Die Erforschung der Identität, insbesondere der Komponenten die zu ihrer erfolgreichen Entwicklung beitragen, stellt seit jeher eine zentrale und nur interdisziplinär zu bearbeitende Aufgabe humanistisch orientierter Wissenschaften dar.
Im Geflecht unterschiedlichster Einflüsse, deren Wirkmechanismen von der Neurologie über die Psychologie bis zur Soziologie unter jeweils anderen Fragestellungen untersucht werden, beschäftigt sich auch die Pädagogik mit der Rolle sozialer Faktoren bei der Konstruktion einer stabilen und ausgeglichenen Identität. Wie können diese problemadäquat analysiert und in pädagogisch fruchtbare Handlungsmaximen übersetzt werden ?
Solch eine Analyse wird umso schwieriger, je komplexer sich zum einen
das Interaktionsfeld entwickelt und je dynamischer sich zum anderen die externen Umstände verändern. So stellen die großen sozialen Trends unserer Zeit die Pädagogik vor neue Herausforderungen1. Es geht im Kern um die Frage, welche Kompetenzen Heranwachsende brauchen und wie diese erworben werden um sich in einer zunehmend globalisierten, individualisierten und schnelllebigeren Risikogesellschaft 2 als authentisches, innerlich gefestigtes Individuum zu behaupten3.
Sozialpädagogische Identitätsarbeit muss in diesem Kontext als Schaffung von Lebenskohärenz interpretiert werden, die umso schwieriger zu erreichen ist, je fluider die Gesellschaft wird, je stärker traditionelle Grenzen in Fluss geraten, je mehr ehemals statische Konstanten zu dynamischen Variablen werden.
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1 Vgl. Lechner, S.1
2 Vgl. Beck, Ulrich; Risikogesellschaft, Auf dem Weg in eine andere Moderne, München 1986; zitiert aus: Lechner, S.1
3 Vgl. Keupp 2003, S.12
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Das Konzept der sozialphilosophischen Anerkennungstheorie Axel Honneths
- 3. Formen und Dimensionen der Anerkennung
- 3.1 Anerkennungsformen
- 3.1.1 Emotionale Zuwendung
- 3.1.2 Rechtliche Achtung
- 3.1.3 Soziale Wertschätzung
- 3.2 Anerkennungsdimensionen
- 3.1 Anerkennungsformen
- 4. Formen und psychische Folgen sozialer Missachtung
- 5. Pädagogische Handlungsmaximen
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Bedeutung sozialer Anerkennung im Prozess der Identitätsentwicklung. Sie untersucht, wie die sozialphilosophische Anerkennungstheorie von Axel Honneth zu einem Verständnis des Zusammenspiels von sozialer Anerkennung und Identitätsbildung beitragen kann.
- Konzept der sozialphilosophischen Anerkennungstheorie Axel Honneths
- Formen und Dimensionen sozialer Anerkennung
- Folgen sozialer Missachtung für die Identitätsentwicklung
- Pädagogische Handlungsmaximen zur Förderung von Anerkennung und Identitätsentwicklung
- Relevanz von sozialer Anerkennung in einer globalisierten, individualisierten und schnelllebigen Risikogesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung: Die Einleitung beleuchtet die zentrale Bedeutung der Identitätsentwicklung für humanistisch orientierte Wissenschaften und fokussiert die Rolle sozialer Faktoren in diesem Prozess. Die Arbeit betont die Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden Globalisierung, Individualisierung und Schnelllebigkeit unserer Zeit für die pädagogische Identitätsarbeit ergeben. Sie betont die Notwendigkeit, die Kompetenzen zu analysieren, die Heranwachsende benötigen, um sich in dieser Gesellschaft als authentische und innerlich gefestigte Individuen zu behaupten.
- Kapitel 2: Das Konzept der sozialphilosophischen Anerkennungstheorie Axel Honneths: Dieses Kapitel stellt die Anerkennungstheorie von Axel Honneth vor und erklärt, wie sie die soziale Welt als ein System reziproker Anerkennung begreift. Die Arbeit zeigt, wie Honneth die Bedeutung von Anerkennung für die Bildung von Identität und die Kohäsion der Gesellschaft hervorhebt.
- Kapitel 3: Formen und Dimensionen der Anerkennung: In diesem Kapitel werden die drei spezifischen Modi der sozialen Anerkennung, die Honneth identifiziert, erläutert: emotionale Zuwendung, rechtliche Achtung und soziale Wertschätzung. Die Arbeit betont, dass diese Formen nicht hierarchisch angeordnet sind, sondern in ihrem Zusammenspiel die Grundlage für eine gelingende Identitätskonstruktion bilden.
- Kapitel 4: Formen und psychische Folgen sozialer Missachtung: Dieses Kapitel untersucht die Folgen von sozialer Missachtung für die psychische Entwicklung von Individuen. Es zeigt, wie mangelnde Anerkennung negative Auswirkungen auf die Identitätsbildung haben kann und zu psychischen Problemen wie Sucht und Gewalt führen kann.
- Kapitel 5: Pädagogische Handlungsmaximen: Das Kapitel diskutiert pädagogische Handlungsmaximen, die dazu beitragen sollen, ein Umfeld zu schaffen, in dem Heranwachsende die notwendige soziale Anerkennung erfahren können, um eine gesunde Identität zu entwickeln. Es stellt Fragen nach einer möglichen neuen Kultur der Anerkennung in Schule und Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Soziale Anerkennung, Identitätsentwicklung, Axel Honneth, Anerkennungstheorie, emotionale Zuwendung, rechtliche Achtung, soziale Wertschätzung, Missachtung, pädagogische Handlungsmaximen, Risikogesellschaft, Globalisierung, Individualisierung, Interaktion, Kohärenz, Lebenswelt, Authentizität, Fluide Gesellschaft, Traditionen, Grenzüberschreitung, Zugehörigkeit, Sucht, Gewalt, Taylor, Deformiertes Dasein, Leiden, Unterdrückung.
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- Edineia Kleemann (Autor), 2004, Zur Bedeutung sozialer Anerkennung im Prozess der Identitätskonstruktion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35234