„United in Diversity“ lautet das ambitionierte Motto der EU, das das „Projekt Europa“ identitätspolitisch zu definieren versucht. Bei näherer Betrachtung dieser Formulierung versteht sich das fundamentale Konfliktpotenzial wie von selbst, setzt sie einerseits ein Gegensatzpaar von Einheit und Vielfalt voraus und fußt sie andererseits auf einer Ideologie des Konsens.
Die Problematik der europäischen Identität resultiert grundsätzlich aus der Ambivalenz des Konzeptes von Identität selbst, sofern kollektive Identität durch unterschiedliche Faktoren bedingt wird, wie diese Arbeit im Folgenden erläutern wird. Im weiteren Verlauf soll der europäische Identitätsdiskurs und die Identitätspolitik der EU seit den 1950er Jahren analysiert werden, um die konkreten Strategien und Maßnahmen der Politik, sowie deren Leitwerte und symbolische Dimensionen herauszuarbeiten. Daraufhin sollen die Grenzen europäischer Identitätspolitik definiert werden, die einerseits durch den strukturellen und andererseits durch den institutionellen Aufbau der EU begründet sind. Schließlich befasst sich diese Arbeit mit aktuellen Debatten, wie rechtspopulistischen und euroskeptischen Bewegungen, die das europäische Integrationsprojekt zu destabilisieren drohen und die Entwicklung einer europäischen Identität gefährden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Zum Begriff Identität
- 2. Die europäische Identitätspolitik seit den 1950er Jahren
- 3. Die Grenzen europäischer Identitätspolitik
- 3.1 Die Dominanz der Nationalstaaten
- 3.2 Institutionelle Defizite
- 4. Aktuelle Debatten und Schlussbetrachtung
- 5. Literaturhinweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der komplexen Frage der europäischen Identität und analysiert die Entwicklung des Identitätsdiskurses in der Europäischen Union seit den 1950er Jahren. Der Fokus liegt auf der Identitätspolitik der EU und ihren Strategien, um dem europäischen Integrationsprojekt Stabilität und Legitimation zu verleihen.
- Die Ambivalenz des Identitätsbegriffs und seine Bedeutung für die Herausbildung einer europäischen Identität
- Die Entwicklung der europäischen Identitätspolitik seit der Gründung der EGKS und die Strategien zur Förderung eines europäischen Bewusstseins
- Die Grenzen europäischer Identitätspolitik, insbesondere die Dominanz der Nationalstaaten und institutionelle Defizite
- Die Rolle von Rechtspopulismus und Euroskeptizismus in der aktuellen Debatte um die europäische Integration
- Die Auswirkungen der dynamischen und heterogenen Strukturen der EU auf den europäischen Identitätsdiskurs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der europäischen Identität ein und erläutert die Problematik der Identitätspolitik im Kontext der EU. Kapitel 1 analysiert den Begriff der Identität, sowohl im individuellen als auch im kollektiven Kontext, und zeigt die Herausforderungen auf, die sich aus der Mehrfachzugehörigkeit von Individuen zu verschiedenen Kollektiven ergeben. Kapitel 2 befasst sich mit der europäischen Identitätspolitik seit den 1950er Jahren und beleuchtet die Strategien und Leitwerte der EU, um eine affektive Bindung an die Union zu fördern.
Kapitel 3 untersucht die Grenzen europäischer Identitätspolitik, die durch die Dominanz der Nationalstaaten und institutionelle Defizite bedingt sind. Schließlich werden in Kapitel 4 aktuelle Debatten, wie rechtspopulistische und euroskeptische Bewegungen, behandelt, die das europäische Integrationsprojekt zu destabilisieren drohen und die Entwicklung einer europäischen Identität gefährden.
Schlüsselwörter
Europäische Identität, Identitätspolitik, Nationalstaaten, EU, Integration, Institutionen, Rechtspopulismus, Euroskeptizismus, Kollektive Identität, Selbstkonzept, historische Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Nathalie Wagner (Autor:in), 2016, Auf dem Weg zu einer europäischen Gesellschaft? Strukturen und Identitäten in der EU, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350587