Im Zuge der rasanten Verbreitung des Internets seit den frühen neunziger Jahren strebte eine Vielzahl von Internet-Unternehmen 1 zur Finanzierung ihrer wahrgenommen Wachstumschancen an die Börse. Getrieben von der Überzeugung, das Internet würde eine Umverteilung des Reichtums zwischen alten und neuen Unternehmen initiieren, reagierten die Kapitalmärkte zunächst euphorisch. Bis zum Februar 2000 wurden bei 373 Börsengängen von Internet-Unternehmen in den USA 26 Mrd. US-$ an Eigenkapital und weitere 27 Mrd. US-$ an Kursgewinnen am ersten Handelstag erlöst [vgl. Demers/Lewellen, 2003, S. 414]. Obwohl der Großteil der Online-Präsenzen Verluste verzeichnete, steigerten sich deren Aktienkurse binnen kürzester Zeit auf ein Niveau, das mit traditionellen Bewertungsverfahren nicht mehr zu rechtfertigen schien und auf eine irrationale Übertreibung hindeutete (Internet-Hype). Im März 2000 erreichte der Index amerikanischer Internet-Unternehmen (ISDEX) mit einem totalen Marktwert von 1,7 Bil. US-$ seinen Höchststand [vgl. Lewellen, 2003, S. 238]. Ausgelöst durch erste Insolvenzen von Online-Präsenzen (z.B. Boo.com [vgl. Förschle /Helmschrott, 2001, S. 116]) kippte die Stimmung im Markt plötzlich und leitete das Ende des Internet-Hypes sowie eine drastische Marktkorrektur (90%iger Kursrückgang des ISDEX bis Herbst 2001) ein, von der sich bis heute nur wenige Unternehmenswerte erholt haben. Ausgehend von der Sichtweise, dass Aktienkurse sich aus zukünftigen Gewinnerwartungen bilden, stellte die se stark durch marktpsychologische Faktoren beeinflusste Volatilität die Anwendbarkeit traditioneller Bewertungsverfahren für Internet-Unternehmen in Frage. Implizit unterlag dieser Betrachtung die Annahme, monetäre Messgrößen könnten den Börsenkurs von Online-Präsenzen nicht mehr ausreichend erklären [vgl. Core et al., 2003, S. 44]. Ziel dieser Arbeit ist es daher, empirisch ermittelte Erklärungsvariablen des Börsenkurses von Online-Präsenzen zu identifizieren und daraus Aussagen zur Anwendbarkeit traditioneller Bewertungsverfahren abzuleiten. Des Weiteren wird der Einfluss der Einführung eines Online-Vertriebskanals auf den Börsenwert traditioneller Unternehmen betrachtet. Nach der Darstellung der beiden wichtigsten traditionellen Bewertungsverfahren in Kapitel 2 werden in Kapitel 3.1 deren Schwächen bezüglich Internet-Unternehmen herausgearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Traditionelle Bewertungsverfahren
- Discounted Cash Flow-Verfahren
- Grundlagen
- Varianten des Discounted Cash Flow-Verfahrens
- Multiplikator-Verfahren
- Grundlagen
- Varianten des Multiplikator-Verfahrens
- Discounted Cash Flow-Verfahren
- Bewertung von Online-Präsenzen
- Besonderheiten des Online-Marktes
- Bewertungsrelevante Eigenschaften von Online-Präsenzen
- Schwächen traditioneller Verfahren bei der Bewertung von Online-Präsenzen
- Bewertung reiner Online-Präsenzen
- Einfluss monetärer Unternehmensdaten
- Einfluss nicht-monetärer Unternehmensdaten
- Einfluss von Web Metrics
- Einfluss von Corporate Governance-Faktoren
- Gegenüberstellung der Untersuchungsergebnisse
- Implikationen für traditionelle Bewertungsverfahren
- Bewertung von Internet Channel Additions
- Modellaufbau
- Empirische Ergebnisse
- Kritische Würdigung der Ergebnisse
- Besonderheiten des Online-Marktes
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist die empirische Ermittlung von Erklärungsvariablen des Börsenkurses von Online-Präsenzen, um daraus Aussagen zur Anwendbarkeit traditioneller Bewertungsverfahren abzuleiten. Zusätzlich wird der Einfluss der Einführung eines Online-Vertriebskanals auf den Börsenwert traditioneller Unternehmen betrachtet.
- Bewertung von Online-Präsenzen an der Börse
- Anwendbarkeit traditioneller Bewertungsverfahren für Online-Unternehmen
- Einfluss von Web Metrics und Corporate Governance-Faktoren auf die Börsenbewertung von Online-Präsenzen
- Bewertung von Internet-Vertriebskanälen an der Börse
- Identifizierung von Einflussfaktoren auf den Börsenkurs von Online-Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text erläutert den rasanten Aufstieg von Internet-Unternehmen an der Börse in den frühen 2000ern und den anschließenden Absturz, der die Anwendbarkeit traditioneller Bewertungsverfahren in Frage stellte.
- Traditionelle Bewertungsverfahren: Dieses Kapitel stellt die beiden wichtigsten traditionellen Bewertungsverfahren vor, das Discounted Cash Flow-Verfahren und das Multiplikator-Verfahren.
- Bewertung von Online-Präsenzen: Dieses Kapitel analysiert die Besonderheiten des Online-Marktes, zeigt Schwächen traditioneller Bewertungsverfahren bei der Bewertung von Online-Präsenzen auf und identifiziert potentielle Einflussfaktoren auf den Börsenkurs von Internet-Unternehmen.
- Bewertung von Internet Channel Additions: In diesem Kapitel wird die Perspektive erweitert auf die Bewertung von Online-Vertriebskanälen an der Börse, indem ein Modell aufgebaut wird, empirische Ergebnisse präsentiert und diese kritisch gewürdigt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Bewertung von Online-Präsenzen an der Börse und untersucht die Anwendbarkeit traditioneller Bewertungsverfahren für Internet-Unternehmen. Dabei werden wichtige Themen wie Web Metrics, Corporate Governance-Faktoren, Internet Channel Additions und der Einfluss von Marktpsychologie auf Börsenkurse behandelt.
- Quote paper
- Michael Czirr (Author), 2004, Bewertung von Internet-Unternehmen an der Börse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34837