung, subsidiärer Schutz, europäische Vorgaben, Anpassungsdruck.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Europäisierung der deutschen Flüchtlingspolitik am Beispiel der Qualifikationsrichtlinie
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Europäisierung der deutschen Flüchtlingspolitik anhand der Qualifikationsrichtlinie. Sie analysiert die Auswirkungen europäischer Vorgaben auf die nationale Politik und den daraus resultierenden Anpassungsdruck.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt den Begriff der Europäisierung mit verschiedenen Definitionsansätzen, die Analyse der Impulse und Mechanismen der Europäisierung (insbesondere den Goodness-of-fit-Ansatz), die deutsche Flüchtlingspolitik vor und nach der Qualifikationsrichtlinie, den Inhalt und die Umsetzung der Richtlinie in der deutschen Rechtsordnung sowie die Herausforderungen in der Umsetzungspraxis.
Was ist das Ziel der Hausarbeit?
Ziel ist es, die Auswirkungen europäischer Vorgaben auf die nationale Politik aufzuzeigen und den Anpassungsdruck auf nationaler Ebene zu analysieren, der durch Inkompatibilitäten zwischen europäischen Vorgaben und nationalen Rahmenbedingungen entsteht.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel zum Konzept der Europäisierung, einem Kapitel zur Qualifikationsrichtlinie und ihrer Umsetzung in Deutschland und einem Fazit. Die Einleitung skizziert den Wandel in der Europaforschung und formuliert zentrale Hypothesen. Das Kapitel zum Konzept der Europäisierung beleuchtet den Begriff anhand verschiedener Definitionsansätze und untersucht Impulse und Mechanismen der Europäisierung. Das Kapitel zur Qualifikationsrichtlinie analysiert die deutsche Flüchtlingspolitik vor und nach der Richtlinie, deren Inhalt und Umsetzung sowie die Herausforderungen bei der Implementierung.
Was ist der Goodness-of-fit-Ansatz?
Der Goodness-of-fit-Ansatz ist ein Erklärungsansatz im Kontext der Europäisierung, der die Kompatibilität zwischen europäischen Vorgaben und nationalen Rahmenbedingungen untersucht. Er analysiert, inwieweit europäische Richtlinien mit den bestehenden nationalen Strukturen und Praktiken übereinstimmen oder Konflikte erzeugen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Europäisierung, Flüchtlingspolitik, Qualifikationsrichtlinie, Goodness-of-fit-Ansatz, nationale Umsetzung, deutsche Rechtsordnung, subsidiärer Schutz, europäische Vorgaben, Anpassungsdruck.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in einen theoretischen und einen empirischen Teil gegliedert. Kapitel 2 behandelt das Konzept der Europäisierung, Kapitel 3 die Qualifikationsrichtlinie im Kontext der deutschen Flüchtlingspolitik.
Welche Aspekte der Qualifikationsrichtlinie werden untersucht?
Die Hausarbeit untersucht den wesentlichen Inhalt der Qualifikationsrichtlinie, ihre Umsetzung in der deutschen Rechtsordnung, die Herausforderungen und Problemfelder bei der Umsetzung, insbesondere hinsichtlich des subsidiären Schutzstatus.
Wie wird die deutsche Flüchtlingspolitik vor der Einführung der Qualifikationsrichtlinie betrachtet?
Die Hausarbeit analysiert die Ausgangssituation der deutschen Flüchtlingspolitik vor der Einführung der Qualifikationsrichtlinie, um den Einfluss der Richtlinie auf die nationale Politik besser einschätzen zu können.
- Arbeit zitieren
- Florian Jentsch (Autor:in), 2016, Europäisierung der deutschen Flüchtlingspolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346965