In Wien bin ich „vom schwächlichen Weltbürger zum fanatischen Antisemiten geworden“, 1 so subsummiert Hitler in seinem politischen Pamphlet, Mein Kampf, das er während seiner Landsberger Festungshaft 1923/1924 verfaßte, seinen fünfjährigen Aufenthalt in Wien von 1908 bis 1913. Hitlers Wiener Jahre umfassen das größte Kapitel innerhalb des autobiographischen Teils von Mein Kampf, wobei er an mehreren Stellen betont, welch prägenden Charakter jener Aufenthalt in der Donaumetropole auf ihn gehabt habe: „Wien aber war und blieb für mich die schwerste, wenn auch gründlichste Schule meines Lebens. Ich hatte diese Stadt einst betreten als ein halber Junge noch und verließ sie als still und ernst gewordener Mensch. Ich erhielt in ihr die Grundlagen für eine Weltanschauung im großen und eine politische Betrachtungsweise im kleinen, die ich später nur noch im einzelnen zu ergänzen brauchte, die mich aber nie mehr verließen.“ 2
Abgesehen von einer unbedeutenden Stippvisite im Jahre 1906 bereiste der 18jährige Adolf Hitler Wien im September 1907 zum ersten Mal. Anlaß der Reise war sein inniger Wunsch, an der Wiener Akademie der Bildenden Künste zu studieren, allerdings scheiterte der junge Hitler an der Aufnahmeprüfung, weshalb er Ende September nach Linz zurückkehrte. Knapp zwei Monate später starb seine Mutter Klara an Krebs, worauf er Mitte Februar 1908 Linz den Rücken kehrte und nach Wien zurückging, die smal jedoch nicht nur für ein paar Wochen sondern für fünf Jahre. Zunächst bezog Hitler ein Zimmer in der Stumpergasse 29, das er mit seinem Freund August Kubizek teilte. Finanziell abgesichert durch die Hinterlassenschaft der Mutter führte Hitler das Leben eines Tagträumers, der morgens lange schlief und den Tag mit Besichtigungen und mit Phantasien von großen Bauplänen und Theaterstücken verbrachte. Kurz nachdem Kubizek im September 1908 seinen Wehrdienst angetreten hatte, zog Hitler in die Felberstraße 22, wo er bis August 1909 wohnte. Nachdem seine Ersparnisse beinahe aufgebraucht waren, mußte er sein Zimmer in der Felberstraße räumen, worauf er für kurze Zeit in die Sechshauserstraße 58 zog. Dort blieb er weniger als einen Monat, ehe er am 16. September untertauc hte. Im naßkalten Herbst des Jahres 1909 führte Hitler das Leben eines Vagabunden, übernachtete im Freien und landete schließlich im Meidlinger Obdachlosenasyl, wo er im Dezember 1909 seinen späteren Kumpanen, Reinhold Hanisch, kennenlernte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Von der Provinz in die Hauptstadt
- 2.1 Hitlers Elternhaus
- 2.2 Hitlers Schulzeit
- III. Das Wien der Jahrhundertwende
- 3.1 Kulturelle, soziale und politische Atmosphäre
- 3.2 Juden in Wien
- 3.3 Hitlers weltanschauliche Leitbilder
- 3.3.1 Georg von Schönerer
- 3.3.2 Dr. Karl Lueger
- 3.3.3 Jörg Lanz von Liebenfels
- IV. Der Wandel zum Antisemiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung Adolf Hitlers zum Antisemiten während seines fünfjährigen Aufenthalts in Wien von 1908 bis 1913. Sie analysiert die Einflüsse, die zu dieser Radikalisierung beitrugen, ohne jedoch die Entstehung des Nationalsozialismus umfassend zu behandeln. Der Fokus liegt auf den Wiener Jahren und den Faktoren, die Hitlers Weltanschauung prägten.
- Hitlers frühe Jahre in Linz und ihre Bedeutung für seine spätere Entwicklung.
- Das politische, soziale und kulturelle Klima Wiens um die Jahrhundertwende.
- Der Einfluss von Schlüsselfiguren wie Georg von Schönerer, Karl Lueger und Jörg Lanz von Liebenfels auf Hitlers Ideologie.
- Konkrete Ereignisse und Begegnungen in Wien, die Hitlers Antisemitismus beeinflussten.
- Die Rolle von Hitlers eigenen Erinnerungen und die Schwierigkeiten bei der Quellenrecherche.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Entstehung von Hitlers Antisemitismus in Wien dar. Sie zitiert Hitlers Aussage aus "Mein Kampf" über seine Transformation vom "schwächlichen Weltbürger" zum "fanatischen Antisemiten" in Wien und betont die Bedeutung dieser Phase für seine spätere Weltanschauung. Die Arbeit kündigt die methodischen Ansätze an, die zur Beantwortung der Forschungsfrage eingesetzt werden, unterstreicht aber gleichzeitig die Grenzen der Untersuchung und fokussiert sich auf die Wiener Jahre, ohne den gesamten Kontext der nationalsozialistischen Ideologie zu beleuchten.
II. Von der Provinz in die Hauptstadt: Dieses Kapitel untersucht Hitlers Leben in Linz vor seinem Umzug nach Wien. Es analysiert seine familiäre Umgebung und seine Schulzeit, um die Frage zu klären, inwieweit bereits in dieser Phase antisemitische Einflüsse auf ihn gewirkt haben könnten. Die Darstellung seiner Ankunft in Wien und die Beschreibung seines anfänglichen Lebens in der Stadt werden beleuchtet, um den Kontext für die folgenden Kapitel zu schaffen und die Entwicklung des jungen Hitler vor seinem Kontakt zu wichtigen ideologischen Vorbildern zu verstehen. Der Abschnitt hebt die Unterschiede zwischen seiner Lebensweise in Linz und seiner veränderten Situation in Wien hervor.
III. Das Wien der Jahrhundertwende: Dieses Kapitel beschreibt das politische, soziale und kulturelle Umfeld Wiens um 1900, das die Entwicklung von Hitlers Weltanschauung maßgeblich beeinflusste. Es behandelt die antisemitische Stimmung in Wien, die Rolle der Juden in der Wiener Gesellschaft und analysiert drei prägende Persönlichkeiten: Georg von Schönerer, Karl Lueger und Jörg Lanz von Liebenfels. Diese drei Repräsentanten unterschiedlicher antisemitischer Strömungen werden als wichtige ideologischen Vorbilder Hitlers dargestellt, wobei ihre Einflüsse auf dessen Weltanschauung im Detail erläutert werden. Das Kapitel verdeutlicht, wie das antisemitische Gedankengut in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens präsent war und wie Hitler damit in Kontakt kam.
Schlüsselwörter
Adolf Hitler, Wien, Antisemitismus, Jahrhundertwende, Georg von Schönerer, Karl Lueger, Jörg Lanz von Liebenfels, Mein Kampf, Weltanschauung, Biographische Forschung, politische Ideologie, Quellenkritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Entwicklung Adolf Hitlers zum Antisemiten in Wien
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung Adolf Hitlers zum Antisemiten während seines fünfjährigen Aufenthalts in Wien (1908-1913). Der Fokus liegt auf den Einflüssen und Faktoren in Wien, die seine Weltanschauung prägten, ohne den Nationalsozialismus umfassend zu behandeln.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Hitlers frühe Jahre in Linz, das politische, soziale und kulturelle Klima Wiens um die Jahrhundertwende, den Einfluss von Schlüsselfiguren wie Georg von Schönerer, Karl Lueger und Jörg Lanz von Liebenfels, konkrete Ereignisse und Begegnungen in Wien, die Hitlers Antisemitismus beeinflussten, sowie die Rolle von Hitlers eigenen Erinnerungen und die Schwierigkeiten der Quellenrecherche.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Kapitel I: Einleitung: Stellt die zentrale Forschungsfrage dar, zitiert Hitlers Aussage aus "Mein Kampf" und skizziert die methodischen Ansätze und Grenzen der Untersuchung. Kapitel II: Von der Provinz in die Hauptstadt: Untersucht Hitlers Leben in Linz und seine Ankunft in Wien, um den Kontext für seine weitere Entwicklung zu schaffen. Kapitel III: Das Wien der Jahrhundertwende: Beschreibt das politische, soziale und kulturelle Umfeld Wiens, die antisemitische Stimmung, die Rolle der Juden und den Einfluss von Schönerer, Lueger und Lanz von Liebenfels auf Hitlers Ideologie.
Welche Schlüsselfiguren werden in der Arbeit behandelt und warum?
Die Arbeit analysiert den Einfluss von Georg von Schönerer, Karl Lueger und Jörg Lanz von Liebenfels auf Hitlers Ideologie. Diese Persönlichkeiten repräsentieren unterschiedliche antisemitische Strömungen in Wien und werden als wichtige ideologischen Vorbilder Hitlers dargestellt.
Welche Quellen werden verwendet und welche Schwierigkeiten gibt es bei der Quellenrecherche?
Die Arbeit erwähnt die Schwierigkeiten bei der Quellenrecherche und die Rolle von Hitlers eigenen Erinnerungen. Konkrete Quellen werden in der gegebenen Vorschau nicht detailliert genannt.
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Welches Ziel verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung von Hitlers Antisemitismus in Wien, analysiert die Einflüsse auf diese Radikalisierung und fokussiert sich auf die Wiener Jahre, ohne den gesamten Kontext des Nationalsozialismus zu behandeln.
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- Marc Philipp (Autor), 2003, Hitlers Wien - vom Weltbürger zum Antisemiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34790