Glomerulonephritis nach Operation einer Totalendoprothese von Hüfte oder Knie


Doktorarbeit / Dissertation, 2015

60 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Niere
1.1.1 Funktionen der Niere
1.2 Nierenerkrankung
1.2.1 Autoimmunerkrankung
1.2.2 Glomerulonephritis
1.2.3 Rasche progressive Glomerulonephritis
1.3 Die orthopädischen Implantate
1.3.1 Endoprothese
1.3.2 Werkstoffe/Werkstoffpaarungen
1.3.3 Hüftgelenksprothesen und Kniegelenksprothesen
1.3.4 Komplikationen einer TEP-implantation
1.4 TEP als Konsequenz einer Immunsuppressions-Therapie bei GN
1.5 Ziele dieser Arbeit

2 Material und Methoden
2.1 Studiendesign
2.1.1 Patientenauswahl
2.1.2 Erhobene Patientendaten
2.1.3 Statistische Methoden
2.1.4 Verwendete Nierenwerte
2.1.5 Nierenbiopsie
2.1.6 Werte von Metallabrieb
2.1.7 Zeit der TEP vor der Diagnosestellung und des Wechsels einer TEP
2.1.8 Therapie Verlauf
2.1.9 Einschlusskriterien
2.1.10 Ausschlusskriterien
2.2 Literaturrecherche

3 Ergebnisse
3.1 Allgemeine Patientencharakteristika
3.2 Durchführung der Patientenauswahl mittels SAP-Suchanfrage
3.3 Patienten mit TEP-GN
3.4 Zeitraum zwischen TEP vor GN-Diagnosestellung und TEP wechseln
3.5 Nierenwerte vor und nach TEP-GN

4 Diskussion
4.1 Diskussion der Ergebnisse
4.1.1 Metallabrieb , Metallunverträglichkeit und Glomerulonephritis
4.1.2 Infektion der TEP-Implantate und Glomerulonephritis
4.1.3 Prothese wechseln
4.2 Diskussion der Methodik
4.2.1 Patientenauswahl
4.3 Schlussfolgerung

5 Zusammenfassung

6 Literaturverzeichnis

Danksagung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Kann eine Glomerulonephritis nach einer Operation einer Totalendoprothese der Hüfte oder des Knies entstehen? Operationen von Hüft- und Knieersatzprothesen nehmen fast jedes Jahr in Deutschland zu (Kumar et al. 2013). Unter einer Totalendoprothese (TEP) wird ein künstlicher Gelenkersatz (Gelenkendoprothese) verstanden, wobei das komplette Gelenk ersetzt wird (Fritz et al. 2014). Laut dem Endoprotheseregister in

Deutschland 2014 werden jährlich etwa 390.000 künstliche Hüftprothesen und Knieprothesen implantiert, gleichzeitig sind jedoch jährlich zirka 37.000 Wechseloperationen erforderlich. Über die Gründe ist bisher wenig bekannt (Joachim 2014). Die Komplikationen nach einem Hüft- oder Knieersatz wie zum Beispiel Prothesenlockerung, Prothesenabrieb oder Infektionen sind selten, stellen aber dennoch ein Risiko nach jedem gelenkersetzenden Eingriff dar (Gumpert 2014), (Fritz et al. 2014), (Van Rhee 2009).

Andererseits ist die Glomerulonephritis die zweithäufigste Ursache für ein Nierenversagen. In Deutschland führen 15 % der Glomerulonephritis nach einem Nierenversagen zu einer Dialysepflicht oder Nierentransplantation. Die Ursache ist von dem Immunsystem abhängig. Es entstehen Antigen-vermittle T-Zellen Antiköper oder Autoantikörper, die sich wie bei anderen Autoimmunerkrankungen gegen Körpereigene Strukturen richten. Dadurch werden die Glomeruli beider Nieren entzündet. Dies entwickelt sich jedoch so schnell, dass ohne eine rechtzeitige Behandlung eine Schädigung beider Nieren zustande kommt (Gehring 2014), (Korn 2015), (Siegenthaler et al. 2013). Folgende Zusammenhänge bezüglich Nierenerkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen und Totalendoprothesen sind in der Literatur bereits beschrieben worden:

- Zusammenhang zwischen akutem Nierenversagen nach einer Operation einer Totalendoprothese (Marty et al. 2015), (Jafari et al. 2010). Allergiebedingte Tubulo-interstitielle Nephritis (Dannemann 2014). Akutes Nierenversagen verursacht durch die Gabe von Antibiotika während der Revision einer Totalendoprothese (Lin et. al. 2014).
- Erhöhte Blutspiegel der Metallionen, wenn die Implantate der Totalendoprothesen aus Metall auf Metall bestehen (Durrani et al. 2014).
- Entstehung von Metalabrieb nach einer Totalendoprothese (Morawietz et al. 2014).
- Allergie bedingt können Blindheit und Taubheit nach Totalendoprothese auftreten (Menge 2011).
- Allergie auf Knochenzementbestandteile wird beschrieben (Thomas et al. 2008). Bis jetzt wurde ein Zusammenhang zwischen Glomerulonephritis nach Operation einer Totalendoprothese von Hüfte oder Knie noch nicht beschrieben. Hierzu ist keine Literatur bekannt.

1.1 Niere

1.1.1 Funktionen derNiere

Die Niere ist eine der wichtigsten Organe unseres Körpers. Sie besitzt viele wesentliche Funktionen, wie beispielsweise die Produktion von Hormonen, Resorption von Mineralien und das Filtrieren von Urin sowie das Ausscheiden von Toxinen und Stoffwechselprodukten. Deswegen sind die Strukturen der Nieren und Ihre Funktionen so eng miteinander verknüpft, dass sich eine Pathophysiologische Veränderung auf Schädigung und/oder Funktionsstörung von den Nierenzellen zurückführen lässt (Silbernagel 2013).

1.2 Nierenerkrankung

Nierenerkrankungen können vielfältige Ursachen haben. Beispielsweise kann man die Nierenerkrankungen in angeborene Defekte, wie beispielsweise genetisch bedingte Nierenerkrankungen (Zystenniere), Autoimmunerkrankungen wie (Glomerulonephritiden, Lupus Erythematodes, Wegenersche Granulomatose) und letztlich die erworbenen Nierenerkrankungen wie (Diabetische Nephropathie oder Nierenbeckenentzündungen) einteilen. Eine Veränderung des Nierengewebes kann sowohl die Nierenkörperchen (Glomerulonephritiden) als auch die Nierentubuli (Tubulointerstitielle Nierenerkrankungen) betreffen. Es ist bekannt, dass es akute sowie chronische Erkrankungen der Niere gibt, wobei hier stets das Risiko besteht, dass sich aus einer akuten Nierenerkrankung eine chronische Nierenerkrankung entwickelt (Börsteken 2013), (Kuhlmann 2008).

1.2.1 Autoimmunerkrankung

Das Immunsystem des Körpers schützt vor Krankheit und Infektion. Aber wenn man eine Autoimmunerkrankung hat, greift das Immunsystem irrtümlich gesunde Zellen im Körper an. Autoimmunerkrankungen können viele verschiedene Teile des Körpers betreffen. Keiner weiß, was Autoimmunerkrankungen verursacht. Sie neigen dazu im Kreise von Familien aufzutreten, wobei Frauen ein wesentlich höheres Risiko aufweisen eine Autoimmunerkrankung zu erleiden. Es gibt mehr als 80 Typen von Autoimmunerkrankungen, und einige haben ähnliche Symptome. Hierbei kann zwischen organspezifischen Autoimmunerkrankungen und systemischen Autoimmunerkrankungen unterschieden werden. Zum Beispiel Können Hashimoto- Thyreoiditis, Morbus Bechterew sowie auch Diabetes mellitus Typ 1 als organspezifische Erkrankungen angesehen werden. Dies können die Schilddrüse, die Wirbelsäule bzw. das Pankreas betreffen. Beim systemischen Lupus Erythematodes (SLE), dem Sjögren-Syndrom, sowie der rheumatoiden Arthritis, und der Wegenerschen Granulomatose werden Antigene erkannt, die ubiquitär exprimiert sind wie z.B. Chromatin. Die Abwehrmechanismen richten sich gegen körpereigenes Gewebe. Dieser irrtümliche Angriff hat meist eine gravierende Zerstörung der betroffenen Organe sowie auch der Geweber zufolge und kann schlimmstenfalls zu lebensbedrohenden Zuständen führen (Ionescie 2014), (Klasen 2011).

Die Mechanismen der Gewebeschädigung lassen sich in T und B Zell-abhängige Reaktionen einteilen. Die B-Zell-meditierten Immunerkrankungen werden entweder über IgG/IgM Antworten gegen Autoantigene auf der Zelloberfläche bzw. in der extrazellulären Matrix (entsprechend einer Typ II Hypersensibilitätsreaktion) oder über Immunkomplexe aus Autoantikörpern und löslichen Autoantigenen (entspricht einer Typ III Hypersensibilitätsreaktion) vermittelt (Klasen 2011), (Neumann 2008), (Shaw 2001).

1.2.2 Glomerulonephritis

Der Glomerlus ist ein Bestandteil des Nephrons in der Niere. Der Glomerlus ist für die Filtration des Primärharns verantwortlich. Eine Entzündung des Glomerlus wird als eine Glomerulonephritis bezeichnet. Die Glomerulonephritis verursacht verschiedene entzündliche Veränderungen, welche die Nierenkörperchen besonders die Glomeruli der beiden Nieren zerstören. Eine Glomerulonephritis wird durch eine Autoimmunerkrankung hervorgerufen, im Gegensatz zur Entzündung des Nierenbeckens (Pyelonephritis), die durch Bakterien verursacht wird. Darüber hinaus wird durch eine Entzündung das Abwehrsystem des Körpers weiter aktiviert. Tritt eine Glomerulonephritis, ohne erkennbare und vorherig entstandene Grunderkrankung auf, so wird sie eine primäre Glomerulonephritis genannt. Wenn Jedoch eine andere Krankheit, wie Lupus oder Hepatitis, ursächlich zugrunde liegt, wird dies als sekundäre Glomerulonephritis bezeichnet. Die Herangehensweise bezüglich der Behandlung macht man von den folgenden Faktoren also der genauen Diagnostik und epidemiologischen Eigenschaften dieser Erkrankung abhängig (Siegenthaler et al. 2013), (Couser 1998), (Cybulsky 2000), (Baenkler et. al. 2015).

1.2.2.1 Glomerulonephritis Ursache

Viele Bedingungen können eine Glomerulonephritis begünstigen;jedoch bleibt manchmal die Ursache unbekannt. Allerdings können entzündliche Prozesse der Glomeruli in den Nieren durch verschiedene Ursachen bedingt sein (Navin 2013), (Korn 2015), (Couser 1998), (Freeman 2014).

Infektionen

- Post-Streptokokken Glomerulonephritis: Die Glomerulonephritis kann

zum Beispiel eine Woche oder zwei nach Abklingen einer Halsentzündung (Angina) oder einer Hautinfektion (Impetigo) entstehen. Dies kommt aber eher selten vor. Um mit der Infektion zu kämpfen, erzeugt der Körper spezifische Antikörper, die sich schließlich im Glomeruls ablagern und dort eine Entzündung verursachen. Kinder werden mit größerer Wahrscheinlichkeit nach Streptokokken eine Glomerulonephritis entwickeln, als Erwachsene, wobei bei Kindern eine schnellere Genesung ebenfalls wahrscheinlicher ist (Freeman 2014).

- Bakterielle Endokarditis: Bakterien können sich gelegentlich durch den

Blutstrom zum Herzen ausbreiten. Eine Infektion oder Entzündung der Herzklappen kann die Folge sein. Eine Glomerulonephritis kann auch nach so einer entzündlich Bakteriell bedingten Endokarditis auftreten. Verbindungen zwischen dieser anfänglich im Herzmuskel befindlichen Entzündung und dem späteren Übergreifen auf die Niere ist bis heute nur teilweise geklärt (Freeman 2014).

- Virusinfektionen: Virusinfektionen, wie das menschliche Immunschwäche- Virus (HIV) und die Hepatitis B oder C können Glomerulonephritis auslösen (Freeman 2014).

Autoimmunerkrankung

- Systemischer Lupus Erythematodes (SLE): Eine chronische entzündliche Krankheit kann Organe betreffen und die Haut, Gelenke, Nieren, Blutzellen, Herz und Lungen (Freeman 2014).
- Das Goodpasture Syndrom: Das ist eine seltene immunologische Lungenerkrankung und Nierenerkrankung. Das Syndrom kann so schwer verlaufen, dass die Betroffenen aus den Lungen sowie Glomerulonephritis verbluten (Kalluri 1997).
- IgA-Nephritis: Charakterisiert wird die IgA-Nephritis durch wiederkehrende Episoden des Bluts im Urin. Es ergibt sich diese primäre glomerulare Krankheit aus Ablagerungen von immunoglobulin (IgA) im Glomerulus. Die IgA-Nephritis kann über Jahren ohne erkennbare Symptome fortschreiten (Hans 2007).

1.2.3 Rasche progressive Glomerulonephritis

Die rasche progressive Glomerulonephritis (RPGN) ist ein spezieller Typ der glomerulären Erkrankung. Die RPGN ist ein mikroskopisch halbmondförmig aussehender Prozess aufgrund deren das Versagen der Niere innerhalb von Wochen oder Monaten auftreten werden. Die Diagnose basiert auf der Ermittlung des Kreatinwertes, Urinanalyse, serologische Tests und letztlich der Nierenbiopsie (Baenkler et al. 2001). Es gibt vier verschiedene Klassifikationen einer raschen progressiven Glomerulonephritis im Verlauf (Baenkler et al. 2001), (Gunter 2014).

1. Eine Schädigung durch antibasalmembran Antikörper der Niere führt in 10% zu einer rasch progressiven Glomerulonephritis (Baenkler et al. 2001).
2. Eine nachgewiesene ANCA assoziierte Vaskulitis erhöht das Risiko an einer GN zu erkranken. Darüber hinaus kann auch eine sogenannte renale Verlaufsform der Wegener Granulomatose der Auslöser einer Glomerulonephritis sein (Baenkler et al. 2001).
3. Der Nachweis einer Anlagerung von Immunkomplexen zum Beispiel wie bei einem Lupus Erythematodes, kann in (35 %) der Fälle ebenfalls nachweisbar sein (Baenkler et al. 2001).

Die Behandlung besteht in der Gabe von Glucocorticosteroiden, mit oder ohne Cyclophosphamid, und manchmal Plasmapheresis (Kuhlmann 2008), (Gunter 2014).

1.3 Die orthopädischen Implantate

Die Totalendoprothese, kurz TEP beschreibt ein künstlich gelenkersetzendes Implantat. Beim Implantieren einer Gelenkendoprothese wird entweder das Gelenk teilweise oder vollständig ersetzt (Fritz et al. 2014).

1.3.1 Endoprothese

Bei Endoprothesen handelt es sich um Implantate, welche dauerhaft im Körper verbleiben. Am bekanntesten und häufigsten sind wohl die künstlichen Hüftgelenke. Heutzutage stehen auch Endoprothesen für andere Gelenke zur Verfügung (Kniegelenk, Schultergelenk, seltener auch eine Sprunggelenks-Endoprothese, sowie

Ellenbogengelenks- und Fingergelenksprothesen), wobei arthrotische

Gelenkveränderungen eine häufige Indikation darstellen (Hermichen 2001).

1.3.2 Werkstoffe/Werkstoffpaarungen

Die Femur- und Tibiakomponente eines Knieimplantats bestehen in der Regel aus CoCrMo-Gusslegierungen oder Titan-Legierungen (Nickel 2011), (Stuart et al. 2014), (U.S. Food and Drug Administration 2013).

Typische Gleitpaarungen der beweglichen Gelenke bei TEP sind (Knecht 2006): CoCrMo/Polyethen

Keramik/Keramik Keramik/Polyethen

CoCrMo/CoCrMo

1.3.3 Hüftgelenksprothesen und Kniegelenksprothesen

Laut Endoprotheseregister Deutschland (EPRD) werden jährlich etwa 390.000 künstliche Hüftprothesen und Knieprothesen implantiert. Gleichzeitig sind aber jährlich 37.1 Wechseloperationen erforderlich (Stand Online EPRD 2014). Über die Gründe ist bisher wenig bekannt (Joachim 2014).

1.3.4 Komplikationen einer TEP-implantation

Man kann verschiedene Komplikationen einer Endoprothese unterscheiden (Gumpert 2014), (Förster 2014), (Wirth et al. 2010), (Stürmer 2014).

Prothesenlockerung: bei ca. 8 % aller Gelenkendoprothesen innerhalb von 10 Jahren nach Implantation aufgetreten wurde. Sie trägt zur Instabilität sowie macht eine Revision notwendig (Wirth et al. 2010).

Prothesenabrieb: eine Gelenkendoprothese entwickelte mit der Zeit einen sogenannten Prothesenabrieb. Dabei wird Material der Prothese (z.B. Polyethylen oder Metall) durch die Reibung auf der Gelenkfläche abgerieben und lösen im Gelenkspalt sowohl eine Entzündungsreaktion als auch Metallionen- Exposition aus. Histologisch sind Abriebpartikel und eine erhöhte Anzahl von neutrophilen Granulozyten nachweisbar (Wirth et al. 2010), (Shetty et al. 2006), (Attinger et al. 2014).

Infektion: durch die Operation kann eine Kontamination mit bakteriellen Krankheitserregern erfolgen (Builes-Montaño et al. 2014), (Förster 2014). Herzprobleme (Fukaswa et al. 2012).

Infektionen sind ein Problem im Bereich des Nieren- und Harntraktes (McCleery et al. 2010), (Förster 2014).

1.4 TEP als Konsequenz einer Immunsuppressions-Therapie bei GN

Die Immunsuppression ist bei der Behandlung für die Suppression des körpereigenen Immunsystems notwendig, um die Abstoßung und Zerstörung einer Nierentransplantation zu verhindern. Die immunsupressive Wirkung kann entweder medikamentös durch Immunsuppressiva oder durch Bestrahlung des Knochenmarks erreicht werden. Immunsuppressiva machen Transplantationen wie Nierentransplantation erst möglich. Des Weiteren unterdrücken sie das Immunsystem auch bei Autoimmunerkrankung wie zum Beispiel einer GN oder Lupus Erythematodes, wobei die unerwünschten Nebenwirkungen meist unterschiedlich sind. Die Häufigkeit der Nebenwirkung hängt in erster Linie von der Dosis, die Therapiedauer und dem Krankheitsbild ab. Die Behandlung mit Immunsuppressiva, vor allem am Anfang der Therapie beziehungsweise bei hoher Dosis, erhöht besonders die Infektionsanfälligkeit.

Das geschwächte Immunsystem kann Viren, Bakterien und Pilze nicht mehr so effektiv abwehren wie zuvor. Die Behandlung der Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel einer GN oder eines Lupus Erythematodes führen zu einer Verminderung der Knochendichte (Osteoporose). Dies kann häufig mit einer Knochenfraktur einhergehen, sodass die Patienten später eine TEP-Implantation benötigen. Als weiteres Beispiel kann angeführt werden, dass die Immunsuppressiva bei einer Nierentransplantation, als Nebenwirkung eine Schädigung am Hüftgelenk (Hüftkopfnekrose) verursachen können, die nur durch eine Hüftgelenkprothese (TEP) behandelt werden kann (Häufigkeit ca. 5-10% der Patienten) (Pichlmay 2013), (Rödel 2014), (Niereratgeber 2014), (Geiger et al. 2003).

Weitere mögliche Nebenwirkungen von Immunsuppressiva sind (Pichlmay 2013):

- Diabetes mellitus
- Erhöhte Blutfettwerte Nierenschädigung
- Verminderung der Knochendichte (Osteoporose) danach TEP Muskelschwäche
- Erhöhung des Blutdrucks

1.5 Ziele dieser Arbeit

Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine nicht-interventionelle retrospektive Beobachtungsstudie. Die Fragestellung in meiner Studie ist, ob nach der Operation einer Totalendoprothese (TEP) von Hüfte oder Knie eine Glomerulonephritis entstehen kann und ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden überhaupt gibt. Bis jetzt wurde ein Zusammenhang zwischen Glomerulonephritis nach Operation einer Totalendoprothese der Hüfte oder Knie noch nicht beschrieben. Hierzu ist auch keine Literatur bekannt. Deswegen ist das Ziel dieser klinischen nicht-interventionellen retrospektiven Beobachtungsstudie, Patienten der Nephrologie zu untersuchen, bei denen nachweislich eine Glomerulonephritis nach Operation einer Totalendoprothese der Hüfte oder des Knies diagnostiziert wurde. Ein möglicher Zusammenhang ist zu erarbeiten und gegebenenfalls zu beschreiben.

2 Material und Methoden

2.1 Studiendesign

Bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine nicht-interventionelle retrospektive Beobachtungsstudie, die anhand der vorliegenden Patientenakten (Nephrologie) und Laborergebnisse der Klinik für Inneren Medizin I am Universitätsklinik Ulm angefertigt wurde (Direktor Prof. Dr. T. Seufferlein). Alle Patienten wurden auf der Station der inneren Medizin I des Universitätsklinikums Ulm behandelt. Ein Ethikantrag wurde bei der Ethik-Kommission der Universität Ulm gestellt und zustimmend bewertet (Antragsnummer:12/15).

2.1.1 Patientenauswahl

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden die klinischen Daten von allen Patienten erhoben, bei denen die Diagnose einer Glomerulonephritis und Totalendoprothese festgestellt wurde. Es werden alle Patienten mit TEP (Hüfte und Knie) und Nierenerkrankung ausgesucht. Dann werden die Patienten mit Glomerulonephritis ausgewählt, deren Glomerulonephritis nach einer Operation einer Totalendoprothese der Hüfte oder des Knies aufgetreten ist. Der Zeitraum der Datensammlung lag zwischen dem 01.01.2004 bis 31.12.2014. Die Auswahl der Patienten erfolgte mittels SAP-Suchanfrage. Diese Suchanfrage wurde vom Zentrum für Information und Kommunikation (ZIK) der Universitätsklinikums Ulm unterstützt. Anschließend wurden die betreffenden Patientenakten eingesehen. Fehlende Daten wurden entweder aus den archivierten Arztbriefen oder durch direkte Nachfrage bei den weiterbehandelnden Ärzten der Nephrologie Ambulanz oder bei meinem Betreuer ergänzt.

2.1.2 Erhobene Patientendaten

Alle Daten von den ausgewählten Patienten, die die Kriterien der Studie erfühlten, wurden dann in Diagrammen und Tabellen durch ein Tabellenkalkulationsprogramm (Microsoft Office Excel 2007) bearbeitet und dargestellt. Nach folgenden Fakten wurde gefragt: Geschlecht, Alter, Zeitpunkt der Diagnosestellung nach der TEP-Operation, TEP-wechseln, TEP Implantat und akute sowie die Erhaltungstherapie nach Feststellung der GN, Datum der Nierenbiopsie, Nierenwerte (Serum Kreatinin, GFR, Proteinurin), Autoimmundiagnose werten (ANCAs). Bei jedem Patient wurde geprüft, ob die Diagnose Glomerulonephritis nach einer Operation einer TEP-Hüfte oder knie erfolgte. Davon wurden unterschiedliche Patienten, die nach der Diagnose einer Glomerulonephritis nach einer TEP-Operation herausgefunden.

2.1.3 Statistische Methoden

In Rahmen dieser Studien kam es zu keinerlei Patientenkontakt und keinerlei körperliche Untersuchungen. Die Studie basiert auf Akteneinsicht. Die Daten wurden im Rahmen der Analyse und Bearbeitung vollständig anonymisiert. Eine Zuordnung zu einzelnen Personen ist danach nicht mehr möglich. Es wurden keinerlei personenbezogene Daten veröffentlicht. Die Patienten wurden nummerisch kodiert (z.B. TEP-GN 01, TEP-GN 02, usw.).

Die Dokumentationsanalyse und Bearbeitung der Daten ausschließlich von Patienten mit einer Glomerulonephritis nach der Operation einer Hüfte- oder Knie-TEP wurden mit Hilfe der statistischen Funktionen in Excel durchgeführt (Microsoft Office Excel 2007). Es wurden die Daten der Patienten nummerisch kopiert. Anschließend wurden die Mittelwert, Standardabweichung der einzelnen miteinander zu vergleichenden Gruppen dargestellt.

2.1.4 Verwendete Nierenwerte

Die Darstellung der Nierenwerte, die hier in der Untersuchung erfasst wurden, sind in einer Tabelle beschrieben und die wichtigsten Veränderungen von Nierenwerten in einem (Linien und Diagrammen) Diagramm dargestellt. Die wichtigsten Nierenwerte, die in der Studie behandelt werden, zeigt folgende Tabelle.

Tabelle 1: Die wichtigsten 1 2 3 4 Nierenwerte bei einer Autoimmunerkrankung der Niere (GN.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die in der Tabelle 1 aufgeführten Zahlen sind wie folgt zu interpretieren:

1. Die GFR (Glomeruläre Filtrationsrate) ist das pro Zeiteinheit von den Glomeruli in der Niere filtrierte Volumen. GFR ist einer der wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion (Lang 2007).
2. Unter einer Proteinurie versteht man die Ausscheidung von Protein (Eiweiß) im Urin (klahr et al. 1988).
3. Kreatinin ist das Lactam des Kreatins. Es wird als Abbauprodukt in Muskeln gebildet. Es wird auch konstant über den Urin ausgeschieden. Kreatinin ist eine harnpflichtige Substanz. Die Ausscheidung ist bei jungen Menschen zwischen 21-27 (mg/kg)/(24h), und bei alten Menschen zwischen 6-13 (mg/kg)/(24h). Es wird durch verschiedene Faktoren wie Muskelmasse, Lebensalter, körperliche Aktivität, Geschlecht und Nierenfunktion beeinflusst. Der Normalwert liegt bei 59 - 104 μmol/l (Launay-Vacher 2007).
4. ANCA ist ein Antikörper gegen Zielantigene, welche sich in neutrophilen Granulozyten befinden. p-ANCA ist mit perinukleärer Anfärbung, Hauptantigen ist die Myeloperoxidase und c-ANCA ist mit cytoplasmatischer Anfärbung. In den meisten Fällen der Glomerulonephritis findet man p-ANCA bis zu 65 % im Blut (Kuhlmann 2008).

2.1.5 Nierenbiopsie

Hier wurde die Nierenbiopsie (Greten 2010) ohne Ausnahme bei jedem Patienten als Kriterium gefordert, um eine Glomerulonephritis sicher als Diagnose voraussetzen zu können.

2.1.6 Werte von Metallabrieb

Referenzwerte von Chrom-, Kobalt- und Titanwerten im Blut: Bei Menschen ohne Metallabrieb durch künstliche Gelenke liegen die Referenzwerte von Chrom bei 0,4 μg /l Blut, die von Kobalt bei 0,9 μg und die von Titan bei 15,6 μg bzw. 7,7 μg/l im Blutserum (Lab-Tests online 2004 aus medizinisches Labor Bremen Online Stand im Internet 2014).

2.1.7 Zeit der TEP vor der Diagnosestellung und des Wechsels einer TEP

Es wurde sowohl die Zeit der TEP-Implantierung vor der Diagnosestellung einer primären Autoimmunerkrankung der Niere (GN) als auch die Zeitspanne bis zum darauffolgenden Implantat-Wechsel (wie in der Abbildung 3 dargestellt) erfasst.

2.1.8 Therapie Verlauf

Bei allen Patienten wurden der akute Verlauf während eines stationären Aufenthaltes und die darauffolgenden Therapie-Maßnahmen nach diagnostizierter GN beschrieben.

2.1.9 Einschlusskriterien

Im Rahmen der folgenden Studie wurden alle Patienten aufgenommen, die bestimmte Voraussetzung erfüllen mussten:

Die Patienten mussten sich bis zum Zeitpunkt der Studie in stationärer bzw. ambulanter Behandlung der Sektion Nephrologie des Klinikums für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Ulm befunden haben.

Voraussetzung waren Patienten, die an einer Glomerulonephritis nach Implantation einer Totalendoprothese an Hüfte oder Knie erkrankten. Ein durch Nierenbiopsie gesicherter Nachweis von GN musste vorhanden sein. Nierenwerte vor dem Erkranken an GN mussten bekannt sein.

2.1.10 Ausschlusskriterien

Ausschlusskriterien der Patienten für diese Untersuchung waren:

1. Patienten, die sich nicht in stationärer bzw. ambulanter Behandlung in der Sektion Nephrologie der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Ulm befanden.
2. Patienten, die an einer Glomerulonephritis vor Implantation einer Totalendoprothese an Hüfte oder Knie erkrankt waren.
3. Patienten, die andere Autoimmunerkrankung der Niere als GN vor oder nach einer Implantierten TEP hatten (z. B. Zustand nach Nierentransplantation, Interstitielle Nephritis).
4. Patienten, die eine GN ohne orthopädischen Eingriff entwickelten.

2.2 Literaturrecherche

Darauffolgend wurden die wichtigsten Literaturrecherchen in Bezug auf primäre Autoimmunerkrankungen der Niere besonders der Glomerulonephritis (RPGN, IgANephritis) im Zusammenhang mit TEP-Implantationen an Hüfte oder Knie durchgeführt. Es sollten hier die genaueren Zusammenhänge bezüglich dieser zwei Komponente erschlossen werden.

In der Literatur werden vielfältige Angabe zu Nierenerkrankungen besonders akutes Nierenversagen im Zusammenhang mit einem TEP-Implantat, und Komplikationen der Niere nach einem TEP Implantat beschrieben (Kimmel et al. 2014). Des Weiteren ließen sich in der Literatur Zusammenhänge bezüglich der allergiebedingten Reaktionen nach TEP-Implantation abhängig vom Operationsverfahren insbesondere bei einer TEP vom Typ Metall auf Metall gesucht werden (Bizzotto et al. 2015), (Thomas et al. 2008).

[...]

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Details

Titel
Glomerulonephritis nach Operation einer Totalendoprothese von Hüfte oder Knie
Hochschule
Universität Ulm
Autor
Jahr
2015
Seiten
60
Katalognummer
V352242
ISBN (eBook)
9783668389298
ISBN (Buch)
9783668389304
Dateigröße
970 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
glomerulonephritis, operation, totalendoprothese, hüfte, knie
Arbeit zitieren
Mohammed Albittar (Autor:in), 2015, Glomerulonephritis nach Operation einer Totalendoprothese von Hüfte oder Knie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352242

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