Die Neue Rechte in den USA


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: gut (+)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einführung

1. Die demokratische Hegemonie nach dem Zweiten Weltkrieg
1.1. Die „New Deal Politik“ der Demokraten
1.2. Die Präsidentschaft Eisenhowers

2. Die Konservative Revolution
2.1. Die Gründung der National Review 1955
2.2. Eine neue konservative Bewegung unter Barry Goldwater
2.3. Die Basis der Bewegung: Die Young Americans for Freedom (YAF)
2.4. Die Vorwahlen und der Präsidentschaftswahlkampf 1964
2.5. Präsident Nixon und die „Southern Strategy“

3. Die Neue Rechte
3.1. Die Neue Rechte unter Viguerie, Weyrich und Phillips
3.2. Die religiöse Neue Rechte
3.3. Die Vereinigung von „Neuer Rechter“ und der „christlichen Rechten“ unter Ronald Reagan

4. Ausblick: Die Bush-Administrationen

5. Fazit und abschließende Bemerkungen

Quellen-und Literaturverzeichnis

Einführung

Wie gelang es den Neokonservativen und der Christlichen Rechten in den USA ihre Anhängerschaft auf nationaler Ebene zu mobilisieren und schließlich die Macht im Weißen Haus zu erlangen?

Heute ist es die Republikanische Partei in den USA, die über breite Mehrheiten im ganzen Land verfügt: „im Senat, im Repräsentantenhaus, beim Obersten Gericht, in den Einzelstaatsregierungen und –parlamenten.“[1] Fest steht ebenfalls, dass die amerikanische Bevölkerung gegenwärtig politisch gespalten ist wie niemals zuvor in ihrer Geschichte. Jenseits der Polarisierung ist das Land seit den 1970er Jahren weit nach rechts gerückt.[2] Kennzeichnend für amerikanische Politik im beginnenden 21. Jahrhundert ist die Tatsache, dass die Republikanische Partei die zentralen Politikbereiche beherrscht. Welche Bewegungen der Neuen Rechten standen hinter diesen politischen Erfolgen? Welchen Einfluss nahm dabei die Religiöse Rechte wahr?

Seit etwa einem Vierteljahrhundert nimmt die Christliche Rechte in unterschiedlichem Maße Einfluss auf die Gesellschaft und das Weiße Haus. Mit der Wahl des älteren George Bush schien das Ende dieser Bewegung gekommen zu sein, da er der so genannten Moral Majority nicht sehr wohl gesonnen war. In Folge der 2. Bush-Administration aber zog mit George W. Bush ein den Fundamentalisten besonders nahe stehender born-again Christ ein.[3] Der endgültige Siegeszug der konservativen Revolution begann aber schon unter der Regierung Reagan. Dieser Rechtsruck erfolgte im Kontext einer Polarisierung der amerikanischen Bevölkerung.[4] „Man kann in den USA ein religiöses von einem säkularen Amerika unterscheiden.“[5] Insbesondere bei den 39% der Amerikaner, die sich als wiedergeborene Christen bezeichnen, liegt eine Parteienpräferenz für die Republikaner vor. Das Entstehen der Neokonservativen und Neoreligiösen hängt zusammen mit dem Niedergang der alten „New Deal Coalition“. Sie war es, die unter Präsident Roosevelt die Unterstützung bisher ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen gewann: „Katholiken in den industriellen Zentren, traditionell demokratisch wählende weiße Südstaatler, Juden und nicht zuletzt die Schwarzen.“[6] Diese Gruppen hatten jedoch kaum Gemeinsamkeiten, ihre kulturellen Hintergründe waren sehr heterogen und die materiellen Lebensumstände variierten erheblich. Bis in die siebziger Jahre aber erwies sich diese Koalition bei Wahlen sehr erfolgreich. Erst als weiße Südstaatler wegen der Bürgerrechtspolitik Präsident Johnsons auf Distanz zur demokratischen Partei gingen, bröckelte sie.[7] Die Republikaner dagegen integrierten nun die Abtreibungsgegner, Waffenbesitzer, radikale Steuerkürzer und Evangelikale. Die Bewegung gegen die Bürgerrechtsreformer und die freizügige Kultur der 1960er Jahre wird auch als „backlash“ bezeichnet. Organisiert wurde dieser „backlash“ vor allem von evangelikalen Predigern. In dieser Arbeit wird der Beginn der Gegenkultur mit der erfolglosen Kandidatur von Barry M. Goldwater Mitte der sechziger Jahre untersucht. Die Entstehung der Religiösen Rechten und deren Einbindung in die Republikanische Partei werden erläutert. Abschließend wird der Siegeszug der Konservativen im Jahr 2000 unter George W. Bush Gegenstand der Untersuchung sein.

Stand der Forschung und Quellenlage

Rainer Prätorius stellt in seinem Buch: „In God We Trust: Religion und Politik in den USA“ fest, dass die Vereinigten Staaten eine von Europa auffallend unterscheidende religiöse Kultur und Gesellschaft aufwiesen. Die zentrale These von Thomas Greven Werk: „Die Republikaner: Anatomie einer amerikanischen Partei“ lautet, dass nicht der aktuelle Rechtsruck der Republikaner die amerikanische Politik des anfangenden 21. Jahrhunderts kennzeichne, sondern dass die Republikaner weite Politikbereiche dominierten. Martin Breckheimer untersucht in seiner Dissertation: „Revolte auf der Amerikanischen Rechten die konservative Bewegung von 1958-64.“ Dabei wird unter anderem die soziale Trägerschaft dieser Gruppe analysiert.

1. Die demokratische Hegemonie nach dem Zweiten Weltkrieg

1.1. Die „New Deal Politik“ der Demokraten

Die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde von der New Deal Politik der Demokraten beherrscht. Sie vertraten eine gemäßigt sozialdemokratische Politik mit einer an Keynes angelehnten antizyklischen Wirtschafts- und Wohlfahrtspolitik. „Auch konservative Republikaner wie der ehemalige General Dwight D. Eisenhower und der kompromisslose Antikommunist Richard Nixon konnten sie nur begrenzen, keinesfalls aber entscheidend zurückdrängen.“[8] Wesentliche Teile der New Deal Politik aber wurden bereits 1947 zurückgewiesen. In diesem Jahr war von der republikanischen Kongressmehrheit das Taft-Hartley-Gesetz zur Einschränkung der Macht der Gewerkschaften gegen das Veto Trumans verabschiedet worden. Unter anderen einschränkenden Maßnahmen forderte es den Ausschluss von Kommunisten aus Gewerkschaftsfunktionen.[9] In der darauf hin beginnenden antikommunistischen Hysterie wurden die Gewerkschaften schließlich strikt antikommunistisch ausgerichtet.[10]

1.2. Die Präsidentschaft Eisenhowers

Dwight David Eisenhower wurde 1952 erstmals zum Präsidenten gewählt. Der ehemalige General verstand sich als Mann des Ausgleiches zwischen den entschieden-konservativen und den liberalen Republikanern und konnte als so genannter „dynamischer Konservativer“ bezeichnet werden. Dennoch war er den republikanischen Leitbildern verhaftet geblieben. Seine antikommunistische Einstellung zeigte sich bei der Nominierung des Senators von Kalifornien, Richard Nixon, zum republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten. Nixon nämlich hatte sich bereits 1948 als Kommunistenjäger ausgezeichnet.[11] Trotz seines politischen Konservatismus arrangierte er sich mit dem New Deal und der im Kongress dominierenden New Deal- Coalition. „Das Ziel seiner Republikanischen Regierung, die allerdings nur zu Beginn über Republikanische Mehrheiten im Kongress verfügte, war es, Auswüchse des New Deal zu korrigieren.“[12] Dabei verstand er es durch Sozialprogramme ungeheure Popularität in den Mittelschichten zu gewinnen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang die so genannte Social Security, eine Mindestabsicherung im Alter. Dieser Versuch einen „modernen Republikanismus“ zu etablieren, brachte ihm in den Wohlstandsjahren der 1950er Jahre zweimal den Wahlsieg. Dabei akzeptierte er die Wohlfahrtspolitik und stellte seine konservative Position zurück. Die Republikanische Partei verlor jedoch für lange Zeit ihre Kongressmehrheiten.[13]

2. Die Konservative Revolution

2.1. Die Gründung der National Review 1955

William Buckley gründete 1955 das Magazin National Review. Bis heute ist es ein zentrales Forum für das konservative Amerika.[14] Die Zeitschrift sah es als ihre Aufgabe an, „ sich quer zur Geschichte zu stellen und laut „Stopp“ zu schreien“[15]. Buckley trug damit viel zum Erfolg der amerikanischen Konservativen bei. Bemerkenswert ist, dass viele Ex-Kommunisten für dieses Magazin schrieben. Konsequent ausgeschlossen wurden dagegen die Anführer der Antisemitischen Rechten in den USA. Führende jüdische Konservative arbeiteten dagegen mit. Darüber hinaus wurden Beiträge der neuen Konservativen Weaver und Kirk veröffentlicht. Die intellektuelle Koalition, repräsentiert durch Buckleys Herausgeber und Autoren, legte die Basis für die konservative politische Koalition der Zukunft.[16] Buckleys politischer Radikalismus lässt sich anhand der Einstellung gegenüber Dwight D. Eisenhower erfassen: Buckley feindete den machtpolitischen Pragmatismus als prinzipienlosen Opportunismus und sogar als „Sozialismus light“ an. Die National Review versuchte die verschiedenen Strömungen innerhalb der republikanischen Partei zu integrieren.[17] Der Architekt dieses so genannten „fusionism“ war Frank Meyer. Meyer war in den 1930er Jahren Mitglied der Kommunistischen Partei und wechselte Mitte der 1940er Jahre zu den Neokonservativen. Meyers wollte mit seiner neuen Doktrin Liberale und Konservative zusammenführen. Eines seiner Hauptwerke hieß „In Defense of Freedom“ aus dem Jahre 1962.[18] Die Fusion zwischen Wirtschaftsliberalen und Sozialkonservativen innerhalb der Republikaner gelang zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Aber die konservative Bewegung gegen Eisenhower und den „Modernen Republikanismus“ hatte begonnen.“[19]

2.2. Eine neue konservative Bewegung unter Barry Goldwater

Barry M. Goldwater wurde 1909 als Sohn einer episkopalisch-protestantischen Mutter und eines jüdischen Vaters in Arizona geboren. Für den politischen Werdegang Goldwaters war seine demokratisch geprägte Familie entscheidend.[20] Goldwater selber aber entschied sich für die Republikaner als Partei. Goldwater schloss sich den konservativen Republikanern an, die mit der Präsidentschaft Eisenhowers erwarteten, dass die im New Deal von den Demokraten eingeführten Änderungen wieder rückgängig gemacht werden.[21] „Sie sahen sich getäuscht, denn die sozialstaatlichen Neuerungen dieser Zeit blieben unverändert in Kraft.“[22] In der Folge fand nach den Wahlen von 1956 eine Entfremdung von konservativen Republikanern und der Eisenhower Bewegung statt. Am 8. April 1957 nutzte Goldwater als Senator den Budgetvorschlag zu einer grundsätzlichen Abrechnung mit der Regierung.[23]

[...]


[1] Greven, Thomas: Die Republikaner: Anatomie einer amerikanischen Partei, München 2004, S. 15.

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. Minkenberg, Michael: Die Christliche Rechte und die amerikanische Politik von der ersten bis zur zweiten Bush- Administration. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 46, Bonn 2003, S. 23.

[4] Vgl. Greven, S. 13.

[5] ebd.

[6] Prätorius, Rainer: In God We Trust: Religion und Politik in den U.S.A, München 2003, S. 82.

[7] Vgl. ebd.

[8] Greven, S. 62.

[9] Schäfer, Peter: Die Präsidenten der USA im 20. Jahrhundert, Berlin 1990, S. 180.

[10] Greven, S. 63 f.

[11] Vgl. Schäfer, S. 302.

[12] Greven, S. 64.

[13] Vgl. ebd.,S. 64 f.

[14] Vgl. ebd., S. 66.

[15] www.konservative-epoche.de

[16] Vgl. Dionne, E.J.: Why Americans hate politics, New York 1991, S. 169.

[17] Vgl. Greven, S. 66.

[18] Vgl. Dionne, S. 160.

[19] Greven, S. 67.

[20] Vgl. Breckheimer, Martin: Revolte auf der Amerikanischen Rechten. Konservative Bewegung, Republikanische Partei und Senator Barry M. Goldwater, 1958-64, Freiburg 1992, S. 40.

[21] Vgl. ebd., S. 43.

[22] ebd.

[23] Vgl. ebd., S. 44.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Neue Rechte in den USA
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Hauptseminar: Gespaltene Gesellschaft: Protest in den USA nach 1945
Note
gut (+)
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V34838
ISBN (eBook)
9783638349475
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neue, Rechte, Hauptseminar, Gespaltene, Gesellschaft, Protest
Arbeit zitieren
Markus Schubert (Autor:in), 2005, Die Neue Rechte in den USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34838

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