In der vorliegenden Arbeit soll die These, dass die Prätorianergarde als Gewährleister jener tyrannischen Herrschaftszeiten fungierte, entwickelt, untersucht und bewertet werden. Anhand einer Gegenüberstellung der drei Regimes sollen typische Umgangsmuster entlarvt und bilaterale Dynamiken identifiziert werden. Dabei werden Quellenüberlieferungen einschlägiger Historiographen bemüht und moderne Forschungen einbezogen.
Recherchen zu den Prätorianern werden mit nur wenigen, teils viele Jahrzehnte zurückliegenden Monografien und Darstellungen bedient. Als Standardwerk gilt das monumentale Buch „Les cohortes prétoriennes“ von Marcel Durry, welches 1938 in Frankreich erschien, jedoch nie in einer anderssprachigen Ausgabe publiziert wurde.
Eine moderne Studie legt die kanadische Historikerin Sandra Bingham vor. Bereits 1997 veröffentlichte sie den Aufsatz „The Praetorian Guard in the Political and Social Life of Julio-Claudian Rome“. 2013 erschien „The Praetorian Guard. A History of Rome`s Elite Special Forces“, das überwiegend auf ihrem ersten Werk aufbaut. In den Büchern bemüht sich die Autorin um eine wissenschaftliche Gesamtdarstellung der Prätorianergarde und legt dabei den Schwerpunkt auf den dieser Gruppierung immanenten imperialen Charakter. Rezensionen dieses Werkes kritisieren jedoch die nicht ersichtlichen Abgrenzungen zu populärwissenschaftlicher Literatur sowie mangelnde Quellenkritik.
Während durch Binghams und Durrys Werke eine Übersicht zu den die Prätorianer betreffenden Erkenntnissen gewonnen werden kann, gibt es zahlreiche wissenschaftliche Auseinandersetzungen zu den derzeit herrschenden Persönlichkeiten Caligula, Nero und Commodus. Einschlägige Standardliteratur, Artikel und Fachaufsätze bieten eine Grundlage zur Reflexion und thematischen Verarbeitung vom Leben und Wirken der Kaiser. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass beide Parteien, Kaiser sowie Prätorianergarde, vordergründig isoliert untersucht und wissenschaftlich verarbeitet wurden. Eine Verknüpfung der Themen taucht in entsprechenden fachliterarischen Ausführungen allenthalben am Rande oder lediglich punktuell auf.
Für die explizite Betrachtung werden Überlieferungen antiker Autoren herangezogen. Entsprechend der jeweiligen imperialen Epoche berichten sowohl Tacitus, Cassius Dio, Herodian, die Historia Augusta und Sueton als auch Philo von Alexandria und Flavius Josephus von Interaktion und Kommunikation zwischen Kaiser und Garde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kritischer Quellendiskurs
- Hintergrund und Bedeutung der Prätorianergarde
- Funktion unter Augustus
- Funktion unter Tiberius
- Die Garde unter Caligula
- Naevius Sutorius Macro
- Die Akklamation
- Das Ende Macros
- Die Garde unter Caligula
- Funktion unter Caligula
- Die adlocutio als besondere Kommunikationsform
- Missionen für den Kaiser - das Aufgabenspektrum der Garde
- Eine Besonderheit: Steuereintreibung durch die Garde
- Einfluss der Gardemitglieder auf die Ermordung Caligulas
- Die Inauguration des Claudius
- Die Garde und deren Unterstützung Neros
- Gardepräfekt Burrus und die Erhebung des Commodus zum Princeps
- Philosoph und Prätorianerpräfekt versus Kaisermutter
- Muttermord
- Die Garde unter Nero
- Die Pisonische Verschwörung
- Die letzten Jahre bis zum Tod
- Neros Untergang
- Commodus
- Die Prätorianerpräfekten unter Commodus
- Tigidius Perennis und M. Aurelius Cleander
- Cleander
- Das Ende des Commodus
- Bilanz
- Caligula
- Nero
- Commodus
- Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht das komplexe Verhältnis zwischen der Prätorianergarde und den „tyrannischen“ römischen Kaisern Caligula, Nero und Commodus. Sie analysiert, inwiefern die Garde als Garant für diese Herrschaftsformen fungierte und wie sich die gegenseitige Beeinflussung beider Akteure auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung Roms auswirkte.
- Die Rolle der Prätorianergarde in der römischen Kaiserzeit
- Die Beziehung zwischen der Garde und den Kaisern Caligula, Nero und Commodus
- Der Einfluss der Prätorianer auf die Herrschaftsformen der genannten Kaiser
- Die Bedeutung der Prätorianergarde für die Stabilität und den Wandel des römischen Reiches
- Die Frage, inwieweit die Garde als Instrument der Machtausübung oder als unabhängiger Faktor in der römischen Politik agierte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Prätorianergarde als eine der zentralen Institutionen des römischen Prinzipats vor und beleuchtet ihre Bedeutung für die Macht des Kaisers. Sie erläutert die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise der Arbeit.
Kapitel 2 beleuchtet den historischen Hintergrund und die Bedeutung der Prätorianergarde im römischen Herrschaftsmodell. Es untersucht, wie die Garde als Garant für die Sicherheit und Macht des Kaisers fungierte und welche Rolle sie im Kontext der römischen Politik spielte.
Kapitel 3 analysiert die Funktion der Prätorianergarde unter Augustus, dem ersten römischen Kaiser.
Kapitel 4 untersucht die Funktion der Garde unter Tiberius, dem zweiten römischen Kaiser.
Kapitel 5 beleuchtet die Herrschaft Caligulas und die Rolle der Prätorianergarde in diesem Kontext. Es analysiert die Beziehung zwischen Caligula und dem Prätorianerpräfekt Naevius Sutorius Macro und untersucht die Rolle der Garde bei der Akklamation Caligulas zum Kaiser.
Kapitel 6 analysiert die Funktion der Prätorianergarde unter Caligula und untersucht ihre Aufgaben und ihren Einfluss auf den Kaiser.
Kapitel 7 untersucht die Rolle der Prätorianergarde bei der Ermordung Caligulas und die anschließende Inauguration des Claudius.
Kapitel 8 untersucht die Beziehung zwischen der Prätorianergarde und Nero, mit besonderem Fokus auf die Rolle des Gardepräfekten Burrus.
Kapitel 9 analysiert die Pisonische Verschwörung, einen Aufstand gegen Nero, und die Rolle der Prätorianergarde.
Kapitel 10 beschreibt die letzten Jahre der Herrschaft Neros und seinen Untergang.
Kapitel 11 untersucht die Herrschaft des Commodus und die Prätorianerpräfekten unter seiner Regierung, insbesondere Tigidius Perennis und M. Aurelius Cleander.
Kapitel 12 beschreibt das Ende der Herrschaft des Commodus.
Kapitel 13 bietet eine Bilanz der Beziehungen zwischen den Prätorianern und den Kaisern Caligula, Nero und Commodus.
Schlüsselwörter
Prätorianergarde, römische Kaiserzeit, Caligula, Nero, Commodus, Tyrannis, Macht, Einfluss, Herrschaftsformen, politische Geschichte, antike Quellen, Historiographie, Militär, Sicherheit, Stabilität, Wandel.
- Citar trabajo
- Melvin Keske (Autor), 2014, Das wechselseitige Verhältnis zwischen Prätorianern und ‚tyrannischen’ Principes. Untersuchung von Caligula, Nero und Commodus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351351