1 Einleitung
Das Forschungsgebiet ”Humankapital” hat in den letzten Jahrzehnten in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen an Bedeutung gewonnen. Common sense bei den Ökonomen und besonders den Wachstumstheoretikern ist, dass Humankapital einen positiven E.ekt auf das volkswirtschaftlicheWachstum und damit auf denWohlstand der Ökonomie besitzt. So ist es nicht verwunderlich, dass das relativ schlechte Abschneiden Deutschlands in der PISA-Studie zu einem Aufschrei führte. Wenn aber Humankapital einen wichtigen Einfluss auf das Wachstum und den Wohlstand der Ökonomie besitzt, so ist es legitim zu fragen, ob es ökonomische Gründe dafür gibt, dass nicht jede Person in Humankapital investieren kann. Liegt eventuell eine ökonomische Schranke vor?
Oded GALOR und Joseph ZEIRA versuchen mit ihrem Modell ”Income Distribution and Macroeconomics”1 diese Frage zu lösen. Das Modell nutzt den Ansatz eines Generationenmodells, wobei das ganze Bildungssystem privat finanziert und bereitgestellt wird. Dabei kommt ein interessantes Ergebnis heraus. Die Anfangsverteilung des Einkommens hat einen starken Einfluss auf das Wohl der Ökonomie. Es ergibt sich sogar, dass eine ungleiche Verteilung des Einkommens zu multiplen steady states führt, d.h. die Gesellschaft teilt sich in ”arm” und ”reich”.
Nun kann der interessierte Leser dem Modell schon jetzt vorwerfen, dass die Annahme eines privaten Bildungssystems nicht mit der Realität vereinbar ist. Dies mag für die Grundausbildung stimmen. Dennoch gibt es viele Staaten, in denen die Investition in Humankapital z.B. über das universitäre Studium nicht staatlich finanziert wird. Auch werden sog. Zusatzqualifikation oft nicht staatlich bereitgestellt.
Die vorliegende Arbeit richtet ihren Fokus hauptsächlich auf das Modell von Oded GALOR und Joseph ZEIRA. Dessen Herleitung und Aussagen werden analytisch bewiesen und durch Erläuterungen, die ich aus didaktischen Gründen für wichtig halte ergänzt. In einem darauf folgenden Kapitel wird gezeigt, dass das Modell Schwächen besitzt, da die Existenz von multiplen steady states nur ein Sonderfall ist, der mit der Realität nichts zu tun hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Basismodell
- Annahmen
- Die Unvollkommenheit des Kapitalmarktes
- Nutzenmaximierung
- Nutzenmaximierung der ungelernten Kräfte
- Nutzenmaximierung der gelernten Kräfte
- Entscheidungsregeln
- Anzahl der Individuen in den jeweiligen Klassen
- Die Dynamik des Basismodelles
- steady state 1
- steady state 2
- steady state 3
- Variable Löhne
- Der Arbeitsmarkt für ungelernte Kräfte
- Dyamik
- "Weniger entwickelte" Volkswirtschaften
- "Entwickelte" Volkswirtschaften
- Auswirkungen von exogenen Schocks
- Nachfragerückgang
- Technische Innovation
- Die Schwäche des Modells
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Modell von Oded Galor und Joseph Zeira "Income Distribution and Macroeconomics", welches das Wachstum und die Einkommensverteilung in einer Ökonomie mit unvollkommenen Kapitalmärkten analysiert. Das Modell zeigt, wie die Anfangsverteilung des Einkommens einen starken Einfluss auf das Wohl der Ökonomie hat und zu multiplen Gleichgewichtszuständen führen kann, was zu einer dauerhaften Spaltung zwischen "armen" und "reichen" Gesellschaften führen kann.
- Einfluss von Humankapital auf das Wirtschaftswachstum
- Die Rolle von Kapitalmärkten und Kreditmärkten bei der Bildung von Humankapital
- Die Auswirkungen von Einkommensungleichheit auf das Wirtschaftswachstum und die Verteilung des Einkommens
- Das Konzept der multiplen Gleichgewichtszustände und seine Implikationen für die Entwicklung von Volkswirtschaften
- Die Grenzen des Modells und die Berücksichtigung realer Faktoren wie staatliche Eingriffe und technologischer Fortschritt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt das Forschungsfeld des Humankapitals vor und erläutert die Motivation hinter dem Modell von Galor und Zeira. Es wird hervorgehoben, dass das Modell die Frage nach den ökonomischen Ursachen für Ungleichheit bei der Investition in Humankapital untersucht.
- Das Basismodell: Dieses Kapitel beschreibt die grundlegenden Annahmen des Modells, darunter eine kleine offene Volkswirtschaft mit zwei Arten von Arbeitskräften (gelernte und ungelernte), eine unvollkommene Kapitalmarktstruktur und ein Generationenmodell mit überlappenden Generationen. Es werden die Produktionsfunktionen für beide Sektoren definiert und die Nutzenfunktion der Individuen eingeführt.
- Die Dynamik des Basismodelles: Dieses Kapitel analysiert die langfristigen Gleichgewichtszustände (steady states) des Modells und zeigt, wie die Anfangsverteilung des Einkommens die Entwicklung der Ökonomie beeinflusst. Es werden drei verschiedene Gleichgewichtszustände beschrieben, die zu unterschiedlichen Levels von Wirtschaftswachstum und Einkommensverteilung führen.
- Variable Löhne: Dieses Kapitel erweitert das Basismodell, indem es variable Löhne für ungelernte Arbeitskräfte einführt. Es wird gezeigt, wie sich die Dynamik des Modells verändert, wenn die Löhne in Abhängigkeit vom Kapitalstock und der Anzahl an ungelernten Arbeitskräften variieren.
- Auswirkungen von exogenen Schocks: Dieses Kapitel untersucht, wie exogene Schocks, wie z.B. Nachfragerückgang oder technische Innovation, das Gleichgewicht der Ökonomie beeinflussen. Es wird gezeigt, wie diese Schocks die Einkommensverteilung und das Wachstumspotenzial der Ökonomie verändern können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Humankapitalbildung, Einkommensverteilung, Kapitalmärkte, Wirtschaftswachstum, multiple Gleichgewichtszustände, Generationenmodell und das Modell von Galor und Zeira.
- Quote paper
- Kurt Annen (Author), 2002, Kreditrationalisierung und Humankapitalbildung - Eine Analyse des Wachstums- und Verteilungsmodells von Galor und Zeira, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3503