Die Familie der Gegenwart hat sich verglichen mit der Familie der Nachkriegszeit stark ausdifferenziert. Klassische Indikatoren dafür sind die abnehmende Heiratsneigung, das spätere Heiratsalter, der Rückgang von Geburtenziffern, sowie die zunehmende Anzahl an Scheidungen und Erwerbsbeteiligung der Frauen (Hill, 2002: 50). Die Pluralisierung von Lebensformen hat Funktion und Bedeutung von Familie verändert. Das Familienmodell der Nachkriegszeit war stark auf die Versorgerehe mit dem männlichen Ernährer und der Frau, die für Haushalt und Kindererziehung zuständig war, ausgerichtet. Gesellschaftliche und ökonomische Zwänge veränderten dieses Familienbild hin zu einer gleichberechtigteren Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, was sowohl die Erwerbsarbeit als auch die Kindererziehung angeht.
Auf diesen Wandel der Familie hat sich Familienpolitik einstellen müssen. Die Arbeit zeigt, dass dies nur teilweise gelingt. Besonders das Thema Heirat und Ehegattensplitting unterstützen noch immer das alte Modell der Versorgerehe, welches mit der Lebenswirklichkeit nur noch wenig gemein hat. Hauptsächliches Thema der Arbeit ist die Anwendung der Rational Choice- Theorie auf die familiären Bereiche Fertilität, Partnerschaft und Scheidung. Damit werden historische und gesellschaftliche Entwicklungen bestimmter familiärer Veränderungen aufgezeigt. Aus der Darstellung und der jeweils anschließenden Überprüfung, inwieweit Familienpolitik die Akteure in ihrem Handeln zu beeinflussen versucht, ergibt sich die Hauptthese dieser Arbeit: der Gesetzgeber sollte versuchen, den Individuen Anreize entsprechend der Rational Choice-Theorie zu offerieren, um seine familienpolitischen Präferenzen durchzusetzen. Optimalerweise schafft Familienpolitik Anreize entsprechend den Bedürfnissen der Individuen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rational Choice-Theorie
- Anwendung
- Fertilität
- Theorien zur Bevölkerungsentwicklung
- Instrumente der Politik
- Partnerschaft/Heirat
- Instrumente der Politik
- Scheidung
- Instrumente der Politik
- Fertilität
- Konklusion
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Anwendung der Rational Choice-Theorie auf familiäre Bereiche wie Fertilität, Partnerschaft und Scheidung. Sie zeigt die Veränderungen des Familienmodells im Vergleich zur Nachkriegszeit auf und untersucht, wie Familienpolitik auf diese Entwicklungen reagiert. Ziel ist es, zu beleuchten, ob und inwiefern Familienpolitik den Individuen Anreize entsprechend der Rational Choice-Theorie bietet, um ihre eigenen Präferenzen zu beeinflussen.
- Veränderung des Familienmodells im Vergleich zur Nachkriegszeit
- Anwendung der Rational Choice-Theorie auf familiäre Entscheidungen
- Bewertung der Rolle von Familienpolitik bei der Gestaltung familiärer Entscheidungen
- Analyse von Instrumenten der Familienpolitik im Hinblick auf ihre Effizienz und Zielerreichung
- Diskussion der Herausforderungen der modernen Familienpolitik im Kontext der Rational Choice-Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Veränderungen des Familienmodells im Vergleich zur Nachkriegszeit, insbesondere die abnehmende Heiratsneigung, das spätere Heiratsalter, den Rückgang von Geburtenziffern sowie die zunehmende Anzahl von Scheidungen und Erwerbsbeteiligung der Frauen. Der Fokus liegt auf der Anpassung der Familienpolitik an diese Entwicklungen und der Frage, inwieweit diese Anpassung gelingt. Die Arbeit stellt die Rational Choice-Theorie als methodisches Instrument zur Analyse familiärer Entscheidungen vor und leitet die Hauptthese ab, dass der Gesetzgeber Anreize entsprechend der Rational Choice-Theorie bieten sollte, um seine familienpolitischen Präferenzen durchzusetzen.
Rational Choice-Theorie
Dieses Kapitel erläutert die Grundprinzipien der Rational Choice-Theorie. Es wird die Annahme von subjektiv rational handelnden Akteuren, die stets die Alternative mit maximalem Nutzen wählen, dargestellt. Der methodologische Individualismus als Grundlage der Theorie wird erörtert und die Rolle von Präferenzen und Handlungsbeschränkungen bei der Entscheidungsfindung erläutert. Zudem wird das RREEMM-Modell vorgestellt, das den Akteur als ein intelligentes, phantasievolles und kreatives Wesen sieht, das mit bestimmten Beschränkungen konfrontiert ist. Die Bedeutung von gesellschaftlichen Normen und Traditionen für die Präferenzen der Akteure sowie der Wandel von Rechts- und Gesellschaftsnormen in Bezug auf Familienentscheidungen werden dargestellt.
Anwendung
Fertilität
Dieser Abschnitt analysiert die Anwendung der Rational Choice-Theorie auf die familiäre Entscheidung für oder gegen Kinder. Es werden Theorien zur Bevölkerungsentwicklung diskutiert und Instrumente der Familienpolitik, die die Fertilitätsraten beeinflussen sollen, vorgestellt. Die Arbeit beleuchtet, inwieweit die Familienpolitik die Kosten für Kindererziehung und die Entscheidungen der Individuen in Bezug auf Elternschaft beeinflussen kann.
Partnerschaft/Heirat
Dieser Abschnitt beleuchtet die Anwendung der Rational Choice-Theorie auf die Wahl einer Partnerschaft und Heirat. Es werden verschiedene Aspekte der Partnerschafts- und Heiratsentscheidung im Kontext der Rational Choice-Theorie analysiert und die Rolle von Instrumenten der Familienpolitik, die den Prozess der Partnerschaftsbildung und Heirat beeinflussen, beleuchtet. Die Arbeit geht auf die Frage ein, inwieweit die Familienpolitik das traditionelle Versorgermodell unterstützt und ob dies mit der Lebenswirklichkeit vereinbar ist.
Scheidung
Dieser Abschnitt analysiert die Anwendung der Rational Choice-Theorie auf die Entscheidung für eine Scheidung. Es werden die Kosten und Nutzen einer Scheidung im Kontext der Rational Choice-Theorie betrachtet und die Rolle von Instrumenten der Familienpolitik, die den Scheidungsprozess beeinflussen sollen, erörtert. Die Arbeit geht auf die Frage ein, inwieweit die Familienpolitik den Individuen bei der Entscheidungsfindung zwischen der Fortsetzung einer unglücklichen Ehe und einer Scheidung Anreize bietet.
Schlüsselwörter
Rational Choice, Familienpolitik, Fertilität, Partnerschaft, Heirat, Scheidung, Lebensformen, Familienmodell, Präferenzen, Nutzenmaximierung, Instrumente der Politik, Versorgermodell, Gesellschaftliche Normen, Bevölkerungsentwicklung
- Quote paper
- Carola Felber (Author), 2004, Rational Choice und Familienpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35247