Viele afrikanische Sprachen besitzen keine Schriftform, daher gibt es so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen über das frühe Afrika vor dem Einfluss der Europäer. Seit dem 15. Jahrhundert bestanden wohl erste Handelsbeziehungen zwischen Europäern und Afrikanern im Küstenbereich. Wegen des tropischen Klimas, das vielen europäischen Gesandten das Leben kostete, sah man den Kontinent als gefährlich und bedrohlich an. Lange Zeit hielt sich der Mythos, dass sich Afrika - vor allem Westafrika - sehr isoliert von der Aussenwelt entwickelt hatte. Diese Annahme ist jedoch falsch, da es schon sehr früh Handelsbeziehungen zum Beispiel mit China gegeben hat.
Im 19. Jahrhundert wurde Afrika auf der Berliner Konferenz unter den Kolonialmächten aufgeteilt, was zur Folge hatte, dass die meisten europäischen Mutterländer ihren Kolonien die eigene Kultur aufzwangen. Afrikanische Bauern mussten für die Kolonialherren arbeiten, um die geforderten Steuern zu bezahlen und konnten so nicht mehr für die Familie sorgen. Kinder wurden in europäische Schulen gesteckt, in denen sie fremde Sprachen und die Geschichte eines ihnen fremden Landes lernten. Wer es zu etwas bringen wollte, musste den alten Traditionen absagen und sich der fremden Kultur zuwenden. Die traditionellen Könige und Stammesoberhäupte wurden getötet oder in Verbannung geschickt, um sie durch europäisch erzogene Afrikaner zu ersetzen.
Erst seit Ende des letzten Jahrhunderts, als die meisten afrikanischen Länder ihre Unabhängigkeit erhielten, wird der Versuch unternommen das allgemeine Bild vom geschichts- und kulturlosen Afrika zu verdrängen und zu beweisen, dass Afrika sehr wohl Geschichte und Kultur besitzt. Die erste Gegenreaktion kam 1978 vom Afrikaner Joseph Ki-Zerbo, der in seinem Buch "Die Geschichte Schwarz-Afrikas" eben auf diese aufmerksam machte.
In meiner Arbeit möchte ich auch auf einen Aspekt der afrikanischen Geschichte eingehen, der oft verkannt wurde und dessen Bedeutung bis heute noch nicht vollkommen geklärt ist - die Königinmutter.
Es gibt wenig schriftliche Dokumente, die den Einfluss und die Funktion der Königinmütter beschreiben. Trotzdem werde ich versuchen die große Bedeutung der Königinmütter in verschiedenen Königreichen - dem Asante und dem Fon - zu beschreiben, und dem die geringfügige Beachtung dieser durch die Europäer gegenüberstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Problematik der postkolonialen Geschichtsschreibung Afrikas
- Hauptteil: Königinmütter in Westafrika
- Begriffsproblematik - Wer oder Was ist eine Königinmutter?
- Bedeutung und Darstellung der Königinmütter in Dahomey
- Das Amt der Kpojito: Geschichte, Definition, Funktion
- Die Bedeutung der Kpojito vor dem 19. Jahrhundert
- Bedeutung und Darstellung der Königinmütter in Ghana
- Schluss: Königinmütter - Wieso wissen wir so wenig darüber?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung und Darstellung von Königinmüttern in Westafrika, insbesondere in Dahomey und Ghana. Ziel ist es, den oft vergessenen Einfluss und die Funktion dieser Frauen in der afrikanischen Geschichte aufzuzeigen und die eurozentrische Sichtweise auf die Rolle der Königinmütter zu hinterfragen.
- Die Rolle der Königinmutter in afrikanischen Königreichen
- Die Problematik des Begriffs 'Königinmutter'
- Die Bedeutung der Kpojito in Dahomey
- Die Einflussnahme der Königinmütter auf politische Entscheidungen
- Der Einfluss europäischer Kolonialpolitik auf die Rolle der Königinmütter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der postkolonialen Geschichtsschreibung Afrikas, welche oft von eurozentrischen Perspektiven geprägt ist. Kapitel 2.1 beschäftigt sich mit der Begriffsproblematik von 'Königinmutter' und zeigt die Unterschiede zwischen der europäischen und afrikanischen Sichtweise auf. Kapitel 2.2 beleuchtet die Bedeutung und Darstellung der Königinmütter in Dahomey, insbesondere der Kpojito. Es werden die historische Entwicklung, die Funktion und der Einfluss der Kpojito vor dem 19. Jahrhundert untersucht.
Schlüsselwörter
Königinmutter, Westafrika, Dahomey, Ghana, Kpojito, Asantehemaa, postkoloniale Geschichtsschreibung, Afrikanische Kultur, Macht, Einfluss, Frauenrolle, Kolonialismus.
- Citar trabajo
- Kathrin Onyiaorah (Autor), 2001, Königinmütter in Westafrika - Tatsächliche Bedeutung und Darstellung in europäischer Literatur, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3504