Im ersten Teil dieser Arbeit möchte ich mich mit der Theologie Paul Althaus ausführlicher auseinandersetzen, um an seinem Entwurf exemplarisch aufzuzeigen, welche Problematiken in der Rede vom Zorn Gottes liegen können. Denn die hier aufgezeigten Vorstellungskomplexe sind es unter anderem die dem „krankmachenden Gottesbild“ vieler „gottesvergifteter“ Kinder und junger Erwachsener zu Grunde lagen. Anschließend möchte ich im zweiten Teil einen kurzen Überblick darüber geben, auf welche Art und Weise die verschiedenen theologischen Disziplinen in der heutigen Diskussion versuchen, das oben genannte „tragfähige Verhältnis“ zur biblischen Rede vom Zorn Gottes zu gewinnen.
Dabei ist diese Thematik extrem vielgestaltig, da sie in ganz verschiedene Bereiche der Dogmatik hineinreicht. Zum ersten in den Bereich der Gotteslehre, indem sich die Frage stellt, ob „Zorn“ eine „Eigenschaft“ Gottes ist und wie diese sich zu seinen anderen Eigenschaften wie Liebe und Gnade verhält. Zweitens in den Bereich der Soteriologie, denn „aus soteriologischer Perspektive scheint es problematisch „dass eben dieser Gott, auf den die Glaubenden als Grund ihres Heils vertrauen, durch seinen Zorn auch Furcht wecken könnte und der Gott, der als Retter angebetet wird, zugleich auch der Vernichter sein könnte.“ Drittens in den Bereich der Christologie und der Frage, inwiefern Jesus Christus Gottes Zorn versöhnt hat. Fünftens erscheint die Rede vom Zorn Gottes auch als ethisches Problem, insofern die Affekthandlungen, die die Bibel von Gott erzählt, für Menschen oft nicht ethisch zulässig scheinen. Hier geht es also um die Frage nach einer Differenzierung zwischen menschlichem und göttlichem Zorn. Sechstens stellt sich die grundsätzliche Frage inwiefern Gott im Zorn in der Welt ‚handelt’ bzw. ob man von „Handlungen“ Gottes sprechen kann, die ein eigenes umfassendes Feld darstellt, dass z.B. in der amerikanischen Divine-Action-Debatte seit den 90er Jahren wieder lebhaft diskutiert wird. Und zuletzt spielt die Frage nach „Gottes Zorn“ immer mit in die Eschatologie hinein. Bei meiner Analyse von Althaus Dogmatik versuche ich, auf alle diese ‚loci’ einmal kurz einzugehen. Im zweiten Teil der Arbeit habe ich mich dagegen auf die Frage spezialisiert, welche Problematiken bzw. Aporien darin liegen, Gottes Zorn ausschließlich als ‚Instrument’ seiner Liebe zu bestimmen, wie es viele aktuelle Ansätze tun und habe diesem Ansatz alternative Ansätze innerhalb der alttestamentlichen Exegese und der syst
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil I: Der „Zorn Gottes“ in der Theologie von Paul Althaus.
- 1. Zum biographischen Hintergrund von Paul Althaus
- 2. Die Ur-Offenbarung
- 2.1. Gottes Selbstbezeugung in der Existenz des Menschen.
- 2.2. Gottes Selbstbezeugung in der Geschichte (als, Herr der Geschichte').
- 3. Gottes Eigenschaften
- 4. Personsünde
- 5. Christologie und Soteriologie
- 6. Gottes Handeln im Zorn
- 6.1. Tod und Todeswelt
- 6.2. Das objektive Gericht
- 6.3. Das personale Gericht
- 7. Eschatologie
- 8. Problematiken in der Rede vom, Zorn Gottes' bei Paul Althaus
- Teil II: Der, Zorn Gottes' in der aktuellen dogmatischen Diskussion
- 1. Entwürfe der systematischen Theologie I: „Der Zorn als 'Mittel' von Gottes Liebe“...
- 1.1 Drei aktuelle Publikationen zum Thema,Zorn Gottes' und ihre Deutung des Zorns'
- 1.2. Kritische Anfrage an die vorgestellten Entwürfe
- 2. Der, Zorn Gottes' im Alten Testament.
- 2.1. Einige Erkenntnisse der alttestamentlichen Exegese.
- 2.2 Plädoyer für die Vieldeutigkeit der metaphorischen Gottesrede.
- 3. Entwürfe der systematischen Theologie II: Pneumatologische Ansätze
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema „Zorn Gottes“ und untersucht dessen Relevanz im gegenwärtigen dogmatischen Diskurs. Sie greift dabei auf die Theologie von Paul Althaus zurück und analysiert die aktuelle Debatte um den „Zorn Gottes“ in der systematischen Theologie und im Alten Testament.
- Die Rezeption und Interpretation des Begriffs „Zorn Gottes“ in der Theologie von Paul Althaus
- Die aktuelle Debatte um den „Zorn Gottes“ in der systematischen Theologie und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Deutungsansätzen
- Die Bedeutung des „Zorns Gottes“ im Alten Testament und dessen Rolle im Rahmen der metaphorischen Gottesrede
- Die Auswirkungen der historischen Verdrängung des Themas „Zorn Gottes“ und die Notwendigkeit einer differenzierten Auseinandersetzung
- Die Relevanz des Themas „Zorn Gottes“ für die heutige Theologie und die Suche nach einer angemessenen Sprache für die Gottesrede
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Debatte um den Begriff „Zorn Gottes“ und stellt die Relevanz des Themas im Kontext der gegenwärtigen theologischen Diskussion dar. Teil I untersucht den „Zorn Gottes“ in der Theologie von Paul Althaus, beginnend mit einer kurzen biographischen Einordnung und der Analyse seiner Gotteslehre. Die Kapitel 2-7 befassen sich mit Althaus' Verständnis von Gottes Eigenschaften, Personsünde, Christologie, Soteriologie und Gottes Handeln im Zorn. Teil II widmet sich dem Thema „Zorn Gottes“ in der aktuellen dogmatischen Diskussion. Kapitel 1 analysiert verschiedene systematische Entwürfe zum Thema „Zorn Gottes“ und hinterfragt deren Deutungsansätze kritisch. Kapitel 2 befasst sich mit dem „Zorn Gottes“ im Alten Testament und untersucht dessen Bedeutung im Kontext der alttestamentlichen Exegese. Kapitel 3 stellt pneumatologische Ansätze in der aktuellen Diskussion dar.
Schlüsselwörter
Der „Zorn Gottes“, Paul Althaus, systematische Theologie, Altes Testament, metaphorische Gottesrede, historische Verdrängung, aktuelle Debatte, Gottesbild, Gottesrede, Theologie, Religionspädagogik.
- Quote paper
- Ines Bethge-Bonk (Author), 2014, Die Rede vom Zorn Gottes im gegenwärtigen dogmatischen Diskurs, ausgehend von Paul Althaus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350491