Das Forum Augusti und die monumentale Geschichtsschreibung des Augustus

Ein Spaziergang durch die römische Geschichte


Dossier / Travail, 2016

14 Pages, Note: 2,0


Extrait


1. Einleitung

Gaius Octavius (Octavian) wurde 63 v. Chr. geboren und war der Großneffe Caesars.[1] Octavian, der spätere Kaiser Augustus, war der Nachfolger Caesars und regierte das römische Reich 56 Jahre lang.[2] In dieser langen Amtszeit trug Octavian viele Namen und Titel bis zu seinem Tod am 19. August 14 n. Chr. in Nola.[3] Seine vielfach geänderten Namen zeigten seinen Sinn für seine Selbstinszenierung. Er spielte verschiedene Rollen und mit jeder Rolle zeigt sich sein unermüdliches Streben nach Macht, z.B. nach seinem Tod wurde Augustus zu den Göttern erhoben und bekam den Ehrentitel Divus Augustus.[4] Augustus verabschiedete sich als großer Schauspieler, der Beifall für seine gespielten Rollen in seiner Herrschaft am Totenbett erwartete.[5]

Seine beeindruckende Selbstdarstellung spiegelt sich jedoch nicht nur in seinen Namen und Titeln wider, sondern auch in vielen Bauten. Augustus beschreibt in seinem Tatenbericht, den Res Gestae, wie er Rom architektonisch veränderte: „Auf Privatgrund habe ich einen Tempel des Mars Ultor und das Augustusforum aus Mitteln der Kriegsbeute errichtet.“[6] Augustus ließ eine Vielzahl von Gebäuden erbauen, jedoch soll der Schwerpunkt dieser Arbeit auf das Augustusforum[7] und den Mars Ultor-Tempel liegen. Augustus stellt sich als außergewöhnlichen Bauherr der Antike dar. Sueton berichtet darüber, dass Augustus der Ansicht war, dass er Rom, die eine Stadt aus Ziegeln war zu einer Stadt aus Marmor verwandelt habe.[8] Das Bild der Stadt aus Marmor gibt auch Sueton in seiner Augustusvita wieder. Hier heißt es:

Rom, das weder Größe und Würde des Reiches entsprechend ausgebaut war und oft durch Überschwemmungen und Brände heimgesucht wurde, verschönerte Augustus in solchem Maße, daß er sich mit Recht rühmen durfte, an Stelle der Stadt Backsteinen, die er übernommen hatte, eine aus Marmor zu hinterlassen. Für die Sicherheit Roms sorgte er, soweit es menschlicher Voraussicht nach möglich war, bis in die ferne Zukunft.[9]

Die vorliegende Arbeit soll sich mit der Selbstdarstellung des Augustus befassen. Das F.A und der Mars-Ultor Tempel sollen hierbei im Fokus stehen. Leitfragen hierzu sind: Welches Geschichtsbild der römischen Geschichte vermittelt Augustus? Wie platziert Augustus sich selbst in den römischen Mythen? Welchen Platz nimmt Mars ein? Welche Botschaft vermitteln die summi viri [10] und welche Schlüsse sind aus ihrer Anordnung zu ziehen? Welche Funktion nimmt Augustus hier ein? Kann man letztendlich von ideologisierter Geschichte sprechen?

Das Ziel soll sein, die Bedeutung des F.A, unter besonderer Berücksichtigung des Mars-Ultor Tempels und der summi viri, auf seine symbolhafte Bedeutung für die augusteische Geschichtsschreibung zu untersuchen. Im ersten Teil soll ein genaues Bild der Architektur des Tempels sowie des F.A geschaffen werden. Durch die Beschreibung und Auswertung der Ausgrabungsdokumentationen, wiedergegeben in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, soll das Bild des F.A möglichst genau skizziert werden. Insbesondere soll auf die summi viri eingegangen werden. Weiterhin soll erläutert werden, wofür das F.A und der Marstempel genutzt wurde. Zuletzt soll zur mythischen Betrachtung die Gottheit Mars kurz dargestellt werden. Werke von Paul Zanker sollen in diesem Bereich nicht ausgeschlossen werden. Unumgänglich ist auch die Augustusbiographie von Jochen Bleicken. Augustus, als pater patriae, mit seinem Sinn für Selbstüberhöhung und seinem Machtstreben fand Ausdruck in dem von ihm erbauten F.A und dem Mars-Ultor Tempel. Diese These wird genauer beleuchtet werden. Als weitere Quellen sollen zeitgenössische Werke, u.a. von Sueton, herangezogen werden. Mit deren Hilfe kann man nur subjektiv ein Bild der damaligen Welt vermittelt bekommen, jedoch können aus ihnen Schlüsse gezogen werden, wie Augustus gesehen werden wollte: Er wollte das Ziel (grie. telos) der römischen Geschichtsschreibung darstellen. Dieses unentbehrliche Machtstreben des Augustus stellt das F.A dar.

2.1 Aufbau des Forum Augusti und seine Baugeschichte

Die kritische Zeitschrift der Altertumswissenschaft Gnomon berichtete im Jahre 1927 über erfreuliche Fortschritte über Grabungen im F.A Der Marstempel war fast völlig freigelegt worden. Alle Elemente des Podiums waren enthalten. Dieser war ein glatt profilierter Marmorunterbau, der nicht wie zuvor angenommen mit Bronze verkleidet war. Vor der Freitreppe lag ein von Metallschranken umschlossener Bezirk, der jedoch unter der Via Alessandrina verborgen war. In der Vorhalle konnte man sehen, dass es eine gleiche Anordnung gab wie im Castortempel. Im Vordergrund standen je zwei Säulenreihen und an den Seiten ebenso je zwei. Die inneren Tempelpflaster waren aus Marmor, dünn und bunt gestaltet und waren auf das 2. Jhd. zu datierten. Bunt war auch eine rechteckige Nische gewesen, mit steilem Stufenpodium, die unter Hadrian erbaut sein soll. Der äußere Aufbau des Tempels konnte aus allen erhaltenen Einzelteilen gut rekonstruiert werden. Der nördlich gelegene Hofraum war sehr zerstört vorgefunden worden. Eine mittelalterliche Zisterne zerstörte die im Süden befindliche innere Abschlusswand. Vieles war unter der Via Bonella begraben. Unter dieser erwartete man auch die gesuchten Bögen des Drusus und des Germanicus. Wenn diese Bögen nicht die gesuchten Bögen wären, müssten diese weiter westlich im späteren erbauten Trojansforum gestanden haben. Die Kunstformen waren auffallend streng, glichen jedoch den damaligen typischen Stil eines Tempelbaus. Großes Interesse galt einer Statue von siebenfacher Lebensgröße, fast 12 Meter hoch. Von der Statue waren Reste der rechten Hand erhalten, die wohl eine Lanze umschloss und Einzelteile des Rückens. Fraglich war, ob es sich um die Abbildung eines Kaisers oder um die eines Gottes handelte. Die Datierung der Statue war ebenso fragwürdig. Ungewiss war auch ob weitere Teile der Statue noch zu finden wären. Die mühevollen Ausgrabungen unter C. Ricci wurden weiter fortgeführt. Für weitere erfolgreiche Resultate musste die Via Bonella weiterhin beseitigt werden. Viele Einzelpfunde konnte man nicht erwarten da die Exedra nur zweigeschossig mit einem Pultdach innen, war. Jedoch war ein großer Kaiserkopf, wahrscheinlich der Kopf Nervas, und ein guterhaltener Panzertorso gefunden worden. Man versuchte weiterhin die Verbindung zum F.A. herzustellen.[11]

In allgemeinen Konsens ist der Gedanke an eine weiße Antike fest verankert, Ausgrabungen belegen jedoch das Gegenteil: die Antike war bunt. Seit 1927 sind die Ausgrabungen weiter fortgeschritten.

Die Ausgrabungen wurden jedoch weiterhin durch die Herrschaft von dem faschistischen Diktator Mussolini in Italien erschwert. Mussolini erbaute in den 30er Jahren des 20. Jhs. die Via dell´ Impero, die sogenannte Straße des Reiches. Mussolinis veränderte Infrastruktur untergräbt bis heute wichtige Bauteile der Antike zur heutigen Rekonstruktion der damaligen Bauten. Mussolini scheint wichtige Eigenpropaganda mit der Anlehnung an die römischen Kaiser betrieben zu haben. Am 23. September 1937 war Augustus 2000ster Jahrestag, den Mussolini für eine einjährige Ausstellung, die Mostra Augustea della Romanitá, zum Zwecke seiner faschistischen Ideologie nutzte.[12]

Die bisherigen archäologischen Untersuchungen helfen Historikern jedoch sehr präzise die damalige Zeit zu rekonstruieren. Das F.A. mit dem dazugehörigen Mars-Ultor Tempel ist eine sehr große Anlage, die das Geschichtsbild, welches Augustus propagierte, perfekt zur Geltung bringt.[13]

Die Erbauung des Forums nahm zahlreiche Jahre in Anspruch. Augustus sprach schon 42 v. Chr. vor der Schlacht von Philippi davon. Jedoch erfolgte die Einweihung des Forums erst 2 v. Chr., wie der römische Historiker Velleius Paterculus von der Einweihung des Mars Ultor-Tempels berichtet:

In Rom aber ereignete sich in ein und demselben Jahr folgendes: Der vergöttlichte Augustus hatte anläßlich der Einweihung des Mars Ultor-Tempels dem römischen Volk mit überaus prächtigen Gladiatorenspielen und einer Seeschlacht einen Augenschmaus geboten – vor nun 30 Jahren, als er selbst und Gallus Caninius Konsuln waren (2 v. Chr.)…[14]

Die Gründe für die lange Bauzeit sind nicht bekannt. Verschiedene WissenschaftlerInnen haben einige Hypothesen dafür aufgestellt. Frau Erika Simon vermutet einen Konflikt bezüglich des Baugrundes. Augustus kaufte diesen aus privaten Mitteln in dem dicht bevölkerten Stadtteil Subura.[15] Herr Jochen Bleicken schildert, dass die Grundbesitzer sich weigerten noch mehr Land zu verkaufen und dass Augustus sich letztendlich mit weniger verfügbaren Platz für den Bau seines Forums als angedacht, begnügen musste.[16] Die Verhandlungen mit den Grundherren nahmen viel Zeit in Anspruch. Das kleine verfügbare Areal stellte Augustus vor einer architektonischen Herausforderungen. Dies sind wahrscheinliche Annahmen weshalb die Bauzeit von der Planung bis zur Einweihung fast 40 Jahre andauerte.

[...]


[1] Christ, Kaiserzeit, S.15.

[2] Junkelmann, Augustus, S.156.

[3] ebd., S.152.

[4] ebd., S. 14.

[5] ebd., S.13.

[6] Augustus, Res Gestae, S.29.

[7] Im Folgenden wird das Forum Augustus der Einfachheit her mit F.A abgekürzt.

[8] Ward-Perkins, J.B., Architektur, S.66.

[9] Sueton, Caesaren, , S. 107.

[10] dt. wichtige Männer

[11] zuletzt angeschaut am 22.08.2016: http://www.jstor.org/stable/27673573, Gerkan, Ausgrabungen, S.55-60.

[12] Ganzert, Augustusforum, S. 7-8.

[13] Bleicken, Augustus, S. 525.

[14] Vell. Paterc. in: Ganzert, Augustusforum, A.I. 16-18.

[15] Simon, Augustus, Forum Augustum.

[16] Bleicken, Augustus, S.529.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Das Forum Augusti und die monumentale Geschichtsschreibung des Augustus
Sous-titre
Ein Spaziergang durch die römische Geschichte
Université
University of Cologne  (Historisches Institut für alte Geschichte)
Cours
Von Octavian zu Augustus
Note
2,0
Auteur
Année
2016
Pages
14
N° de catalogue
V351652
ISBN (ebook)
9783668391772
ISBN (Livre)
9783668391789
Taille d'un fichier
580 KB
Langue
allemand
Mots clés
Augustus, Octavius, Römische Geschichte, Forum Augusti, Marstempel, Rom
Citation du texte
Jennifer Gladbach (Auteur), 2016, Das Forum Augusti und die monumentale Geschichtsschreibung des Augustus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351652

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