Die Notwendigkeit einer einheitlichen Finanzpolitik in der Europäischen Union erklärt
sich beispielsweise aus folgenden vier Argumenten:
1. Die Geldpolitik allein reicht nicht aus, um bei sinkenden Preisen stabilisierend
auf die Wirtschaft zu wirken. Nominelle Zinsen können nicht negativ sein, also
kann es auch der Realzins nicht sein. So könnte sich eine Liquiditätsfalle
ergeben. Japan sollte hier als schlechtes Beispiel dienen.
2. Geldpolitik ist hinsichtlich einer Zielsetzung nicht sehr leicht zu handhaben, da
die genauen Auswirklungen nicht abzuschätzen sind. Finanzpolitik ist zielorientierter
möglich und somit besser berechenbar und effizienter. Außerdem
kann Finanzpolitik direkter auf den realen Sektor einwirken.
3. Ein weiteres Argument für eine europaeinheitliche Finanzpolitik lässt sich aus
den zyklischen Entwicklungen ableiten, die sich asymmetrisch auf die einzelnen
Mitgliedsstaaten auswirken. Eigentlich ist es Aufgabe des Wechselkurses, z.B.
den Import von Inflation zu verhindern. Die Zins- und Preisunterschiede in den
verschiedenen Mitgliedsstaaten können nach der Währungsunion nicht mehr
über den Wechselkurs ausgeglichen werden, da durch die Währungsunion kein
Wechselkurs mehr existiert. Demnach muss die Geldpolitik durch die Finanzpolitik
ergänzt werden. Vor allem die kleinen Länder des Euro-Raumes haben
ein verstärktes Interesse an einer einheitlichen Finanzpolitik, da die Auswirkungen
auf sie durch die großen Mitgliedsstaaten deutlicher zu spüren sind, als
andersherum.
4. Supranationale Regeln für die Finanzpolitik fördern erheblich das Vertrauen der
Mitgliedsstaaten untereinander. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Die Notwendigkeit einer einheitlichen Finanzpolitik in der Europäischen Union
- Der Stabilitäts- und Wachstumspakt
- Die Motive für die Verabschiedung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
- Kritik am Stabilitäts- und Wachstumspakt
- Aktueller Stand der Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Rolle der Finanzpolitik in der Europäischen Union, insbesondere die Notwendigkeit und Auswirkungen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Er beleuchtet die Motive hinter der Einführung des Paktes und analysiert die wichtigsten Kritikpunkte.
- Die Notwendigkeit einer einheitlichen Finanzpolitik in der Währungsunion
- Die Ziele und Regelungen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
- Die Argumente für und gegen den Pakt
- Die Auswirkungen des Paktes auf die Wirtschaftsentwicklung der Mitgliedsstaaten
- Die aktuelle Debatte um die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Notwendigkeit einer einheitlichen Finanzpolitik in der Europäischen Union
Der Text argumentiert, dass eine einheitliche Finanzpolitik in der Europäischen Union notwendig ist, um die Stabilität der gemeinsamen Währung zu gewährleisten. Er erläutert die Gründe, warum die Geldpolitik allein nicht ausreicht, um die Wirtschaft zu stabilisieren und warum eine gemeinsame Finanzpolitik zur Ergänzung der Geldpolitik erforderlich ist.
Der Stabilitäts- und Wachstumspakt
Dieser Abschnitt stellt den Stabilitäts- und Wachstumspakt als ein Instrument der einheitlichen Finanzpolitik vor. Er beschreibt die wichtigsten Regelungen des Paktes, die die Netto-Neuverschuldung und die Gesamtverschuldung der Mitgliedsstaaten begrenzen.
Die Motive für die Verabschiedung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
Der Text analysiert die Hauptmotive für die Verabschiedung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes, darunter die Notwendigkeit der finanzpolitischen Disziplin, die Vermeidung von Spill-over-Effekten durch Zinsgefälle und Preisunterschiede und die Gewährleistung der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank.
Kritik am Stabilitäts- und Wachstumspakt
Dieser Abschnitt beleuchtet die Kritikpunkte am Stabilitäts- und Wachstumspakt, insbesondere die willkürliche Festlegung der Neuverschuldungsgrenze, die Einschränkung der Flexibilität der Finanzpolitik und die negativen Auswirkungen auf staatliche Investitionen.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf die Themen Finanzpolitik, Stabilitäts- und Wachstumspakt, Währungsunion, Euro, Preisstabilität, Staatsverschuldung, Spill-over-Effekte, Geldpolitik, Flexibilität, Investitionen und Wirtschaftsentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Mario Göttling (Autor:in), 2005, Die Rolle der Finanzpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35252