Der radikale Pietismus hat durch seine ungeheure schriftstellerische Produktivität bleibenden Einfluss auf die deutsche Literatur hinterlassen. Darüberhinaus handelt es sich um eine für die damalige Zeit sehr extravagante Lebensform. Von Mystik, Schwärmern und Enthusiasten beeinflusst waren die radikalen Pietisten trotz ihrer großen Frömmigkeit nonkonforme Rebellen in ihrer damaligen Gesellschaft. Es gab kommunenartige Rotten, Sexualmagie und viele starke Frauengestalten in dieser für damalige Verhältnisse sehr gut vernetzen Gruppierung, die als Ausgestoßene ein Leben auf der Flucht in die jeweils tolerantesten Fürstentümer des damaligen Deutschland führten. Dennoch sahen sie sich als die wahren Christen an, die eine tiefe Frömmigkeit in ihrem Alltag lebten. Ihr Glaube war geprägt von der Naherwartung der Wiederkunft Christ, was zu völlig anderen Idealen führte, als es der Gesellschaftsnorm entsprach, wie zum Beispiel der Ehelosikeit.
Ein herausragender Vertreter ist Gottfried Arnold. In seinem literarischen Hauptwerk, der Unparteiischen Kirchen- und Ketzerhistorie, wandte er Ideen der Aufklärung auf die Kirchengeschichtsschreibung an und beeinflusste damit diese sowie die weltliche Geschichtsschreibung nachhaltig.
Darüber hinaus sollen wesentliche Aspekte des sogenannten wahren Christentums, wie es Arnold verstand herausgearbeitet werden. Konkret lautet die Fragestellung an die Quelle also: Wie charakterisiert der radikale Pietist Gottfried Arnold den wahren christlichen Glauben und welchen Nutzen weist er der Kirchengeschichte in diesem Zusammenhang zu?
Nach einer vorangestellten Zusammenfassung der historischen Ausgangslage, in welcher das Milieu, in dem die Quelle entstanden ist, analysiert wird, folgt die Quellenkritik, gegliedert nach äußeren und inneren Faktoren. Schließlich folgt eine Interpretation der Quelle auf die oben genannte Fragestellung hin. In einem abschließenden Fazit wird das Wichtigste nochmal kurz zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext
- Quelleninterpretation
- Quellenkritik
- Äußere Quellenkritik
- Innere Quellenkritik
- Quellenkritik
- Interpretation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Werk "Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie" von Gottfried Arnold, einem bedeutenden Vertreter des radikalen Pietismus. Im Fokus steht die Analyse der Rolle der Kirchengeschichtsschreibung im Kontext des "wahren Christentums" nach Arnolds Verständnis. Die Arbeit untersucht, wie Arnold den wahren christlichen Glauben charakterisiert und welchen Nutzen er der Kirchengeschichte in diesem Zusammenhang zuschreibt.
- Die Rolle der Kirchengeschichtsschreibung im radikalen Pietismus
- Arnolds Verständnis vom "wahren Christentum"
- Die Bedeutung von Separation und Heterodoxie im radikalen Pietismus
- Der Einfluss der Aufklärung auf Arnolds Werk
- Die historische und gesellschaftliche Bedeutung von Gottfried Arnold
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Bedeutung des Pietismus in der Kirchengeschichte und stellt Gottfried Arnold und seine "Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie" vor. Der historische Kontext beleuchtet die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die Entstehung der Neuzeit und die Auswirkungen der Aufklärung auf das Denken und die Kirchengeschichte. Die Quellenkritik analysiert die äußeren und inneren Faktoren, die die Interpretation der Quelle beeinflussen. Die Interpretation erörtert Arnolds Verständnis vom wahren Christentum und die Rolle der Kirchengeschichte in diesem Zusammenhang. Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Radikaler Pietismus, Gottfried Arnold, Kirchengeschichtsschreibung, wahres Christentum, Separation, Heterodoxie, Aufklärung, Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie.
- Citar trabajo
- Henriette Gehse (Autor), 2016, Radikaler Pietismus. Der wahre Christ in der Kirchengeschichtsschreibung am Beispiel Gottfried Arnolds, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351602