Gewalt gegen Pflegebedürftige in Einrichtungen der stationären Altenhilfe


Dossier / Travail, 2016

38 Pages, Note: 3,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Gewalt in Pflegeeinrichtungen der stationären Altenhilfe
1.1 Definition Gewalt
1.2 Historie der Gewalt der Pflegeeinrichtung

2 Gewalt am Bewohner
2.1 Symptome der Gewalt
2.2 Arten der Gewalt
2.2.1 Strukturelle Gewalt
2.2.2 Personelle Gewalt
2.2.3 Sprachliche Gewalt
2.3 Auswirkung der Gewalt
2.4 Misshandlung
2.5 Ursachen der Gewalt

3.Methodik
3.1 Untersuchungsplanung
3.2 Ethische Bedenken
3.3 Literaturrecherche
3.4 Wahl der Untersuchungsart
3.5 Online-Befragung
3.6 Auswertung der Daten

4 Indikatoren gewaltfreier Pflege
4.1 Outcome der Bewohner in einer Pflegeeinrichtung
4.2 Compliance der Mitarbeiter
4.3 Veränderung des Pflegeprozesses

5 Gewalt gegen Pflege

6 Resümee

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb.: 1 Hirsch (2016) „Assessment“: differenzierte Diagnostik bei einem vermuteten Gewaltgeschehen ( Gewalt gegen alte Menschen)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 KFN-Viktimisierungsbefragung älterer Menschen durch die Pflege- und Betreuungsperson (in %) 2005 (Hirschberg, K.; Kähler, B.: Gewalt und Aggression in der Pflege. 01/2009 S. 23

Tabelle 2 Der Tätigkeitsbereich der Befragten wird eruiert.

Tabelle 3 Die Mehrarbeitszeit der Befragten wird erfragt.

Tabelle 4 Sind die Befragten im Arbeitsalltag gestresst?

Tabelle 5 Wird in den Einrichtungen auf fachliche Qualifikationen wert gelegt?

Tabelle 6 Nehmen die Anforderungen der Pflegenden im Beruf zu?

Tabelle 7 Die Anpassung der Bewohner an die Arbeitsroutine wird eruiert.

Tabelle 8 Können Wünsche durch die Bewohner ungefragt geäußert werden?

Tabelle 10 Die Einhaltung der Pflegestandards wird erfragt.

Tabelle 9 Die Gabe der Psychopharmaka im Pflegeprozess wird bewertet.

Tabelle 11 Die Begegnung mit Gewalt in Einrichtungen wird hinterfragt. ( Tab.: 2 - 11: Eigenen Darstellung aus den Daten der Umfrage)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Gewalt in Pflegeeinrichtungen der stationären Altenhilfe

1.1 Definition Gewalt

Laut Vossenkuhl (1992) ist Gewalt ein Handeln, das menschliches Leben unmittelbar verletzt, bedroht oder mittelbar gefährdet. Verschiedene Gewaltmittel werden zur Durchsetzung bestimmter Zwecke angewandt und in vorsätzlicher Weise eingesetzt. Dabei werden physischer und psychischer Druck ausgeübt. Der Autor spricht aber auch von positiv besetzter Gewalt, wie in Zusammenhängen politischer Zugeständnisse. Gewalt wird häufig als Methode der Stabilisierung des gesellschaftlichen Friedens und zur Durchsetzung der formellen Regeln und Normen gewählt. Damit ist die Gewalt als Aspekt der Funktion des Rechts zu sehen.

Ruthemann (1993) definiert negative Gewalt ähnlich wie Vossenkuhl. Ein Mensch wird dann zum Opfer, wenn er vorübergehend oder dauernd gehindert wird, seinen Wünschen und Bedürfnissen entsprechend zu leben. Gewalt ist weiterführend gleich zu setzen mit angedrohter oder durchgeführter physischer Aggression.

Aggression wird von Klessmann (1994) als Energie bewertet, die sich in verschiedenen Formen äußert, als Kraft- oder Bewegungsenergie, aber auch als Wut, Zorn oder physische Gewalt. Sie kann sowohl zerstörend als auch schöpferisch sein. Aggression kann aber auch Überleben sichern und ist in jedem Menschen vorhanden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gewalt als einen absichtlichen Gebrauch „ von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichen Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzung, Tod und psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt“.

Man will den eigenen Willen einem anderen Menschen aufzwingen. Gewaltausübung ist auch ein Status der Macht.

Es gibt Aggressionstheorien, Belastungsbewältigungsparadigmen und verschiedene Erscheinungsformen der Gewalt.

Für die Gerontologie definiert Dieck (2016) den Begriff Gewalt „als eine systematische, nicht einmalige Handlung oder Unterlassung […] ausgeprägte negative Einwirkung auf den Adressaten.“ Es muss mit bedeutende Nachteilen für den Betreffenden verbunden sein. Eine in Hamburg durchgeführte Prävalenzstudie zeigt auf, dass 11 bis 24 Prozent der Heimbewohner oder Patienten bereits Gewalt erlebt haben. Es gibt mehrere Theorien zur Aggression: Laut Freud und Lorenz sei Aggression ein trieb- oder instinktgesteuertes Verhalten. Aggression ist eine Reaktion auf eine Frustration. Ein Reiz wirkt stimulierend. Der kann durch das Aussehen oder durch die Zugehörigkeit einer Gruppe ausgelöst werden.

Aggression kann auch als erlerntes Verhalten gelten (vgl. Schlieben 2008).

Konstatiert werden kann aber, dass Gewalt ein mehrdimensionales Geschehen ist.

1.2 Historie der Gewalt der Pflegeeinrichtung

Von Patiententötungen wird in den öffentlichen Medien spektakulär berichtet. Die aufkommenden Fragen nach Symptomen oder Vorsorge sind etabliert. Warum wird ein Hilfloser getötet? Oft sind es schwerkranke multimorbide oder alte gebrechliche Menschen, deren Ableben erstmal keine Fragen hinterlässt. Damit sehen die Täter ihre Handlung als moralisch gerechtfertigt. Die oft engagierten Mitarbeiter (MA) zeigen erstmal keine Verhaltensauffälligkeiten. Das Verständnis der Pflegefachkräfte (PFK) zu den Dynamiken hinter dem Prozess fehlt. Die Täter gelten als besonders fleißig und einsatzbereit ( vgl. Rotondo 2006). Die Diskussionen verändern sich in der Gesellschaft. Langzeitpflegefälle, hohe Lebenserwartung, Medizintechnik um Leben zu verlängern und aktive Sterbehilfe werden thematisiert (vgl. Rotondo 2006). Seit 1980 wird das Thema Misshandlungen gegen ältere Menschen in der Fachpresse bearbeitet. Trotzdem zeigt sich die Aufdeckungsrate sehr gering. Auch heute ist Gewalt in der Pflege ein Tabuthema (vgl. Hirschberg 2009).

Warum ist das so? Das Wort „Gewalt“ ist negativ besetzt in allen Gesellschaftsschichten (vgl. Schreiner 2001). Die Politik verklärt die Versorgung der Pflegebedürftigen, sowohl institutionell wie auch familiär. Auch in dem Nahbereich der Betroffenen gab und gibt es Gewalt. Persönliche Schamgefühle oder Hilflosigkeit lassen die Betroffenen schweigen, aber auch fehlende Möglichkeiten der Anzeige führen zur Sprachlosigkeit. Wird nach der momentanen Causa gefragt, werden Misshandlungen oder gar Tötungen in der Gesellschaft entschuldigt. Überforderung, Leistungsdruck und mangelnde Qualifikation werden angegeben, um die Taten der PFK zu entschuldigen.

In Israel zeigt eine Studie zur Gewalt in den Einrichtungen eine Prävalenz von 15%. Hier wird die verbale Aggression mit als Gewalt bewertet, nicht nur die körperlich ausgeübte (vgl. Graß 2007).

Die erste deutsche Studie, welche sich thematisch mit Gewalt in der Pflege beschäftigt, wird 1995 in der Bundesrepublik veröffentlicht. Mindestens eine Form der Vernachlässigung haben 600.000 Pflegebedürftige erfahren. Eine hohe Zahl an Bewohnern von Altenpflegeeinrichtungen werden Opfer von Misshandlungen und Vernachlässigung, wie eine Studie von Gören et al. (2006) zeigt. Die befragten PFK gaben zu 70% an, selbst problematische Handlungen durchgeführt zu haben. Der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) zeigt 2003 Missstände in der Versorgung inkontinenter Bewohner an, 41% zeigten Symptome einer Malnutrition bzw. einer Exsikkose auf. Auch Fehlmedikation und das Fehlen einer geronto-psychiatrischer Therapie bei kognitiv Beeinträchtigten zeigen sich. Weitere systematische Untersuchungen gibt es kaum. Von den pflegebedürftigen älteren Menschen leben 75% im häuslichen Bereich, die andern 25% in stationären Pflegeeinrichtungen (vgl. Hirsch 2015). Die WHO geht bei psychischer Gewalt von einem Prozentsatz von 19,4% aus (vgl. Meyer 2013).

2 Gewalt am Bewohner

2.1 Symptome der Gewalt

Es gibt die Gewalt durch aktives Tun, durch bsp. körperliche oder psychische Misshandlungen, finanzielle Ausbeutung und die Einschränkungen des freien Willens.

Die Unterlassung durch passive, aktive oder psychische Vernachlässigung stellt ebenfalls eine Form der Gewalt dar.

Dieses Verhalten ruft psychische Symptome bei den betroffenen Menschen hervor. In der akuten Belastungssituation zeigen sich Symptome wie Angst, Verzweiflung, Unruhe und Schlaflosigkeit. Verzögert zeigen sich in den Anpassungsstörungen depressive Phasen und Anspannung. In der posttraumatischen Belastungsstörung kommt es zum emotionalen Rückzug und Gleichgültigkeit gegenüber anderen. Im weiteren Verlauf können Essstörungen auftreten, sowie Verlust des Selbstwertgefühls. Das Gefühl der Erniedrigung führt zu massiven emotionalen Schwankungen bis zur Depression.

In der physischen Symptomatik zeigen sich Einschränkungen in der Beweglichkeit, Psychopharmakaabusus und Dekubitus. Die Fehlernährung ist ebenfalls ein Hinweis auf inkorrektes Verhalten. Verletzungen, wie Hämatome und Frakturen, können Anzeichen einer Misshandlung sein (vgl. Hirsch 2015).

2.2 Arten der Gewalt

2.2.1 Strukturelle Gewalt

Strukturelle Gewalt ist eine indirekte Gewalt, welche unabhängig von Personen vorhanden ist. Dazu kann eine zu geringe Personaldecke oder eine entgegen des Willens des Betroffenen durchgesetzte Heimunterbringung gehören.

Auch inhumane Arbeitsbedingungen oder mangelhafte Qualifizierung des Personals kann prozesshafte Gewalt bewirken. Sind Lebensräume der Bewohner eingeschränkt, wird das als Gewalt gewertet werden. Fehlende Barrierefreiheit kann strukturelle Gewalt bedeuten.

Die Einschränkung im Tagesablauf von nicht autonomen Menschen in pflegenden Institutionen wird als Gewalt definiert. Aus Fremdbestimmtheit entstehen Konflikte zwischen Pflegenden und den Bewohnern der Einrichtung.

Die Verständnisschwierigkeiten bei kognitiven Einschränkungen, führen zu Missempfindungen, Frustration und Depressionen (vgl. Huhn 2014). Im Ergebnis dessen, kann es zu Enthemmung und Fehlmedikationen kommen mit fatalen Folgen bei Betroffenen.

Bei den Pflegepersonen zeigt sich eine hohe Gewaltbereitschaft durch unangepasste Kommunikation, Gleichgültigkeit und Non-Empathie, bis zu Ekelreaktionen und das Beibringen von Schmerzen (vgl. Hirsch 2013). Der Heimbezug erfolgt oft akut über ein Krankenhaus ohne Einbeziehung der gewachsenen sozialen Ressourcen. Geplant erfolgt der Umzug mit einer persönlichen Einschätzung der Realität und der eigenen Vorsorge (vgl. Hirsch 2013). Diese Möglichkeit ist für das Outcome der Bewohner die Bessere.

2.2.2 Personelle Gewalt

Die personelle Gewalt ist eine direkte Gewalt. Menschen werden physisch oder und psychisch mit Absicht geschädigt. Es werden Symptome der Bewohner nicht ernst genommen, es kommt zu Fehlapplikationen von Medikamenten, Nahrung wird vorenthalten, und Menschen werden isoliert. Das sind Formen von Gewalt. Offensichtliche Ausübung von Macht sind anschreien, beleidigen, verletzen und fesseln / fixieren. Die Triade der Gewalt gegen alte Menschen benennt noch die kulturelle Gewalt. Hier wird eine gewisse Akzeptanz der Gewalt gegen ältere Menschen und Scham der Opfer benannt (vgl. Hirsch 2001). Oft haben die heutigen Senioren in ihrem Leben schon Gewalt historisch bedingt erlebt und sind in ihrem Selbstverständnis leidensfähig.

2.2.3 Sprachliche Gewalt

Durch sprachliche Unterteilungen in Kategorien werden Menschen mit ihren Eigenschaften bewertet. Dieses hat in der pflegerischen Sprache seinen Bestand gefunden.

In der Pflegewissenschaft wird von der Sachlichkeit und Objektivität gesprochen. Es werden die Diagnosen als Spezifikation der Betreffenden genannt, und es stellt ihn nur mit seinem Handicap dar, wie der Demente oder der Gelähmte. Oft wird von der Tätigkeit gesprochen, wie Fallbesprechung, nicht aber von dem eigentlich Betroffenen. Auch hier muss auch die Pflege sich hinterfragen, ob die Pflegewissenschaft diese Sachlichkeit bis zu Enthumanisieren der Sprache in Veröffentlichungen ertragen möchte (vgl. Staudacher 2015).

2.3 Auswirkung der Gewalt

Friedrich von Hohenstaufen ließ Waisenkinder unterschiedlich aufziehen. Eine Gruppe erhielt weder Ansprache, Aufmerksamkeit noch Geborgenheit. Die andere Gruppe bekam eine soziale Betreuung und Kommunikation. Die Gruppe ohne Bezugsperson verstarb, ohne jemals Sprechen oder soziale Kontakte erlernt zu haben. Das ist keine physische Gewalt, es ist ein Unterlassen. Unterlassen ist also auch Gewalt. Häufig passiert das im Fachgespräch bei Visiten der Ärzte, aber auch durch Pflegepersonal, welches Blickkontakt vermeidet um nicht angesprochen zu werden. Später kommt eine Verrohung der Sprache dazu und ein Herabwürdigen des Bewohners / Patienten als ungleichem Partner in einem Pflegeverhältnis. Es entsteht ein Machtverhältnis der Pflegekraft, sowohl physisch, wie psychisch.

KFN-VIKTIMISIERUNGSBEFRAGUNG 2005 ÄLTERER MENSCHEN DURCH DIE PFLEGE- UND BETREUUNGSPERSON (IN %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

TAB.: 1

Die Befragung von 43 Personen zum Thema der Opferwerdung in unterschiedlichen Pflegestufen ist in der Tabelle 1 dargestellt. Der wichtigste Punkt ist der Verlust der Autonomie, gepaart mit Vernachlässigung durch die Betreuungs- oder Pflegeperson. Die Angaben erfolgen in Prozent.

2.4 Misshandlung

Es gibt Misshandlungen, die nicht essentiell schädigend sind. Die Handelnden sind sich erstmal gar nicht bewußt, dass eine Misshandlung vorliegt. Die Erwartung, dass sich der Bewohner dem Tagesrhythmus anzupassen hat, oder z.Bsp. die Verweigerung von Miederwäsche bei Frauen, werden dazu gezählt. Zahnprothesen oder Brillen werden so weit entfernt gelagert, dass der Betreffende sie nicht mehr selbständig greifen kann. Es erfolgen medikamentöse Ruhigstellung als Fixierung.

Weitere Symptome von Misshandlung zeigen sich durch Verrohung der Sprache, wie bsp. Duzen, Bevormunden oder Sprechverbot. Die offenen Misshandlungen führen zur direkten Schädigung. Respektloser Umgang, keine Reaktion auf die Notrufanlage, kein bedarfsgerechter Wechsel des Inkontinenzmaterials (IKM-Wechsel), aber auch Schlagen und die Tötung von Bewohnern und Patienten sind offene Misshandlungen und direkt schädigend. Das Leiden an Exsikkose oder an einem Dekubitus erfahren ca. 30% der Pflegebedürftigen (vgl. Hirsch 2008). Rationalisierung von Bedürfnissen oder nächtliches Waschen wird als Misshandlung gedeutet. Das Legen eines Dauerkatheters ohne medizinische Indikation oder das Einführen von Analtampons stellen Gewalt dar. Entfernen von Uhren, Kalender oder Handläufe stellen eine Verletzung der Umgebungssicherheit dar und werden ebenfalls als Misshandlungen eingestuft.

Patiententötungen, das heißt aktive Beendigung des Lebens Pflegebedürftiger, ohne dass der Wunsch ihrerseits verbalisiert wurde, ist dann die massivste Form der Gewalt von PFK gegen Bewohner oder Patienten.

2.5 Ursachen der Gewalt

Die Ursachen umfassen individuelle Belastungsfaktoren, wie familiäre Probleme oder ein schlechtes Betriebsklima. Die Zahl des Burn-out steigt, der Zeitdruck, unter dem die Arbeitsverdichtung in der heutigen Pflege passiert, läßt psychische Symptome wie Schlafstörungen zu. Die soziale Vereinsamung erfolgt durch langjährige Schichtarbeit oder aber familiäre Pflegetätigkeit. Mit der Schichtarbeit steigen in den sozialen Ressourcen die Probleme. Wochenenden können nicht mit Freunden verbracht werden, weil die Pflegekraft arbeitet oder ungeplant Dienste übernimmt. Immer wieder erwartet man von Pflege, das sie sich professionalisiert, aber auch dem Idealbild der Mutter entspricht. Sie leistet gerne Mehrarbeit, wenn es dem zu Betreuenden schlecht geht. Sie springt ein, wenn zu den Feiertagen ein Dienst ausfällt. Eigene Ansprüche werden herabgesetzt, um eine gute Pflegearbeit zu leisten.

Manche Pflegende tragen ein hohes Idealbild in sich selbst, welches sich nicht erfüllen läßt (vgl. Gröning 2000).

Totale Institutionen regeln den gesamten Tagesablauf der Bewohner. Durch die Kontrolle werden die sozialen externen Kontakte und die Privatsphäre aufgelöst. Daraus resultierend kommt es zu einer Ungleichheit im Machtverhältnis zwischen Pflegebedürftigen und Pflegekraft. Dies stärkt die gewaltfördernde Strukturen in Einrichtungen (vgl. Hirsch 2015).

3.Methodik

3.1 Untersuchungsplanung

Es gibt unterschiedliche Instrumente der Erfassung von Gewalt in der Pflege. Eine direkte Erfassung in den Pflegeeinrichtungen wird verworfen. Es ist nicht zweckdienlich, eine Erhebung in einem Träger durchzuführen. Bei der Literaturrecherche scheint das Wissen um das Gewaltpotenzial vorhanden sein. Die Reaktionen sind in der Öffentlichkeit Bestürzung und die Frage, wie das Geschehen unentdeckt bleiben konnte (vgl. Rotondo 2006). Die Diskussionen sollte gesellschaftlich und politisch geführt werden.

Ist die erfolgte Verknappung der pflegerischen Ressourcen wirklich eine langfristig optimale Strategie? Eine Definition der Überforderung und Arbeitsverdichtung gehört dazu. Steht die Medizin und Pflege in der Analogie unserer Normen und Werte? (vgl. Schreiner 2001) Die Befragung für diese Studie erfolgt anonym über SurveyMonky. Eine Beantwortungsquote von 25 Fragebögen wird anvisiert.

Der Fragebogen wird entworfen und zum Pretest an 2 Personen geschickt.

3.2 Ethische Bedenken

Pflegekräfte nach ihren Erfahrungen mit Gewalt in Einrichtungen zu befragen, ist auch eine Aufdecken von Missständen innerhalb einer Berufsgruppe.

Bei einer mündlichen Recherche zeigt sich schon eine hohe Dunkelziffer. Man berichtet von Falschdokumentation, von Verweigerung der Toilettengänge, Nichtreichen von Nahrung bis zur Fixierung. Von den behandelnden Ärzten wird der ICD-Schlüssel „ Misshandlungssyndrome“ (T 74) wird kaum genutzt (vgl. Hirsch 2016). Die Vorboten, wie Gereiztheit und Verrohung der Sprache, sollten bekannt sein und zu einem Hinterfragen führen. Hier muss informiert und sensibilisiert werden. Auch die Gesellschaft muss hinterfragen, wie sie mit ihren Pflegefällen umgeht und wie Pflege aussehen soll. Die Last kann nicht allein auf den Pflegekräften liegen.

3.3 Literaturrecherche

Für die ausführliche Literaturrecherche werden die Keywords Macht, Misshandlung, Gewalt und Vernachlässigung verwendet. Die Datenbanken von Springer, wiso.net und Thieme Connect , sowie die Ärztezeitung und die Veröffentlichungen von dem Verlag hogrefe zeigen Ergebnisse, aber auch die Qualitätsberichte des MDS oder schriftliche Arbeiten der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste und Wohlfahrtspflege.

[...]

Fin de l'extrait de 38 pages

Résumé des informations

Titre
Gewalt gegen Pflegebedürftige in Einrichtungen der stationären Altenhilfe
Université
University of Applied Sciences Hamburg
Note
3,0
Auteur
Année
2016
Pages
38
N° de catalogue
V350919
ISBN (ebook)
9783668375758
ISBN (Livre)
9783668375765
Taille d'un fichier
580 KB
Langue
allemand
Mots clés
Gewalt, Pflege, Misshandlung
Citation du texte
Heike Hirschmann (Auteur), 2016, Gewalt gegen Pflegebedürftige in Einrichtungen der stationären Altenhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350919

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Titre: Gewalt gegen Pflegebedürftige in Einrichtungen der stationären Altenhilfe



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