Das 18. Jahrhundert in Europa ist geprägt von vielen einschneidenden Ereignissen und einem daraus resultierenden Identitäts- und Wertewandel, weshalb es auch als das Zeitalter der Aufklärung bezeichnet wird. Als Grundlagen dieser kulturellen Veränderung sind das vernunftorientierte Denken und das Streben nach Freiheit beziehungsweise Wahrheit zu nennen. Ausgelöst durch die in Frankreich entwickelten neuen Ideale zur menschlichen Erkenntnis, dehnten sich diese Vorstellungen auch in deutschen Gebieten aus. Ein weiterer Grund für die Entstehung einer veränderten europäischen Gesellschaftskultur ist die Verbreitung des Buchdrucks, welcher die steigende Alphabetisierung zur Folge hatte. Eine Folge dieser Entwicklung war auch ein gesteigertes Engagement der breiten Bevölkerungsschichten für politische und gesellschaftliche Problemstellungen.
Eine thematisierte Fragestellung betraf demzufolge auch die Rolle der Frau in Bezug auf die wachsende Gelehrsamkeit. In den vergangenen Jahrhunderten wurde das weibliche Geschlecht auf die Verrichtung ihrer häuslichen Pflichten reduziert und das individuelle Potenzial der meisten Frauen ignoriert. Es bildeten sich Diskussionen zur weiblichen Bestimmung in der Gesellschaft heraus, welche allerding zunächst nicht von den Frauen selbst ausgingen. Diesen aufkommenden Geschlechterdebatten folgte in der Spätaufklärung, welche die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts umfasst, stürmische Gegenreaktionen.
Im Jahre 1807 schrieb Johann Wolfgang von Goethe in seinem Schauspiel „Torquato Tasso“: „Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte“. Dieses Zitat bringt die Problematik der Geschlechterverhältnisse auf den Punkt. Es liegt in der Natur des Mannes durch seine Freiheit etwas Bedeutendes zu erreichen. Dagegen hält sich die Frau nach Goethe an moralische, traditionsgebundene Verhaltensnomen und ist demnach abhängiger von der Gesellschaft. Hier wird das ungleiche Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern deutlich.
Im Verlauf dieser Arbeit möchte ich durch zwei Briefanalysen untersuchen, inwieweit diese Auffassung über das Rollenverständnis von einem weiblichen, wie auch männlichen Vertreter jener Zeit getragen wird. Jedoch erfordert dies zunächst eine kurze Erläuterung zur Bedeutung des Briefes als Kommunikationsmedium, der ich mich im folgenden Punkt widmen werde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Brief als ein neues Artikulationsmedium der Frauen im 18. Jahrhundert
- Das Frauenleben im 18. Jahrhundert: Eine Untersuchung zweier Briefe
- Textanalyse eines Briefes von Johann Gottfried Herder an Caroline Flachsland
- Textanalyse eines Briefes von Dorothea Schlözer an Luise Michaelis
- Die Betrachtung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Briefe in Bezug auf das damalige Frauenbild
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung des Frauenlebens im 18. Jahrhundert anhand zweier Briefauszüge. Ziel ist es, die Rolle der Frau in Bezug auf die wachsende Gelehrsamkeit und die Geschlechterverhältnisse dieser Zeit zu untersuchen.
- Der Brief als Artikulationsmedium für Frauen im 18. Jahrhundert
- Die gesellschaftliche Rolle der Frau im 18. Jahrhundert
- Die Bedeutung von Bildung und Gelehrsamkeit für Frauen
- Die Darstellung von Frauenbildern in den Briefen
- Die Analyse von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Briefen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen geschichtlichen Kontext und führt in die Thematik des Frauenlebens im 18. Jahrhundert ein. Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedeutung des Briefes als Artikulationsmedium für Frauen in einer Zeit, in der ihnen die Möglichkeit zur Veröffentlichung eigener Werke häufig verwehrt blieb. Im dritten Kapitel werden zwei Briefe analysiert, einer von Johann Gottfried Herder an Caroline Flachsland und einer von Dorothea Schlözer an Luise Michaelis. Durch die Analyse der Briefe werden die damaligen Frauenbilder und die Rolle der Frau in der Gesellschaft beleuchtet. Das vierte Kapitel betrachtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Briefe in Bezug auf das Frauenbild. Das Resümee fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Frauenleben, 18. Jahrhundert, Brief, Artikulationsmedium, Geschlechterverhältnisse, Frauenbild, Bildung, Gelehrsamkeit, Textanalyse, Herder, Flachsland, Schlözer, Michaelis.
- Quote paper
- Dorle Schröder (Author), 2015, Eine Darstellung des Frauenlebens im 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351372