Die Germanen. Eine kleine Kulturgeschichte


Elaboration, 2015

18 Pages


Excerpt


Inhalt

Steinzeit

Eisenzeit

Das römische Germanenbild:

Auslöser für den gallischen Krieg:
Caesar und Ariovist:

Arminius:

Der Limes:
Limes Kastelle:

Germania Inferior:

Alltagsleben
Siedlungen:
Religion:
Jupiter-Giganten-Säulen
Bestattungsritus:
Bildliche Darstellungen über die Germanen:

Germanische Stämme:
Die Bataver:
Markomannen:
Die Sueben:
Goten:
Cherusker:
Eburonen:

Literaturverzeichnis

Im römischen Imperium gab es zwei „Völker“, die den Römern immer wieder Schwierigkeiten machten: die Kelten und die Germanen. Wobei die Kelten aufgrund der gallischen Kriege zumindest erobert werden konnten – sieht man von dem Dorf des Asterix ab!

Steinzeit

Im Mesolithikum waren die Germanen des Nordens noch Jäger und Sammler obwohl schon dauerhafte Siedlungen teilweise bewohnt werden. Es kommt dann auch hier zur Domestikation und zur neolithischen Revolution und so dehnt sich das Neolithikum aus. Im Norden geschieht dieser Übertritt erst später.

Im Neolithikum gibt es auf dem Gebiet der Germanen eine große Kulturgruppe die sogenannte Linearbandkeramik. Diese Kultur hat keine mesolithischen Wurzeln. Die Kultur kommt vermutlich aus Anatolien. Die Ausbreitung der Kultur erfolgt unkriegerisch

Eisenzeit

Der Beginn der Eisenzeit vollzog sich ohne nennenswerte Bevölkerungsverschiebungen. Die erste eisenzeitliche Kultur im Bereich des Mittelrheines ist die sogenannte Laufelder Gruppe, die sich noch stark an der UK Zeit orientiert. So ist beispielsweise noch die Brandbestattung vorherrschend. Darüber wurden Grabhügeln aufgeschüttet. Typisch sind Grabhügelfelder mit bis zu 100 Bestattungen.

Der Nachfolger dieser Kultur war die so genannte Hunsrück-Eifel-Kultur – eine späthallstattzeitliche Kultur. Die Kultur wurde weiter ausgebreitet und die Grabbeigaben ändern sich. Waren es davor eher allgemeine Grabbeigaben ohne persönlichen Bezug, wird den Verstorbenen nun persönliches mit ins Jenseits gegeben.[1] Dies spricht für eine Entwicklung des Wohlstandes und das führt wieder zu einer Oberschicht. Dies führte dann in weiterer Folge wieder zu einer Differenzierung bei den Gräbern. So wurden in Gräbern von vierrädrige Wagen als Beigaben gefunden. In den Beigaben lassen sich deutliche Kontakte zum Mittelmeerraum erkennen.

Es entstanden auch hier auf markanten Bergkuppen Höhensiedlungen. Unter anderem auch auf dem Felsen der Loreley. Dieser fällt auf drei Seiten steil bergab und wird von dem dahinerliegenden Bergmassiv durch einen Wall getrennt. Der Wall war durch eine einzige Einfahrt unterbrochen. Der Wall wurde in der sogenannten Pfostenschlitzmauer errichtet – einem typisch keltischen Element. Hölzerne Lang- und Querpfosten bilden ein Gerüst, das mit Steinen aufgefüllt wurde. Nach hinten wurde diese Mauerfront noch verankert und gestützt.

In der La Tene Zeit, die sich hier gleich entwickelt wie beispielsweise bei uns, lässt sich dann in einer Spätphase das Fehlen von typischen Gräbern feststellen. Möglicherweise findet daher im 1. Jh. v. Chr die erste Besiedlung der Germanen in diesem Gebiet statt, die ihre Verstorbenen nur in Urnen begraben. Es kommt teilweise zu einem Zusammenleben der Kelten und der Germanen auf linksrheinischem Gebiet. Im rechtsrheinischen Gebiet können die Germanen ihre Eigenständigkeit bis zumindest 100 n. Chr. beibehalten.[2]

Die Germanen wurden nur teilweiser erobert. Trotzdem wurden diese beiden „Völker“ immer wieder miteinander verglichen. Tacitus[3] meint, dass ihre Sitten besser waren als anderswo die Gesetze. Auch Caesar[4] meint, dass die Germanen anders sind als die Gallier.

Die Germanen gelten bei den Römern als Barbaren. Alle Völker, die nicht das römische Bürgerrecht genossen, waren Fremde und daher Barbaren. Diesen Barbaren unterstellte man, dass sie nicht lateinisch konnten und wild waren. Nicht umsonst gibt es den bei den Römern gefürchteten Begriff furor Teutonicus – der teutonische Zorn, der den Germanen zugeschrieben wird. Vielfach unterstellt man den Barbaren, dass sie nicht fähig waren – weil ihnen die Vernunft fehlte – ein geordnetes Staatswesen führen zu können.[5]

Woher der Name „Germane“ kommt, ist bis heute nicht sicher. Germanus heißt übersetzt nichts Anderes als „echt.“ Möglicherweise habe die Römer die (echten) Kelten – die Galater von den Kelten rechts des Rheines unterschieden.

Viel wahrscheinlich ist aber, dass der Name Germanen von den Römern selber übernommen worden ist. Der Sueben Fürst Ariovist ging von seinem Stammesgebiet rechts des Rheines im Jahre 70 v. Chr in das Innere Galliens. Die dort ansässigen Völker riefen daraufhin die Römer zu Hilfe – der gallische Krieg begann. Eben dieser Sueben König führte den Namen Germanen das erste Mal ein, den die Römer danach übernahmen[6] und bezeichneten alle Stämme östliche des Rheines und nördlich der Donau aus Germanen.

Die Germanen waren aber kein eigenes Volk, sondern die Germanen bestanden aus verschiedenen Stämme, die Gemeinsamkeiten aufweisen, aber auch komplett konträr sein konnten. Bekannte germanische Stämme sind die Kimber, die Teutonen, die Sueben, die Cherusker und die Goten. Es gab daher auch kein eigenes germanisches Reich. Einige dieser Völker drangen auch bis ins römische Territorium vor. So standen die Goten im 4. Jh. v. Chr vor den Toren Roms und die Kimbern und Teutonen kämpften gegen die Römer bei der Schlacht bei Noreia.

Interessant ist auch, dass Cäsar in seinem gallischen Krieg schreibt, dass es eine Zeit gegeben hätte, in der die Gallier den Germanen überlegen gewesen waren und daher Kolonien östlich des Rheins gegründet hätten.[7] Zur Zeit als die Sueben eindrangen, war dies aber nicht mehr der Fall.

Die Römer gewannen im Laufe der Zeit immer bessere Vorstellungen von der Geographie der Germanen. Anfangs bei Caesar galten die Germanen ja noch als Abspaltung der Kelten – deswegen, weil sich Caesar nur bis über den Rhein getraut hatte, aber nicht weiter. Spätere Feldzüge drangen tiefer in das Innere Germaniens vor und damit wurden auch die geographischen Punkte klarer. So wurde die Varusschlacht bei Tacitus bzw. die Ortsangabe dieser Schlacht nicht nur genau definiert durch die Bezeichnung von Flüssen sondern auch durch Eigennamen – Stadtnamen sozusagen.

In der Literatur wurden auch einige Stammesnamen nur vorrübergehend genannt. In diesem Befund ist zu erkennen, dass sich die germanischen Stämme spalteten, neu strukturierten oder zugrunde gingen.[8] Als Beispiel sind hier die Bataver anzuführen, die sich von den Chatten abspalteten.

Obwohl die Germanen als wild und unzivilisiert beschrieben werden, war das sicherlich nicht der Fall. Im Inneren Germaniens gab es immer wieder Stammeswanderungen, das war nur durch ein Straßensystem möglich. Ein Straßensystem, das für Truppenbewegungen von kleineren Truppen ausgelegt war, nicht aber für die Größe einer römischen Legion.

Der erste schriftliche Beleg über die Germanen findet sich in den fasti triumphales aus dem Jahr 222 v. Chr. Dabei handelt es sich um einen Kalender, der die Festzüge erfolgreicher Feldheeren auflistet. Darunter wird ein Marcus Claudius Marcellus genannt, der siegreich in der Schlacht bei Castidium gegen die Germanen und Gallier gewesen ist.[9] Auch Plutarch berichtet danach über die Feldzüge der Kimbern und Teutonen, die er aber nicht Germanen nennt, aber sehr wohl germanische Stämme gewesen sind. Danach liefert uns Caesars Werk Aufschluss über die Germanen.

Die beiden wichtigsten Werke für die Geographie Germaniens sind einerseits Tacitus Germania und andererseits Ptolemaios Werk „Anleitung für das Zeichnen von Landkarten“. Während Tacitus und zwar die Stämme von Norden nach Süden nennt, dabei aber weder auf genaue geografische Gegebenheiten eingeht, geht Ptolemaios als Geograph genau darauf genauer ein. Er nennt 68 Stämme und 94 Städte. Flüsse und Gebirge dienen ihm dazu, die Stammesgebiete voneinander abzutrennen. Unter ihm findet sich auch der Begriff Germania magna. Zur Zeit des Ptolemaios gab es bereits die Provinzen Germania inferior und superior. Germania Magna ist das restliche noch nicht unterworfene Germanien.

Trotz dieser Koloniegründungen unterscheiden sich die Gallier und die Germanen durch wesentliche Merkmale: in Gallien gibt es stadtähnliche Strukturen, in Germanien überhaupt nicht, aus Gallien kennt man Münzen, aus Germanien sind bisher keine eigenen germanischen Münzen bekannt, in Gallien gibt es die Druiden, in Germanien gibt es laut Caesar nicht einmal Götter.[10]

Die Römer erkannten schnell, dass von den Kelten und Germanen die Kelten die leichteren Bündnispartner waren oder die politisch lohnenswerteren – besaßen sie doch das ferrum noricum. So gingen die Römer zunächst daran, die Kelten zu unterwerfen und dadurch auch zwischen sich und das eigentliche römische Kerngebiet eine Bufferzone zu schaffen. Erst im Jahre 16 v. Chr begann die Planung eines germanischen Feldzuges. Auslöser waren die Stämme der Sugambren und Tenkterer, die sich zusammengeschlossen hatten, den Rhein überquert hatten und in den heutigen Niederlanden eine römische Legion beinahe vernichtet hatten. Drei Jahre wurde der Germanienfeldzug vorbereitet. Geführt wurde er von Drusus, der Stiefsohn des Augustus. Er überquerte im Jahre 12 v. Chr den Rhein und drang in das Gebiet der Cherusker ein. Dort starb er aber bei einem Reitunfall. Sein Platz wurde dann vom späteren Kaiser Tiberius eingenommen, der sich aber nach weiteren zwei Jahren zurückzog. Durch den Tod des Drusus änderte sich die Germanenpolitik auch. Zuerst war eine völlige Unterwerfung der germanischen Stämme das Ziel gewesen. Nun war es nur die äußere Beherrschung der germanischen Stämme. So wurde beispielsweise den Hermunduren gestattet, dass sie sich im heutigen Franken niederließen.[11]

Als Tiberius zum „Mitregenten“ ausgerufen worden war, begann der erneut mit den germanischen Kriegen, dabei unterwarfen sich die Cherusker freiwillig. Die gesamte cheruskische Führungsschicht schloss sich den Römern an. Auch Arminius trat in römische Dienste und wurde sogar in den Ritterstand erhoben.

Nach der Befriedung Germaniens erlebten die dort ansässigen Stämme eine langsame Entwicklung zur römischen Provinz, wobei die beiden Provinzen je mit zwei Legionen bewacht wurden. Die Cherusker hatten _ ähnlich wie die Bataver – eine besondere Stellung innerhalb der germanischen Stämme inne. Sie hatten einen Bündnisvertrag mit den Römern. Dadurch erhielten einige der cheruskischen Fürsten das römische Bürgerrecht. Das Land galt im Jahre 9. N. Chr als sicher, zumal innere Konflikte oder Beutezüge durch die römische Präsenz weitgehend nicht mehr vorhanden waren. Stammesfürsten hatten sich an das römische Recht zu halten und dass der Statthalter Varus Konflikte regelte. Römische Strafen wurden exekutiert. Dadurch konnte es natürlich passieren, dass die Meinung der alteingesessenen Adeligen nichts mehr wert war und untergraben wurde. Es begann zu brodeln.

Interessant ist auch, dass Caesar in seinem gallischen Krieg die Germanen den Galliern gegenüberstellt und die Gallier als höherwertige Kultur beschreibt als die der Germanen. Caesars Germanenbild ist sehr einseitig und geprägt von den allgemeinen Topoi der Barbaren. Er beschreibt sie als unzivilisiert, als Nomaden.

Ihm ist also schon damals bewusst, dass es zwischen diesen beiden Kulturen Unterschiede gegeben hat. In der Archäologie lassen sich die Kelten der Latenekultur zuordnen, während es im Norden Deutschlands die sogenannte Jastorfkultur gibt. Diese besitzt keine großen Städte wie die Kelten, sondern einzelne Gehöfte und Weiler. Die Keramik ist handgefertigt – im Gegensatz zu der der Kelten – und eigene Münzprägung war unbekannt. Während die Kelten des griechischen mächtig sind, gibt es bei den Germanen keine eigene Schrift von den einzelnen Buchstaben den Runen einmal abgesehen. Während es bei den Kelten zumindest eine „gebildete“ Gesellschaftsschicht gibt – die Druiden – findet man diese bei den Germanen nicht.[12] Es stimmt also daher archäologisch, dass es – so wie Caesar es berichtete – zwischen diesen beiden Kulturen Unterschiede gegeben hat.

Zwischen der Latenekultur und der Jastorkultur gab es dazwischen ein Gebiet, das im Zentrum der römischen Okkupation stand, aber weder der Latenekultur noch der Jastorfkultur angehört. Es handelt sich vielmehr um eine Kontaktzone zwischen den beiden Kulturen. Dazu muss gesagt werden, dass es in diesem Gebiet aber keine Phänomene nachweisen lassen, die das gesamte Gebiet betreffen. Die Bewohner dieses Gebietes können daher nicht einer eigenen Kultur zugeordnet werden. Auffällig ist, dass man sich auch in diesem Gebiet – mal mehr mal weniger – an der Latenekultur zu orientieren probiert. Dies ist anhand von Importfunden nachzuweisen.

Dennoch gibt es einige Phänomene, die in vielen Bereichen der Kontaktzone zu finden sind. So unter anderem die Versorgung mit Eisen. Eisen wurde lokal verhüttet. Es erscheinen im 2. Jahrhundert und im 1. Jahrhundert speziell geformte Eisenbaren der sogenannte Typ Wartburg. Diese unterscheiden sich von den Eisenbarren der Latenezeit durch die Form.[13]

In der Landwirtschaft fand man fast in der gesamten Kontaktzone Silogruben, in denen größere Getreidemengen (für 1500 Personen) über mehrere Jahre keimfähig eingelagert werden konnten. Sobald man dieses Silo allerdings öffnete, musste der gesamte Inhalt sofort geleert werden. Die in dieser Kontaktzone lebenden Germanen waren also durchaus fähig, vorzudenken, eine gute Überschusswirtschaft zu führen und sich auch selbst zu versorgen.

Als Caesar die westrheinischen Gebiete erobert, kommen auch die oppida östlich des Rheines zu erliegen. Dies wirkt auf den ersten Blick verwunderlich, ist es aber gar nicht, wenn man davon ausgeht, dass die Zentren links und rechts des Rheines miteinander verbunden waren und dadurch möglicherweise wichtige Handelspartner verloren gegangen sind.

Caesar nennt auch sogenannte Germani cisrhenani – Germanen, die sich auf gallischem Gebiet also links des Rheines ansiedelten. Möglicherweise war der Name Germani ein Name für einen eben solchen Stamm und wurde dann gesamt für alle Stämme rechts des Rheines übernommen.

[...]


[1] Rheinisches Landesmuseum, 60

[2] Rheinisches Landesmuseum, 113

[3] Tac. Germ. 19,3

[4] Caes. Bell.Gall. 6, 21ff.

[5] Wolfram, 12

[6] Wolfram, 25

[7] Caes. Bell. Gall. 6, 24

[8] Landesverband, 40

[9] Museum, 21

[10] Caes. Bell. Gall. 6, 21

[11] Wolfram, 36

[12] Landesverband, 47

[13] Landesverband, 49

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Die Germanen. Eine kleine Kulturgeschichte
Author
Year
2015
Pages
18
Catalog Number
V351957
ISBN (eBook)
9783668385047
ISBN (Book)
9783668385054
File size
542 KB
Language
German
Keywords
germanen, eine, kulturgeschichte
Quote paper
Sigrid Vollmann (Author), 2015, Die Germanen. Eine kleine Kulturgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351957

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