Betrachtet man die philosophische Literaturlandschaft, so wird ohne Zweifel der Engländer Thomas Hobbes als Begründer der politischen Philosophie der Neuzeit genannt. Mit seinem im Jahre 1651 erschienen Werk „Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und staatlichen Gemeinwesens“ legte er den Grundstein für einen radikalen Wandel im politikphilosophischen Denken. Hobbes vollzieht in seiner Schrift eine gedankliche Revolution, indem er den Menschen als Vernunftwesen in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellt. Er löst sich in dieser Hinsicht von teleologischen Denkstrukturen und orientiert sich an den Naturgesetzen mit dem Ziel die Philosophie durch die Formulierung allgemeiner Theorien und Gesetze in den Rang einer Wissenschaft zu erheben. Seine Überlegungen prägen bis heute die westliche Philosophie und Politik.
Das Mitte des 17. Jahrhunderts vor dem Hintergrund des englischen Bürgerkriegs entstandene Werk gliedert sich dabei in die vier Teile „Vom Menschen“, „Vom Staat“, „Vom christlichen Staat“ und „Das Königreich der Finsternis“. Seine heutige staatsphilosophische und ideengeschichtliche Relevanz verdankt es jedoch vor allem den ersten beiden Teilen, welche sich mit dem von Hobbes geschaffenen Menschenbild, sowie mit seiner konstruierten Staats- und Herrschaftsstruktur befassen. Dabei waren es aber besonders diese beiden letzteren Teile, welche zu Lebzeiten Hobbes in erheblichen Maßen zur Kritik seitens der Kirche geführt hatte, da sie unter anderem durch Berufung auf die Rationalität und die Selbstbestimmung des Menschen den Moralitäts- und Gewissensdogmatismus des Kirche in Frage stellen.
Die Arbeit befasst sich im Folgenden mit der Kernfrage bezüglich des Verhältnisses von Freiheit und Notwendigkeit in Hobbes Staatstheorie, bzw. wie diese zueinander stehen und den Herrschaftsunterwerfungsvertrag begründen. Dazu wird im ersten Teil der konstruierte Naturzustand betrachtet, welcher mit der Erarbeitung des Menschenbildes sowie des konstitutiven Naturrechts die entscheidende Grundlage für die hobbessche Philosophie bildet. Im Folgenden wird dann der Herrschaftsvertrag betrachtet, sowie dessen Notwendigkeit und Wesensgehalt beleuchtet. Ich erhoffe mir mit diesem Vorgehen eine umfassende Erklärung der Beziehung zwischen der Freiheit der Menschen und der Notwendigkeit des resultierenden Herrschaftsunterwerfungsvertrages geben zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Konstruktion des Naturzustandes
- Das hobbessche Welt- und Menschenbild
- Die Freiheit im Naturrecht
- Der Herrschaftsvertrag
- Begründung und Notwendigkeit der Vertragsschließung
- Ausgestaltung und Wesensgehalt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert das Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit in Thomas Hobbes’ Staatstheorie, insbesondere im Zusammenhang mit seinem Gesellschaftsvertrag. Sie untersucht die Konstruktion des Naturzustands und die daraus resultierende Begründung für eine Herrschaftsordnung.
- Das hobbessche Menschenbild und seine Determinanten
- Der Naturzustand als Ausgangspunkt der politischen Ordnung
- Die Rolle des Gesellschaftsvertrags in der Begrenzung von Freiheit
- Die Notwendigkeit einer absoluten Herrschaft zur Sicherung des Friedens
- Das Verhältnis von individueller Freiheit und kollektivem Wohl
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Thomas Hobbes als Begründer der politischen Philosophie der Neuzeit vor und erläutert das zentrale Thema der Arbeit: das Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit im hobbesschen Gesellschaftsvertrag. Sie beleuchtet den historischen Kontext des Werkes „Leviathan“ und hebt die Bedeutung seiner ersten beiden Teile hervor.
Die Konstruktion des Naturzustandes
Das hobbessche Welt- und Menschenbild
Der Abschnitt erörtert das Konzept des Naturzustands als Gedankenexperiment und beschreibt die Merkmale dieser anarchischen Ordnung. Hobbes’ anthropologische Prämissen werden dargelegt, insbesondere seine Vorstellung vom Menschen als triebgesteuertem und rationalem Wesen, das durch Egoismus und Selbsterhaltung motiviert ist. Die drei Konfliktursachen – Konkurrenz, Misstrauen und Ruhmsucht – werden als wesentliche Faktoren für den andauernden Kriegszustand im Naturzustand identifiziert.
Die Freiheit im Naturrecht
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Natur des Rechts und der Freiheit im Naturzustand. Hobbes’ These von der allgemeinen Gleichheit aller Menschen in Bezug auf ihre Fähigkeiten und die Notwendigkeit der Selbsterhaltung als primäres Recht werden analysiert. Das natürliche Recht auf alles wird als Quelle von Konflikten und der Notwendigkeit einer staatlichen Ordnung dargestellt.
Der Herrschaftsvertrag
Begründung und Notwendigkeit der Vertragsschließung
Der Abschnitt erläutert die Begründung des Gesellschaftsvertrags als Lösung für die Herausforderungen des Naturzustands. Die Notwendigkeit einer gemeinsamen Macht, die durch den Souverän verkörpert wird, wird als Voraussetzung für Frieden und Sicherheit hervorgehoben. Die Aufgabe des Souveräns besteht darin, die Freiheit der Menschen zu beschränken und die Einhaltung des Vertrags zu garantieren.
Ausgestaltung und Wesensgehalt
Der Abschnitt beschreibt die konkrete Ausgestaltung des Gesellschaftsvertrags und die damit verbundene Übertragung von Macht auf den Souverän. Es wird auf die Grenzen der Freiheit und die Notwendigkeit der Unterwerfung unter die Gesetze des Staates eingegangen.
Schlüsselwörter
Thomas Hobbes, Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, Freiheit, Notwendigkeit, Selbsterhaltung, Egoismus, Krieg, Frieden, Souverän, absolute Herrschaft, Recht, Naturrecht, Menschenbild, Politik, Philosophie.
- Citar trabajo
- Franz Ruch (Autor), 2014, Das Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit im hobbesschen Gesellschaftsvertrag, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/349731