Ein deutscher Gelehrter, ein Duell, eine "Kerkerszene“ – durch die Aneinanderreihung dieser Strukturelemente könnte der belesene Rezipient eventuell schon eine Verbindung zu Goethes "Faust" herstellen. All diese Elemente finden sich in Eduard Mörikes Novelle "Lucie Gelmeroth“ wieder, die dort jedoch leicht unbemerkt bleiben können. So kann auch ein Leser, der mit Goethes Drama vertraut ist, diese Parallelen leicht überlesen, da Mörike keinerlei Hinweise auf intertextuelle Bezüge gibt. Auf Grundlage dessen erscheint es naheliegend, dass diese Bezüge auf "Faust“ unbewusst und von Mörike nicht intendiert einfließen.
Die Tatsache, dass Mörike intensiv Goethe gelesen, ihn sogar als eine Art Vorbild betrachtet hat, lässt jedoch darauf schließen, dass diese Parallelen beabsichtigt sind. Zudem finden sich intertextuelle Bezüge zu Goethe auch in anderen Werken Mörikes, wie beispielsweise Maler Nolten Bezüge zu Goethes Wilhelm Meister aufweist.
Um diese Vermutung zu festigen, soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, ob sich durch das Identifizieren von intertextuellen Bezügen zu "Faust“ neue Bedeutungen für die entsprechenden Textstellen ergeben und inwiefern sie die Wahrnehmung des Lesers beeinflussen. Im Hinblick auf die Forschungsfrage interessiert somit die funktionale Einbettung der intertextuellen Bezüge, also die Motivation und Intention des Autors sowie ihre Wirkung auf Seiten des Lesers.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intertextualität
- Theoretische Voraussetzungen
- Operationalisierung
- Intertextuelle Bezüge
- Ähnlichkeit der Strukturelemente
- Gattungswechsel
- Funktion der intertextuellen Bezüge
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die intertextuellen Bezüge zwischen Eduard Mörikes Novelle „Lucie Gelmeroth“ und Goethes „Faust I, die Gretchentragödie“. Ziel ist es, herauszufinden, ob die Identifizierung von intertextuellen Bezügen neue Bedeutungen für die entsprechenden Textstellen in Mörikes Werk erschließt und wie diese Bezüge die Wahrnehmung des Lesers beeinflussen.
- Analyse der intertextuellen Bezüge zwischen „Lucie Gelmeroth“ und „Faust I“
- Untersuchung der Funktion und Wirkung der intertextuellen Bezüge auf das Textverständnis
- Bedeutung der intertextuellen Bezüge für die Interpretation von „Lucie Gelmeroth“
- Einfluss der intertextuellen Bezüge auf die Wahrnehmung des Lesers
- Theoretische Grundlagen der Intertextualität und deren Anwendung auf die Analyse
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Funktion und Wirkung der intertextuellen Bezüge in „Lucie Gelmeroth“ vor. Im zweiten Kapitel wird ein Überblick über die Methode der Intertextualität gegeben, wobei die theoretischen Voraussetzungen und die Operationalisierung des Begriffs erläutert werden. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse der intertextuellen Bezüge zwischen „Lucie Gelmeroth“ und „Faust I“, wobei sowohl die Ähnlichkeit von Strukturelementen als auch der Gattungswechsel zwischen den beiden Texten betrachtet werden. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Funktion der intertextuellen Bezüge und deren Einfluss auf die Wahrnehmung des Lesers. Abschließend wird im fünften Kapitel ein Fazit gezogen, in dem die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst werden.
Schlüsselwörter
Intertextualität, „Lucie Gelmeroth“, Eduard Mörike, „Faust I“, Goethe, Gattungswechsel, Strukturelemente, Textverständnis, Leserwahrnehmung, Bedeutungserschließung, Analyse, Interpretation, Literaturvergleich.
- Quote paper
- Lisa Katnawatos (Author), 2016, Intertextualität in Mörikes "Lucie Gelmeroth". Die Funktion intertextueller Bezüge zu Goethes "Faust", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/349706