"Je und je ist eines der schönsten Merkmale schweizerischer Eigenart das stark ausgeprägte Heimatgefühl des Schweizers gewesen. Selten sonstwo sind die Fäden zwischen Land und Bewohner so fest und dicht gewoben." (Bollmann, Emil. Gottfried Keller. Heimat und Dichtung. Frauenfeld 1915. S. 5)
So beginnt ein kleines Buch aus dem Jahr 1915 über das Thema "Heimat und Dichtung" in Bezug auf den Schweizer Autor Gottfried Keller.
Die vorliegende Arbeit untersucht anhand der ersten Fassung des Kellerschen Romans "Der grüne Heinrich" von 1854/55 Aspekte der heimatlichen Beziehung der Hauptperson des Romans, des grünen Heinrich, zur Schweiz. Die Themen Geschichte, Politik, Vaterland und Ökonomie werden näher betrachtet, um schließlich zu beurteilen, welches Heimat- und Gesellschaftsbild Gottfried Keller in seinem Roman vermittelt hat oder vermitteln wollte.
Besonders großen Raum nimmt dabei das Tellfest ein, das während Heinrichs Jugendgeschichte spielt. Denn meiner Meinung nach sind gerade hier viele Aspekte zu finden, die das Thema dieser Arbeit betreffen. Wichtiger Bestandteil sind zudem die Heimatträume Heinrichs kurz vor seiner Rückkehr in die Schweiz, die ebenfalls zum besagten Thema deutlich Auskunft geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Gegensatz Schweiz-Deutschland
- 1.1 Verherrlichung der Schweizer Demokratie
- 1.2 Das Lob des Einfachen als Symbol für die Schweiz
- 1.3 Die symbolische Bedeutung der Stadt Zürich
- 1.4 Familie und Staat
- 1.5 Der Vater Heinrichs als Verkörperung eines Idealtypus
- 1.6 Kritik an Deutschland
- 1.7 Kritik an der Schweiz
- 2 Die Feste im “Grünen Heinrich“
- 2.1 Basler Schützenfest
- 2.2 Das Tellfest
- 2.2.1 Die Tradition des Tellfest in der Schweiz
- 2.2.2 Vergleich zwischen Schillers \"Willhelm Tell“ und Kellers Tellfest
- 2.2.3 Politische Gegenwart und geschichtliche Vergangenheit im Tellfest
- 2.2.4 Der Statthalter als Repräsentant des Liberalismus
- 2.2.5 Plädoyer für den Liberalismus
- 2.2.6 Der Konflikt zwischen dem Wirt und dem Holzhändler
- 2.2.6.1 Die Position des Holzhändlers
- 2.2.6.2 Die Position des Wirts
- 2.2.6.3 Der Streit als Beispiel für liberales Handeln
- 2.2.7 Heinrichs Isolation während der Feier
- 3 Heinrichs Heimatträume
- 4 Geschichtsbild Heinrichs
- 5 Gründe für das Scheitern des \"Grünen Heinrich\"
- 6 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht anhand der ersten Fassung von Gottfried Kellers Roman „Der grüne Heinrich“ aus dem Jahr 1854/55 die heimatliche Beziehung der Hauptfigur, des grünen Heinrich, zur Schweiz. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen Geschichte, Politik, Vaterland und Ökonomie, um letztendlich das Heimat- und Gesellschaftsbild zu analysieren, das Keller in seinem Roman vermittelt.
- Die Darstellung des Tellfestes und seiner Bedeutung für die Entwicklung von Heinrichs Heimaterfahrung
- Der Gegensatz zwischen Schweiz und Deutschland und Heinrichs ambivalentes Verhältnis zu beiden Ländern
- Die Rolle von Familie und Staat in der Gestaltung von Heinrichs Heimatgefühl
- Die symbolische Bedeutung der Stadt Zürich für Heinrichs Suche nach heimatlichen Tugenden und deutscher Kultur
- Heinrichs Heimatträume und ihre Beziehung zu seiner komplexen Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Zielsetzung der Arbeit und skizziert den Fokus auf die Heimatbeziehung des grünen Heinrich zur Schweiz. Das erste Kapitel analysiert den Gegensatz zwischen Schweiz und Deutschland und beleuchtet, wie Keller die Schweizer Demokratie und das einfache Leben verherrlicht, während er die deutsche Gesellschaft kritisch betrachtet. Das zweite Kapitel konzentriert sich auf das Tellfest und seine symbolische Bedeutung im Roman. Es werden die Tradition des Tellfestes in der Schweiz, der Vergleich mit Schillers "Wilhelm Tell" und die politische und geschichtliche Bedeutung der Feier analysiert. Dabei wird auch der Konflikt zwischen dem Wirt und dem Holzhändler als Beispiel für liberales Handeln und Heinrichs Isolation während der Feier beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Heimaterfahrung, Schweizer Identität, Politik und Geschichte, insbesondere im Kontext des Tellfestes und der Darstellung des grünen Heinrichs. Weitere wichtige Schlüsselbegriffe sind der Gegensatz Schweiz-Deutschland, die Rolle von Familie und Staat, die symbolische Bedeutung von Zürich, und Heinrichs ambivalentes Verhältnis zu seiner Heimat.
- Quote paper
- Peter Lindhorst (Author), 2003, Geschichte, Politik und Ökonomie im "Grünen Heinrich", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34741