Die Debatte um die zeitgenössische politische Anatomie des Staatswesens wurde spätestens nach Kantorowicz' Zwei-Körper-Lehre neu entfacht. Obwohl Kantorowicz' Untersuchungen kaum über das sechzehnte Jahrhundert hinausreichen, tragen sie insofern zu einer aktuellen Thematik bei, dass sie grundlegende Strukturelemente der politischen Ordnung vergegenwärtigen, die längst für obsolet erklärt worden waren. Konkret stellt sich die Frage nach monarchischen Körpervorstellungen, die vornehmlich im Mittelalter gebräuchlich waren und bis in die Moderne nachwirken.
Um die Essenz der Fragestellung zu demonstrieren, bedarf es zunächst einer Erläuterung des Zwei-Körper-Konzepts, das als Grundlage für die darauffolgenden Überlegungen dient. Im zweiten Teil beschäftigt sich diese Arbeit mit der Annahme, dass die Französische Revolution zu einer Entkörperlichung der politischen Herrschaftsideologie geführt haben soll, während das letzte Kapitel diese Idee anhand zeitgenössischer Konstellationen zu widerlegen versucht und veranschaulicht inwiefern die Körpermetaphorik und die Legitimation durch den König bis heute in das politische Strukturgebilde eindringen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Das Zwei-Körper-Modell
- A. Die Theorie der zwei Körper des Königs
- B. Die Anatomie des Staatswesens
- III. Die Französische Revolution: Entleibung der politischen Ordnung?
- IV. Das Nachleben politischer Körpervorstellungen in der Moderne
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich Körpervorstellungen in der politischen Ordnung des Mittelalters manifestieren und wie diese Konzepte in die Moderne hineinwirken. Dabei wird insbesondere die Zwei-Körper-Lehre von Ernst Kantorowicz analysiert, die die Verbindung zwischen dem leiblichen und dem politischen Körper des Königs hervorhebt. Die Arbeit untersucht die Französische Revolution als potentielles Ende des personalen Herrschertums und hinterfragt, ob die Entleibung der politischen Ordnung durch die Revolution eine vollständige Ablösung des politischen Körpers von der Körperlichkeit des Monarchen bedeutet.
- Die Zwei-Körper-Lehre von Ernst Kantorowicz
- Die Bedeutung von Körpermetaphern in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Staatstheorie
- Die Französische Revolution als Bruchpunkt in der politischen Anatomie
- Die Kontinuität von Körpermetaphern und Herrschaftsvorstellungen in der Moderne
- Die Rolle von Inszenierung und Symbolismus in der politischen Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die zentrale Fragestellung nach der Rolle von Körpervorstellungen in der politischen Ordnung dar. Sie erläutert die Relevanz von Kantorowicz' Zwei-Körper-Lehre für die Analyse der politischen Anatomie und skizziert den Aufbau der Arbeit.
II. Das Zwei-Körper-Modell
Dieses Kapitel untersucht die Zwei-Körper-Lehre von Ernst Kantorowicz, die die Unterscheidung zwischen dem natürlichen und dem politischen Körper des Königs hervorhebt. Es wird gezeigt, wie diese Theorie die Herrschaftsdoktrin des Mittelalters und die Bedeutung von Körpermetaphern für das politische System veranschaulicht.
III. Die Französische Revolution: Entleibung der politischen Ordnung?
Dieses Kapitel analysiert die Französische Revolution als potentielles Ende des personalen Herrschertums und der damit verbundenen Körperlichkeit des Monarchen. Es wird die Frage gestellt, ob die Revolution eine vollständige Entleibung der politischen Ordnung von der Körpermetaphorik des Königs bewirkt hat.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen politische Anatomie, Körpermetaphern, Zwei-Körper-Lehre, Ernst Kantorowicz, Französische Revolution, Entleibung, Herrschaftsvorstellungen, Inszenierung, Symbolismus, Moderne, politische Ordnung, König, Monarchie, Staat.
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- Nathalie Wagner (Author), 2016, Politische Körpervorstellungen im Mittelalter und deren Nachleben in der Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350585