Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG
1. Die Sicherheit über die eigene Wirklichkeit - Kurze Begriffserklärung und Begriffsgeschichte von Diskurs
2. Der Diskursbegriff und seine Einbindung in unterschiedliche Kontexte - Vier Diskurstheorien im Überblick
2.1 Diskursethik nach Jürgen Habermas
2.2 Der Diskurs und seine Ordnungsfunktion bei Michel Foucault
2.3 Pierre Bourdieu - Sozialbeziehungen als symbolische Machtbeziehungen
2.4 Diskurs als strukturierte Totalität bei Ernesto Laclau und Chantal Mouffe
2.5 Zusammenfassende Erkenntnisse - Die historische Diskursanalyse als Ergebnis sozialer Kommunikationsprozesse
3. Untersuchungsschritte zur Diskursanalyse nach Achim Landwehr
3.1 Themenfindung
3.2 Korpusbildung
3.3 Kontextanalyse
3.4 Analyse von Aussagen und Texten
3.5 Zusammenfassende Erkenntnisse - Ergebnisse der Diskursanalyse
4. Rhonda Zaharna: An Associative Approach to Intercultural Communication
Competence in the Arab World
4.1 Interkulturalität und kulturelle Diversität in der arabischen Welt
4.2 Exkurs Kultur und Kulturwissenschaft - ein Definitionsversuch
4.3 Associative View of Communication - Kategorisierung eines arabischen Weltverständnisses
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
ANHANG
Quellenverzeichnis
Einleitung
In seiner zu einem Standardwerk avancierten Historischen Diskursanalyse wagt der deutsche Historiker und Sachautor Achim Landwehr nicht nur den Versuch, eine leicht verständliche Erklärung des Begriffes Diskurs zu formulieren sowie dessen Entstehungsgeschichte des Überblicks halber kurz zu umreißen, sondern er unternimmt in seiner Theorie auch einen Ausflug zu den Wurzeln der historischen Diskursanalyse, die außerhalb der Geschichtswissenschaften angesiedelt sind. Vor allem die Diskurstheorien in der Philosophie und Soziologie jenseits der 1960er Jahre sind Zentrum seiner Untersuchungen und sollen auch im Folgenden kurz umrissen werden.1 Besonders spannend und wichtig für die hier vorliegende Arbeit ist jedoch vor allem Landwehrs Versuch, konkrete Untersuchungsschritte im Rahmen einer historischen Diskursanalyse zu formulieren, deren Skizzierung und Erprobung in der Praxis als Exkurs dieses Aufsatzes dienen soll. Indem er die einzelnen Arbeitsschritte zu einer erfolgreichen Diskursanalyse genau erklärt und durchexerziert, hofft er, den Zugang zum Begriff Diskurs zu öffnen und leichter verständlich zu machen. Da ein solcher Ansatz der hier vorliegenden Arbeit allzu theorielastig erscheinen mag, soll in einem zweiten Teil Achim Landwehrs Formulierung zu einzelnen Untersuchungsschritten einer Diskursanalyse auf die Probe gestellt werden. Anhand eines Fallbeispiels - Rhonda Zaharnas Essay An Associative Approach to Intercultural Communication Competence in the Arab World - soll sich zeigen, ob Landwehrs theoretischer Ansatz auch in der Praxis Bestand hat. Zaharnas Essay eignet sich insofern zur Analyse, als dass die amerikanische Autorin mit palästinensischen Wurzeln ganz im Zeichen der Interkulturalität und kulturellen Diversität den Ansatz vertritt, dass die arabische Welt aufgrund ihrer innerlichen Unterschiede kaum als kulturelle Einheit verstanden werden kann. Dennoch formuliert Zaharna ein Modell, in dem sie die Haltung, Sichtweise und Weltdeutung der Menschen aus der arabischen Welt festhält - auf der Basis eines westlichen Modells. Warum die Autorin derart große Probleme hat, die Entität der arabischen Welt als ein diskursives Konstrukt zu verstehen, das noch dazu durch den Westen generiert worden ist,2 soll mithilfe von Landwehrs Untersuchungsschritten überprüft werden. Abschließend soll bewertet werden, welche Möglichkeiten Landwehrs Ansatz bietet und welche eventuellen Schwierigkeiten und Defizite sich ausmachen lassen oder ob sein Versuch, den Zugang zur Diskursanalyse zu erleichtern, gelungen ist.
1. Die Sicherheit über die eigene Wirklichkeit - Kurze Begriffserklärung und Begriffsgeschichte von Diskurs
Hat man es mit der Diskursanalyse zu tun, schwirrt eine Vielzahl von Bedeutungsvarianten des Begriffes Diskurs im Raum; sei es etwa das Gespräch, die Rede, die Abhandlung über einen Gegenstand in Rede oder Schrift, textuelle Einheiten, die größer sind als ein Satz, die Diskussion oder die Debatte oder komplexe Systeme zur Herstellung von Wissen und Wirklichkeit,3 um nur eine Handvoll davon zu nennen. Dabei richtet sich der wissenschaftliche Einsatz des Begriffes Diskurs stets auf Untersuchungen des Sprach- und Zeichengebrauchs. Als Beispiel nennt Achim Landwehr mündliche oder schriftliche Aussagen, konkrete Kommunikationsprozesse, die Analyse größerer Textkorpora oder die Untersuchung bildlicher und akustischer Medien.4 Ziel ist dabei in jedem Fall stets die Aufdeckung formaler oder inhaltlicher Strukturen. Schon im Mittelalter wurde der Begriff Diskurs als ein philosophischer Fachterminus verwendet, „der die Verstandestätigkeit bezeichnete und das formale, insbesondere das menschliche Wissen beschrieb.“5 Einen weiteren Ursprung findet der Begriff Diskurs in der italienischen Renaissance, hier bezeichnete er „vor allem die mündliche Rede sowie die schriftliche Abhandlung.“6 Eine dritte Traditionslinie, die sich mit dem Begriff Diskurs beschäftigt hat, ist seit dem 20. Jahrhundert zu beobachten. Schon hier kam dem Gebrauch von Diskurs eine Vielzahl von Bedeutungen zu. „Zentral war jedoch die Akzentuierung der sozialen Dimension von Sprache, wie sie sich vor allem in den verschiedenen Formen der Diskursanalyse herausbildet.“7 Mit diesem kurzen Rundumschlag zur Begrifflichkeit und einer groben Skizzierung des geschichtlichen Verlaufs des Begriffes Diskurs will Achim Landwehr seine Leser vor allem auf eines aufmerksam machen: „Wenn historische Diskursanalyse die Antwort ist - wie lautet dann die Frage?“8 Der Ausgangspunkt von Diskurstheorie, Diskursanalyse und Diskursgeschichte ist stets die Beschäftigung mit der Grundfrage an sich, „wie wir überhaupt etwas wissen können und wie sich Sicherheit über die eigene Wirklichkeit gewinnen lässt. [...] Das unbezweifelbare Wissen von der objektiven Wirklichkeit gibt es schlicht nicht - und hat es nie gegeben.“9 Was wir draußen vor der Tür als die Wirklichkeit empfinden, ist mit einer Vielzahl an Bedeutungsmustern durch verschiedene Gesellschaften ausgestattet. Dadurch werden nicht nur bestimmte Sichtweisen auf unsere Umgebung als Wissen interpretiert, in den Hintergrund gerät dabei auch der Fakt, dass es sich um eine vermeintlich objektive Wirklichkeit handelt, die in Wahrheit jedoch über einen langen Zeitraum hinweg entstanden ist.
Wirklichkeit [ist] nicht einfach die »Welt dort draußen« [...], die unabhängig von unserem Wollen existiert, [genauso ist auch] [...] Wissen nicht die Anzahl unter hohem Aufwand aufgedeckter Geheimnisse [...], die uns diese Wirklichkeit verständlich werden lassen. Vielmehr sind Wissen und Wirklichkeit Ergebnisse sozialer Konstruktionsprozesse.10
Solche Überlegungen sind der Kern einer historischen Diskursanalyse. Sie will nachforschen, wie und warum sich im Verlauf der Geschichte bestimmte Formen von Wissen und Wirklichkeit im Gegensatz zu Alternativentwürfen durchgesetzt haben.11 Somit ist auch der Diskurs als das grundlegende Element zu betrachten, das Wirklichkeiten hervorbringt. Deutlich ist, dass dabei nicht jede beliebige Wirklichkeit und Welt möglich sein kann, ein Diskurs unterliegt zwangsläufig bestimmten Regeln und Gesetzen.12 Zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften ist eine Differenz zu beobachten zwischen dem, was sich grammatikalisch korrekt sagen lässt, was sich praktisch machen lässt, was sich theoretisch denken lässt und dem, was Menschen tatsächlich sagen, machen und denken.13 „Diskurse regeln also das Sagbare, Denkbare, Machbare. Sie organisieren [wie bereits erwähnt] Wirklichkeit.“14 Da diese diskursive Produktion von Wirklichkeit jedoch nicht willkürlich geschieht, sondern bestimmten Regeln unterliegt, beschäftigt sich insbesondere die historische Diskursanalyse mit dem Aufdecken solcher Regeln zur Identifizierung entsprechender Diskurse, was im Folgenden noch gezeigt werden soll. „Die historische Diskursanalyse [...] konzentriert sich darüber hinaus auf die Frage, wie und warum sich solche Diskurse im historischen Prozess verändern und damit zugleich eine veränderte Wirklichkeit hervorbringen.“15 Wie unterschiedlich die Ansätze einer Diskurstheorie ausfallen können und mit welch einer Vielfalt an empirischen Arbeiten wir es bei der Diskursanalyse zu tun haben, soll das kommende Kapitel zeigen. Anschließend sollen die Absichten der historischen Diskursanalyse erläutert werden.
2. Der Diskursbegriff und seine Einbindung in unterschiedliche Kontexte - Vier Diskurstheorien im Überblick
Bevor näher auf die historische Diskursanalyse eingegangen werden soll, sollen zunächst einige der wichtigsten Diskurstheorien vorgestellt werden. Ein solcher Überblick hat zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dennoch soll dadurch gezeigt werden, welch unwahrscheinlich große Bedeutungsvielfalt mit dem Diskursbegriff durch die Einbindung in unterschiedliche Kontexte einhergeht. Diskurs ist in der Sprach- und Literaturwissenschaft recht unscharf definiert. Dieser Fakt resultiert vor allem aus der Vielfalt an Definitionen und der Übersetzung des Wortes discourse aus dem Englischen bzw. discours aus dem Französischen, was soviel heißt wie Unterhaltung, Gespräch, Darlegung oder Rede.16 Als weitere Beispiele sollen drei Definitionen von Diskurs genannt werden: „Unter Diskurs sind Einheiten und Formen der Rede, der Interaktion, zu verstehen, die Teil des alltäglichen sprachlichen Handelns sein können, die aber ebenso in einem institutionellen Bereich auftreten können“17 oder aber „Gegenstand der Diskursforschung sind mündliche Äußerungen, die als Gesprochene Sprache, Gespr ä ch, Dialog, Sprechakt oder Diskurs bezeichnet werden“18 oder auch die Definition, nach der Diskurse „eine besondere, kommunikative Form gesellschaftlich entwickelter Handlungen [sind], die eingebunden sind in soziale Handlungserfordernisse.“19 Kurz gesagt werden unter dem Diskursbegriff also „soziale Aktionen und Interaktionen gefasst, bei denen Sprecher in gesellschaftlichen Situationen in (sprachlichen) Kontakt treten.“20 Im Folgenden soll kurz auf einige Ansätze verschiedener Theoretiker eingegangen werden, deren empirische Arbeiten sowie deren Zweck, den sie mit diesen Ansätzen verfolgen, unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch einen essentiellen Beitrag zu Achim Landwehrs Überlegungen einer historischen Diskursanalyse und deren Untersuchungsschritten geleistet haben.
2.1 Diskursethik nach Jürgen Habermas
Zunächst einmal soll der diskurstheoretische Ansatz des deutschen Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas näher betrachtet werden. Habermas Diskursbegriff spielt in der Regel kaum eine Rolle für die historische Diskursanalyse, soll jedoch die vielfältige Verwendungsweise des Begriffes Diskurs aufzeigen. Habermas geht es in erster Linie um die Diskursethik, welche die Antwort auf das Problem ist, „in welchem Sinn und auf welche Weise moralische Gebote und Normen begründet werden können.“21 Für ihn muss der Diskurs immer sprachlich verfasst sein. Um eine Aussage in einem Diskurs tätigen zu können, bedarf es nach Habermas stets ein rationales Argument. „Gegenstand einer Argumentation sind intersubjektiv anerkannte Geltungsansprüche wie Wahrheit, Richtigkeit und Verständlichkeit, die einem Konsens zugeführt werden sollen.“22 Habermas entwickelt dabei verschiedene Bedingungen im Diskurs. Ein jeder Teilnehmer unterliegt im Diskurs entwicklungspsychologischen Auflagen, soll heißen, er ist „sozial entpflichtet und nur dem Zwang des besseren Arguments verpflichtet.“23 Außerdem muss für die Teilnehmer des Diskurses Chancengleichheit bestehen, alle Sprecher sind ebenbürtig und dürfen nicht durch äußere Einflüsse behindert oder manipuliert werden. Erst wenn eine ideale Sprechsituation - Rede und Gegenrede - gegeben ist, kann die Diskursanalyse erfolgreich verlaufen. Und nur so können umstrittene Geltungsansprüche in die Gesprächsrunde aufgenommen werden.24 Die Mitglieder eines Kollektivs gelangen dadurch über eine bestimmte moralische Norm zu einem gemeinsamen Beschluss und müssen sich gegenseitig davon überzeugen, dass es im Interesse aller ist, so und nicht anders zu handeln.25
2.2 Der Diskurs und seine Ordnungsfunktion bei Michel Foucault
Beschäftigt man sich mit der Diskursanalyse, führt kein Weg an dem französischen Philosophen und Soziologen Michel Foucault vorbei. Um sich Foucaults Diskurskonzeption zu nähern, muss man jedoch zunächst erst einmal dem Problem nachgehen, dem sich Foucault stellt und dem er mit der analytischen Kategorie des Diskurses zu Leibe rücken will. Sein Problem ist die grundsätzliche Überlegung, dass empirisches Wissen zu einer gegebenen Zeit und innerhalb einer gegebenen Kultur eine „wohldefinierte Regelmäßigkeit“ besitzt.26
Foucault will dieses Unbewusste des Wissens enthüllen und „den Prozess wissenschaftlicher Entwicklungen nicht mehr durch Genies und Zufälle determiniert betrachten [...], sondern durch die Gesetze eines bestimmten Codes.“27 Der Diskurs dient im dabei als Ordnung, „die den mit diesem Diskurs vertrauten Subjekten das gemeinsame Denken, Sprechen und Handeln erlauben.“28 Foucaults Anliegen ist es nicht, ein vorliegendes Dokument an sich zu fragen und auf einen Wahrheitsanspruch zu prüfen. Vielmehr muss man das Dokument im Kontext seiner historischen Abstammung betrachten, soll heißen, „die Quelle [muss] in den Zusammenhang überlieferten historischen Materials gestellt werden, in dem sie erstmals auftaucht.29 Um den Diskurs von anderen zu individualisieren und dem Gegenstand des Diskurses einen Objektstatus zuzuschreiben, ihn benennbar und beschreibbar zu machen, formuliert Foucault vier Formationsregeln:
Zunächst fragt [er] nach den sozialen und institutionellen Zusammenhängen, in denen Aussagen des Diskurses auftauchen. Er fragt nach den Instanzen, die für die Abgrenzung eines Diskurses verantwortlich sind, und nach den Spezifikationsrastern oder Klassifizierungsmustern, mit denen Elemente des Diskurses geschieden, eingeteilt und gruppiert werden.30
In einer zweiten Formationsregel empfiehlt Foucault nach dem Urheber der geäußerten Aussage zu forschen, sowie dessen Beweggründe und Möglichkeiten zu hinterfragen, warum eine bestimmte Aussage über den Diskursgegenstand getätigt worden ist. Anschließend fragt Foucault nach dem Subjekt, das die Aussage macht. „In welchem institutionellen und medialen Umfeld spricht das Subjekt und welches Verhältnis nimmt das Subjekt zu den Gegenständen des Diskurses ein?“31 Weiter wendet sich Foucault der Frage zu, nach welchen bestimmten Prinzipien (chronologisch, erzähltechnisch etc.) die zu einem Gegenstand geäußerten Worte geordnet sind. Zuletzt versucht er im Diskurs Strategien auszumachen, die zu ihrer Kohärenz beitragen - etwa ob sich Brüche innerhalb des Diskurses erkennen lassen oder Strategien, mit denen sich ein Diskurs zu seinen Nachbardiskursen stellt.32 Foucault stellt fest, „dass der zu analysierende Ort von Diskursen nicht in der Mentalität oder dem Bewusstsein der Individuen zu suchen ist.“33 Der Umstand, dass Aussagen, die gemacht wurden, gemacht worden sind, dass Dinge, die gesagt wurden, gesagt worden sind, ist ausreichend für die Begründung und den Gegenstand der Analyse. Was Foucault also interessiert, ist die Tatsache der Existenz der Aussagen, warum ausgerechnet sie und keine andere zu einer bestimmten Zeit an einer bestimmten Stelle auftaucht.34 Daher versteht er Diskurs auch als Differenz zwischen dem, was jemand zu einer bestimmten Zeit nach den Regeln der Grammatik und Logik sagen konnte, und dem, was tatsächlich gesagt worden ist. Dabei ist Diskursen kein universeller [...] Charakter eigen. Sie betreffen immer determinierte diskursive Felder und haben von Anfang an begrenzte Möglichkeiten ihrer Ausdehnung.35
Aus diesem Grund lehnt Foucault auch die Frage nach der Person, die hinter der Aussage steht, ab. „Die Frage ist [...] nicht, wer spricht, sondern von wo aus gesprochen wird.“36 Die Sprache fungiert dabei als die Ordnung, mit deren Hilfe eine unendliche Anzahl an Aussagen formuliert werden könnte. Tatsächlich jedoch sind im Diskurs stets nur eine begrenzte Anzahl an Aussagen möglich, die den Regeln des Diskurses unterliegen und an bestimmte Forderungen gebunden sind. Aussagen selbst sind „keine Einheit [in sich], sondern eine Funktion, die ein Gebiet von Strukturen und möglichen Einheiten durchkreuzt und sie mit konkreten Inhalten in der Zeit und im Raum erscheinen lässt.“37 Eine grundlegende Eigenschaft von Aussagen ist ihr regelmäßiges und wiederkehrendes Erscheinen.38 Ein Diskurs kann als eine Menge von Aussagen verstanden werden, insofern sie zur selben diskursiven Formation gehören. Bei der sozialen Einbettung von Diskursen muss die unabdingbare Verknüpfung von Diskurs und Macht erkannt werden.39 Diskurs und Macht sind untrennbar miteinander verwoben, da Diskurse Wahrheit definieren und somit eine gesellschaftliche Macht ausüben. Die Produktion des Diskurses ist einer disziplinierten Kontrolle unterworfen, da die Regeln des Diskurses permanent aktualisiert werden. Soll heißen, dass der Diskurs „mit Schranken und Verboten [arbeitet], um Aussagen zu kanalisieren.“40 Dadurch werden im Diskurs die Gefahren der Unordnung und des Unkontrollierbaren gebändigt. So kommen Diskursen einerseits „wichtige Ordnungsfunktionen zu, da sie sowohl angehäuftes Wissen ordnen und ihm Bedeutung zuweisen als auch im gesellschaftlichen Bereich [...] das Wahre vom Falschen trennen.“41
[...]
1 Vgl. Landwehr, Achim: Historische Diskursanalyse. Frankfurt: Campus Verlag 2009, S. 14.
2 Vgl. Busch, Dominic : Was, wenn es die Anderen gar nicht interessiert? Überlegungen zu einer Suche nach nicht-westlichen Konzepten von Interkulturalität und kultureller Diversität. In: Moosmüller, Alois / MöllerKiero, Jana (Hg.): Interkulturalität und kulturelle Diversität. Münster: Waxmann Verlag 2014 (= Münchener Beiträge zur Interkulturellen Kommunikation 26). 61-82, S. 67f.
3 Vgl. Landwehr 2009, S. 15.
4 Vgl. ebd., S. 15f.
5 Ebd., S. 17.
6 Ebd., S. 17.
7 Ebd., S. 17.
8 Ebd., S. 18.
9 Ebd., S. 18.
10 Landwehr 2009, S. 18.
11 Vgl. ebd., S. 18f.
12 Vgl. ebd., S. 20.
13 Vgl. Foucault, Michel: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits, Band 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 2001, S. 874f.
14 Landwehr 2009, S. 21.
15 Ebd., S. 21.
16 Vgl. Landwehr 2009, S. 61.
17 Brünner, Gisela / Graefen, Gabriele (Hg.): Texte und Diskurse. Methoden und Forschungsergebnisse der funktionalen Pragmatik. Opladen: Springer Fachmedien Wiesbaden 1994, S. 7f.
18 Becker-Mrotzek, Michael: Diskursforschung und Kommunikation in Institutionen. Heidelberg: Julius Groos Verlag 1992 (= Studienbibliographie Sprachwissenschaft 4), S. 1.
19 Ebd., S. 4.
20 Landwehr 2009, S. 61.
21 Landwehr 2009, S. 64.
22 Ebd., S. 64.
23 Ebd., S. 65.
24 Vgl. ebd., S. 65.
25 Vgl. Habermas, Jürgen: Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1983, S. 81.
26 Vgl. Foucault, Michel: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. 14. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1997a, S. 9.
27 Landwehr 2009, S. 67.
28 Ebd., S. 67.
29 Ebd., S. 68.
30 Ebd., S. 68f.
31 Ebd., S. 69.
32 Vgl. ebd., S. 68f.
33 Ebd., S. 70.
34 Vgl. Foucault 2001, S. 869.
35 Landwehr 2009, S. 70.
36 Ebd., S. 70.
37 Foucault, Michel: Archäologie des Wissens. 8. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1997b, S. 126f.
38 Vgl. Landwehr 2009, S. 71.
39 Vgl. Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1. 6. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1992, S. 101ff.
40 Landwehr 2009, S. 73.
41 Ebd., S. 74.