In der vorliegenden Diplomarbeit geht es um den medikamentösen
Schwangerschaftsabbruch durch Mifegyne in Verbindung mit
Prostaglandinen. Dieser medikamentöse Schwangerschaftsabbruch ist in
Frankreich bereits seit 1988 möglich. Im Laufe der Jahre erfolgte die
Zulassung von Mifegyne, dem Mittel, das einen medikamentösen
Schwangerschaftsabbruch ermöglicht, in verschiedenen anderen Ländern. In
Deutschland schuf erstmalig der Regierungswechsel 1998 von der Christlich
Demokratischen Union auf die Sozialdemokratische Partei Deutschlands die
politischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Zulassungsantrag. Die
sich anschließende öffentliche Diskussion um Mifegyne wurde sehr
emotional geführt und weckte bei mir erstmalig das Interesse, mich mit dem
Thema des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs näher zu
beschäftigen.
Vordergründig ging es in der öffentlichen Diskussion um die vermeintlich
schonendere und bessere Methode eines Schwangerschaftsabbruchs. Sie
wurde aber auch dazu benutzt, das Recht der Frauen auf Abbruch einer
ungewollten Schwangerschaft grundsätzlich in Frage zu stellen. Mir wurde
schnell klar, dass zu der Diskussion um den medikamentösen
Schwangerschaftsabbruch auch die Geschichte des Schwangerschaftsabbruchs
generell gehört. Im Folgenden werde ich deshalb zur Einführung
die Geschichte des Schwangerschaftsabbruchs kurz darstellen.
Die Debatte um den Schwangerschaftsabbruch hat eine über Jahrtausende
alte Geschichte. Der Schwangerschaftsabbruch selbst ist wahrscheinlich so
alt wie die Menschheit. (Vgl. Jütte 1993, S. 27 und 28)
In allen Kulturen und Gesellschaften wurde das Wissen zum Thema der
Geburtenkontrolle überliefert. Es waren pflanzliche und mechanische Mittel
zur Empfängnisverhütung bekannt und es gab ebenfalls verschiedene
Methoden eine Schwangerschaft abzubrechen. (Vgl. Jerouschek 1988,
S. 26) Als Beispiel möchte ich hier den Sadebaum nennen. Er steht heute als
Immergrünpflanze auf vielen Friedhöfen. Das Gift des Strauches hat eine
zweitausend Jahre alte Geschichte als Mittel eine Schwangerschaft
abzubrechen. Es wurde aus den frischen Zweigtrieben gewonnen und als
Trank eingenommen. In falscher Dosierung getrunken, konnte das Mittel wie
viele andere jedoch tödlich sein. In alten Kräuterbüchern wird es, neben
anderen Möglichkeiten, mit Anleitung zur Herstellung, als Abortivum
(lateinisch = Abtreibungsmittel) genannt. Das Wissen um nahezu alle diese
Mittel ist allmählich verlorengegangen. (Vgl. Jerouschek 1993, S. 14 und 17) [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Empfängnis und Schwangerschaft
- 2.1. Der Eisprung
- 2.2. Die Samenzellen auf dem Weg zur befruchteten Eizelle
- 2.3. Befruchtung und Einnistung
- 2.4. Die zeitliche Berechnung einer Schwangerschaft
- 2.5. Die Schwangerschaft
- 2.5.1. Die Embryonalphase
- 2.5.2. Die Fetalphase
- 2.6. Ausblick
- 3. Methoden des Schwangerschaftsabbruchs
- 3.1. Die Betäubung
- 3.1.1. Die Vollnarkose
- 3.1.2. Die örtliche Betäubung
- 3.2. Die Ausschabung (Abrasio)
- 3.3. Die Absaugung (Vakuumkürettage)
- 3.4. Die Abdominale Hystrotomie (Sectio parva)
- 3.5. Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch
- 3.6. Eine Gegenüberstellung der verschiedenen Methoden zum Abbruch einer Frühschwangerschaft
- 3.7. Zusammenfassung
- 4. Geschichte des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs
- 4.1. Die Hormonforschung beginnt
- 4.2. Die Anfänge der Forschung an der Fruchtbarkeitskontrolle
- 4.3. Der Durchbruch mit RU 38486
- 4.4. Das Antiprogesteron und die Prostaglandine
- 4.5. Der lange Weg bis zur freien Nutzung
- 4.5.1. RU 486 im „Entdeckungsland" Frankreich
- 4.5.2. RU 486 in China
- 4.5.3. RU 486 in England
- 4.5.4. RU 486 in den USA
- 4.5.5. RU 486 in Deutschland
- 4.6. Fazit
- 5. Wirkungsweise und Anwendung von Mifegyne
- 5.1. Die Rolle der Hormone
- 5.1.1. Die wichtigsten Hormone zur Steuerung der weiblichen Fortpflanzung
- 5.1.2. Der Menstruationszyklus
- 5.1.3. Die Hormone der Schwangerschaft
- 5.2. Die Antihormone
- 5.3. Die Prostaglandine
- 5.3.1. Aufgaben der Prostaglandine
- 5.3.2. Die Prostaglandine und das Progesteron
- 5.3.3. Die Prostaglandine und der Zyklus
- 5.3.4. Die Prostaglandine und die Schwangerschaft
- 5.3.5. Zusammenfassung
- 5.4. Die Wirkungsweise von Mifegyne
- 5.4.1. Nach der Einnahme von Mifegyne
- 5.4.2. Die „perfekte“ Kombination
- 5.5. Anwendungsgebiete von Mifegyne
- 5.6. Kontraindikationen bei einer Anwendung von Mifegyne
- 5.7. Zukünftige Anwendungsgebiete von Mifegyne
- 5.8. Neue Entwicklungen beim medikamentösen Schwangerschaftsabbruch
- 5.8.1. Die Einnahme von Prostaglandinen zu Hause
- 5.8.2. Die Erweiterung des Anwendungszeitraums von Mifegyne
- 6. Praktische Erfahrungen mit Mifegyne
- 6.1. Praktische Erfahrungen in Frankreich
- 6.2. Praktische Erfahrungen in Österreich
- 6.3. Praktische Erfahrungen in Deutschland
- 6.3.1. Warum ist der medikamentöse Abbruch mit Mifegyne und Prostaglandinen in Deutschland so wenig etabliert?
- 6.4. Zwei betroffene Frauen berichten
- 6.5. Psychische Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs
- 6.6. Fazit
- 7. Verantwortung und Selbstbestimmung der Frau bei einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch
- 7.1. Definition des Begriffs Verantwortung
- 7.2. Definition des Begriffs Selbstbestimmung
- 7.3. Gründe für und gegen einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch
- 7.4. Die Wahlfreiheit
- 7.5. Eine Chance die Verantwortung zu übernehmen
- 7.6. Zusammenfassung
- 8. Sozialpädagogische Konsequenzen
- 8.1. Konsequenzen für die Sexualpädagogik
- 8.1.1. Die Sexualaufklärung
- 8.1.2. Ziel der Sexualaufklärung
- 8.1.3. Was bedeutet Mifegyne für die Sexualaufklärung?
- 8.2. Konsequenzen für die Schwangerschaftskonfliktberatung
- 8.2.1. Die rechtliche Seite der Schwangerschaftskonfliktberatung
- 8.2.2. Die fachliche Seite der Schwangerschaftskonfliktberatung
- 8.2.3. Was bedeutet Mifegyne für die Schwangerschaftskonfliktberatung?
- 8.2.4. Fazit
- 9. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch mit dem Präparat Mifegyne. Ziel ist es, die Wirkungsweise, Anwendung und die praktischen Erfahrungen mit Mifegyne zu beleuchten. Dabei werden die Geschichte der medikamentösen Schwangerschaftsabbruchmethode, die Rolle der Hormone und die ethischen und sozialpädagogischen Aspekte des Themas untersucht.
- Die Wirkungsweise von Mifegyne und der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch
- Die Geschichte des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs
- Die ethischen und rechtlichen Aspekte des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs
- Praktische Erfahrungen mit Mifegyne
- Sozialpädagogische Konsequenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs. Kapitel 2 beleuchtet die Empfängnis und Schwangerschaft, indem es auf den Eisprung, die Befruchtung, die Einnistung und die verschiedenen Phasen der Schwangerschaft eingeht. Kapitel 3 stellt die verschiedenen Methoden des Schwangerschaftsabbruchs vor, wobei der Schwerpunkt auf dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne liegt. Die Geschichte des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs wird in Kapitel 4 detailliert beschrieben, mit einem Fokus auf die Entwicklung von RU 486 und die verschiedenen Stadien seiner Einführung in verschiedenen Ländern. In Kapitel 5 wird die Wirkungsweise und Anwendung von Mifegyne näher untersucht, einschließlich der Rolle der Hormone, der Prostaglandine und der Anwendungsgebiete und Kontraindikationen. Kapitel 6 präsentiert praktische Erfahrungen mit Mifegyne in Frankreich, Österreich und Deutschland. Die psychischen Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs werden ebenfalls beleuchtet. Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Verantwortung und Selbstbestimmung der Frau im Kontext des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs. Schließlich beleuchtet Kapitel 8 die sozialpädagogischen Konsequenzen des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs für die Sexualpädagogik und die Schwangerschaftskonfliktberatung.
Schlüsselwörter
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch, Mifegyne, RU 486, Antiprogesteron, Prostaglandine, Hormone, Schwangerschaft, Empfängnis, Sexualpädagogik, Schwangerschaftskonfliktberatung, Selbstbestimmung, Verantwortung, Frauenrechte, Reproduktionsmedizin.
- Quote paper
- Natascha Böger (Author), 2004, Mifegyne - Chancen und Risiken des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35264