„Muss ein Ereignis überraschend und einzigartig sein, um als solches zu gelten? Was geschieht, wenn sich ähnliche Ereignisse – mögen sie, für sich genommen, noch so ereignishaft sein – aneinanderreihen? [...] Wodurch zeichnen sich Ereignisse aus?“ Im Kontext zu jener Reihe an zu untersuchenden Fragen soll die Sammlung "Der Stimmenimitator" von Thomas Bernhard als Gesamtwerk in den Fokus der Ermittlungen geraten. Dabei sollen nicht nur einzeltextübergreifende Strukturen berücksichtigt werden, sondern es kommt in erster Linie die Sammlung als komponiertes Gesamtwerk zum Tragen.
Die Unterstreichung von Beziehungs- und Spiegelverhältnissen in Einzeltexten sowie das Charakterisieren von Wiederkehr und Variation bestimmter Ereignisse innerhalb der Sammlung sollen die Untersuchung erleichtern. Schlussendlich wird sich zeigen, ob hochgradige Ereignishaftigkeit in Einzeltexten auch auf das Gesamtwerk übertragbar ist oder ob sich diese durch eine Überfüllung von Ereignishaftigkeitskriterien selbst entwertet.
Um eine deutliche Abgrenzung zwischen Sammlung und Erzählungen zu gewährleisten, soll im Folgenden von „der Sammlung“ vs. „der Einzeltext“ (im Sinne einer einzelnen Erzählung im Buch) gesprochen werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. Eigenschaften und Besonderheiten von narrativer Kürzestprosa
- 1.1 Illusionsbrechung, Verfremdung, Pointierung – Kürzestprosa als Radikalisierung und Zuspitzung von Kurzgeschichten
- 1.2 Fakt vs. Fiktion – Erzähltes Geschehen als Produkt des Erzählens
- 2. Wodurch zeichnen sich Ereignisse aus? – Erfüllung von Ereignishaftigkeitskriterien am Beispiel von Einzeltexten in Thomas Bernhards Der Stimmenimitator
- 2.1 Relevanz
- 2.2 Imprädiktabilität
- 2.3 Konsekutivität
- 2.4 Irreversibilität
- 2.5 Non-Iterativität
- 2.6 Plötzlichkeit
- 3. Kann ein Ereignis in Wiederholung noch als Ereignis gelten? – Ereignishaftigkeit als Funktion des Gesamtwerks Der Stimmenimitator
- 3.1 Entwertung von Ereignissen durch überzeichnete Erfüllung von Ereignishaftigkeitskriterien
- 3.2 Der Stimmenimitator als komponiertes Gesamtwerk – Kontextuelle Zusammenschau der Sammlung
- 3.3 Grundlegende variable Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Stimmenimitators
- ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
- QUELLENVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit nimmt eine narratologische Untersuchung von Ereignishaftigkeit in Kürzestprosa vor und analysiert den Kontrast zwischen Ereignishaftigkeit in Einzeltexten und in Sammlungen anhand Thomas Bernhards Werk Der Stimmenimitator. Die Arbeit untersucht, wie die hohen Grade an Ereignishaftigkeit in den Einzeltexten der Sammlung sich auf das Gesamtwerk auswirken und ob die Überzeichnung von Ereignishaftigkeitskriterien zu einer Entwertung der Ereignisse führt.
- Die Besonderheiten von narrativer Kürzestprosa, insbesondere im Hinblick auf Illusionsbrechung, Verfremdung und Pointierung
- Die Kriterien von Ereignishaftigkeit in Einzeltexten, einschließlich Relevanz, Imprädiktabilität, Konsekutivität, Irreversibilität, Non-Iterativität und Plötzlichkeit
- Die Auswirkungen der Wiederholung und Überzeichnung von Ereignissen auf die Ereignishaftigkeit in der Sammlung Der Stimmenimitator
- Die Analyse von Der Stimmenimitator als komponiertes Gesamtwerk, unter Berücksichtigung der Beziehungs- und Spiegelverhältnisse in den Einzeltexten
- Die Frage, ob hochgradige Ereignishaftigkeit in Einzeltexten auf das Gesamtwerk übertragbar ist oder sich durch Überfüllung selbst entwertet
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der narratologischen Untersuchung von Ereignishaftigkeit in Kürzestprosa ein, beleuchtet die Besonderheiten von Thomas Bernhards Werk Der Stimmenimitator und stellt die Forschungsfragen der Arbeit vor. Kapitel 1 befasst sich mit den Eigenschaften und Besonderheiten narrativer Kürzestprosa, wie Illusionsbrechung, Verfremdung und Pointierung, sowie der Beziehung zwischen Fakt und Fiktion in diesem Genre. In Kapitel 2 werden die Kriterien von Ereignishaftigkeit im Kontext der Einzeltexte von Der Stimmenimitator untersucht, wobei die Relevanz, Imprädiktabilität, Konsekutivität, Irreversibilität, Non-Iterativität und Plötzlichkeit der Ereignisse im Fokus stehen. Kapitel 3 widmet sich der Frage, ob ein Ereignis in Wiederholung noch als Ereignis gilt und analysiert die Auswirkungen der überzogenen Erfüllung von Ereignishaftigkeitskriterien auf das Gesamtwerk. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse von Der Stimmenimitator als komponiertes Gesamtwerk, der Kontextualisierung der Einzeltexte und der Bedeutung von Beziehungs- und Spiegelverhältnissen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Kürzestprosa, Ereignishaftigkeit, Der Stimmenimitator, Thomas Bernhard, Einzeltext, Sammlung, Illusionsbrechung, Verfremdung, Pointierung, Relevanz, Imprädiktabilität, Konsekutivität, Irreversibilität, Non-Iterativität, Plötzlichkeit, Wiederholung, Überzeichnung, Kontextualisierung, Gesamtwerk.
- Arbeit zitieren
- Lisa Lindner (Autor:in), 2016, Narratologische Untersuchungen zur Ereignishaftigkeit in Kürzestprosa. Thomas Bernhards "Der Stimmenimitator", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350039